Islands Finanzkrise in der dänischen Presse

[saedis]

Interessant war ein Artikel in der JP heute morgen, das Island geruechteweise einen grossen Kredit aus Russland in Aussicht hat, und das zu einem guenstigen Zinssatz, der so gar nicht zum derzeit schlechten Credit Rating von Insland passt.

das stand ja bereits schon gestern in den medien - meinen isländischen freunden vor ort zufolge, ist das ernst zu nehmen:

http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,582719,00.html

[lillebaek]

Ekstra Bladet hat ja selbstverständlich die Krise ins Lächerliche gezogen - und dabei nur sich selbst lächerlich gemacht. Wenigstens sind die einige Empörungen aus Island veröffentlicht.

http://ekstrabladet.dk/nationen/article1067920.ece

[Frank H.]

... Wir haben uns nämlich damals alle sehr gewundert, wie das möglich war.
... Diese isländische Investoren haben ja in gröbster Weise das Jante-Gesetzt verletzt. Jetzt bekommen sie ihre gerechte Strafe.

" Hørt ! " können wir in einer Versammlung ausrufen.
Die kurze Version: " Hovmod står for fald " (- spot og skade følger den)

... apropos Ekstra Bladet.

[MichaelD]

Richtig logisch finde ich nicht, dass die dänischen Medien wenig von Island berichten, weil die Isländer viel in DK investiert haben!
Wenn diese Isländer, die nun Liquiditätsprobleme haben, ihre aufgekauften Unternehmen rationalisieren, trifft das ja eben DK.

Ein Hintergrund der isländischen Probleme ist angeblich die Kultur des Handels von Immobilien zu überhöhten Preisen unter Verwandten, wonach diese "Werte" dann als Sicherheiten für neue Kredite dienten. Das geht solange gut, wie die Erträge aus der Anwendung dieser Kredite die Zinszahlungen finanzieren können. Geht das nicht mehr, fällt das ganze Kartenhaus zusammen.

[Lars J. Helbo]

Wenn diese Isländer, die nun Liquiditätsprobleme haben, ihre aufgekauften Unternehmen rationalisieren, trifft das ja eben DK.

Es geht nicht um rationalisieren sondern realisieren.

D.h. die Besitzer aus Island könnte gezwungen werden ihre Firmen in DK schnell und unter Wert zu verkaufen. Das hat aber keine Bedeutung für die Firmen. Die werden ja so oder so weiter laufen, egal wer der Besitzer ist. Es werden ja kein Geld aus den Firmen raus gezogen. Vielleicht sogar im gegenteil. Man könnte sich doch gut vorstellen, dass ein neuer Investor jetzt die Firmen günstig kaufen könnte, und somit gleich ein Überschuss hätte. um in die Firma zu investieren.

[Poitou]

Hej,

wie schätzt man denn die Auswirkungen der Finanzkrise für DK ein?

Ob nun Island oder DK, ich habe den Eindruck, dass das in DK alles kein Problem ist. Die kleinen Probleme, die dänische Banken haben, hat man anscheinend schnell im Griff, kein Problem.


Mic.

[Lars J. Helbo]

Kommt vielleicht drauf an, wer "man" ist

Ich denke man hat die Sache weitgehend im griff. Roskilde Bank ist ja Pleite und die Reste vom Staat übernommen. Das war aber kein richtiges Wunder, weil der Bank Geld im großen Stil an einige wenige Immobilien-Investment-Firmen geliehen hat - Firmen und Personen, die in kein anderer Bank irgend etwas leihen konnten. Anschließend sind einige dieser Immobilienfirmen auch Pleite und werden im Moment zerschlagen. Das halte ich aber eher für positiv, weil das wirklich Wildwuchs war. Es ist also gut, wenn dort etwas aufgeräumt werden kann.

Amagerbanken stand letzte Woche kurz vor dem aus. Es war wohl so, dass man nachher herausgefunden hat, dass der Bank zwei Tage lang die Liquiditätskriterien nicht erfüllt hat. Aber mit dem Rettungsplan der Zentralbank ist das wohl jetzt überstanden.

Ein ganz großes Problem ist, dass wir noch kein Euro haben. Der Wechselkurs Euro-Kronen liegt ja fest, und der dänische Zentralbank sorgt dafür, dass es auch so bleibt. Um dies zu erreichen, hat sie aber Anfang der Woche die Zinsen erhöht, und als die anderen Zentralbanken die Zinsen gesenkt hat, wurden die Zinsen hier nicht gesenkt. Der europäische Leitzins liegt jetzt bei 3,75%. In DK liegt sie bei 5%. Wenn das lange dauert, könnte es vielleicht die Einführung des Euros erleichtern.