Arbeitsleben in DK

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fnuggie
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Arbeitsleben in DK

Beitrag von fnuggie »

Hallo an alle,

Ich bin neu im Forum und ich schreibe gerade eine Arbeit über kulturelle Unterschiede zwischen Deutschland und Dänemark. Mich würde interessieren, wie Deutsche, die in Dänemark arbeiten, im dänischen Arbeitsleben zurechtkommen. Gibt's da grosse Unterschiede zwischen Deutschland und Dänemark? Ich weiß schon, da kann man sicher nicht verallgemeinern, aber was habt Ihr gelernt und welche Erfahrungen habt Ihr so gesammelt? Mich würde auch interessieren, was Dänen so meinen, die diesen Eintrag lesen.

Ich freu mich auf Eure Antworten.
LG fnuggie
diana201074
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Beitrag von diana201074 »

hej,
hast ne pn :D

hilsen,
diana
gute mädchen kommen in den himmel, böse überall hin ;o)

http://www.nydansker.beepworld.de/
Otis

Beitrag von Otis »

Hej !

Viele Dänen lassen sich ordentlich Zeit auf der Arbeit, im Verhältnis zu Deutschland, wo man doch schneller arbeitet.
Im einen finde ich es gut, weil man nicht so gestresst ist und im anderen ist es aber auch störend, wenn z. B. eine nicht ganz so arge Schwierigkeit oft fast ne Stunde ausdiskutiert wird, um dann zu dem Schluß zu kommen, welcher von vornherein eigentlich schon klar war! :|
fnuggie
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Beitrag von fnuggie »

Hej Otis,

Das habe ich allerdings auch schon erlebt - einen Hang zu nicht enden wollenden Meetings. Interessant finde ich auch, dass nach meinem Erleben von allen eine Meinungsäusserung erwartet wird, egal wie unbedeutend das Thema. In Deutschland bedeutet Schweigen, dass man einverstanden ist, in Dänemark offenbar, dass man sich nicht beteiligt. Leider klappt es aber teilweise mit dem Referatschreiben nicht (weil der Chef keinem was aufbrummen will), also weiss nach 2 Wochen keiner mehr, worüber eigentlich gesprochen wurde... Nur mein Erleben, aber vielleicht geht's anderen auch so?

Andererseits sind die Dänen, so habe ich das auch mitgekriegt, beim Arbeiten entspannter als ich das von Deutschland her kenne. In Deutschland scheint es eher die Regel zu sein, dass man voll ausgelastet erscheinen muss, daher am besten immer mit nem gehetzten Ausdruck im Gesicht und wehenden Haaren herumlaufen (damit der Chef nicht auf die Idee kommt, man säße nur faul rum). In Dänemark geht man da gelassener ran (gern auch mit Humor) und schafft auch was...

LG fnuggie
Glühwürmchen
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Beitrag von Glühwürmchen »

Hallo fnuggie,

ich habe nur gute Erfahrungen gemacht. Vor allem kann man auf der Baustelle sein Werkzeug an Ort und Stelle liegen lassen und Mittag machen gehen, es sei denn, dort gibt es viele Deutsche und Polen. Die Dänen klauen nicht. Sie benutzen zwar hin und wieder auch mal dein Werkzeug, aber sie legen es auch wieder hin. Und so kann man die Pause voll ausnutzen ohne ein-und auspacken zu müssen. In Deutschland undenkbar!

Glühwürmchen
Dagmar P.
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Beitrag von Dagmar P. »

[quote="fnuggie"

Andererseits sind die Dänen, so habe ich das auch mitgekriegt, beim Arbeiten entspannter als ich das von Deutschland her kenne. In Deutschland scheint es eher die Regel zu sein, dass man voll ausgelastet erscheinen muss, daher am besten immer mit nem gehetzten Ausdruck im Gesicht und wehenden Haaren herumlaufen (damit der Chef nicht auf die Idee kommt, man säße nur faul rum). In Dänemark geht man da gelassener ran (gern auch mit Humor) und schafft auch was...

LG fnuggie
[/quote]

Das kann ich in der Regel bestätigen, allerdings kommt es auch hier auf die Geschäftsleitung an.
Als unser neuer F & B Manager nitbekommen hat, dass eine Kollegin beim Serviettenfalten sitzt, hat er erst mal den Stuhl entfernen lassen :roll: und angeordnet, dass man nur noch in der Pause zu sitzen hat.

Aber eigentlich ist das Arbeiten angenehmer, weil es eine viel flachere Hierarchie gibt als in Deutschland. In der Praxis heisst das, dass die einzelnen Arbeitsschritte abgesprochen werden und nicht einfach auf Kommando von oben verteilt, wie ich das aus deutschen Hotels nur zu gut kenne.

Gruss
Dagmar
Glühwürmchen
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Beitrag von Glühwürmchen »

Oh, abgesprochen???
Da habe ich aber noch ganz andere Dinge erlebt. Vor allem, wenn nicht´s abgesprochen ist und das kommt auf Baustelle oft vor. Dann kannst du vieles noch mal anfangen, unter erschwerten Bedingungen oder hast zusätzlich Arbeit.

Glühwürmchen
fnuggie
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Beitrag von fnuggie »

Hallo,
Als unser neuer F & B Manager mitbekommen hat, dass eine Kollegin beim Serviettenfalten sitzt, hat er erst mal den Stuhl entfernen lassen und angeordnet, dass man nur noch in der Pause zu sitzen hat.
Das klingt aber echt unentspannt. War das ein waschechter Däne? :shock: Dann wiederum gibt's so Typen sicher überall...

Aber insofern kann ich Dir, Dagmar, Recht geben, dass Dinge 'abgesprochen' und nicht 'delegiert' werden, wo deutsche Chefs allzu gerne als Kommandeure in Erscheinung treten. So herum passt es ja dann auch wieder zu dem, was Glühwürchen schreibt - wenn nix abgesprochen wird, dann ist man sich selbst überlassen, weil 'ne Order von oben gibt's nicht, jedenfalls nicht im Voraus.

Was ich noch erlebt habe: ich wurde von einer Deutschen eingearbeitet, die in den Schwangerschaftsurlaub ging. Jedenfalls hat sie das mit der Einarbeitung total super gemacht und deshalb war es recht einfach für mich, mich in der Materie zurecht zufinden, schon kurz nachdem sie gegangen war (vorzeitige Entbindung).
Als andere neue dann angefangen haben, gab es null Einarbeitung für sie. Da hab ich erst realisiert, dass die Einarbeitung, die ich empfangen habe, aus guter deutscher Tradition heraus stammte (weil sich meine Kollegin einfach Zeit genommen hat) und dass das Prinzip der Einarbeitung bei unseren dänischen Managern irgendwie nicht wirklich gängig ist.
Mein Freund, der hier in einem Krankenhaus angefangen hat, hat ähnliches erzählt - also dass eine strukturierte und von der Leitung geplante Einarbeitung, wie er sie aus deutschen Krankenhäusern kennt, nicht wirklich passierte. Statt dessen musste er sich alles selbst zusammen suchen (ein Hoch auf die Eigeninitiative!) und war auf hilfsbereite Kollegen angewiesen, die es ja zum Glück überall gibt...

LG fnuggie
doro
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Beitrag von doro »

Also ich habe nach 12 jahren hier in dk immer noch diesen respekt vorm boss.Mir ist aufgefallen,dass man den boss anders respektiert.Also mehr persoenlich.Also natuerlich ist es ne respekt person, aber auch nicht mehr als die kollegen. In de hatte man direkt "angst" vorm boss und niemand hat auf feiern auffallen wollen(betrunken).Hier trinkt der boss mit... :D Ich bin im altenheim und wir haben wahnsinnigen stress, aber trotzdem ist es entspannter.Ich hoffe es ist zu verstehen was ich meine...LG Doro
Auch Seeland ist schoen. Også sjælland er dejlig....
adi
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Beitrag von adi »

Hejsa,

also Arbeiten in Dänemark ist aus meiner Sicht viiiiel angenehmer als man es von D her kennt.
Zum einen gibt es hier kein allabendliches Wettsitzen, frei nach dem Motto: Wer zuerst nach Hause geht, hat verloren.
Wenn man um 15h nach 7,5 Stunden seine Sachen packt und heim geht, wird man nicht doof angeguckt - die einzig dummen Sprüche kommen nur von Nicht-Dänen (wie? Schon Feierabend?) Zumal kommt das v.a. Eltern von Vorteil, die ihre Zwerge aus der Vuggestue oder Børnehave abholen müssen - und wenn noch mehr Arbeit zu erledigen ist, wird sich eben abends, wenn die Kleinen im Bett sind, noch mal von zu Hause eingeloggt (sehr praktisch mit Bürojobs auf jeden Fall)

Wenn es um den lieben Nachwuchs geht, hat man hier auch nicht die Haltung: oje, Frau mit Kind(ern), die fällt ständig aus, weil was mit dem Kind ist. Hier wird frau idR viel mehr unterstützt und auch Frauen im "gebärfähigen" Alter und Frauen mit Kindern ohne grosse Probleme eingestellt. Während man in D doch meist eher versucht, Mütter aus ihrem Beruf zu drängen, weil man leider in sehr vielen Firmen denkt, dass Mütter zu keiner Arbeit taugen. (wobei doch gerade Mütter noch effektiver Arbeiten)

Und die flache Hierarchie ist natürlich auch ein Vorteil - man kann ohne Probleme zum "Oberchef" gehen, ohne erst tagelang mit seiner Vorzimmerdame zu verhandeln, wann man denn mal Erlaubnis hat, mit ihm zu sprechen. Hier geht man einfach hin, sagt "hej" und schnackt gemütlich miteinander.

Ja, und hier und da mögen die Dänen vielleicht langsamer sein, aber dennoch sind sie unterm Strich extrem produktiv und dabei nicht gestresst. Sie verstehen idR, den work-life-balance auszunutzen und darauf wird auch hier viel geachtet. Auch finde ich super, dass Familien hier eine Chance haben, ihre Zeit gemeinsam intensiv zu nutzen - und es nicht nach dem deutschen Standardbild läuft: Vater schuftet bis spät am Abend und sieht seine Kinder, wenn sie schlafen und evtl. ein bisschen am Wochenende.

Und was nutzt einem ein Mitarbeiter, der gestresst und unzufrieden ist und mit Anfang 40 am Herzinfarkt verreckt? Oder dank Burn Out lange arbeitsunfähig ist? - habe dies in meiner Arbeitszeit in D leider mehrfach mit ansehen müssen.
Und die Wirtschaft läuft doch gut hier, oder?!
Also muss diese Arbeitseinstellung ja dennoch gute Früchte tragen :D
Aber das heisst nicht, dass hier nur Gemütlichkeit und Ausruhen angesagt ist, es gibt auch Zeiten, wo es hektischer zugeht und alle mehr Zeit und Energie in ihre Arbeit stecken.
Aber nach meiner Meinung und Erfahrung ist das alles viel besser ausbalanciert.

Natürlich gibt es hier und da immer wieder Ausnahmen - habe auch hier in DK von Firmen gehört, die sehr deutsch arbeiten - die sind aber meist auch deutsch gesteuert. Oder klassisches Beispiel die Mærsk mit ihren strengen unflexiblen Arbeitszeiten (zumindest habe ich die zum Vortsellungsgespräch so präsentiert bekommen), aber selbst da gibt es auch unterschiedliche Haltungen und man kann flexibler sein.
Und auch in D kann man viel Glück und so eine gute Arbeitszeit haben (ich hatte damals verdammt viel Glück, dank ner super Chefin und war nie auf ein abendliches Wettsitzen angewiesen)

Das jedenfalls ist meine Meinung, Erfahrung und Beobachtung

:D

unterm Strich würde ich sagen, ist die Lebensqualität basierend auf Beruf, Verdienst und Freizeit wesentlich höher als in Deutschland.

Hilsen
Adi
cimberia
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Beitrag von cimberia »

Als ich vor 1 Jahr in DK angefangen hatte, kam ich mir vor wie "Alice im Wunderland".
Plötzlich wurde ich, ja ich wieder als Mensch von meinem Vorgesetzten behandelt.

Und eben deswegen werde ich meine Arbeitskraft in DK weiterhin einbringen!
Glühwürmchen
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Beitrag von Glühwürmchen »

Oh ja, mir ging es ähnlich. Keine Vorurteile gegen Frauen.
Und ehrlich, hätte ich diese Erfahrungen 20 Jahre eher gemacht, ich wäre dort geblieben und hätte bestimmt noch 3 Kinder mehr zur Welt gebracht.
D ist so ein Kinderunfreundliches Land, da ist "Frau" echt froh, wenn sie eins groß bekommt.
fnuggie
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Beitrag von fnuggie »

Hallo,

Super, Eure Meinungen zu lesen. So in etwa habe ich es hier auch erlebt (also generell ein angenehmeres Arbeiten in Dänemark, mehr Gleichberechtigung), aber es ist immer interessant zu hören, wie es anderen geht.
...unterm Strich würde ich sagen, ist die Lebensqualität basierend auf Beruf, Verdienst und Freizeit wesentlich höher als in Deutschland.
In Deutschland: leben, um zu arbeiten. In Dänemark: Arbeiten, um zu leben...

Sind hier Dänen, die in Deutschland arbeiten? Wie geht es Euch denn so?
Hvordan går det jer danskere der arbejder i Tyskland? Går det godt eller skidt og hvorfor?

LG fnuggie
Hatschi
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Beitrag von Hatschi »

Hallo!

Ich kann nur von "Bürojobs" erzählen, aber würde das, was meine Vorredner so im großen und ganzen auch gesagt haben, bestätigen.

Ich glaube, man kann das Arbeitsleben in DK im allgemeinen unter dem Begriff "Gute Arbeit" zusammenfassen. Es ist kinder-/familienfreundlicher, weniger Druck auf den Einzelnen, auch weniger Arbeitszeit (mit 37h/Woche als Regelarbeitszeit) und kollegialer/demokratischer. Das heisst aber nicht, dass hier nur gefaulenzt wird. Ich denke eher, dass hier in Deutschland der Trend einfach immer mehr zur Kaputtmachung und Ausbeutung geht, während man sich - natürlich begünstigt von einer einzigartig niedrigen Arbeitslosigkeit bis Mitte 2008 - in DK immer mehr Gedanken um Arbeitsklima und Unterstützung des Arbeitnehmers macht.

Ich glaub, für Leute, die in Deutschland tendenziell oder wirklich ausgebeutet werden, ist DK das "Paradies" - zurecht.
BlaubaerDK
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Beitrag von BlaubaerDK »

Also ich kann zu dem Thema nur sagen...es war hier recht entspannt...und dann kam die Krise.
Seitdem ist hier (bei uns in der Firma) alles anders.
Es wird versucht Druck auszuueben, Mitarbeiter werden gegeneinander aufgespielt.und und und.
Im moment arbeiten wir fuer 10% weniger (seit januar, is Ende Juni)um die Firma aus der Krise zu bekommen.
Es wurden Leute rausgeworfen(von 6 mann pro Schicht auf 4-5 mann pro Schicht) jedoch muss die gleiche oder mehr Arbeit geleistet werden.
Leute wurden schikane Weise auf andre Schichten gesetzt um sie doch zum gehen zu bewegen...und vieles mehr.
Nunja so suche ichdann nach alternativen, und das bessere Angebot wird dann wohl genommen.
Lohnverhandlungen wurden fuer dieses jahr auch ausgesetzt(normalerweise ja immer im Maerz).
Im November bin ich 2 jahre in dieser Firma, habe aber noch den Lohn vom Anfang.(Wobei das Aufgabengebiet jedoch stetig waechst)
Unqualifizierte Neueingestellte Daenen bekommen den gleichen oder hoeheren Stundenlohn....
Nunja genug gemeckert, aber es faengt an so zu werden wie in Deutschland,ob dies der richtige Weg ist??
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