Gynäkologe?

Fragen und Tipps: Bürokratie, dänisches Recht, usw.
udo66

Beitrag von udo66 »

Ich kenne mittlerweile kein besseres System als das der Hausaerzte hier in DK.
Die koennen mehr als der dt. Allgemeinarzt +Gynaekologie/Untersuchungen + Kinderheilkunde!
Mit wenig Labor und logischen Denken erreicht man viel mehr.
Blutdruck messen, allgemein Befinden abchecken und Zuhoeren und die richtigen Fragen stellen.
Bei akuten Beschwerden wird oft sehr schnell ueberwiesen und oft ist es selbst bei Bauchschmerzen "nur" eine Viruserkrankung, kann man sich das Penicillin sparen bei Mittelohrentzuendungen und sind die meisten Mandelentzuendungen "ueberbehandelt" mit Penicillin.
Meist reicht ein Tropfen Blut um das C>reaktive Protein zu messen plus Temperatur. Das Stetoskop ist oft nach Meinung des Chefs Relikt aus alten Zeiten, ebenso wie der weisse Kittel, der Bakterienfaenger ist. Puls, Blutdruck und Allgemeinbefinden reichen oft aus.
Dann kommt die Erfahrung dazu. Oft kann man mit einer guten Intuition, Erfahrung und Laborwerten ne ganze Menge Krankheiten logisch aussschliessen. Wenn eine Schwangere Beschwerden hat, wird das ernst genommen. Es werden generell weniger Medikamente eingesetzt als in Deutschland, also es wird schmalspuriger gefahren. Die meisten Diaren gehen auch nach 1 Woche mit Imodium wieder weg, akute Behandlung von Migræne ist international gleich mittlerweile. Die Sekretaerinnen schaffen die Termine und die Krankenschwestern machen Astmastunde/Diabetes mit Unterricht plus Warzen wegmachen.
EKG und Schnelllabor mit 4 wichtigen Parametern(Haemoglobin, Blutzucker, Cholesterin und Crp) plus Urin-staebchen reichen voellig aus.
Bei hohem Fieber untersucht man im Ausschlussverfahren via Labor und Stetoskop eine ernstere Erkrankung und gibt Fiebermittel - egal ob Kinder oder Erwachsene. Sonst ueberweist man ins Krankenhaus - ggf. auch Roententhorax.
Genaeht wird gerne mal zwischendurch bei kleinen Haushalts-/Handwerker
schnittwunden. Alles was noch auf eigenen Beinen laufen kann und sich nicht gerade kruemmt vor Schmerzen wird auch gerne behandelt - sowie alle Routineimpfungen plus Tetanus. Stuhlproben werden bei Verdacht weggeschickt und das dauert 3 Tage zum Ergebnis.
Fertig ist die Arztpraxis. Ausserdem wird jede Taetigkeit gebucht und im Computer geschrieben als Kurzjournal.
D.
Uli88
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Beiträge: 80
Registriert: 24.07.2006, 23:22
Wohnort: DK

Beitrag von Uli88 »

Ja, den NUVARING bekommst du ohne Probleme hier in DK.

@Dackelwurm:

Ich kann mich Deiner Meinung leider nicht anschließen. Ich denke, dass die Ärtze in Dtl. deutlich besser ausgebildet sind. Ein befreundeter (dt.) Arzt z.B. verbringt viele freie Wochenenden damit, sich fortzubilden und ich kann mir nicht vorstellen, dass man diese Fortbildungen damit aufwiegen kann, Patienten anzuschauen und Paracetamol zu verschreiben.(offensichtlich das Wundermittel schlechthin hier in DK)

Um nur einige Beispiele zu nennen:

Meine Freundin ist letzes Jahr mit einer zu spät erkannten beidseitigen Lungenentzündung im Krankenhaus gelandet und hat es fast nicht überlebt, da sie Wochen vorher immer wieder von ihrem ach so tollen dänischen Hausarzt nach Hause geschickt wurde, da es sich hier nur um "ganz normalen Husten" handle.

Die Tochter einer anderen Freundin hat ebenfalle eine Lungenentzündung verschleppt, die von ihrem Hausarzt nicht erkannt wurde.

Der 2 Monate alte Sohn einer anderen Freundin wurde nicht untersucht, obwohl er hohes Fieber und Husten hatte.("heute (Freitag) haben wir leider keinen Termin frei, kommen sie doch am Montag, wenn ihr Kind noch Fieber hat")- 2 Tage später wurde in der Notfallambulanz eine Lungenentzündung festgestellt.

Eine weitere Freundin hätte fast ihr Baby verloren, weil die Ärzte eine Infektion übersehen haben.

Der Sohn meiner Freundin leidet unter Artritis und wird nicht ernst genommen und wurde erst nach monatelangem Leiden in einer Klinik genauer untersucht.

Nach Verätzung eines Auges hatte man leider am Tag nach dem Geschehen keine Zeit, das Auge noch einmal anzuschauen..

Ein Bruch im Kniegelenk wurde nicht erkannt und als oprationsbedürftiger Bänderriss eingestuft.-Erst nach einer Kernspind in Deutschland war klar, dass es KEIN Bänderiss war.



...ich könnte die Liste endlos fortführen.

Ich habe kein Vertrauen zu den dänischen Ärzten. -So lange man weiß, was man hat, kann man hier gut zum Arzt gehen, um sich die nötigen Medikamente zu holen. -Bin ich im Zweifel, setze ich mich garantiert ins Auto und fahre nach Deutschland.
udo66

Beitrag von udo66 »

@Dackelwurm:

Ich kann mich Deiner Meinung leider nicht anschließen. Ich denke, dass die Ärtze in Dtl. deutlich besser ausgebildet sind. Ein befreundeter (dt.) Arzt z.B. verbringt viele freie Wochenenden damit, sich fortzubilden und ich kann mir nicht vorstellen, dass man diese Fortbildungen damit aufwiegen kann, Patienten anzuschauen und Paracetamol zu verschreiben.(offensichtlich das Wundermittel schlechthin hier in DK)

@Uli88 ich mich deiner Meinung aber auch nicht!
....Du verallgemeinerst :D - du gehst davon aus, dass in Daenemark die Aerzte sich nicht fortbilden - wir waren sehr gruendlich in der Praxis mit Labor und Krankenschwestern. Hatten oft Unterricht und mein Chef war in Schweden Kinderarzt. Kurse und Praktika - ausserdem arbeitest du die ersten 4 Jahre im Krankenhaus in allen grossen Faechern und bildest dir selber einen Schwerpunkt.
Im Aerztehaus wo ich war, haben wir sehr gruendlich untersucht.
Zwar sieht das einfach aus, weil man mit Erfahrung bei Halsentzuendungen viel durch angucken, test und abstrich und minilabor fast 100 prozent untersuchen kann - manchmal gibt es aber zum Beispiel Lungenentzuendungen, die man atypische Pneumonien nennt -mit Atemabhaengigen schmerzen wo der Crp-Wert niedrig war. Oft war das dann ein viraler Lungeninfekt , selbst beim abhoeren konnte man nix entdecken - zum absichern habe ich dann Penicillin verschrieben und dann einige Male aerger bekommen - weil in skandinavien die Penicillinresistenz niedrig gehalten werden soll durch gezielten und logischen Einsatz und nicht durch "Kamelle alaaf"
- wenn es laenger gedauert hat mit Husten war Røntgen am selben Tag noch angesagt.
Wir wurden ordentlich geschliffen, briefing und debriefing und ich wuesste nicht, dass ich was uebersehen haette, ohne feedback. Die prakt. Aerzte in Deutschland sind unterschiedlich ausgebildet - 4 Jahre hopp - der Rest ist Erfahrung in der Praxis - wenn du einen internisten hast mit langjahriger krankenhauserfahrung, ist das toll!
Wir haben jedes kleinste gefaehrliche Symptom diagnostisch ausgeschlossen oder vertiefend und weiterleitend untersucht.
Es gibt ueberall Aerzte, die nix mehr koennen aus altersgruenden oder in einzelpraxen- aber das Spektrum hier in DK ist breiter als in Deutschland, wir haben alle 2 Wochen Weiterbildung gehabt oder Kurse, aber hallo!
Aber wie ueberall gibt es negative Erlebnisse. Mein Chef meinte, die dt. Touristen z. B. sind oft fordernd, wollen eine Chefarzt haben mit Røntgentomografie und Darmspiegelung bei kleinen Wehwehchen. Kommen nach Daenemark mit Kleinigkeiten, packen dann aber mit ganzen Krankheiten aus, die sie mal eben ach erzaehlen, aus einer Akutbehandlung soll dann im Ausland! eine Hausarztsprechstunde werden.
Daenemark betreibt weniger Aufwand, die Aerzte hier lernen diagnostisches Denken mit wenig materiellem Aufwand. Das hat mich am Anfang auch verwundert!
Jeder Notfall wird gut erkannt - 3-4 Kinder mit hohem Fieber und Blinddarmsymptomen haben wir ruebergeschickt nach Esbjerg und es war dann immer ein Magendarmvirus mit Peritonealreizung. Die wurden dann
1 Tag spaeter entlassen. Was solls, ich wuesste nicht, das bei uns Patienten schlecht behandelt wuerden. Du beommst aber nicht sofort den Kernspin oder die Computertomografie, das ist klar!
Dann setzt dich mal schoen ins Auto! :D Aber deine Aussagen musste ich einfach mal richtig stellen. :D
D.
Ursel
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Registriert: 22.02.2002, 11:23

Beitrag von Ursel »

Guten Morgen, Ulli und Dackelwurm!

Daß es überall, in beiden Ländern, gute und schlechte Ärzte gibt, ist doch wohl unbestritten.
Sowas KANN am System liegen, muß aber nicht - kann ja auch an einzelnen trägen Vertrtern des Berufsstandes liegen.

Ich habe keine Hinter-den-Kulissen-Ahnung, leider aber in der Familie etliche Krebsfälle auch in beiden Ländern erlebt und natürlich die üblichen kleinen und großen "skavanker", die man als Kinderfamilie so erlebt.

Aber von ein paar Fällen auf alle schließen, ist immer verallgemeinernd.
Trotzdem ist es ja öffentliche Tatsache, daß es zu lange Wartezeiten gibt, Diagnosen verschleppt werden und manche lange Fahrt für eine minutenlange Röntgerei zugemutet wird.
Das sind Systemfehler - nicht die Schuld des Personals.
Und ich habe mich als Patient immer gut behandelt gefühlt, bin sehr zufrieden mit unserem Hausarzt und fühle fachliche und soziale Kompetenz bei Ärzten und Pflegepertsonal.

Wie gesagt, was das System dabei macht, damit bin ich nicht zufrieden; da wünsche ich mir einen Mittelweg neben der gerätetechn. Überversorgung in Dtld. und dem "Notstand" hier.

Und da wir gerade in einer wohl doch ernsthafteren Erkrankung unserer Tochter am Anfang stecken, kann ich diese Erfahrung nur wieder einmal bestätigen:
Diagnose haben wir immer noch nicht, zwischen einz. Arzttermin/Untersuchungen zur Stellung der Diagnose vergehen nicht nur Wochen, und Schmerzmittel (Symptombehandlung) werden wirklich auch für Kinder sehr rasch eingesetzt...
Und alternative Heilmethoden gewinnen zwar in den letzten 10 Jahren an Land, sind aber immer noch traurig unterrepräsentiert und wenig geachtet hierzulande.

Bleibt am besten allegesund, egal wo - Gruß Ursel, DK
""Den virkelige opdagelsesrejse går ikke ud på at finde nye lande,
men at se med nye øjne."

---------------------------------------------------------Marcel Proust
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