
Wir sind seit Juni in DK und werden Ende des Jahres wieder zurück nach DE gehen. Dafür gibt es nicht einen bestimmten Grund, sondern eine Kombination. Das Leben in DK ist nicht schlecht. Wir sprechen die Sprache, haben schon die ersten Bekannten, haben Arbeit etc etc. Es ist sehr ordentlich hier, alle sind hübsch anzusehen und es wirkt ein wenig wie ein altes Kinderlied, welches wahr geworden ist. Idyllisch ist wohl der richtige Ausdruck.
Warum also werden wir wieder gehen, und zwar zurück in eine Stadt, die von extrem vielen Problemen verfolgt wird?
1. Grund: Gesundheitssystem
Ich habe eine schwere kronische Krankheit, mit der nicht zu spaßen ist. In DE war ich alle 4 Wochen zur Kontrolle. Hier habe ich den nötigen Facharzt noch nie gesehen und meine Hausärztin, die gerade frisch aus der Uni ist und die ich ja vorläufig nicht wechseln kann, scheint keine Ahnung zu haben.
Zudem bin ich schwanger. Das ansich stellt ja kein Problem da, weil die Betreuung sicher ausreichend ist. Aber zwei mal habe ich mir Blutabnehmen lassen, um rauszufinden, ob ich trotz Schwangerschaft meine Arbeit weiter verrichten darf. Zwei mal haben die die Blutproben verloren und sich selbst nicht gemeldet. Mittlerweile ist es egal, denn ich bin aus der gefärhlichen Zeit raus. Außerdem fehlt mir hier ein richtiger Ansprechspartner, da bisher meine Hausärztin zuständig ist. Ich bin seit zwei Wochen krank, aber ich kriege keinen Termin. Das Problem ist, dass die Krankheit einen neuen Schub meiner kronsichen Krankheit auslösen kann. Ich hoffe wirklich, dass das nicht passiert, weil ich dann nicht weiss wie ich an meine Medikamnet kommen soll, die ich innerhlab kürzester Zeit einnehmen muss. Da kann ich nur auf Holz klopfen.
Natürlich war es naiv von mir, nach DK zu gehen, obwohl ich von den Problemen des Gesundheitssystems wusste. Aber wenn es einem gut geht, vergisst man schnell.
2. Die Lebenserhaltungskosten
Da ich nebenbei studiere, ist zur Zeit mein Mann Hauptverdiener. Ich verdiene gerade mal so viel wie SU. Mit seinem Gehalt könnten wir in DE gut leben. Hier reicht es hinten und vorne nicht. Außerdem werden wir wohl in naher Zukunft ein Auto brauchen, wegen des Babies. Das ist hier schlicht unmöglich.
Gute Lebensmittel zu bekommen ist hier auch nicht einfach, gerade weil wir kein Auto haben. Während viele mit dem auto nach DE zum Einkaufen fahren können wir das nicht. Und die Fahrten per Zug sind teuer und viel kann man da auch nicht mitnehmen.
Von unserer Miete mal ganz abgesehen

3. Das soziale Netzwerk
Das ist ein Faktor, den viele nicht ernst nehmen, weil er generell mit dem Wort "Heimweh" abgetan wird. Ein kleines stück heimweh ist schon drin, das will ich nicht abstreiten. Aber es ist vor allem auch der Wunsch, nicht zu dritt hier zu wohnen und die weitere Familie kaum zu sehen.
Wir hätten gerne die Großeltern, Tanten und Onkel, Cousins in der Nähe unseres Babies. Das Gleiche gilt auch unseren Freunden. Nicht ganz nebensächlich ist auch der Fakt, dass wir manchmal dieses Netzwerk auch einfach benötigen. Während meiner zweiwöchigen Krankheit war mein Mann alleine für mich, den Haushalt und seine Arbeit verantwortlich. Das ging ja gerade noch, aber mit Baby?
4. Meine Stadt
hier wohne ich in einer Stadt mit ca. 50000 Einwohnern. In meiner alten Stadt waren es das doppelte. Wir hatten Cafes und Restaurants, die man bezahlen konnte, ein phantastisches Kino, gute Einkausfmöglichkeiten und ein gutes kulturelles Angebot. Was die Kultur hier angeht kann ich auch nicht klagen, aber das meiste können wir uns nicht leisten. Außerdem möchte ich so gerne mal wieder Wasser sehen (lustig, wir wohnen in DK aber bis zum nächsten richtigen Strand es 15 km). Ich habe seit 2 Monaten keinen Strand mehr gesehen.
Dies sind ein paar der Gründe, wesshalb wir hier zwar zufrieden sind, aber nicht wirklich glücklich. Glücklicherweise wird mein Mann einfach pendeln können und auch ich möchte in Zukunft wieder in DK arbeiten und vielleicht auch wieder zurück zurück gehen. Es ist für uns einfach keine "Jetzt-Oder-Nie" Entscheidung, sondern eher "Heute-Hier, Morgen-Dort". Wir haben uns noch nie irgendwelchen Regeln anderer, wie man sich verhalten soll unterworfen, und werden uns auch mit dieser Entscheidung nicht tun. Mögen auch welche dies als Scheitern sehen, für uns ist eher die Suche nach dem Glück. Und da sind wir schon ein gutes Stück weit gekommen.
Liebe Grüße
Anja