Hinnerk hat geschrieben:
Ganz konkret: Im Grunde sagst du jedem Hartz IV-Empfänger ins Gesicht: „Dir geht es doch gut. Du musst nicht arbeiten, kannst dir auf Kosten der Allgemeinheit ein Auto leisten bzw. unterhalten, ebenso ein teures Hobby (Autotuning) und mit deiner Familie auch noch den Ferienhausurlaub in Dänemark.“
Hej Hinnerk,
ganz konkret: Die Hartz-4 Sätze sind vom Gesetzgeber so kalkuliert, dass sie für einen statistisch durchschnittlichen Bürger bzw. einer statistisch durchschnittlichen Familie, das Existenzminimum, für ein würdevolles Leben, sichern.
Was der Einzelne oder eine Familie aus diesen Transferleistungen macht steht auf einen ganz anderem Blatt.
Die Einen können eben gut und wirtschaftlich mit dem Hartz-4 Budget umgehen und schaffen es, durch Nutzung von diversen Sparmöglichkeiten und unter Zuhilfename von Nebenverdiensten, im Rahmen des Alg-2, auch Dinge zu finanzieren, die im Regelsatz nicht berücksichtigt werden und anderen wiederum ist es nicht gegeben mit dem Regelsatz auszukommen und zum Beispiel ihren Kindern ein vernüntiges Frühstück zu ermöglichen.
Die Hartz-4 Empfänger, die ich persönlich kenne, gehören vermutlich zur ersten Kategorie und die Transferempfänger, mit denen Du überwiegend Deine Erfahrungen gemacht hast, vermutlich zur Kategorie-2.
Da ich persönlich im Leben schon Phasen hatte, in denen ich mit weit weniger finanziellen Mitteln auskommen musste, als sie einem Hartz-4 Empfänger zur Verfügung stehen, weis ich auch, dass ich, im Fall von Alg-2, gut mit dem Regelsatz auskommen würde und davon, für ein billigen Gebrauchtwagen und einen preiswerten Urlaub, auch noch etwas ansparen könnte.
Bei Hartz-4-Familien, die nur in der teueren Hauptsaison Urlaub machen können, dürfte dagen die Finanzierung eines DK-Urlaubs ausgeschlossen sein. Diese Möglichkeit besteht wohl dann nur für Einzelempfänger von Alg-2, die in der Vor - und Nachsaison fahren können.
Dass pauschal alle Hartz-4 Empfänger im Reichtum schwelgen, mit getunten Autos unterwegs sind und sich teuere Hobbys leisten können, habe ich übrigens auch nie geschrieben. Deine Vorwürfe, bzgl. der Stammtischparolen, laufen daher ins Leere.
Die Sparmöglichkeiten, bei Lebensmitteln mit verkürzter Haltbarkeit, in Kaufland - und Netto-Märkten. hier in Ostthüringen und Nordfranken, belaufen sich übrigens nicht nur auf 30% sondern durchweg auf 50 bis 80%. Eine Senkungs-Obergrenze von 30% gibt es hier aber beispielsweise bei Aldi und Lidl.
Aber auch in Regionen, in dem es solche Angebote kaum oder gar nicht gibt, kann man mit wenig Geld vernünftig kochen und essen.
Problematisch ist es aber in jedem Fall, wenn regelmäßig Zigaretten oder Alkohol benötigt werden. Dann fehlt manchmal eben auch das Geld für das Frühstück der Kinder.
Wer keinen Job und keinen geregelten Tagesablauf hat kann aber im Rahmen von Frust und Depression leicht in einer Suchtsituation landen.
So gesehen verurteile ich auch keinen Hartz-4 Empfänger, der mit solchen Problemen zu kämpfen hat.
Da Arbeit nicht nur für den Lebensunterhalt sorgt sondern auch für das seelische Wohlbefinden wichtig ist, wäre es vielleicht auch sinnvoller, wenn mit den Hartz-4 Milliarden besser ein öffentlicher Beschäftigungssektor, für Geringqualifizierte und Geflüchtete, geschaffen würde.
Das Ruhigstellen mit staatlichen Transferleistungen, stellt sicher auch für die Betroffenen auf Dauer keine befriedigende Perspektive dar.
Wenn man jahrelang vom Arbeitsleben ausgeschlossen ist, fällt es dann sicher umso schwerer wieder einen Job anzunehmen und ein geregeltes Leben zu führen.