Pfennigfuchser, ich möchte wetten, du hast die Ironie in meinem Beitrag erkannt! Aber egal. Stichwort Prüderie: Du sagtest:25örefan hat geschrieben: Muss ein Mittelalter-Historiker im Mittelalter gelebt haben, um zu Erkenntnissen über diesen Zeitraum und die Emtwicklung bis in die Gegenwart zu kommen?
Wohl kaum.
Da muss ich diesem dänischen Sexologen (dolle Berufsbezeichnung) recht geben. Nicht nur die Dänen bewegen sich auf ein neues Zeitalter der Prüderie zu. In Deutschland sieht es nicht anders aus. Die Nackten verschwinden zunehmend von ihren FKK-Refugien an Baggerseen und anderen Badestränden. In öffentlichen Saunen begegne ich immer häufiger Männer und Frauen in Badekleidung oder eingehüllt in speziellen Saunaumhängen. Genau so gut könnte Mann/Frau gleich im Bademantel die Schwitzkabine betreten. Da kommt man sich dann als Nackter richtig nackt vor.25örefan hat geschrieben:Zum Sexualleben der Dänen.
Die vergleichsweise höhere Fortschrittlichkeit in DK während der 60iger ist wohl eher Geschichte und und heute nur noch ein Mythos, so zumindest laut Aussagen des dänischen Sexologen, Paartherapeuten und Buchautors Jakob Olrik aus Kopenhagen….Hier das gesamte Interview mit ihm:Ich reise um die Welt und mache Studien über das unterschiedliche Flirtverhalten und Sexleben der Menschen. Im globalen Kontext sind wir Dänen eher irgendwo in der Viktorianischen Epoche. Wir entwickeln uns eher rückwärts. Dänemark wird prüder.
http://www.brigitte.de/liebe/sex-flirten/interview--sexologe-jakob-olrik-ueber-pruederie-und-wahre-liebe-10218210.html

Im Soestebad Cloppenburg (kommunales Schwimm- und Erlebnis/Wellnessbad) gibt es diesen Schweinkram überhaupt nicht mehr. Dort darf nur nur in Badekleidung sauniert werden. Nun ja, rabenschwarze Ecke wo der Pfaffe mehr zu sagen hat als der Bürgermeister.
In den letzten Herbstferien hatte ich in meiner Stammsauna im ländlichen Ammerland folgendes Erlebnis: Ich war früh in der Sauna. Außer mir war noch ein Paar im hohen Rentneralter anwesend, welches im Ruheraum in Decken eingemummelt vor sich hin döste. Ich ging in die höher eingeheizte finnische Sauna und machte es mir auf eine der oberen Liege der Länge nach gemütlich. Da erschien eine Mutter so um die 35 im hochgeschlossenen Frottee-Saunakleid mit ihrer ca. 12-jährigen Tochter im Adidas Schwimmanzug. Artig wollte ich mich aufsetzen für den Fall, dass die beiden evtl. auch auf der oberen Bank Platz nehmen wollten, obwohl ja noch eine vorhanden war. Stattdessen setzten sich beide aber verschämt auf eine der unteren Bänke. Nach ca. einer Minute des Schweigens dann das Mädchen: "Mutti, ich will hier nicht mehr sein". Sagte es und verließ die Sauna. Jetzt kochte es scheinbar in der Mutter denn sie fuhr mich ziemlich ungehalten an: "Finden sie es toll, sich hier mir und meiner Tochter gegenüber so zu exhibitionieren?"
Gott sei Dank kam zu diesem Zeitpunkt der Schwimmmeister des Schwimmbades zwecks Aufgusses herein. Da das Mädchen die Saunatür offen gelassen hatte hatte der den Grund für die Verbaldiarrhoe der Frau mitbekommen. In einem ruhigen aber bestimmten Ton klärte er die Mutter über die natürliche Nacktheit in der Sauna auf und wies sie auf die Möglichkeit der Damensauna hin. Die Frau wollte davon aber nichts wissen und meinte nur, dass sich die Zeiten doch wohl lange geändert hätten und verschwand dann mit ihrer Tochter.
Zu diesen Ausführungen passt auch die Tatsache, dass immer häufiger öffentliche Saunen Textilzeiten einrichten. Komische Welt.
Die Prüderie geht im Badebetrieb aber noch weiter. Badeklamotten: Warum sieht man heute in Schwimmbädern nur noch bei wenigen und in der Regel alten Männern keine Badehosen in Slipform mehr sondern fast nur noch Schlabbershorts, möglichst bis zum Knie? Damit sich unter der Hose bloß nichts abzeichnet. Bei der Damen-Bademode sieht es nicht anders aus. Meine Frau hat sich vor unserem diesjährigen Sommerurlaub aufgeregt, als sie sich einen Badeanzug kaufte. Egal wo wir auch gemeinsam waren, überall wurden ihr Badeanzüge mit brettigen Kokusnuß-Halbschalen angeboten mit der Begründung, dass die Frauen Wert darauf legen, dass man bzw. Mann bloß nichts durch den nassen Badeanzug erkennen oder auch nur erahnen kann. Alternativ gab es höchsten Schwimmanzüge der großen Sportmarken, allerdings nur für gertenschlanke Hungerhaken. Und wie war das in den 1970er, 1980er und 1990er Jahren? Da konnte der Stoff vom Badeanzug oder Bikini nicht dünn genug sein. Die Frauen waren stolz darauf, wenn es darunter ordentlich wippte. Nippelalarm war teils gewollt.
Insofern stimmt es, was da dieser dänische Sexologe zu diesem Thema (zunehmende Prüderie) gesagt hat. Schade.