Wer glaubt in irgendeinem Land dieser Welt herrschen ausschliesslich gute oder schlechte Arbeitsbedingungen lebt wohl in einer Traumwelt.
Hauptsächlich wird es wohl von dem direkten Chef und den Kollegen abhängen und selbst in DK gibt es weniger nette Menschen. UNd wenn so eine/r der Chef ist kann das Arbeitsleben schlecht sein, vorallem wenn man in Deutschland einen guten Chef hatte.
Die "traumhaften" Arbeitsbedingungen würde ich erst einmal bestätigen mit folgender Erklärung. (In Deutschland und DK habe ich bis jetzt in einer grossen Firma gearbeitet)
Die Arbeit an sich unterscheidet sich wenig. Fehlentscheidungen werden getroffen, die eigenen Erfolge werden manchmal nicht anerkannt, es wird falsch geplant und so weiter.
Aber die Einstellung der Dänen zur Arbeit und zur Familie hat meiner Meinung nach einen anderen Stellenwert als in Deutschland. Das abholen der Kinder um 16 Uhr ist normal und betrifft ein Grossteil meiner Kollegen. Da wird das Büro einfach leer, egal ob Chef oder nicht. Die Anwesenheit im Büro hab ich nie als Kriterium erfahren. Es gibt weniger Karrieregeile Leute, da im "ländlichen Bereich" schnell ein Haus gekauft ist, Familie mit Kindern vorhanden und man fährt einmal im Jahr in den Urlaub. Wenn die Kinder dann aus dem Haus sind ist immer noch Zeit für Karriere.
In Deutschland wurde lange Anwesenheit (in meiner Firma) immer als positiv angesehen, so dass bei Gleitzeit viele spät kamen und gingen. Als ich früh angefangen habe und früh gegangen bin habe ich öfter komische Kommentare bekommen.
Auch das hintenanstellen der Familie wurde in Deutschland nicht komisch wahrgenommen sondern als etwas besonderes. (Deutschland: "Oh ich habe keine Zeit für den Termin, mein Sohn hat Geburtstag aber ich rufe eben an das ich eine Stunde später komme." "Oh danke für den Einsatz."
DK: "Ich bin morgen nur den halben Tag da, mein Sohn hat Geburtstag, du musst das alleine fertig bekommen." "OK")
Dazu finde ich viele junge Leute in Deutschland als Karrieregeil und stellen die Familie hinten an. Entweder es wird keine gegründet oder sie wird vernachlässigt oder als Statussymbol missbraucht. (das war immer mein Gefühl. Kinderbilder (Gekrakel) an der Wand im Büro des Chefs aber jeden Tag bis 19 Uhr arbeiten = das kleine Kind nur am Wochenende sehen)
Dieser Unterschied ist für mich persönlich ein grosser Gewinn. Anstelle von Karriere-Chefs oder Kollegen die geschwollen daherreden hat man erfahrene Chefs die alles entspannter sehen können.
ABER vor mir ist ein ehemaliger Kollege aus Deutschland nach DK ausgewandert, in die gleiche Firma und die gleiche Abteilung. Er hat es nur ein Jahr ausgehalten.
Wenn die (Arbeits)Kultur nicht zu einem passt, dann wird das nichts. Und das war vorherzusehen bei diesem Kollegen. Eher hektisch, auf die Karriere bedacht etc.
Dazu kommt natürlich, je mehr Arbeitslose es gibt, desto weniger "Toleranz/Kulanz" gibt es für "Boni" am Arbeitsplatz.
Beispiel: Als ich anfing hatte ich eine Kollegin die eigentlich immer nur im Mutterschaftsurlaub war. Dann kam sie kurz wieder und schon wieder weg. 3 Kinder hintereinander. Und danach hat sie gekündigt. Quasi 4 oder 5 Jahre angestellt aber nur "wenige" Wochen gearbeitet.
Als es wirtschaftlich gut ging hat der Arbeitgeber es sehr relaxt gesehen und auch "draufbezahlt".
Jetzt wo die Wirtschaft etwas runter geht, will man solche Dinge natürlich nicht mehr bezahlen und ist weniger kooperativ.
Ebenso werden unproduktivere Mitarbeiter schneller gegangen.
Da gab es in DK früher vielleicht eine Traumwelt, dass man als Mitläufer gut verdienen konnte ohne sich wirklich zu überanstrengen. Im Moment gibt es genügend potentielle Angestellte auf dem Arbeitsmarkt. Zusammen mit den dänischen Kündigungsschutz kann man dann auch schneller auf der Strasse sitzen.
Also alles ist relativ zu sehen, wenn es mit der allgemeinen Kultur des Nordens passt ist es schon mal ein Vorteil. Die südländischen Kollegen in meiner Firma habe da ihre Problemchen.
Wenn man in Deutschland einen schlechten Chef hatte oder es nur mit Karriereleuten zu tun hatte und dies nicht mag, wird man in DK in grösseren Firmen sicherlich gute Chancen auf einen tollen Arbeitsplatz haben. (kann kleinere schlecht einschätzen)
Wenn man in Deutschland einen super Chef hatte und man hauptsächlich wegen der Dünen und eines (vermeintlichen?) besseren Gehaltes auswandert, hat man wohl realistische Chancen enttäuscht zu werden.
Also alle karrieregeilen Leute, überlegt es euch hier herzukommen
