Islands Finanzkrise in der dänischen Presse
Islands Finanzkrise in der dänischen Presse
Hej alle,
ich lese halbwegs regelmäßig auf politiken.dk, ab und zu auch auf berlingske.dk, die dänischen Nachrichten. Was mir gestern und vorgestern aufgefallen ist: die dramatische Finanzkrise in Island schafft es auf beiden Seiten nicht unter die wichtigen Meldungen, während sie hierzulande beispielsweise auf sueddeutsche.de, faz.net und n-tv.de den Hauptartikel stellt. Berichtet wird darüber zwar schon, aber man muss dafür erst in eine Unterrubrik springen.
Liegt das an anderen "Nachrichten-Lesegewohnheiten" in dänischen Zeitungen oder ist Islands Krise in Dänemark kein Thema? Schließlich handelt es sich bei dem Land, das vor dem Staatsbankrott steht, um einen skandinavischen "Bruderstaat" und eine ehemalige Kolonie Dänemarks ...
-- Martin
ich lese halbwegs regelmäßig auf politiken.dk, ab und zu auch auf berlingske.dk, die dänischen Nachrichten. Was mir gestern und vorgestern aufgefallen ist: die dramatische Finanzkrise in Island schafft es auf beiden Seiten nicht unter die wichtigen Meldungen, während sie hierzulande beispielsweise auf sueddeutsche.de, faz.net und n-tv.de den Hauptartikel stellt. Berichtet wird darüber zwar schon, aber man muss dafür erst in eine Unterrubrik springen.
Liegt das an anderen "Nachrichten-Lesegewohnheiten" in dänischen Zeitungen oder ist Islands Krise in Dänemark kein Thema? Schließlich handelt es sich bei dem Land, das vor dem Staatsbankrott steht, um einen skandinavischen "Bruderstaat" und eine ehemalige Kolonie Dänemarks ...
-- Martin
Re: Islands Finanzkrise in der dänischen Presse
Ist mir auch aufgefallen. Es liegt wohl daran, dass schlechte Nachrichten und Schwarzmalerei in Deutschland nun mal immer an der Tagesordnung ist. Vergleiche auch BILD und Ekstra Bladet.Martin Hofer hat geschrieben:Hej alle,
ich lese halbwegs regelmäßig auf politiken.dk, ab und zu auch auf berlingske.dk, die dänischen Nachrichten. Was mir gestern und vorgestern aufgefallen ist: die dramatische Finanzkrise in Island schafft es auf beiden Seiten nicht unter die wichtigen Meldungen, während sie hierzulande beispielsweise auf sueddeutsche.de, faz.net und n-tv.de den Hauptartikel stellt. Berichtet wird darüber zwar schon, aber man muss dafür erst in eine Unterrubrik springen.
Liegt das an anderen "Nachrichten-Lesegewohnheiten" in dänischen Zeitungen oder ist Islands Krise in Dänemark kein Thema? Schließlich handelt es sich bei dem Land, das vor dem Staatsbankrott steht, um einen skandinavischen "Bruderstaat" und eine ehemalige Kolonie Dänemarks ...
-- Martin
Zwar sind den Dänen auch bewusst, dass z.Z eine Finanzkrise hersscht, aber trotzdem brauchen die Dänen nun mal auch ihre "Hygge" auch in den Nachrichten. DR og TV2 hat auch nach den Finanznachrichten auch immer einen Beitrag über das Leben in Schrebergärten, eine 70Jährige Hochzeit u.Ä. Der dänische Otto Normalbürger weiss schon, dass die Krise ihn auch persönlich treffen kann, aber lebt nach der Devise "es wird schon gehen". So erlebe ich das in Deutschland nicht....ist aber nichts neues oder überraschend. Panikmache und Schwarzmalerei und "früher war alles besser" gehört nun mal zum deutschen Medienbild und Selbstverständigung
Berichterstattung
Ich finde abgesehen von dieser Schwarzmalerei die dt. Mentalitaet eigentlich besser - hier in Dk werden z.B. viele europæische Themen unter den Teppich gekehrt - die interessanten Themen kommen nachts am Fernsehen oder zeitverzoegert - oder es werden meist negative Themen vorgezogen, die EU wurde zum Beispiel laecherlich gemacht als es die Georgien-Invasion gab.
Auch der Afghanistankrieg und Irakeinsatz wird oft nur indirekt ueber norwegische Berichterstattungen nachts ergaenzt, dass das alles nicht so toll ist, wie es in den daenischen Nachrichten nicht so vorkommt.
Islandkrise kam 1 mal vor im Fernsehen mit daenischen Untertiteln, als der Staatsminister die Nachricht verkuendigt hat das die isl. Krone 25 % abgewertet worden sei und dies ein ernstes Problem darstelle.
In dem Vestjydsken Nachrichtenblaettchen kommt im Businessteil die globale EU-Bankenkrise ziemlich ausfuehrlich zu Worte.
Auch die neue Nachricht, dass bis jetzt der daen. Staat fremdes Kapital an der Børse ausgeschlossen hat und dies nun zu 2009 geaendert werden soll, damit mehr Kapital in DK fliesst, oder dass die dt. Banken gegenueber den daenischen Banken inpunkto Fremdkrediten vorsichtig geworden sind.
Auch der Afghanistankrieg und Irakeinsatz wird oft nur indirekt ueber norwegische Berichterstattungen nachts ergaenzt, dass das alles nicht so toll ist, wie es in den daenischen Nachrichten nicht so vorkommt.
Islandkrise kam 1 mal vor im Fernsehen mit daenischen Untertiteln, als der Staatsminister die Nachricht verkuendigt hat das die isl. Krone 25 % abgewertet worden sei und dies ein ernstes Problem darstelle.
In dem Vestjydsken Nachrichtenblaettchen kommt im Businessteil die globale EU-Bankenkrise ziemlich ausfuehrlich zu Worte.
Auch die neue Nachricht, dass bis jetzt der daen. Staat fremdes Kapital an der Børse ausgeschlossen hat und dies nun zu 2009 geaendert werden soll, damit mehr Kapital in DK fliesst, oder dass die dt. Banken gegenueber den daenischen Banken inpunkto Fremdkrediten vorsichtig geworden sind.
Hej med Jer !
Also ich hab da um einiges mehr in den dänischen programmen gesehen, und auch über internet gesehen und gelesen und dabei gerade gestern und vorgestern festgestellt, dass neuigkeiten aus island viel schneller in den dänischen / und auch schwedischen u. norwegischen / medien sind, da ich oftmals rüber auf die deutschen seiten ging, bzw. machte mein freund in D das, da er aktien dort bei ner isländischen Bank hat und er somit sehr interessiert war ... aber ich war immer irgendwie schneller mit den infos .... ( muss dazu auch sagen, dass ich krank bin und überwiegend liege und mein laptop gerade mein zeitvertreib ist ... allerdings kann er in D auch surfen ,wann er will und er verfolgt die finanzkrise auch rund um die uhr )
die newsletter (nyhedsbrev) von www.netposten.dk kommen z.zt. sehr oft , www.epn.dk ist meine favoritsseite, genauso wie www.børsen.dk , da könnt ihr auch børsen.tv sehen , und www.erhvervsbladet.dk und www.business.dk und besonders www.finansnyheder.dk und http://finans.tv2.dk/?sstlcmpid=11822 und http://www.dr.dk/Nyheder/Penge und ...schwedische und norwegische seiten setz ich jetzt mal nicht hier rein, die isländischen auch nicht
)
viel infovergnügen ! lg annikki
Also ich hab da um einiges mehr in den dänischen programmen gesehen, und auch über internet gesehen und gelesen und dabei gerade gestern und vorgestern festgestellt, dass neuigkeiten aus island viel schneller in den dänischen / und auch schwedischen u. norwegischen / medien sind, da ich oftmals rüber auf die deutschen seiten ging, bzw. machte mein freund in D das, da er aktien dort bei ner isländischen Bank hat und er somit sehr interessiert war ... aber ich war immer irgendwie schneller mit den infos .... ( muss dazu auch sagen, dass ich krank bin und überwiegend liege und mein laptop gerade mein zeitvertreib ist ... allerdings kann er in D auch surfen ,wann er will und er verfolgt die finanzkrise auch rund um die uhr )
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viel infovergnügen ! lg annikki
- Lars J. Helbo
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Island ist schon ein wichtiges Thema. Es ist ja nicht nur ein Skandinavisches Land. Island war bis 1943 in Personalunion mit DK. Es gibt viele isländische Studenten in DK, weil Island selber viele Studiengänge gar nicht hat. Wichtig ist es auch, weil einige Isländische Investoren in den letzten Jahren einige größere Firmen in DK gekauft haben, z.B. Sterling Airways, Magasin, Illum.
Wenn das Thema - verglichen mit DE - vielleicht doch nicht so hervorgehoben wird, gibt es nach meiner Meinung mehrere Gründen.
Erstens spielen Börsen-Nachrichten in DE eine extrem hervorgehobene Rolle. In den Nachrichtensendungen in DE wird die Börse ja genau so wie das Wetter behandelt. Das kennen wir in DK gar nicht.
Zweitens hat das Thema Staatsbankrott in DE eine besondere Bedeutung. Unsere letzte war 1814. Das ist also nicht mehr vorstellbar. In DE leben noch viele, die mit dem Zusammenbruch der Nation persönliche Erfahrungen haben.
Drittens spielen die vorher genannte Investitionen bestimmt eine große Rolle. Wir haben uns nämlich damals alle sehr gewundert, wie das möglich war. Es ging ja um relativ große Firmen in DK, die aber meistens nicht so gut liefen. Dann kamen auf einmal irgend ein Investor aus Island und hat die Firma aufgekauft. Dann fing die Presse natürlich an nach zu fragen. Wer ist das nun? Was kann er, was kein DK Investor kann? Woher hat er überhaupt so viel Geld?
Darauf gab es aber keine Antworten. Die Investoren waren meistens junge Männer aus Island, die scheinbar keine wesentliche Erfahrung hatten, die oft selber kein wesentlicher Eigenkapital hatten (meistens weniger als eine Million). Aber durch ein undurchsichtiges Gewebe von Banken-Verbindungen konnten sie Firmen für viele hundert Millionen kaufen. Das war nicht sehr verständlich.
Ihr müsst Euch einfach vorstellen, es kommt irgend ein niemanden aus Island, mit 200.000 auf dem Konto und kauft dann TUI oder Karstadt - und kein mensch kann erklären, wie das möglich ist. Und das passiert nicht ein Mal sondern 5 - 6 Mal.
Als Ergebnis gab es ein steigender Misstrauen und Berichterstattung zur isländischen Wirtschaft. Siehe z.B. hier:
http://epn.dk/international/article1282078.ece
(Artikel aus Februar). D.h. die Dänen wissen, dass die Krise auf Island mehr oder weniger selbstverschuldet ist und mit DK in keinster Weise vergleichbar. Island hat in den letzten Jahren riesige Auslandschulden aufgebaut - wie im Artikel zu lesen ist, lagen die im Februar bei 122% des BNP's. Kein Euro-Land darf über 60% kommen. Und in den selben Jahren, wo Island diese Schulden aufgebaut hat, hat DK sämtliche Ausland- und Staatsschulden zurück bezahlt. Deshalb ist die Überraschung jetzt relativ klein.
Dafür gibt es vielleicht irgendwie eine gewisse Genugtuung. Diese isländische Investoren haben ja in gröbster Weise das Jante-Gesetzt verletzt. Jetzt bekommen sie ihre gerechte Strafe. Nur, weil das eben auch Skandinavische Brüder sind, würde das niemanden laut sagen.
Wenn das Thema - verglichen mit DE - vielleicht doch nicht so hervorgehoben wird, gibt es nach meiner Meinung mehrere Gründen.
Erstens spielen Börsen-Nachrichten in DE eine extrem hervorgehobene Rolle. In den Nachrichtensendungen in DE wird die Börse ja genau so wie das Wetter behandelt. Das kennen wir in DK gar nicht.
Zweitens hat das Thema Staatsbankrott in DE eine besondere Bedeutung. Unsere letzte war 1814. Das ist also nicht mehr vorstellbar. In DE leben noch viele, die mit dem Zusammenbruch der Nation persönliche Erfahrungen haben.
Drittens spielen die vorher genannte Investitionen bestimmt eine große Rolle. Wir haben uns nämlich damals alle sehr gewundert, wie das möglich war. Es ging ja um relativ große Firmen in DK, die aber meistens nicht so gut liefen. Dann kamen auf einmal irgend ein Investor aus Island und hat die Firma aufgekauft. Dann fing die Presse natürlich an nach zu fragen. Wer ist das nun? Was kann er, was kein DK Investor kann? Woher hat er überhaupt so viel Geld?
Darauf gab es aber keine Antworten. Die Investoren waren meistens junge Männer aus Island, die scheinbar keine wesentliche Erfahrung hatten, die oft selber kein wesentlicher Eigenkapital hatten (meistens weniger als eine Million). Aber durch ein undurchsichtiges Gewebe von Banken-Verbindungen konnten sie Firmen für viele hundert Millionen kaufen. Das war nicht sehr verständlich.
Ihr müsst Euch einfach vorstellen, es kommt irgend ein niemanden aus Island, mit 200.000 auf dem Konto und kauft dann TUI oder Karstadt - und kein mensch kann erklären, wie das möglich ist. Und das passiert nicht ein Mal sondern 5 - 6 Mal.
Als Ergebnis gab es ein steigender Misstrauen und Berichterstattung zur isländischen Wirtschaft. Siehe z.B. hier:
http://epn.dk/international/article1282078.ece
(Artikel aus Februar). D.h. die Dänen wissen, dass die Krise auf Island mehr oder weniger selbstverschuldet ist und mit DK in keinster Weise vergleichbar. Island hat in den letzten Jahren riesige Auslandschulden aufgebaut - wie im Artikel zu lesen ist, lagen die im Februar bei 122% des BNP's. Kein Euro-Land darf über 60% kommen. Und in den selben Jahren, wo Island diese Schulden aufgebaut hat, hat DK sämtliche Ausland- und Staatsschulden zurück bezahlt. Deshalb ist die Überraschung jetzt relativ klein.
Dafür gibt es vielleicht irgendwie eine gewisse Genugtuung. Diese isländische Investoren haben ja in gröbster Weise das Jante-Gesetzt verletzt. Jetzt bekommen sie ihre gerechte Strafe. Nur, weil das eben auch Skandinavische Brüder sind, würde das niemanden laut sagen.
- Lars J. Helbo
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Re: Berichterstattung
Für Dänen ist diese Abwertung aber auch nichts neues. Ursprünglich war der isländische und DK Krone ja gleich viel wert. Seid dem Krieg ist der isländische Krone aber immer weiter gefallen. Heute bekommt man für 100 isländische Kronen nicht mal 4 DK Kronen - und dabei haben die Isländer schon 1981 zwei Nullen abgeschnitten. In Wirklichkeit sind die 100 isländische Kronen also gefallen von einem Wert von 100 DK Kronen (1945) bis unter 4 DK Øre (heute).udo66 hat geschrieben: Islandkrise kam 1 mal vor im Fernsehen mit daenischen Untertiteln, als der Staatsminister die Nachricht verkuendigt hat das die isl. Krone 25 % abgewertet worden sei und dies ein ernstes Problem darstelle.
Wenn man das weis, dann klingt eine Abwertung von 25% viel weniger dramatisch.
Hej Lars,
danke für die ausführliche und erhellende Antwort!
Wundern wird sich über die Island-Krise sicher kaum jemand. Dass dieses Land nicht nur geologisch auf sehr unsicherem Boden gebaut ist, war ja schon bekannt zu Zeiten, als von der US-Immobilienblase noch nur Insider geredet haben.
Aber gerade wegen der Verbindung zu dänischen Traditionsunternehmen -- den Briten geht es da ja ähnlich -- hat mich die Zurückhaltung bei den Nachrichten etwas gewundert. Aber wenn mal wieder Jante dahinter steckt, wird es natürlich verständlich.
-- Martin
danke für die ausführliche und erhellende Antwort!
Wundern wird sich über die Island-Krise sicher kaum jemand. Dass dieses Land nicht nur geologisch auf sehr unsicherem Boden gebaut ist, war ja schon bekannt zu Zeiten, als von der US-Immobilienblase noch nur Insider geredet haben.
Aber gerade wegen der Verbindung zu dänischen Traditionsunternehmen -- den Briten geht es da ja ähnlich -- hat mich die Zurückhaltung bei den Nachrichten etwas gewundert. Aber wenn mal wieder Jante dahinter steckt, wird es natürlich verständlich.

-- Martin
Hier mal etwas zur dänischen Finanzkrise im vorletzten Jahrhundert:
"Staatsbankrott, dänischer
Dänemarks Finanzen waren 1813 durch die Kriege (s. d.) zerrüttet. Es fand keine ordentliche Staatsrechnung mehr statt und Hofstaat und Staat lebten aus einer Kasse. Die dänische Regierung ließ in ihrer Kopenhagener Bank reichlich Papiergeld ohne Silberdeckung drucken. Der Kurs sank ständig und belief sich 1812 auf nur 15 Prozent seines Nominalwertes. Schleswig-Holsteiner weigerten sich dieses wertlose Papiergeld anzunehmen. So brach 1813 bei 100 Millionen Talern Staatsschuld der dänische Staatsbankrott aus.
Am 5. 1. 1813 erfolgte die Bankverordnung, die bestimmte, dass die neu gegründete Bank in Kopenhagen das einzige Geldinstitut für Dänemark und die Herzogtümer sein sollte.
Das von der Kopenhagener Bank in Umlauf gesetzte Papiergeld sank bald auf den zehnten Teil seines ursprünglichen Wertes.
Zur Wiederherstellung der Staatsliquidität wurden der Reichsbank 6 % vom Wert aller Grundstücke, Zehnten und Gebäude zugeschrieben (Reichsbankhaft), welche die Eigentümer entweder auf einmal abzutragen oder in reichlich 30 Jahren mit
61/2 % zu verzinsen hatten.
Im Sog dieser Maßnahmen gingen viele Bauernstellen verloren, die die Belastungen nicht tragen konnten. Von den Schleswig-Holsteinern wurde es als sehr ungerecht empfunden, dass sie selbst viel stärker belastet wurden als die Reichsdänen und dieses bildete einen fruchtbaren Nährboden für die Schleswig-Holsteinische Erhebung – „Los von Dänemark-Bewegung“!
Infolge des Staatsbankrotts gab es neues Geld: Reichsbankthaler (Rbtr.) und Reichsbankschilling (Sch)."
Alarmierend daran ist, dass die Dänen immer zuerst an sich selbst denken. Damals mussten die Schleswig Holsteiner dafür bluten.
Heute sagt Lars: "Diese isländische Investoren haben ja in gröbster Weise das Jante-Gesetzt verletzt. Jetzt bekommen sie ihre gerechte Strafe."
Da fragt man sich doch, wann werden die vielen deutschen und ausländischen Arbeitskräfte die man sich gerade ins Land lockt, abgestossen und anstatt eines Dankes heisst es dann, sie seien selber schuld gewesen. Die vielen Deutschen die hier in Dänemark das gelobte Land sehen, werden ein böses Erwachen erleben.
"Staatsbankrott, dänischer
Dänemarks Finanzen waren 1813 durch die Kriege (s. d.) zerrüttet. Es fand keine ordentliche Staatsrechnung mehr statt und Hofstaat und Staat lebten aus einer Kasse. Die dänische Regierung ließ in ihrer Kopenhagener Bank reichlich Papiergeld ohne Silberdeckung drucken. Der Kurs sank ständig und belief sich 1812 auf nur 15 Prozent seines Nominalwertes. Schleswig-Holsteiner weigerten sich dieses wertlose Papiergeld anzunehmen. So brach 1813 bei 100 Millionen Talern Staatsschuld der dänische Staatsbankrott aus.
Am 5. 1. 1813 erfolgte die Bankverordnung, die bestimmte, dass die neu gegründete Bank in Kopenhagen das einzige Geldinstitut für Dänemark und die Herzogtümer sein sollte.
Das von der Kopenhagener Bank in Umlauf gesetzte Papiergeld sank bald auf den zehnten Teil seines ursprünglichen Wertes.
Zur Wiederherstellung der Staatsliquidität wurden der Reichsbank 6 % vom Wert aller Grundstücke, Zehnten und Gebäude zugeschrieben (Reichsbankhaft), welche die Eigentümer entweder auf einmal abzutragen oder in reichlich 30 Jahren mit
61/2 % zu verzinsen hatten.
Im Sog dieser Maßnahmen gingen viele Bauernstellen verloren, die die Belastungen nicht tragen konnten. Von den Schleswig-Holsteinern wurde es als sehr ungerecht empfunden, dass sie selbst viel stärker belastet wurden als die Reichsdänen und dieses bildete einen fruchtbaren Nährboden für die Schleswig-Holsteinische Erhebung – „Los von Dänemark-Bewegung“!
Infolge des Staatsbankrotts gab es neues Geld: Reichsbankthaler (Rbtr.) und Reichsbankschilling (Sch)."
Alarmierend daran ist, dass die Dänen immer zuerst an sich selbst denken. Damals mussten die Schleswig Holsteiner dafür bluten.
Heute sagt Lars: "Diese isländische Investoren haben ja in gröbster Weise das Jante-Gesetzt verletzt. Jetzt bekommen sie ihre gerechte Strafe."
Da fragt man sich doch, wann werden die vielen deutschen und ausländischen Arbeitskräfte die man sich gerade ins Land lockt, abgestossen und anstatt eines Dankes heisst es dann, sie seien selber schuld gewesen. Die vielen Deutschen die hier in Dänemark das gelobte Land sehen, werden ein böses Erwachen erleben.
Hmmm...was nun ausländische Gastarbeiter mit der Finanzkrise in Island zu tun hat, verstehe ich nicht ganz?
Aber erwartet man im allen Ernst als Fremder in einem Ausland bedankt zu werden, dass man da ist??? Ich auf jeden Fall nicht! Ich bin auch "Gastarbeiter" in Deutschland - erwarte und brauche keinen Dank vom Deutschen Staat. Jeder muss doch zusehen, dass er für sich selbst klar kommt und zufrieden ist - egal welche Nationalität und in welchem Land.
Aber erwartet man im allen Ernst als Fremder in einem Ausland bedankt zu werden, dass man da ist??? Ich auf jeden Fall nicht! Ich bin auch "Gastarbeiter" in Deutschland - erwarte und brauche keinen Dank vom Deutschen Staat. Jeder muss doch zusehen, dass er für sich selbst klar kommt und zufrieden ist - egal welche Nationalität und in welchem Land.
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Interessant war ein Artikel in der JP heute morgen, das Island geruechteweise einen grossen Kredit aus Russland in Aussicht hat, und das zu einem guenstigen Zinssatz, der so gar nicht zum derzeit schlechten Credit Rating von Insland passt. Der Artikel merkte noch an, die Islændische Regierung fuehle sich insbesondere von ihren "Brudervølkern" (d.h. Skandinavien) derzeit im Stich gelassen und daher muesse man sich halt neue Freunde suchen.
Wenn das nicht noch zu aussenpolitischen Verwicklungen mit den Amis fuehrt...
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- Lars J. Helbo
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Das ist auch ein ganz interessantes Thema. Im Laufe der Jahrhunderte wurde viel von dieser Solidarität geträumt. Wenn es ernst wird, existiert sie aber nicht.micha_i_danmark hat geschrieben:Der Artikel merkte noch an, die Islændische Regierung fuehle sich insbesondere von ihren "Brudervølkern" (d.h. Skandinavien) derzeit im Stich gelassen und daher muesse man sich halt neue Freunde suchen.
Interessante Historie Dk, das war mir noch nicht bekannt.Sollys hat geschrieben:Hier mal etwas zur dänischen Finanzkrise im vorletzten Jahrhundert:
"Staatsbankrott, dänischer
Dänemarks Finanzen waren 1813 durch die Kriege (s. d.) zerrüttet.
(..)
Da fragt man sich doch, wann werden die vielen deutschen und ausländischen Arbeitskräfte die man sich gerade ins Land lockt, abgestossen und anstatt eines Dankes heisst es dann, sie seien selber schuld gewesen. Die vielen Deutschen die hier in Dänemark das gelobte Land sehen, werden ein böses Erwachen erleben.
Apropo Gastarbeiter: Das war doch in den 70er Jahren genauso -
die machen die Jobs die sonst keiner machen wuerde/wollte und besetzten Stellen in dem reichen industrialsiertem und aufbluehenden Deutschland -die einfach offen waren und gebraucht wurden.
Ich glaube das hat aber nix speziell mit DK zutun - sondern alle Laender
haben und hatten Gastarbeiter, die kommen ja nicht als Gast, sondern werden benoetigt und deshalb ins Land gelassen.
Warum auch nicht - unsere Arbeitskraft und Karriere wird ja auch gefoerdert - wir zahlen steuern und kaufen hier ein.
Wenn das nicht der Wirtschaft zugute kommt!?
Boeses Erwachen hatte ich in DE - hier in DK wache ich auf und bekomme Geld fuer meine Arbeit die ich hier leiste und bin wesentlich besser dran als in DE.
moin -ich glaub DK ist noch wirklich gut dran - von Deutschland erwarte ich garnichts mehr.
- Lars J. Helbo
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Es ist aber ein generelles und altes Problem. Die Skandinavische Zusammenarbeit war immer viel beschworen aber auch vollkommen unverbindlich. Und es gab immer ganz unterschiedliche Erwartungen an diese Zusammenarbeit.Martin Hofer hat geschrieben:Erst einen auf dicke Hose machen und dann über zu wenig Hilfe jammern geht halt nicht zusammen.
Schweden wollte im 19. Jahrhundert Hilfe gegen Russland und DK gegen Preußen. Finnland wollte in den 30'er Jahren Hilfe gegen die UdSSR. In den 70'er Jahren war man in DK und Schweden enttäuscht, dass die Norweger nicht bereit waren gegen die Ölkriese zu helfen usw. Die Hilfe gibt es aber nie, weil die Zusammenarbeit unverbindlich und die Interessen viel zu unterschiedlich sind.