Deutscher Urlauber in der Nordsee ertrunken

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Die jungen Mitteleuropäer
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Re: Deutscher Urlauber in der Nordsee ertrunken

Beitrag von Die jungen Mitteleuropäer »

Danke für die Aufklärung! Wieder etwas dazu gelernt!

Ich hatte von dem Phänomen der Unterströmungen bislang auch eher eine diffuse Vorstellung.

Die Riptides sind in in dem von Lyset gesetzten Link leicht verständlich erklärt.

Wir waren gerade an den Elbstränden des Biospährenreservats Elbtalauen, wo etliche kleine Buchten mit schönen Sandstränden durch Buhnen unterteilt sind. Das Wasser ist dort flach abfallend und wirkt ruhig und friedlich. Auf Schildern wird vor dem Baden gewarnt, aber da es keine nähere Erklärung gibt, glauben vielleicht manche, dass der Hinweis nur für bestimmte Wetterlagen mit unruhigem Wellengang gelten könnte.
fejo.dk - Henrik

Re: Deutscher Urlauber in der Nordsee ertrunken

Beitrag von fejo.dk - Henrik »

Vor allem das Video im Wiki-Artikel finde ich gut

Hier erscheint normalerweise ein Video von YouTube. Bitte wende dich an einen Administrator.
Hier erscheint normalerweise ein Video von YouTube. Bitte wende dich an einen Administrator.


Hier wird darauf hingewiesen, dass es "Unterströmungen" garnicht gibt (1:25) und das man nicht unter dem Wasser (von etwas in der Tiefe, bbrrrr) gezogen wird (2:20).

Am sichersten ist es dort, wo "weisses Wasser" ist, also Wellen und Schaumkronen.

Bemerkenswert ist es übrigens, dass es oft die Retter sind die ertrinken, zB Familienmitglieder.

Hier die dänische Statistik: http://www.badesikkerhed.dk/statistik.html - man erkennt, dass in 2010-2011-2012 weniger gutes Badewetter herrschte ;-)
Bulli
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Re: Deutscher Urlauber in der Nordsee ertrunken

Beitrag von Bulli »

Der Nordschleswiger berichtet auch über den tödlichen Badeunfall :
47-jähriger Deutscher bei Søndervig ertrunken – zehn in Lebensgefahr, aber kein Badeverbot
Ein 47-jähriger Deutscher kam heute Nachmittag beim Baden am Strand Søndervig Vest südlich von Ringkøbing ums Leben. Dort herrschen ganz ungewöhnliche Strömungs-Verhältnisse und die Polizei "erwägte" ein Badeverbot an, nachdem zwei weitere Männer in Gefahr gerieten, weil die Strömung sie auf ihrem Surfbrett aufs Meer hinaus zog.
Die Polizei analysierte die Strömungsverhältnisse im ganzen Küstengebiet südlich von Ringkøbing, und entschied sich dann doch, KEIN Badeverbot anzuordnen. Stattdessen rät man Badegästen, nur dort ins Wasser zu gehen, wo Lebensretter vor Ort sind.
Auch weiter Richtung Süden ist es lebensgefährlich. Am Henne Strand wurden heute Nachmittag innerhalb einer Stunde zwölf Badegäste von Lebensrettern per Boot aus dem Meer gerettet - zehn sollen sich dabei in Lebensgefahr befunden haben.
http://www.nordschleswiger.dk/news.4460.aspx?newscatid=46&newsid=69517&h=47-jähriger-Deutscher-bei-Søndervig-ertrunken-–-zehn-in-Lebensgefahr,-aber-kein-Badeverbot

Vielleicht muss man ergänzen, dass gefährliche Strömungen ganz und gar nicht ungewöhnlich sind. In dem Bericht wird der Eindruck erweckt, als wären die Strömungen die Ausnahme. Vielleicht waren sie an dem Tag besonders stark, aber eigentlich sind sie sehr oft vorhanden. Warum gegen ein Badeverbot entschieden wurde, bleibt unklar.
Wie viele bewachte Badestellen zwischen Henne Strand und Søndervig gibt es eigentlich?

Bulli
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Zuelli
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Re: Deutscher Urlauber in der Nordsee ertrunken

Beitrag von Zuelli »

fejo.dk - Henrik hat geschrieben:
Hier wird darauf hingewiesen, dass es "Unterströmungen" garnicht gibt (1:25) und das man nicht unter dem Wasser (von etwas in der Tiefe, bbrrrr) gezogen wird (2:20).
Ja lieber Henrik. Nenn es, wie Du willst.

Fakt ist, das mehrere Menschen in den letzten Tagen umgekommen sind, obwohl doch jedem die Gefahr bewusst sein muss...

Hier auch noch eine interessante Seite:
http://www.weltwunderer.de/rip-currents-gefahr-im-meer/

Wird Dir (Henrik) allerdings nicht gefallen, weil man dort Brandungsrückströmungen, Unterströmungen oder auch Trecker in einen Topf geworfen hat :wink:
Es gibt ja nicht nur Idioten auf dieser Welt.....
aber irgendwie schaffen sie es, sich strategisch so zu platzieren, das mir jeden Tag einer über den Weg läuft.
Die jungen Mitteleuropäer
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Re: Deutscher Urlauber in der Nordsee ertrunken

Beitrag von Die jungen Mitteleuropäer »

Letztlich ist es für den Ertrunkenen und seine Angehörigen ja auch unerheblich, ob das Phänomen, durch das er sein Leben gelassen hat, nun Strömung, Unterströmung, Riptide oder Trecker hieß...

Ich finde die Erklärung für diese Phänomen einfach gut, weil es für den Badenden einen Zusammenhang zwischen einem Schild "Lebensgefahr" und dem friedlich anmutenden Badegewässer herstellt.
Wenn man das Phänomen nicht begreift, kommt man vielleicht eher in Versuchung, Badeverbote oder Hinweise auf eine Lebensgefahr, wie so oft im Leben, als reine Panikmache abzutun. Mit den bekannten, traurigen Folgen...
fejo.dk - Henrik

Re: Deutscher Urlauber in der Nordsee ertrunken

Beitrag von fejo.dk - Henrik »

Die jungen Mitteleuropäer hat geschrieben:Letztlich ist es für den Ertrunkenen und seine Angehörigen ja auch unerheblich, ob das Phänomen, durch das er sein Leben gelassen hat, nun Strömung, Unterströmung, Riptide oder Trecker hieß...
Das ist ja auch nicht die Zielgruppe! Es ist eben allgemein vom Vorteil nicht zig Begriffe für das gleiche Phänomen zu haben. Ist wohl einleuchtend. Ich finde Brandungsrückströmung ist sehr präzise. DAS ist die Gefahr, die in DK jedes Jahr Leben kostet. Vor ein paar Jahren hat es leider einen fejo-Kunden erwischt :(

Auf Dänisch haben wir das gleiche Problem, hier wird von hestehuller (Pferdelöcher), revlehuller (Sandbanklöcher) und sicherlich auch von Unterströmungen geredet.

@Bulli: Was Bade- und andere Verbote angeht ist das nicht so die dänische Art.
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Zuelli
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Re: Deutscher Urlauber in der Nordsee ertrunken

Beitrag von Zuelli »

Ja. Das liegt aber wahrscheinlich auch an der "Mir passiert schon nichts Philosophie".
Auf meinen Wachen war auch immer die Ausrede, wenn wir fragten, ob die Leute das Badeverbot nicht gesehen haben:
Doch schon, aber mir passiert nichts, bin ja ein guter Schwimmer oder ich schwimme ja nicht weit raus usw.
Und ich glaube, gerade diese Leute gehen auch dann schwimmen, wenn sie um die Gefahr wissen.
Da hilft dann Aufklärung auch nicht mehr viel.
Es gibt ja nicht nur Idioten auf dieser Welt.....
aber irgendwie schaffen sie es, sich strategisch so zu platzieren, das mir jeden Tag einer über den Weg läuft.
fejo.dk - Henrik

Re: Deutscher Urlauber in der Nordsee ertrunken

Beitrag von fejo.dk - Henrik »

Wohl wahr!
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Lars J. Helbo
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Re: Deutscher Urlauber in der Nordsee ertrunken

Beitrag von Lars J. Helbo »

fejo.dk - Henrik hat geschrieben:Hier die dänische Statistik: http://www.badesikkerhed.dk/statistik.html - man erkennt, dass in 2010-2011-2012 weniger gutes Badewetter herrschte ;-)
Man erkennt aber auch, dass um 1980 etwas entscheidendes passiert ist. In den 70'er jahren war es ganz normal, dass 70 - 80 Leute pro Jahr ertrunken sind. Dann hat man aber einige große Kampagnen durchgeführt und Schwimmunterricht in sämtliche Schulen eingeführt.

Damit kommt man aber jetzt nicht viel weiter. Inzwischen sind es nämlich vorwiegend zwei Gruppen, die ertrinken. Einmal sind es Männer, die mit Ruderboot rausfahren, viel trinken und irgendwann aufstehen um zu pinkeln. Die andere Gruppe sind die deutsche Touristen. Wäre wirklich interessant eine aufschlüsselung der Statistik in diese Gruppen zu sehen.

Ich weis auch nicht, wie man das ändern kann. Das Verhalten vieler Touristen ist einfach .... also, der Nordsee ist nun mal kein Baggersee und das begreifen die Leute einfach nicht. Wenn Leute in die Nordsee mit Luftmatratzen baden gehen oder wenn man sieht, wie 2 bis 3 Jährige Kinder direkt am Wasserrand spielen dürfen, während sich die Eltern mehr als 10 Meter weg ausruhen - was soll man dann sagen?

Oder wenn jemanden hier im Forum fragt, wo man am besten mit seine 6 bis 8 Jährige Kinder hin fährt und irgend ein Vollidiot dann sofort Blåvand oder Henne empfielt. Irgendwie ist es nicht normal, aber ich sehe nicht, wie man das ändern kann.
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fejo.dk - Henrik

Re: Deutscher Urlauber in der Nordsee ertrunken

Beitrag von fejo.dk - Henrik »

Ja, da hat sehr viel gebessert, das stimmt schon, denn soo gut waren die Sommer in den 70er und 80er Jahren nun auch nicht ;-)

Rådet for større badesikkerhed und Tryg Fonden haben gute Arbeit geleistet und viele Leben gerettet.
Lars J. Helbo hat geschrieben:wenn man sieht, wie 2 bis 3 Jährige Kinder direkt am Wasserrand spielen dürfen, während sich die Eltern mehr als 10 Meter weg ausruhen - was soll man dann sagen?
Das 2-3 jährige Kinder nicht in der Statistik auftauchen?
dina
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Re: Deutscher Urlauber in der Nordsee ertrunken

Beitrag von dina »

Lars,so ungefährlich sind Baggerseen nicht,in Seen ertrinken in D sehr viele: http://de.statista.com/statistik/daten/studie/5335/umfrage/ertrunkene-nach-ort-des-ertrinkens/
Dort wo gebadet wird,wird es auch tödliche Unfälle geben,trotz Aufklärung,Information,Schwimmunterricht etc.
Menschen überschätzen sich,haben Herz-oder andere gesundheitliche Probleme,baden unter Alkoholeinfluss usw.
Vor 2 Wochen ist ein Mann in Blokhus ertrunken,ein junger Mann in einem See bei Silkeborg und eine Frau,ich glaube bei Fyn,alles Dänen,ist das keine Meldung wert?
Auch Dänen sterben bei Badeunfällen,und wie du schriebst,bei Bootsunfällen,weil sie keine Rettungswesten tragen.
Aber das Klischee vom dummen Deutschen,der die Gefahren unterschätzt,ist hier sehr beliebt.
Ich denke nicht,das die Deutschen generell so viel leichtsinniger sind als andere,aber sie sind halt absolut in der Mehrheit an den Stränden der Westküste.

LG Tina
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Lars J. Helbo
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Re: Deutscher Urlauber in der Nordsee ertrunken

Beitrag von Lars J. Helbo »

Genau deswegen wäre eine Aifschlüsselung der Statistik interessant. In den 70'ern sind wie gesagt jedes Jahr 70 bis 80 ertrunken. Durch eine gezielte Kampagne und Schwimmunterricht für alle ging die zahl auf 10 bis 20 runter. Dabei ist es aber geblieben.

Ja, Dänen ertrinken auch. Die Umstände sind aber anders. "Der deutsche Tourist" ertrinkt mitten am Tag, im Sommer auf der Strand bei der Nordsee. Der "typische" Däne fällt über bord von ein kleiner Boot irgendwo im inneren Gewässer oder in ein See. Wenn man die berichte genauer liest, sieht man oft zwischen den Zeilen, dass etwas gefeiert wurde (steht natürlich nicht sehr deutlich in der Zeitung) und von den Rettern hört man immer wieder, dass die Wasserleichen mit offener Hose geborgen wurden.

Die Frage ist dann warum das passiert und wie man das verhindern könnte? Die Mittel, die seit den 70'ern bei andere Gruppen sehr erfolgreich gewesen sind, reichen hier offensichtlich nicht aus. Oder soll man nichts tun?
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dina
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Re: Deutscher Urlauber in der Nordsee ertrunken

Beitrag von dina »

@Lars:
Hier etwas Statistik: http://www.e-pages.dk/trygfonden/242/
Auf deine Frage hin,ob man etwas tun kann gegen die Unfälle-wenn Aufklärung nicht reicht,ist Eigenverantwortung gefragt.
Das Leben ist nun mal mit bestimmten Risiken verbunden.
Das ist auch in anderen Bereichen so,z.B. wenn man trotz div.Erkrankungen und gegen ärztlichen Rat weiter raucht,trinkt,sich ungesund ernährt und dann tot umfällt.
Die Einstellung,dass der Staat oder einfach "jemand anderes"einem die Eigenverantwortung abnimmt und gegen die Gefahren des Lebens beschützt,ist in meinen Augen völlig verquer.

LG Tina
fejo.dk - Henrik

Re: Deutscher Urlauber in der Nordsee ertrunken

Beitrag von fejo.dk - Henrik »

Lars J. Helbo hat geschrieben:Die Frage ist dann warum das passiert und wie man das verhindern könnte? Die Mittel, die seit den 70'ern bei andere Gruppen sehr erfolgreich gewesen sind, reichen hier offensichtlich nicht aus. Oder soll man nichts tun?
Es ist wie mit den Verkehrsopfern (m/o Alkohol): Irgendwann erreicht man ein Niveau, wo es sich nicht mehr für den Staat lohnt was zu tun.
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25örefan
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Re: Deutscher Urlauber in der Nordsee ertrunken

Beitrag von 25örefan »

fejo.dk - Henrik hat geschrieben:
Lars J. Helbo hat geschrieben:Die Frage ist dann warum das passiert und wie man das verhindern könnte? Die Mittel, die seit den 70'ern bei andere Gruppen sehr erfolgreich gewesen sind, reichen hier offensichtlich nicht aus. Oder soll man nichts tun?
Es ist wie mit den Verkehrsopfern (m/o Alkohol): Irgendwann erreicht man ein Niveau, wo es sich nicht mehr für den Staat lohnt was zu tun.
Was heißt denn "lohnen" :?: :?: :?:
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