Hallo allerseits, ich bin ganz neu - habe bisher hier gern mitgelesen und mich erst heute angemeldet.Lars J. Helbo hat geschrieben:ABER es geht auch kein Weg an der Erkenntnis vorbei, dass es einige Typen von Waffen und Haustiere gibt, die besonders gefährlich sind. Hier sollten wir überlegen, ob wir diese Waffen und Haustiere in unsere Gesellschaft unbedingt brauchen, oder ob es nicht besser wäre auf sie zu verzichten.Rombay hat geschrieben:Es kommt ja meistens doch auf den Hundehalter an.
Ich oute mich auch gleich: Neben mir sitzen zwei "so genannte Kampfhunde". Seit ich weiß, dass DK mit dem Erlass einer Rasseliste die gleichen Fehler wie Deutschland machen will, schwanke ich irgendwo zwischen Trauer und Wut.
Das eine ist ne´ganz persönliche Sache, wir fahren seit Jahren mindestens zweimal im Jahr mit den Hunden nach DK, es ist mein absolutes Lieblingsland - auch weil ich die Dänen stets als ausgesprochen hundefreundlich und entspannt kennen gelernt habe.Noch gehts mir nicht in den Kopf, dass ich nie wieder mit den Pelznasen an ihren geliebten Strand spazieren gehen kann...
Mal abgesehen von meiner persönlichen Betroffenheit, kann ich Euch nur versichern, dass man mit einer Liste oder einem Verbot, das pauschal auf die Rasse und nicht das einzelne Individuum abzielt, mehr Probleme einhandelt, als löst. Wir haben hier in Deutschland eine fast zehnjährige Erfahrung damit.
Für alle die sich nicht so gut auskennen: Bis auf zwei Bundesländer haben alle Länder in Deutschland mehr oder weniger rigorose Rasselisten. Doch selbst in den Regionen, in denen absolutes Haltungsverbot besteht, kann man folgende Phänomene beobachten:
1. Die Tierheime sind voller Listenhunde, die nicht vermittelt werden dürfen und mal abgesehen vom Tierleid ungeheure Kosten produzieren, die manchen Verein an den Rand des Ruins treiben.
2. Der Schwarzmarkt mit Listenhund-Welpen blüht - in fast jedem Anzeigenblatt und natürlich im Netz finden sich hunderte Offerten. Nachschub gibt es aus Kellervermehrung und über "grüne grenzen" zuhauf. Die immer mal wieder von Behörden beschlagnahmten Hunde landen natürlich wieder im Tierheim.
3. Politiker mit Hang zu Polemik und Aktionismus rühmen sich gern, mit Rasselisten die Sicherheit auf den Straßen erhöht zu haben. Das hat sich in keinem Bundesland bewahrheitet - Beißvorfälle kommen trotzdem vor und den Opfern dürfte es egal sein, ob der Hund der sie gebissen hat, legal oder illegal gehalten wird. Die große Mehrheit der Beioßvorfälle passiert eh´nicht im öffentlichen Raum, sondern (in diversen Studien belegt) in der eigenen Familie mit dem eigenen Hund.
4. Die Listenhunde werden nicht mehr von seriösen (und von Verbänden kontrollierten) Züchtern sondern völlig ahnungslosen Vermehrern produziert, die keinen Schimmer von Zuchthygiene, Erbkrankheiten und vernünftiger Sozialisierung haben. Das Ergebnis ist eine sehr hohe Zahl kranker und verhaltensauffälliger Tiere.
5. Mit Verboten trifft man landläufig nur Menschen, die sich an Gesetze halten. Das bedeutet, das zuerst diejenigen Probleme kriegen, die einen Listenhund offiziell als Familienhund bei den Behörden angemeldet haben. Das sagen wir mal "problematische Klientel", dass sich diese Rassen tragischerweise irgendwann Mal als Statussymbol auserkoren hat, hält die Tiere weiter - bloß jetzt in Kellern und Hinterhöfen. Manche weichen auch auf andere Rassen, womit wir bei der nächsten weit verbreiteten Mär wären: Dass Hunde wie der Staffordshire-Terrier oder Bulldog eine außergewöhnliche Beißkraft haben, ist schlichtweg Blödsinn. Die Beißkraft hängt bei jedem Tier von der Größe des Schädels und des Fangs ab - weshalb beispielsweise das Pferd einen Pitbull um Längen schlägt.
Echte Schauermärchen sind auch die immer wieder gern berichteten Episoden von den Pitbulls mit mehr als 40 Zähnen oder Gebissen die sich nicht mehr öffnen lassen.
6. Mit einem Verbot bestimmter Rassen verhindert niemand das "Kampfhund-Problem". Denn wenn man es drauf anlegt und über ein wenig Hundeverstand verfügt, kann man jeden Hund mit entsprechender "Behandlung" zu einem gefährlichen Beißer machen. Um das zu verhindern, müssten man alle Hunde mit einem Gewicht von mehr als 20 kg ausrotten.
7. Zur Frage, wozu wir "diese so genannten Kampfhunde" überhaupt brauchen: Hat sich schon mal jemand gefragt, wieso ein Retriever oder Schäferhund mehr Existenzberechtigung haben sollte, als ein Staffordshire-Terrier? Weil der Retriever zum Modetier avanciert ist und der Schäferhund sowas wie "deutsches Kulturerbe "ist? Egal in welchem Pelz er geboren ist, ein Hund bleibt ein Lebewesen.
Sorry, dass mein erstes post hier so lang geworden ist. Aber in den vergangenen Jahre war ich gezwungen mich in die Materie einzuarbeiten:
Mein Mann und ich haben unsere Hunde aus dem Tierheim geholt, weil dort im Zuge der ersten Rasseliste hunderte Tiere strandeten und unglaubliches Tierleid herrschte. Zusammen mit den Vierbeinern sind wir seit 2002 mehrfach "wesens" und "sachkunde"getestet worden, haben tapfer "Maulkorb", "kurze Leine" und die Hetzkampagnen so mancher Boulevard-Zeitungen und ihrer Leser ertragen und tausende Euros an Steuern und Gebühren gezahlt - "gekämpft" haben unsere Hunde in all den Jahren nur um unser Herz und den besten Platz auf der Couch...
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Es grüßt Nadine mit Kessy, Sparky und Finya