Mohnbrötchen hat geschrieben:Was denn für eine Spezialausbildung? Ich würde auch einen Pferdestall ausmisten gehen, solange ich mich damit über Wasser halten kann und das gesundheitlich und körperlich kann

Das machen hier billige Praktikanten, die mal einen Pferdeberuf lernen wollen. Damit kann man sich nicht über Wasser halten. Wenn Du Geld zum Überwasserhalten hier verdienen willst, musst Du schon etwas können, was nicht jeder zweite andere auch kann

. Solche Jobs sind als erstes Weg. Offen sind spezielle Jobs mit fundiertem Fachwissen.
Ich bin 2008 ausgewandert. Einen Monat später hätte ich es vielleicht nicht mehr gemacht, denn ich bin genau mit der Finanzkrise hier angekommen

. Ich bin meiner Familie hinterher, habe meinen Job mitgenommen (ich war selbständig und konnte von zu Hause aus arbeiten), wir haben erstmal das Haus von Tochter und Schwiegersohn, das sie verkaufen wollten, weil sie den Hof der Schwiegereltern übernommen haben, gemietet und hatten so eine Startbasis. Mein Mann hatte schon vorher einen Job gefunden, den er aber wegen der Krise und der Firmenpleite auch nur einige Monate hatte. Die Sprache zu lernen hatte ich schon in Deutschland angefangen. Jedenfalls habe ich mir dann aber nach ein paar Monaten einen Halbtagsjob im Kindergarten meiner Enkel gesucht und bin am Vormittag in die Sprachschule gegangen. Nach ein paar Monaten, nachdem alles soweit war, haben wir uns dann eine neue Wohnung gesucht. Eigentlich habe ich mich von Anfang an hier sehr wohlgefühlt. Ich kannte ja das Umfeld auch schon sehr viele Jahre aber wirklich angekommen ist man eigentlich erst, wenn man die Sprache soweit fließend beherrscht. Solange man irgendwie aufgrund der Sprachschwierigkeiten noch mit gewisser Nachsicht behandelt wird, steht man immer noch ein bisschen daneben, gehört noch nicht so ganz richtig dazu. Das ist mittlerweile alles kein Thema mehr, wir sind voll integriert, haben dänische Bekannte und mittlerweile auch richtig gute Freunde, was ja auch noch etwas anderes ist.
Aber ich muss gestehen, ab 2009 hätte ich nicht mehr den Mut zum Auswandern gehabt. Bei uns ging es auch nicht mehr ganz so leicht, wie in den Jahren davor aber in den Monaten danach, hat sich Europa und auch DK so extrem verändert, vor allem, was die Arbeitsmarktsituation und die Einstellung zu Einwanderern betrifft, was ja auch immer einen Zusammenhang hat. Um die selben Chancen, wie wir 2008 zu haben, muss man z.B. heute doch schon mit einem deutlich besseren Sprachniveau kommen, viel mehr drauf achten, dass man eine Ausbildung hat, die für die Dänen interessant ist und vor allem mindestens doppelt, wenn nicht sogar dreimal soviel Glück haben. Unmöglich ist das alles nicht aber weitaus schwieriger.
Ach ja und Geld sollte man sowieso einiges haben, sonst hat man schon Probleme, überhaupt eine Wohnung zu bekommen, von einem in den meisten Fällen notwendigen Auto ganz zu schweigen. Und Geld für eine evtl. Rückkehr, aus welchen Gründen auch immer, sollte man auch parat haben. Selbst wenn man eine Arbeit findet, bedeutet das nicht, dass man sie auch lange hat. Hier wird wesentlich schneller gefeuert, als in Deutschland und Kündigungsfristen wie in Deutschland sind auch Mangelware. Das geht hier meist innerhalb von 3 Tagen. Wenn man dann nicht gleich wieder was hat, läuft die Uhr recht schnell, bis einen die Dänen wieder rausschmeißen. Die Staatverwaltung ist da nicht sehr kulant.
"Alle Menschen haben das gleiche Recht zu denken, aber die wenigsten machen Gebrauch davon.“ Curt Goetz