„Gebt uns Dänemark zurück...“

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Anton
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„Gebt uns Dänemark zurück...“

Beitrag von Anton »

„Gebt uns Dänemark zurück“, so lautet die Forderung in einer Zeitungsannonce der Dänischen Volkspartei.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,552264,00.html

Gegen die Zeitungskampagne protestieren prominente dänische Politiker in einem offenen Brief.

Es gab schon einmal lange Diskussionen über den Sinn und Folgen von Provokationen.

Ich glaube nicht mehr daran, dass diese der Aufklärung dienen, sondern Ängste schüren, Aufmerksamkeit und Wählerverhalten beeinflussen sollen.

Anton
micha_i_danmark
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Beitrag von micha_i_danmark »

Habe die Anzeigen auch schon gelesen. Der Slogan ist auf jeden Fall klug gewæhlt. Natuerlich ist das ganze ziemlich populistisch. Typisch DF eben.

Aber zumindest was die derzeitige Diskussion um das Kopftuchverbot in øffentlichen Æmtern angeht, haben sie nicht ganz unrecht. Bei aller Integration - ich kann mir nur schwer einen Richter mit Kopftuch in DK vorstellen. Fragt sich hier, wer sich denn an wen anpassen muss.

Aber die DF ueberzeichnet natuerlich masslos mit ihrer Provokation. Andere Parteien gehen das Thema wesentlich ruhiger und ausgewogener an, was eher zielfuehrend sein duerfte.
Flensborger

Beitrag von Flensborger »

Die Dansk Folkeparti stützt sich mit ihrem Slogan "Gi os Danmark tilbage" eventuell auf das Lied der vor kurzem verunglückten dänisch-sudanesischen Rapperin Natasja "Gi mig Danmark tilbage".

Ihre Familie und ihr Manager fordern inzwischen, dass die DF die Textzeile zurücknimmt. Mehr dazu auf der Seite von Danmarks Radio: http://www.dr.dk/Nyheder/Kultur/2008/05/03/093639.htm

Das Lied war 2007 ein großer Erfolg. Der dänische Musiker Kong Salami machte sich auch an dem Lied zu schaffen und dichtete"Gi os da Slesvig tilbage", in dem (nicht ernsthaft gemeint) Südschleswig und Skåne zurückgefordert werden.
Martin Hofer

Beitrag von Martin Hofer »

Dachte ich mir doch, dass mir der Slogan irgendwie bekannt vorkam. Richtig, da kam das her. Eine ziemlich geschickte und auch ein bisschen perfide Perversion der Vorlage ...

-- Martin
Berndt

Beitrag von Berndt »

Es stört mich, daß gewisse Poliitiker/Folketingsmedlemmer im Namen der Intergration erklären, daß sie z.B. Richter mit Kopftuch in Ordnung finden.
Mir kommt es eher als eine umgekehrte Integration vor. Die etnischen Dänen sollen sich also in gewissen Hinsichten nach den Sitten der Einwanderer richten, um intergriert zu werden :?: :roll:
micha_i_danmark
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Beitrag von micha_i_danmark »

Berndt hat geschrieben:Es stört mich, daß gewisse Poliitiker/Folketingsmedlemmer im Namen der Intergration erklären, daß sie z.B. Richter mit Kopftuch in Ordnung finden.
Mir kommt es eher als eine umgekehrte Integration vor. Die etnischen Dänen sollen sich also in gewissen Hinsichten nach den Sitten der Einwanderer richten, um intergriert zu werden :?: :roll:
Yep genau das meinte ich. Das DF den Slogan "Gi' os Danmark tilbage" geklaut hat, habe ich auch schon gehørt. Der Slogan kommt bestimmt gut bei der zielgruppe der Unzufriedenen und Rentnern an...
Anton
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Beitrag von Anton »

Hallo,

ich muss gestehen, dass ich kaum noch etwas verstehe, wenn ich die Spiegel-Meldungen lese.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,553422,00.html

Also: Es gibt eine Anzeigenkampagne der DF – s. o., die Kritik hervorgerufen hat. Außerdem gibt es Pläne , jegliche religiöse Symbole bei Richterinnen und Richtern zu verbieten, was ich auch sehr begrüße. Das aber wiederum wird auch kritisiert. Es gibt aber gar keine Richterinnen und Richter in Dänemark mit Kopftuch etc., wodurch ein Handlungsbedarf zu erklären wäre. Also kann man auch nicht fordern: „Gebt uns Dänemark zurück.“ Das kann auch wiederum nicht kritisiert werden, weil es nicht so ist. Dänemark gehört doch immer noch den Dänen - oder wie- was?Die Dänen gehören zu Dänemark.
Wie auch immer- „gebt mir meine Logik zurück“, wenn ich die (seltenen- seltsamen ) deutschsprachigen Meldungen über Dänemarks Innenpolitik lese.
Vielleicht ist es so, dass Pseudoliberale, die noch nie in Brennpunkten lebten, ihren Idealismus verbal ausleben- völlig unwissend, was sie anrichten , während andere, die auch nicht ganz nah "dran" sind, um zu verstehen, was Angstkampagnen ebenfalls anrichten können- davon profitieren.
Also, mehr Sachlichkeit vor einer Presseöffentlichkeit könnte keinem schaden.

Danke!

Anton
runesfar

Beitrag von runesfar »

Anton hat geschrieben:Vielleicht ist es so, dass Pseudoliberale, die noch nie in Brennpunkten lebten, ihren Idealismus verbal ausleben- völlig unwissend, was sie anrichten , während andere, die auch nicht ganz nah "dran" sind, um zu verstehen, was Angstkampagnen ebenfalls anrichten können- davon profitieren.
Anton - da hast du recht. Margrethe Vestager, frontheering die Radikalen, die partei die am meisten gegen die DF redet und für ein "anständigere" umgang mit flüchtlinge-einwanderer, hat selber seine kids von eine schwartze schule abgemeldet. Die gehen jetzt an eine weisse privatschule.
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Lars J. Helbo
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Beitrag von Lars J. Helbo »

runesfar hat geschrieben:hat selber seine kids von eine schwartze schule abgemeldet. Die gehen jetzt an eine weisse privatschule.
Ich weis aber nicht, ob man dagegen wirklich etwas sagen kann. Sie wohnt ja auf Christianshavn, und ich denke die meisten verantwortungsbewusste Eltern würden dort das gleiche tun.

Auf den öffentlichen Schulen in der Gemeinde Kopenhagen liegt der Einwandereranteil zwischen 40% und 93%. Dafür gehen über 25% der Kinder in freie und private Schulen (auf Nørrebro über 50%). Was sie tut ist also nichts ungewöhnliches. Ich halte es auch für nachvollziehbar. Bei den oben genannten Zahlen kann ich mir aber sehr gut vorstellen, wie das fachliche Niveau der öffentlichen Schulen ist. Wenn man seine kinder dort nicht hinschickt ist es vielleicht nicht unbedingt ein Zeichen von versteckter Razismus sondern eher, dass man für seine Kinder eine Schule sucht, wo sie auch was lernen können.

Beachte auch, dass der Vorschlag der SPD in Kopenhagen, die freie Schulwahl in Kopenhagen abzuschaffen, un die Integration zu fördern, gestern gefallen ist - weil die Radikale Venstre nicht mitmachen wollten.
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