Werden Nordschlesiger unterdrückt?

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Rolf Krake
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Werden Nordschlesiger unterdrückt?

Beitrag von Rolf Krake »

Während man stets den Eindruck hat, das die Südschleswiger und der SSW sich kulturell und politisch in Schleswig-Holstein ungehindert entfalten können, kommt man bei den Nordschleswigern eher zu dem Schluiß, dass sie von der dänischen Politik in der Ausübung ihrer seit 1955 verbrieften Rechte stark behindert werden.
Oder täusche ich mich da sehr?

Viele Grüße
Kurt
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Lars J. Helbo
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Beitrag von Lars J. Helbo »

Könntest Du vielleicht begründen, wie Du zu diesem Schluß kommst? Ich kann das nicht richtig nachvollziehen, aber vielleicht, wenn Du etwas konkreter sein könntest?
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Tordenskjold

Beitrag von Tordenskjold »

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Zuletzt geändert von Tordenskjold am 12.05.2006, 10:05, insgesamt 1-mal geändert.
Rolf Krake
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Beitrag von Rolf Krake »

Hallo zusammen,

da eine Registrierung unter "Kurt" nicht möglich war, habe ich den Namen des berühmten Rolf Krake verwendet, der in der dänischen Geschichte ebenso bekannt ist wie Tordenskjold. :D

In letzter Zeit häufen sich die Nachrichten in Schleswig-Holstein, dass die Nordschleswiger sichtlich benachteiligt werden und zwar aus den von Tordenskjold genannten Gründen.

Ich will das jetzt auch nicht überbewerten, nur macht sich bei mir die Auffassung breit, das die Südschleswiger in S.H. voll intergriert sind, fast hätte der SSW im Frühjahr 2005 eine neue Regierung unter SPD und Grünen mitgetragen.

Auch eine ehemalige Freundin von mir aus Abenraa beklagte sich bei mir des öfteren, dass sie als Nordschleswigerin in Dänemark "einen schweren Stand" habe. Von Beruf ist bzw. war sie Kindergärtnerin. Das ist schon einige Jahre her, aber es soll ja nicht wesentlich besser geworden sein.

Viele Grüße
Kurt

P.S. Ich mag übrigens Dänemark und die Dänen sehr, um Missverständnisse gleich mal auszuräumen.
reimund1012

Beitrag von reimund1012 »

Hej Kurt,

ich bin zwar absolut kein Experte auf diesem Gebiet, aber wenn man hier im Forum zu diesem Thema etwas herumsucht, dann kommt man hierzu einen anderen Eindruck.

Die Nordschleswiger werden wohl weder unterdrückt noch ignoriert, sondern einfach wie Dänen behandelt.
Das bedeutet ganz einfach, dass sie keine besonderen Extrawürste serviert bekommen, wie es Ausländer in Deutschland als selbstverständlich einzufordern gewohnt sind.
Ausserdem scheint es auch so, dass der Zusammenhalt und das "Nationalbewusstsein" nicht ganz so stark ausgeprägt sind wie bei den Südschleswigern.

Uns Deutschen ist es ja jahrzehntelang gründlich ausgetrieben worden stolz auf unser Land zu sein.
Da hilft auch keine "Du-bist-Deutschland-Kampagne" mehr.

Viele Grüße
Reimund
Tordenskjold

Beitrag von Tordenskjold »

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Tordenskjold

Beitrag von Tordenskjold »

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Zuletzt geändert von Tordenskjold am 12.05.2006, 10:04, insgesamt 1-mal geändert.
Rolf Krake
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Beitrag von Rolf Krake »

Hallo Reimund,

sehr interessanter Beitrag von dir, denn unter diesem Gesichtspunkt habe ich das noch nie betrachtet und so gesehen ergibt sich da auch für mich ein ganz anderes Bild.

Na ja und dann bin ich wohl auch noch ein wenig von meiner Ex-Freundin geprägt.

Viele Grüße
Kurt
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Lars J. Helbo
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Beitrag von Lars J. Helbo »

Tordenskjold hat geschrieben:Ist es die mangelnde finanzielle Ausstattung, die die Nordschleswiger erhalten?
Die Schulen der Deutschen Minderheit werden nach den Regeln der Dänische gesetz für freie Schulen betrieben. Das bedeutet, daß der Dänische Staat 75% der Kosten übernehmen. Der Dänische Staat zahlt auch 50% der Kosten für die Dänische Schulen in Südschleswig. Von welche Benachteiligung reden wir dann hier?
Tordenskjold hat geschrieben: Auch eine politische Bevorzugung gibt es für die Nordschleswiger nicht, wie es für die dänische Minderheit vorgesehen ist.
Rein formal stimmt das. Die Deutsche Minderheit in Nordschleswig ist nicht von der Sperrgrenze bei den Parlamentswahlen befreit. Allerdings muß man dazu sagen, daß ganz Nordschleswig ein einziges Wahlkreis ausmacht. D.h. wenn die Minderheit genug Stimmen für ein Sitz im Parlament hätten, dann würden sie ein Direktmandat bekommen (wie sie in den 50'er und 60'er Jahren hatten). Ich bin zwar der Meinung, daß man aus prinzipiellen Überlegungen die Minderheit von der Sperrgrenze befreien sollte. Praktisch würde das aber kein Unterschied machen.

Bei den Gemeindewahlen bekommt die deutsche Minderheit gut 4000 Stimmen. Für ein Parlamentssitz braucht man aber gut 18.000 Stimmen. Man ist also weit davon entfernt, egal wie die Regeln sind.
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runesfar

Beitrag von runesfar »

Rolf Krake - Du hast wohl ein bisschen zu viel an die Homepage von herr Börnsen herumgeklickt.
Tordenskjold

Beitrag von Tordenskjold »

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Zuletzt geändert von Tordenskjold am 12.05.2006, 10:03, insgesamt 1-mal geändert.
reimund1012

Beitrag von reimund1012 »

Hej Tordenskjold,

Ethnische Minderheiten und Ausländer (oder Migranten, wie es "neudeutsch" schöner heisst) sind etwas vollkommen Anderes.

Erstere leben seit Generationen in ihrer jeweiligen Umgebung, und sind nur durch politische Ereignisse (wie Grenzverschiebungen oder Herrscherwechsel) überhaupt zu Minderheiten geworden.
Das gilt für Nord- und Südschleswiger genauso wie für Elsässer, Sorben oder Südtiroler.
Allen gemeinsam ist jedoch, dass sie (trotz Minderheitenstatus ) allesamt loyale Bürger des Staates sind in dem sie leben.

Ausländer sind in der Regel aus anderen Gründen in ihren Gastländern.
Manche (wie z.B. Italiener, Spanier, Engländer oder Polen) integrieren sich problemlos, andere beharren auf ihrer Kultur und wehren sich vehement gegen jegliche Integrationsversuche. (Auch noch in der dritten Generation)
Was sie aber nicht davon abhält als selbstverständlich vorauszusetzten das es in Deutschland z.B. alle amtlichen Formulare auch in der jeweiligen Muttersprache gibt. (Und wenn nicht, dann wird natürlich ein Dolmetscher besorgt).
Das meine ich mit Extrawürsten.
In einem anderen Land wäre so etwas wohl kaum vorstellbar.

Hilsen
Reimund
Tordenskjold

Beitrag von Tordenskjold »

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Zuletzt geändert von Tordenskjold am 12.05.2006, 10:03, insgesamt 1-mal geändert.
Martin Hofer

Beitrag von Martin Hofer »

Ich lese gerade ein interessantes Buch, das auch dieses Thema behandelt: "Hvad skal vi gøre ved tyskerne bagefter" von Karl Christian Lammers. Dem konnte ich bisher das Folgende entnehmen:

Ein anscheinend recht großer Anteil der deutschen Minderheit in Dänemark war alles andere als entsetzt über den Einmarsch Nazideutschlands 1940. Sie haben das als prächtige Gelegenheit aufgefasst, die Grenze in ihrem Sinne zu verschieben und "heim ins Reich" zu kommen, wie sie das seit der Grenzziehung 1920 gefordert hatten.

Damit haben sie sich bei den anderen Dänen natürlich nicht beliebt gemacht und waren nach Kriegsende Repressalien ausgesetzt. Die gibt es natürlich heute nicht mehr, aber die Anzahl derer, die sich der deutschen Minderheit angehörig fühlen, ist durch diese Episode natürlich stark gesunken -- wer wollte nach dem Krieg noch Deutscher sein? -- während es gleichzeitig auf der deutschen Seite der Grenze immer mehr wurden, die sich lieber mit Dänemark identifizieren wollten. Dadurch ist die dänische Minderheit in Deutschland stärker als die deutsche in Dänemark.

Zudem gab es in der Nachkriegszeit Druck auf die deutsche Seite, die Rechte der dänischstämmigen Minderheit besonders zu sichern, da sich die Mehrheitsverhältnisse durch die in Schleswig-Holstein angesiedelten Ostflüchtlinge zu dänischen Ungunsten verschoben hatten.

-- Martin
runesfar

Beitrag von runesfar »

Eine ziemlich interessante artikel über Flensburg nach dem Krieg, wie die Stadt als zufluchtort für NS-grössen und wie Persilscheine am Tagesordnung waren gab es seit vier Jahren im zeit.

http://www.zeit.de/archiv/2001/06/200106_a-flensburg.xml?page=all
Antworten