Selbstaendigkeit
Selbstaendigkeit
Hi!
Da sich die Wohungssuche in Berlin im Moment ziemlich anstrengend gestaltet und ich in Kopenhagen (wo ich im Moment bin) ggf. bald ne recht gute Wohnmoeglichkeit habe, wollte ich mich einfach mal informieren..
Eigentlich wollte ich mich ab September/Oktober in Deutschland selbststaendig machen. Selbststaendigkeit heisst in meinem Fall, dass ich Musikproduktionen und Designzeugs mache und dafuer Geld bekomme, ergo von Zuhause aus arbeite und keine Angestellten habe. Jetzt ueberlege ich mir allerdings, das ne Weile lang von Kopenhagen aus zu tun.
Was fuer Moeglichkeiten gibts? - Kann ich erst in Deutschland anmelden aber dann in Daenemark leben? Kann man das mit der Selbststaendigkeit in Daenemark auf ne aehnliche Art und Weise tun, es eben einfach beantragen, drauf los und gut ist? Und ab welchem Jahreseinkommen muss man das Ganze versteuern?
Und lassen sie einen ueberhaupt hier leben, wenn man im Vorhinein nicht weiss, wie hoch das Jahreseinkommen sein wird?
Fragen ueber Fragen, bin dankbar fuer jede Antwort
Gruss aus Kopenhagen,
Moritz
Da sich die Wohungssuche in Berlin im Moment ziemlich anstrengend gestaltet und ich in Kopenhagen (wo ich im Moment bin) ggf. bald ne recht gute Wohnmoeglichkeit habe, wollte ich mich einfach mal informieren..
Eigentlich wollte ich mich ab September/Oktober in Deutschland selbststaendig machen. Selbststaendigkeit heisst in meinem Fall, dass ich Musikproduktionen und Designzeugs mache und dafuer Geld bekomme, ergo von Zuhause aus arbeite und keine Angestellten habe. Jetzt ueberlege ich mir allerdings, das ne Weile lang von Kopenhagen aus zu tun.
Was fuer Moeglichkeiten gibts? - Kann ich erst in Deutschland anmelden aber dann in Daenemark leben? Kann man das mit der Selbststaendigkeit in Daenemark auf ne aehnliche Art und Weise tun, es eben einfach beantragen, drauf los und gut ist? Und ab welchem Jahreseinkommen muss man das Ganze versteuern?
Und lassen sie einen ueberhaupt hier leben, wenn man im Vorhinein nicht weiss, wie hoch das Jahreseinkommen sein wird?
Fragen ueber Fragen, bin dankbar fuer jede Antwort
Gruss aus Kopenhagen,
Moritz
Ich gehe davon aus, du bist Deutscher/Österreicher, gilt aber auch für Schweizer.
Die meisten "Kreativen" und "Künstler" in Dänemark leben von einer Kombination aus zwischenzeitlichen Jobs, öffentlicher Unterstützung und dem kreativen Geschäft.
Aber kannst du ohne öffentliche Unterstützung und ALG leben? Wenn du nicht gerade eine feste Anstellung hast, von der du leben kannst, wird man deinen "Registreringsbevis" u.a. davon abhängig machen, dass du keine öffentliche Unterstützung beanttragst. Einen "Registreringsbevis" brauchst du, da du sonst keine CPR-Nummer kriegen kannst, und ohne die ist das Leben hier sehr schwierig.
Brauchst du keine öffentliche Unterstützung, hast du im Prinzip Anspruch auf Niederlassungsfreiheit nach EU/EØS-Recht. Es ist mir nicht gelungen von dänischen öffentlichen Seiten die Regeln hier zu erfahren. Ich gehe davon aus, dass eine weitere Bedingung der Nachweis hinreichender Ersparnisse als Startkapital oder zum Lebenunterhalt ist.
Die Frage ist aber, ob das attraktiv ist. Zum einen ist der Grundfreibetrag der Steuern wesentlich niedriger als in Deutschland. Es gibt hier auch nicht die Kombination aus niedrigen Eingangssteuersätzen und speziellen Sozialversicherungsregeln für bescheiden verdienende Selbständige, vielmehr schlägt die Steuer sofort voll zu. Zum anderen sind die Lebenshaltungskosten sehr hoch.
Wenn du also nicht gerade auf den dänischen Markt zielst und du daher Vorteile aus der Kundenähe ziehen kannst, scheint es mir wirtschaftlich nicht sinnvoll, hier zu leben.
Die meisten "Kreativen" und "Künstler" in Dänemark leben von einer Kombination aus zwischenzeitlichen Jobs, öffentlicher Unterstützung und dem kreativen Geschäft.
Aber kannst du ohne öffentliche Unterstützung und ALG leben? Wenn du nicht gerade eine feste Anstellung hast, von der du leben kannst, wird man deinen "Registreringsbevis" u.a. davon abhängig machen, dass du keine öffentliche Unterstützung beanttragst. Einen "Registreringsbevis" brauchst du, da du sonst keine CPR-Nummer kriegen kannst, und ohne die ist das Leben hier sehr schwierig.
Brauchst du keine öffentliche Unterstützung, hast du im Prinzip Anspruch auf Niederlassungsfreiheit nach EU/EØS-Recht. Es ist mir nicht gelungen von dänischen öffentlichen Seiten die Regeln hier zu erfahren. Ich gehe davon aus, dass eine weitere Bedingung der Nachweis hinreichender Ersparnisse als Startkapital oder zum Lebenunterhalt ist.
Die Frage ist aber, ob das attraktiv ist. Zum einen ist der Grundfreibetrag der Steuern wesentlich niedriger als in Deutschland. Es gibt hier auch nicht die Kombination aus niedrigen Eingangssteuersätzen und speziellen Sozialversicherungsregeln für bescheiden verdienende Selbständige, vielmehr schlägt die Steuer sofort voll zu. Zum anderen sind die Lebenshaltungskosten sehr hoch.
Wenn du also nicht gerade auf den dänischen Markt zielst und du daher Vorteile aus der Kundenähe ziehen kannst, scheint es mir wirtschaftlich nicht sinnvoll, hier zu leben.
Steuern
Also in D gilt: Als Single mußt Du so ungefähr ab 11.000 netto Steuern zahlen, als Verheirateter ab 22.000.
Netto heißt Umsatz abzüglich Kosten, Sozialbeiträgen, Vorsorgebeiträgen und ggfs. außergewöhnlichen Belastungen.
Wenn Du einen PKW beruflich nutzt, mußt Du wiederum die Privatnutzung des Wagens als Einkommen versteuern.
Hört sich nicht nur kompliziert an, ist auch so.
Ohne Steuerberater hast Du als Selbstständiger in D keine Chance, aber mit einem guten solchen läßt es sich aushalten.
Netto heißt Umsatz abzüglich Kosten, Sozialbeiträgen, Vorsorgebeiträgen und ggfs. außergewöhnlichen Belastungen.
Wenn Du einen PKW beruflich nutzt, mußt Du wiederum die Privatnutzung des Wagens als Einkommen versteuern.
Hört sich nicht nur kompliziert an, ist auch so.
Ohne Steuerberater hast Du als Selbstständiger in D keine Chance, aber mit einem guten solchen läßt es sich aushalten.
Hej Moritz,
nein, das ist leider so nicht möglich, zumindest nicht, wenn Du Einzelunternehmer bist und sich Dein tatsächlicher Arbeitsplatz, an dem Du Dein Geld machst, in DK befindet. Du kannst zwar mit dänischem Wohnsitz eine gewerbliche Niederlassung in DE anmelden, dann muss sich aber dort auch Dein Arbeitsplatz befinden. Ich würde da auch nicht versuchen, irgendwie rumzutrixen. Das hat nämlich nicht nur einen steuerrechtlichen Hintergrund, sondern auch einen versicherungstechnischen. Du bist bei einer gewerblichen Anmeldung in DE dort auch Pflichtunfallversichert über die Berufsgenossenschaft. Fliegt Dir aber in DK der Bildschirm um die Ohren und Du wirst arbeitsunfähig, tritt die deutsche Berufsgenossenschaft nicht ein und in DK hast Du dann auch ein Problem, da Du ja Dein Geld in Deutschland verdient hast. Die sind dann auch nicht für Dich zuständig.
Dir bleibt also nichts weiter übrig, wenn Du in DK wohnen willst und auch dort Dein Arbeitsplatz ist, in DK auch das Gewerbe anzumelden. Allerdings solltest Du ein gutes Polster haben. Ich war nämlich fast in der gleichen Situation. Ich war in DE selbständig und wollte meinen Wohnsitz nach DK verlegen, da ich auch mit meiner Arbeit ortsunabhängig war, brauche nur einen PC.
Normalerweise muss man für die Registrierung in DK nachweisen, dass man 6000 kr. im Monat verdient. Ich hatte viel mehr aber eben mit selbständiger Arbeit in DE und das wurde nicht akzeptiert, weil das eben kein gesichertes Einkommen wie z.B. eine Rente ist. Alternative war dann, dass ich 70.000 kr. Sicherheit auf einem Konto hinterlegen konnte, um für 1 Jahr den Registrierungsbevis zu bekommen. Nach einem Jahr hätte ich die Prozedur von neuem machen müssen. Das war mir dann doch alles zu unsicher und ich habe mir für den Registrierungsbevis einen kleinen Job in DK gesucht. Damit war das dann überhaupt kein Problem.
In DK ist es ganz einfach, ein Gewerbe anzumelden. Du kannst es online machen http://www.virk.dk/ . Vor Start solltest Du Dir aber alles relevante durchlesen http://www.skat.dk/skat.aspx?oID=348575 .
Du musst eine ganz normale Einnahme-/Ausgabenbuchhaltung machen, die Mehrwertsteuer ganz pünktlich abführen (hohe Strafen bei Unpünktlichkeit) und Deinen Gewinn versteuern. Versuch nicht, durch Anschaffung teurer Technik, den Gewinn runterzudrücken, sonst kann es passieren, dass Dein Registrierungsbevis nicht verlängert wird, weil das Einkommen zu gering ist. Dein Gewinn ist Dein Einkommen. Du hast nur einen Freibetrag von 3500 kr. pro Monat. Der Rest wird versteuert. "Feinheiten" solltest Du mit dem Skat abklären.
Hilsen Hina
nein, das ist leider so nicht möglich, zumindest nicht, wenn Du Einzelunternehmer bist und sich Dein tatsächlicher Arbeitsplatz, an dem Du Dein Geld machst, in DK befindet. Du kannst zwar mit dänischem Wohnsitz eine gewerbliche Niederlassung in DE anmelden, dann muss sich aber dort auch Dein Arbeitsplatz befinden. Ich würde da auch nicht versuchen, irgendwie rumzutrixen. Das hat nämlich nicht nur einen steuerrechtlichen Hintergrund, sondern auch einen versicherungstechnischen. Du bist bei einer gewerblichen Anmeldung in DE dort auch Pflichtunfallversichert über die Berufsgenossenschaft. Fliegt Dir aber in DK der Bildschirm um die Ohren und Du wirst arbeitsunfähig, tritt die deutsche Berufsgenossenschaft nicht ein und in DK hast Du dann auch ein Problem, da Du ja Dein Geld in Deutschland verdient hast. Die sind dann auch nicht für Dich zuständig.
Dir bleibt also nichts weiter übrig, wenn Du in DK wohnen willst und auch dort Dein Arbeitsplatz ist, in DK auch das Gewerbe anzumelden. Allerdings solltest Du ein gutes Polster haben. Ich war nämlich fast in der gleichen Situation. Ich war in DE selbständig und wollte meinen Wohnsitz nach DK verlegen, da ich auch mit meiner Arbeit ortsunabhängig war, brauche nur einen PC.
Normalerweise muss man für die Registrierung in DK nachweisen, dass man 6000 kr. im Monat verdient. Ich hatte viel mehr aber eben mit selbständiger Arbeit in DE und das wurde nicht akzeptiert, weil das eben kein gesichertes Einkommen wie z.B. eine Rente ist. Alternative war dann, dass ich 70.000 kr. Sicherheit auf einem Konto hinterlegen konnte, um für 1 Jahr den Registrierungsbevis zu bekommen. Nach einem Jahr hätte ich die Prozedur von neuem machen müssen. Das war mir dann doch alles zu unsicher und ich habe mir für den Registrierungsbevis einen kleinen Job in DK gesucht. Damit war das dann überhaupt kein Problem.
In DK ist es ganz einfach, ein Gewerbe anzumelden. Du kannst es online machen http://www.virk.dk/ . Vor Start solltest Du Dir aber alles relevante durchlesen http://www.skat.dk/skat.aspx?oID=348575 .
Du musst eine ganz normale Einnahme-/Ausgabenbuchhaltung machen, die Mehrwertsteuer ganz pünktlich abführen (hohe Strafen bei Unpünktlichkeit) und Deinen Gewinn versteuern. Versuch nicht, durch Anschaffung teurer Technik, den Gewinn runterzudrücken, sonst kann es passieren, dass Dein Registrierungsbevis nicht verlängert wird, weil das Einkommen zu gering ist. Dein Gewinn ist Dein Einkommen. Du hast nur einen Freibetrag von 3500 kr. pro Monat. Der Rest wird versteuert. "Feinheiten" solltest Du mit dem Skat abklären.
Hilsen Hina
Re: Steuern
Hej frosch,frosch hat geschrieben:Ohne Steuerberater hast Du als Selbstständiger in D keine Chance, aber mit einem guten solchen läßt es sich aushalten.
das kann man so nicht pauschalisieren. Ich war sehr viele Jahre in DE selbständig, hatte Angestellte und hatte einen Steuerberater. Abgesehen davon, dass er zu blöd war, die Lohnsteuer in den Griff zu bekommen und bei der Gewerbemiete hat er über ein Jahr vergessen, die Mehrwertsteuer abzurechnen, hat er auch noch bei seinem Umzug die komplette Buchhaltung verbummelt. Ergebnis war, dass ich den Kerl, nachdem ich 800 DM (damals) Strafe beim Finanzamt zahlen durfte und eine Steuerschätzung am Hals hatte, seitdem alles selbst gemacht habe und damit viel besser gefahren bin. Allerdings sollte man dann auch Durchblick haben, wie das geht. Ansonsten würde ich natürlich auch einen Steuerberater empfehlen aber nicht so einen, wie ich ihn hatte

Hilsen Hina
Steuerberater
Oh absolut Hina!
Du hast mir aus der Seele gesprochen.
Ich hatte auch so eine Torte von einem Steuer"berater", der hätte eigentlich mir Geld geben sollen, statt ich ihm.
Dann habe ich gewechselt und bin vom Regen in die Traufe gekommen!
Erst jetzt, mit dem zweiten Wechsel scheints gut zu laufen. Nur ist es ein Riesenaufwand, einen neuen Berater einzuarbeiten mit den Besonderheiten des Unternehmens.
Dennoch: Ich versuche weiterhin eigene Kenntnisse im deutschen Steuerdschungel zu behalten. Schon deswegen, weil die meisten Steuer"berater" eher Steuer-Verwalter sind und kaum echte gute Ratschläge haben, wie die Steuern niedrig zu halten sind.
Und oh ja, die Buchhaltung wird innerhalb des Betriebes gemacht, schon weil ich keine Lust habe, für jede Auswertung, die ich benötige, extra zu zahlen und dann vielleicht noch Tage darauf zu warten.
Du hast mir aus der Seele gesprochen.
Ich hatte auch so eine Torte von einem Steuer"berater", der hätte eigentlich mir Geld geben sollen, statt ich ihm.
Dann habe ich gewechselt und bin vom Regen in die Traufe gekommen!
Erst jetzt, mit dem zweiten Wechsel scheints gut zu laufen. Nur ist es ein Riesenaufwand, einen neuen Berater einzuarbeiten mit den Besonderheiten des Unternehmens.
Dennoch: Ich versuche weiterhin eigene Kenntnisse im deutschen Steuerdschungel zu behalten. Schon deswegen, weil die meisten Steuer"berater" eher Steuer-Verwalter sind und kaum echte gute Ratschläge haben, wie die Steuern niedrig zu halten sind.
Und oh ja, die Buchhaltung wird innerhalb des Betriebes gemacht, schon weil ich keine Lust habe, für jede Auswertung, die ich benötige, extra zu zahlen und dann vielleicht noch Tage darauf zu warten.