ZDF: Kindheit hinter Stacheldraht in Dänemark
- Lars J. Helbo
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Gut, probieren wir es nochmal. Ich habe versucht, ein wenig Fakten zu sammeln (die nicht nur von Kirsten Lylloff stammen).
Erstens ein wenig Statistik zu den Todesfallen:
Zeitraum, Männer, Frauen, Kinder, Insgesamt:
1/1 1945 – 5/5 1945, 1067 1381 4132 6580
6/5 1945 – 30/6 1945. 778 1176 2408 4362
1/7 1945 – 30/9 1945, 295 504 767 1566
1/10 1945 – 31/12 1945, 223 323 439 985
1/1 1946 – 31/1 1946, 60 75 113 248
1/1 1945 – 31/1 1946, 2423 3459 7859 13.741
Beachte, dass die Hälfte der Todesfälle vor der Befreiung am 5.5.45 liegen. In der Zeit wo die deutschen Behörden für die Versorgung verantwortlich waren. Und nach der Befreiung gehen die Zahlen sehr schnell zurück. Schon im Januar 1946 liegt sie (bei einer Bevölkerung von rund 1/4 Million) etwa im "Normalbereich".
Das es NUR 7 Monate gedauert hat, bis man die Lage in den Griff bekommen hat, halte ich eigentlich für beachtlich. Man muss ja bedenken, dass die Besatzungsmacht 1943, die DK Armee, Polizei etc. Aufgelöst hat. In Mai 1945 gab es also keine Organisation, der diese Aufgabe übernehmen konnte. Das musste erst aufgebaut werden, bevor man die Sache angehen konnte.
Was die Ärzte (Anfang 1945) angeht, dann sieht es wohl so aus, dass der Ärztevereinigung anfangs große Bedenken hatte, weil eine Hilfe für die Flüchtlinge von den Alliierten womöglich als "Hilfe zum Feind" gesehen werden könnte, und somit DK's Position nach dem Krieg gefährden könnte.
Im Februar 1945 hat man dann aber trotzdem Verhandlungen mit der Besatzungsmacht begonnen. Dabei hat man aber als Bedingung gestellt, dass die Besatzer als Gegenleistung aufhören sollten Dänen nach DE in KZ's zu deportieren, dass diejenige, die dort schon waren (z.B. die Polizisten) auch besser versorgt werden sollten bzw. nach DK zurück gebracht werden sollten. Darauf sind die Verhandlungen dann im April gescheitert.
Erstens ein wenig Statistik zu den Todesfallen:
Zeitraum, Männer, Frauen, Kinder, Insgesamt:
1/1 1945 – 5/5 1945, 1067 1381 4132 6580
6/5 1945 – 30/6 1945. 778 1176 2408 4362
1/7 1945 – 30/9 1945, 295 504 767 1566
1/10 1945 – 31/12 1945, 223 323 439 985
1/1 1946 – 31/1 1946, 60 75 113 248
1/1 1945 – 31/1 1946, 2423 3459 7859 13.741
Beachte, dass die Hälfte der Todesfälle vor der Befreiung am 5.5.45 liegen. In der Zeit wo die deutschen Behörden für die Versorgung verantwortlich waren. Und nach der Befreiung gehen die Zahlen sehr schnell zurück. Schon im Januar 1946 liegt sie (bei einer Bevölkerung von rund 1/4 Million) etwa im "Normalbereich".
Das es NUR 7 Monate gedauert hat, bis man die Lage in den Griff bekommen hat, halte ich eigentlich für beachtlich. Man muss ja bedenken, dass die Besatzungsmacht 1943, die DK Armee, Polizei etc. Aufgelöst hat. In Mai 1945 gab es also keine Organisation, der diese Aufgabe übernehmen konnte. Das musste erst aufgebaut werden, bevor man die Sache angehen konnte.
Was die Ärzte (Anfang 1945) angeht, dann sieht es wohl so aus, dass der Ärztevereinigung anfangs große Bedenken hatte, weil eine Hilfe für die Flüchtlinge von den Alliierten womöglich als "Hilfe zum Feind" gesehen werden könnte, und somit DK's Position nach dem Krieg gefährden könnte.
Im Februar 1945 hat man dann aber trotzdem Verhandlungen mit der Besatzungsmacht begonnen. Dabei hat man aber als Bedingung gestellt, dass die Besatzer als Gegenleistung aufhören sollten Dänen nach DE in KZ's zu deportieren, dass diejenige, die dort schon waren (z.B. die Polizisten) auch besser versorgt werden sollten bzw. nach DK zurück gebracht werden sollten. Darauf sind die Verhandlungen dann im April gescheitert.
Hej,
danke für die Statistik. Epidemien sind aber meist erst nach der Kapitulation aufgetreten und haben das massive Kindersterben verursacht. Kinder unter fünf Jahren wurden auch bei Lebensgefahr z. B. nicht in dänische Krankenhäuser aufgenommen. Sie wurden auch bei Scharlach und Diphtherie nicht behandelt.Auch wenn hier die Meinung vertreten wird, dass man gegen Masern wohl nichts tun habe können...
Poitou
danke für die Statistik. Epidemien sind aber meist erst nach der Kapitulation aufgetreten und haben das massive Kindersterben verursacht. Kinder unter fünf Jahren wurden auch bei Lebensgefahr z. B. nicht in dänische Krankenhäuser aufgenommen. Sie wurden auch bei Scharlach und Diphtherie nicht behandelt.Auch wenn hier die Meinung vertreten wird, dass man gegen Masern wohl nichts tun habe können...
...so kann man das für Scharlach und Diphtherie nicht einfach so behaupten. Auch diese Krankheiten sind in den Lagern aufgetreten. Es wird zwar angeführt, dass Antibiotika streng rationiert gewesen wären, aber ist doch eigentlich unstrittig, dass die dänische Ärzteschaft nach der Aufforderung des dänischen Freiheitsrates medizinische Hilfe für Flüchtlingskinder verweigerte – deshalb sind die einzelnen Hilfeleistungen durch dänische Ärzte bewundernswert, aber waren wohl eher eine Ausnahme.Wie weiter oben erörtert wurde - wenn die Hauptursache für die Todesfälle unter den Kindern eine Epidemie von Masern war, dann bringt es nicht viel über Ärzte zu sprechen (weil es gibt heute noch keine Behandlung),
Poitou
- Lars J. Helbo
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Das widerspricht doch aber die Statistik, die sagt, dass das Sterben nach Ende des Krieges sehr schnell zurück gegangen ist.Poitou hat geschrieben: danke für die Statistik. Epidemien sind aber meist erst nach der Kapitulation aufgetreten und haben das massive Kindersterben verursacht.
Ja, weil man dies als die einzige Möglichkeit gesehen hat, die KZ-Häftlinge frei zu pressen und dadurch zu retten. Im Winter 1944/45 kamen Nachricht, dass die Lage in den KZ's zunehmend katastrophal wurde, und man hatte angst, dass die Häftlinge dort nicht bis zur Kriegsende überleben würden.Poitou hat geschrieben:Es wird zwar angeführt, dass Antibiotika streng rationiert gewesen wären, aber ist doch eigentlich unstrittig, dass die dänische Ärzteschaft nach der Aufforderung des dänischen Freiheitsrates medizinische Hilfe für Flüchtlingskinder verweigerte
Klar war aber auch, dass die Besatzer einfach Lebensmittel und Wohnraum für die Besatzer beschlagnehmen könnte. Damit war die Verweigerung der ärztliche Hilfe für die Flüchtlinge die einzig denkbare Druckmittel um die KZ-Häftlinge zu retten.
Hej,
Es fält mir wirklich zunehmend schwer, mit dir zu diskutieren, weil es dir unendlich schwerfällt, auch einmal nur im Ansatz zu begreifen, dass Dänemark sowohl in Geschichte als auch Gegenwart nicht nur positiv ist.
Poitou
Da bringst du wohl einiges durcheinander; in Quellen werden andere Gründe für die mangelnde medizinische Hilfe genannt.Damit war die Verweigerung der ärztliche Hilfe für die Flüchtlinge die einzig denkbare Druckmittel um die KZ-Häftlinge zu retten.
Es fält mir wirklich zunehmend schwer, mit dir zu diskutieren, weil es dir unendlich schwerfällt, auch einmal nur im Ansatz zu begreifen, dass Dänemark sowohl in Geschichte als auch Gegenwart nicht nur positiv ist.
Poitou
- Lars J. Helbo
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Zu den vielen Todesfällen vor und kurz nach der Kapitulation:Lars J. Helbo hat geschrieben:Ich habe eine andere Begründung gefunden:Poitou hat geschrieben: Glaubst du wirklich, dass sich die dänische Zivilbevölkerung an Frauen und Kindern gerächt hätte?Der forelå mulighed for at flygtningelejrene ved kapitulationen skjulte våbendepoter, stjålne værdigenstande samt personer som man ønskede at sikre sig f.eks. gestapofolk, landsforrædere og andre farlige personer.
Es bestand die Möglichkeit während der Kapitulation, dass sich verborgene
Waffendepot, gestohlene Wertgegenstände sowie Personen wie Gestapoleute, Landesverräter und andere gefährliche Personen deren man habhaft werden wollte im Lager versteckten.
Quelle: http://www.tyskeflygtninge.dk/hvid9.1.html
Mange flygtninge døde i 1945
Omkring 17.000 tyske flygtninge døde i Danmark. Langt de fleste af dem omkom i 1945 i månederne omkring befrielsen, hvor forholdene var allermest kaotiske. Over halvdelen af de døde var børn.
De danske læger og de danske sundhedsmyndigheder er blevet kritiseret for ikke at have gjort nok for at hjælpe med at behandle syge flygtninge. Når det gælder de første måneder efter befrielsen, kan det godt være rigtigt.
På grund af faren for, at den danske befolkning skulle blive smittet med de farlige sygdomme, der hærgede blandt flygtningene, og også på grund af den almindelige modvilje mod de tyske flygtninge, blev flygtninge kun i undtagelsestilfælde behandlet på danske sygehuse. I stedet blev der i lejrene opbygget et særligt sundhedssystem bemandet med tyske læger og sygeplejesker. Der gik nogen tid, før det kom til at fungere så godt, at flygtningenes sygelighed og dødelighed blev bragt ned på et nogenlunde normalt niveau.
Quelle: EMU Danmarks undervisningsportal
http://www.befrielsen1945.dk/temaer/befrielsen/flygtninge/index.html#indhold5
Hier wird wieder die Ansteckungsgefahr angegeben aber auch der Widerstand der dänischen Bevölkerung.
Es war wohl weniger am Anfang "die dänische Bevölkerung" als die Widerstandsbewegung die sich gegen dänische Hilfeleistungen sperrte.
Und wenn eine Gruppe der Widerstandbewegung in Flugblättern auffordert:
Kein Däne soll Mitgefühl mit den Flüchtningen haben. Sie bekommen das zurück was sie gesät haben.
Dazu kommt das fast alle dänischen Tageszeitungen dazu beitrugen die Stimmung gegen die Flüchtlinge zu forcieren.
Dann kann ich darin nur eine Form von Volksverhetzung sehen. Aber wie ich auch schon geschrieben habe, wir können heutige Moralvorstellungen nicht anwenden.
Leider scheint es mir mit der Moral in unserer Zeit auch nicht weit her zu sein, wenn ich an den Irak und Afghanistan denke.
>> [url=http://books.google.de/books?id=OM8qpZNByxcC&pg=PA22&lpg=PA22&dq=Frit+Danmark&source=bl&ots=dB1jwMY0Pl&sig=YeFRHpo2nUL7DxwrXdh3EuiAVk0&hl=de&ei=Rr30SbCbAc2S_QaWw9TGCQ&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=7#PPA37,M1]Link[/url]
Auf diesen Seiten wird meine Behauptung bestätigt und die mir auch aus mündlichen Berichten meiner angeheirateten dänischen Sippe überliefert wurden. Darunter befand sich auch eine hoher Polizeioffizier der in Neuengamme inhaftiert war und von dort fliehen konnte.
Nobert
[edit: Link gekürzt -- Martin]
Natürlich gab es auch andere Dänen z.B.:galaxina hat geschrieben:es gab ja auch andere daenen:
http://www.dr.dk/P1/P1Morgen/Udsendelser/2009/04/27/101143.htm
Dänische SS-Einheiten waren Teil der Ausländischen Freiwilligenverbände der Waffen-SS. Im Laufe des Zweiten Weltkrieges meldeten sich ca. 2000 Dänen freiwillig zur Waffen-SS und ca. weitere 4000 zur Wehrmacht, um mit den Deutschen an der Ostfront gegen die Sowjetunion zu kämpfen. Dem voran ging die Unterstützung der Finnen durch zahlreiche dänische Freiwillige im Winterkrieg gegen die Sowjetunion. Erster Führer der Dänen war Christian Frederik von Schalburg. Die Soldaten waren vom dänischen Militär abgestellt und wurden in die Waffen-SS im gleichen Dienstgrad übernommen. Ihre freiwillige Meldung war durch König und Parlament genehmigt. Dennoch wurden nach Kriegsende gegen sie hohe Strafen wegen Landesverrat verhängt
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/D%C3%A4nische_SS-Einheiten
Auch ein Beispiel wie aus "Helden" Verbrecher werden können.
Nobert
Verfolge die Beiträge weiterhin mit Spannung und sehe, das stichhaltige Argumente am meisten zählen, als Phrasen ala:" nichts gewußt, nichts gemacht und die Deutschen sind ja eh Schuld"
Den Spiegel vors Gesicht zu bekommen tut weh, aber das wissen wir wohl am meisten!
Wie schon mal gesagt, als Deutscher muß man wissen, wo alles begann.
Aber erst jetzt darf man so scheibchenweise öffentlich sagen, auch im ZDF, das es auch andere Täter und viele Nutzer im Ausland gab und nur dieses ganze Gebilde hatte das so unfaßbare zur Folge!!!
Den Spiegel vors Gesicht zu bekommen tut weh, aber das wissen wir wohl am meisten!
Wie schon mal gesagt, als Deutscher muß man wissen, wo alles begann.
Aber erst jetzt darf man so scheibchenweise öffentlich sagen, auch im ZDF, das es auch andere Täter und viele Nutzer im Ausland gab und nur dieses ganze Gebilde hatte das so unfaßbare zur Folge!!!
Der Film hat ja wohl auch nicht das Ziel den Dänen Vorwürfe zu machen, sondern ist eine Reaktion auf kritisches Hinterfragen von Dänen.Bundy hat geschrieben:........Wie schon mal gesagt, als Deutscher muß man wissen, wo alles begann....
Ich glaube, fast alle Deutschen waren trotzdem glücklich in Dänemark zu jener Zeit gelandet zu sein und sind für die geleistete Hilfe dankbar.
So ist es im Buch von Karl-Georg Mix "Deutsche Flüchtlinge in Dänemark 1945-1949" mehrheitlich geschildert worden.
Das Thema Flüchtlinge in Dänemark ist außerdem vor ein paar Jahren schon einmal ausführlich hier im Forum diskutiert worden.
Nobert
Hallo,
jeder der sich mal in der Umgebung von Oksbøl aufhält , der sollte sich dort ruhig einmal die Ausstellung im Obergeschoss des "Egnsmuseet" anschauen.
(Liegt genau gegenüber des "Ravmuseet".)
Dort ist das Leben der Flüchtlinge im "Oksbøl-Lejeren" gut dokumentiert.
Für mich aus bereits erwähnten Gründen eine Begegnung der besonderen Art.
Gruß
Reimund
jeder der sich mal in der Umgebung von Oksbøl aufhält , der sollte sich dort ruhig einmal die Ausstellung im Obergeschoss des "Egnsmuseet" anschauen.
(Liegt genau gegenüber des "Ravmuseet".)
Dort ist das Leben der Flüchtlinge im "Oksbøl-Lejeren" gut dokumentiert.
Für mich aus bereits erwähnten Gründen eine Begegnung der besonderen Art.
Gruß
Reimund
Hej,
Er zitiert einen ironischen Text:
"Kennst du den Ort, von Wäldern umgeben,
Wo alles schwimmt im Butter und Öl?
Wo führten Flüchtlinge eine herrliches Leben?
Es ist das wundervoll herrliche Oksbøl-"
Ich finde folgenden Satz wichtig:
"Wenn man auf einem der 34 deutschen Gräberfelder in Dänemark zu Besuch ist, erkennt man angesichts der vielen sinnlosen Opfer die Notwendigkeit, den Frieden zu bewahren." ( Gammelgaard, S. 146)
Poitou
Mag sein, aber trotzdem erscheint mir die " dänische Geschichtsschreibung" zum Umgang mit "Treibholz" - wie Gammelgaard sein Buch betitelte, etwas zu positiv.Ich glaube, fast alle Deutschen waren trotzdem glücklich in Dänemark zu jener Zeit gelandet zu sein und sind für die geleistete Hilfe dankbar.
Er zitiert einen ironischen Text:
"Kennst du den Ort, von Wäldern umgeben,
Wo alles schwimmt im Butter und Öl?
Wo führten Flüchtlinge eine herrliches Leben?
Es ist das wundervoll herrliche Oksbøl-"
Ich finde folgenden Satz wichtig:
"Wenn man auf einem der 34 deutschen Gräberfelder in Dänemark zu Besuch ist, erkennt man angesichts der vielen sinnlosen Opfer die Notwendigkeit, den Frieden zu bewahren." ( Gammelgaard, S. 146)
Poitou