socrates hat geschrieben:... da oute ich mich doch, um nicht mit "bekannten Foris" verwechselt zu werden:
Ich bin seit 16 Jahren Arzt, seit 5 Jahren mit der Zusatzbezeichnung "Palliativmedizin" und habe von 2003 - 2006 in Enschede/Niederlanden gearbeitet.
@billa: Keine (Gegen-)Argumente, aber von Ahnung reden ...
So so, und weil Du Arzt bist, haben also Deiner Meinung nach Personen, die nicht Medizin studiert haben, zu diesem Thema nichts zu sagen. Ich denke, damit machst Du es Dir zu einfach.
Nein, ich habe nicht Medizin studiert, verfüge aber über einen halbwegs gesunden Menschenverstand und eine gewisse Lebenserfahrung, und deshalb nehme ich mir das Recht heraus, auch zu solchen Themen meine Meinung zu äußern.
Ich habe vor einigen Jahren meine Mutter vier Wochen lang sterben sehen. Nach einer Herz-OP konnte man das Beatmungsgerät nicht mehr abstellen. Zunächst wurde sie oral und dann nach einem Luftröhrenschnitt bis zum Ende künstlich beatmet. Zwei Tage nach der OP versagten beide Nieren, zwei- bis dreimal täglich Dialyse. Nach dreieinhalb Wochen teilten uns die Ärtze mit, dass man ihr ein Bein abnehmen müsse... Ich möchte das jetzt nicht weiter ausführen, um niemanden in Schwierigkeiten zu bringen. Du wirst wissen, warum sie trotz eines jetzt starken Herzen dennoch gestorben ist.
Meine Oma ist mit 88 Jahren in ein Pflegeheim gekommen. Alzheimer war der Hauptgrund. Sie hat niemanden mehr erkannt. Aber das war nicht alles. Sie war ans Bett gefesselt, musste künstlich ernährt werden. Das ging vier Jahre lang so, bevor sie endlich sterben durfte. In meinen Augen vier Jahre für nichts.
Nein ich bin nicht dafür, alles über einen Kamm zu scheren, aber im Einzelfall sollte aktive Sterbehilfe OFFIZIELL möglich sein, auch deshalb, damit DIESE Ärzte nicht immer mit einem Bein im Gefängnis stehen.
Ich arbeite indirekt mit geistig behinderten Menschen, die oftmals auch schwer körperlich behindert sind. Sie leben in ihrer eigenen - teils sehr glücklichen - Welt. Sie werden vom Pflegepersonal (welches ich sehr bewundere) liebevoll umsorgt und können im Rahmen dessen, was möglich ist, aktiv am Leben teilnehmen. Das halte ich für lohnens- und lebenswert.
Für mich persönlich ist es wichtig, dass es jetzt immerhin diese Patientenverfügung gibt (meine Mutter hatte keine, und bei meiner Großmutter gab es das noch nicht), denn ich möchte nicht von Maschinen "am Leben" erhalten werden, respektive dahin vegetieren. Das ist in meinen Augen menschenunwürdig.
Ich sehe als Laie Euthanasie als humanitäre Hife an.
Natürlich will und kann ich nicht bestreiten, dass mit einer solchen Verfahrensweise - aktive Sterbehilfe - auch Schindluder getrieben werden kann/könnte. Das ist dann wohl der Wermutstropfen, mit dem Du laut Deiner eigenen Aussage ja schon Erfahrungen gemacht hast. Dazu möchte ich jetzt mal ein ganz profanes Sprichwort zitieren:
Wo gehobelt wird, da fallen Späne.
Es liegt nach meiner Ansicht in den Händen der Politik, da ganz klare Grenzen zu setzen. Euthanasie zu verbieten ist keine Lösung.