Neuwahlen in Dänemark!

Sonstiges. Dänemarkbezogene Themen, die in keine andere Kategorie passen.
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Lars J. Helbo
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Beitrag von Lars J. Helbo »

Vielleicht sollten wir zum Thema zurück kommen ;-) Es gibt nämlich ein paar interessante Entwicklungen.

Erstens gibt es jetzt Umfragen, die eine Mehrheit von Venstre, Konservative und Radikale Venstre voraussagen. Marianne Jelved, leiter der Radikalen, hat zwar schon gesagt, sie würde eine solche Mehrheit nicht nutzen. Das kann man aber als Wahlkampf-Gerede abtun. Radikale Venstre hat erstens eine lange Tradition, Einfluß zu suchen. Zweitens ist Jelved schon über 60. Falls sie nicht Minister wird, steht ein Machtwechsel vor der Tür und bei den Radikalen gibt es schon lange Kräfte, die die Partei gerne von der feste Bindung zu SPD lösen würde.

Die andere interessante Entwicklung ist bei der SPD. Der frühere Parteichef Poul Nyrup Rasmussen und sein enger Verbündeter Henrik Dam Christensen, die jetzt beide im Europa-Parlament sitzen, sind jetzt nach hause gekommen, um Wahlkampf für die Partei zu führen. An sich nichts aufregendes.

Aber einige SPD-Kandidaten haben nun den beiden vorgeworfen, sie würden nur ihre eigene Freunde unter den Kandidaten unterstützen. Das wurde so heftig, daß Mogens Lykketoft gestern öffentlich erklären mußte, daß jede Unterstützung willkommen wäre, egal für welche SPD-Kandidat.

Das kann man schon als erste Zeichen der "Kampf um die Partei nach der Niederlage" sehen. Seid fast 20 Jahren hat die Partei zwei Flügel um die zwei ehemalige Parteichefs Svend Auken und Poul Nyrup Rasmussen. Die Anhänger von Svend Auken fürchten also nun, Poul Nyrup Rasmussen nehme nur an den Wahlkampf teil, um seine Kandidaten in Stellung zu bringen für den Fall, daß Mogens Lykketoft nach einer Niederlage zurücktreten muß.
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hotel-encore
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Beitrag von hotel-encore »

Hej,

@Tullebølle: Wenn du (in einem anderen Thread) Martin Walser zitierst, darfst du dich zumindest nicht wundern, in die "rechte Ecke" gestellt zu werden!

Hilsen,
Thorsten
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Martin Hofer

Beitrag von Martin Hofer »

Hej Thorsten,

bitte jetzt keine Diskussion darüber anfangen, wie rechts Martin Walser ist! Sowas bringt uns nicht weiter.

Wir haben in Deutschland, wie gesagt, das Problem, dass jegliche politische Einordnung, die das Wörtchen "rechts" im Namen hat, sofort mit Nazis assoziiert wird und deshalb schnell als beleidigende Abstempelung aufgefasst wird. Leider gibt es aber meines Wissens keinen anderen Ausdruck dafür, also werden wir damit leben müssen.

Bitte gebt Euch deshalb ein wenig Mühe, Euch nicht gleich beleidigt zu fühlen, wenn diese Bezeichnung verwendet wird!

-- Martin
hotel-encore
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Beitrag von hotel-encore »

Hej,

Unskyld, Martin. Das war auch nicht meine Intention!

Hilsen,
Thorsten

Bearbeitet von - hotel-encore am 26.01.2005 11:34:37
Wenn ich nicht in Dänemark bin, mache ich Musik: http://www.hotel-encore.de
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Lars J. Helbo
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Beitrag von Lars J. Helbo »

Gut, dann lass uns stattdessen über die Politik schreiben. Sogar etwas, was mit Sprache zu tun hat. Das muß doch hier on-topic sein ;-)

Also, DF hat heute einen neuen Vorschlag in den Wahlkampf gestellt. Demnach soll es in Zukunft für Dänische Behörden verboten sein, andere Sprachen als Dänisch zu benutzen. Als Beispiel wurde genannt, daß die Energieversorgung in Kopenhagen ein Faltblatt in arabischer Sprache herausgegeben habe. Nach dem Wunsch von DF, soll das in Zukunft verboten sein.

Es soll wohl aber nur für Behörden gelten. Die Zeitungen haben nämlich schon die Homepages der Parteien analysiert und haben dabei festgestellt, daß der Homepage von DF weit mehr Fremdsprachen enthält als die Homepages der anderen Parteien.
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Tullebølle
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Beitrag von Tullebølle »

häähää
Zuletzt geändert von Tullebølle am 15.02.2007, 01:23, insgesamt 1-mal geändert.
hotel-encore
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Beitrag von hotel-encore »

Hej,

Touri-Infobüros zählen nicht zu den Behörden, oder? Wäre ja auch Quatsch, dort fremde Sprachen zu verbieten... Aber mir fällt ein Beispiel ein, wo das überhaupt keinen Sinn macht: Für staatlich initiierte Sprachkurse für Zuwanderer muss es doch Infomaterial und Unterstützung in der betreffenden Muttersprache geben?! Es gab doch schon so einige hier im Forum, die ohne Dänisch-Vorkenntnisse nach DK ausgewandert sind, oder? Habt ihr Unterstützung der dänischen Behörden auf Deutsch (oder Englisch) bekommen?

Hilsen,
Thorsten
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Ursel
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Beitrag von Ursel »

Hej Thorsten!
genau --- ich dachte auch gleich daran, als Pia Kjärgaard heute morgen im fernsehen sagte, die Kinder von Einwandererfamilien kämen in die "börnehaveklasse" und könnten (noch) kein Dänisch, weil zuhause immer die andere Sprache gesprochen würde.
Wie aber soll eine noch nicht dänisch sprechende Familie von dem (immer noch freiwilligen) Angebot der börnehaveklasse erfahren, wenn alles nur auf dänisch zu lesen ist?
(Ganz abgesehen davon,daß die Erfahrung zeigt - gestützt von Experten - daß Kinderdie Sprache ruckzuck lernen, und je besser sie ihre Muttersprache beherrschen, umso leichter fällt es ihnen, aber dies ist ein anderes Thema.)

Grüße aus einer "tosprogede" (zweisprachigen) Familie - Ursel, DK
""Den virkelige opdagelsesrejse går ikke ud på at finde nye lande,
men at se med nye øjne."

---------------------------------------------------------Marcel Proust
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hotel-encore
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Beitrag von hotel-encore »

Hej Ursel,

<BLOCKQUOTE id=quote><font size=1 face="Verdana, Helvetica, arial" id=quote>quote:<hr height=1 noshade id=quote>
Grüße aus einer "tosprogede" (zweisprachigen) Familie
<hr height=1 noshade id=quote></BLOCKQUOTE id=quote></font id=quote><font face="Verdana, Helvetica, arial" size=2 id=quote>

Du selbst bist aber nicht zweisprachig aufgewachsen, sondern meinst deine Kinder damit, ik? Ich sehe die Leichtigkeit des Sprachenlernens für Kinder gerade an der (ca.) dreijährigen Tochter einer slowenischen Freundin von mir. Diese Tochter wächst zweisprachig auf und kann problemlos die Sprachen unterscheiden, d.h. sie spricht ihren morfar auf Deutsch an, bekommt nicht die gewünschte Reaktion und probiert es dann auf Slowenisch. Erstaunlich, wenn man bedenkt, wie schwer man sich als Kind mit der ersten Fremdsprache getan hat...

Wusstest du übrigens, dass zwei Drittel der Weltbevölkerung mehrsprachig aufwachsen?

Hilsen,
Thorsten
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Ursel
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Beitrag von Ursel »

Hej Thorsten!
Ja, das ist uns bekannt, die wir uns mit dem Thema zwangsläufig (oder aber wie ich auch schon vorher und gern) beschäftigen.

Sprachentwicklung bei Kindern ist immer spannend, aber mehrsprachige Erziehung umso mehr.

Es wäre ja schon ein Fortschritt, wenn die Dänen mit ihrer eigenen Sprache achtsamer umgingen, und nein, damit meine ich nicht nur die viele unnötigen Anglizismen, sondern auch die Begriffsverklumpung.
Achte mal darauf, in welchen Zusammenhängen von "tosprogede boern" die Rede ist --- leider nie im richtigen...
Man müßte eben auch erstmal definieren,was tosproget, also zweisprachig oder gar mehrsprachig, ist - auf den diversen Sprachlisten haben wir es immerhin versucht.
Und so gesehen bin ich auch zweisprachig, weil ich mich jetzt täglich in 2 Sprachen hin- und herbewegen muß - aber Du hast Recht: ich bin nicht zweisprachig aufgewachsen, meine Kinder sind (tun) es allerdings.

Farvel - vi snakkes ved - Ursel, DK
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Lukas

Beitrag von Lukas »

Exkurs


Nun ist Deutschland als „brutales Billiglohnparadies“ anscheinend auch zu einem Wahlkampfthema in Dänemark geworden.

Dabei geht es um die Ursachen der geplanten Schließung von dänischen Großschlachthöfen und die Auslagerung von Jobs nach Deutschland.

Nähere Informationen findet man unter:

http://www.faz.net/s/RubC8BA5576CDEE4A05AF8DFEC92E288D64/Doc~E0E2F2D0DBDC5460BA8D6207FC76D196D~ATpl~Ecommon~Scontent.html

Ich möchte an dieser Stelle lediglich auf den Artikel aufmerksam machen, eine intensivere Auseinandersetzung mit dessen Inhalt müsste m. E. an anderer Stelle (Wirtschaft) erfolgen.



Viele Grüße
aus Schleswig-Holstein im Schnee..

Lukas
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Lars J. Helbo
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Beitrag von Lars J. Helbo »

Pia Kjærsgaard von DF hat jetzt eine ganze Serie neuer Vorschläge veröffentlicht. Es geht um 27 Vorschläge im Bereich Einwanderungspolitik und 12 im Bereich Rechtspolitik.

Dazu gehört - bitte gut festhalten ;-) - Der Flüchtlingskonvention der UNO soll gekündigt werden. Der Vertrag zwischen DK, Norwegen und Schweden über Reisefreiheit und Niederlassungsrecht soll gekündigt werden. Flüchtlinge sollen niemals eine permanente Aufenthaltsrecht erhalten können. Falls ein Einwanderer mehrmals kriminel ist, soll nicht nur er, sondern seine ganze Familie des Landes verwiesen werden. Der Strafunmündigkeitsalter soll (von jetzt 15) auf 12 Jahre gesenkt werden, und in Verbindung damit soll eine Reihe neuer Jugendgerichte und -Gefängnisse gebaut werden.

Dazu kommt die vorher erwähnte Sprachgesetz. Ob die auch Touristik-Informationen treffen soll ist allerdings unklar. Die Partei hat noch kein konkretes Vorschlag ausgearbeitet.
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Martin Hofer

Beitrag von Martin Hofer »

Danke Lars. Ich denke, jetzt wissen wir alle einigermaßen, woran wir politisch bei der DF sind, ob wir nun das "R-Wort" verwenden oder nicht.

-- Martin
Lukas

Beitrag von Lukas »

Wenn ich die Nachrichten über die Vorhaben der P. K. lese, bin ich mehr und mehr beunruhigt. Als ich schon vor einiger Zeit davon erfuhr, dass P. K. die Öresundbrücke notfalls sperren lassen wollte, um das dänische Volk vor Massenvergewaltigungen der Ausländer zu schützen...., dachte ich , es könne sich nur um eine Zeitungsente handeln.
Nun bin ich gar nicht mehr so sicher.

Lukas
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Lars J. Helbo
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Beitrag von Lars J. Helbo »

Ja, es soll aber auch interessant werden, die Reaktionen in der Bevölkerung zu sehen. Ich glaube wir sehen hier ein Versuch, den Wahlkampf zu drehen. Bei den letzten Wahlen hat Ausländerpolitik eine relativ große Rolle gespielt, und DF hat davon profitiert.

Diesmal ist es bis jetzt ganz anders gelaufen. Bis jetzt geht es viel um Sozial- und Steuerpolitik aber vor allem um Glaubwürdigkeit und Führungseigenschaften. In den Meinungsumfragen ist das Ergebnis ein Verlust für die SPD und telweise auch für DF gewesen. Dagegen stehen Radikale Venstre, Venstre und in den letzten Tagen auch die Konservative gut.

Jetzt versucht DF scheinbar die Debatte auf "ihre" Themen hinzudrehen, indem sie nochmals ein (oder etliche) drauflegen. Die Frage ist aber, ob sie mit diesen Vorschlägen nicht den Bogen überspannt haben?
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