Es gibt ein Gutachten - und darin heißt es: "(...)
Es ist daher nicht auszuschließen, dass der Kadaver an der Stelle platziert wurde."
Märkische Allgemeine, 18.08.2018: Wurde der Wolfsangriff nur inszeniert? http://www.maz-online.de/Brandenburg/Alles-nur-inszeniert-Streit-um-Wolfsrisse-in-der-Prignitz-eskaliert
Verdauungsorgane und Pansen hätten ohne irgendwelche Blutspuren etwas abseits vom Kadaver gelegen.
Der Schäfer warf dem Gutachter vor, auch NABU-Wolfsbotschafter zu sein, während das zuständige Umweltamt seinem Gutachter dagegen "Objektivität und Sachkunde" bescheinigte und darüber hinaus schließlich auch mit ehrenamtlichen Wolfsexperten aus Agrar- und Jagdkreisen zusammen arbeiten würde.
Der NABU dagegen vermutet eine "Komplizenschaft" des Schäfers mit dem Geschäftsführer des Bauernbundes, der eine "„Hetzkampagne“ gegen den Wolf betreibe":
Es sei auffällig, dass Mennle den Bauernbund und die Presse eher informiert habe als die Behörde und den Schafzuchtverband, und dass beide, Jung und Mennle, in der Prignitz arbeiteten, so Schröder. „Je genauer man hinsieht, umso mehr Fragen wirft dieser Fall auf.“
Märkische Allgemeine, 18.08.2018: Wurde der Wolfsangriff nur inszeniert? http://www.maz-online.de/Brandenburg/Alles-nur-inszeniert-Streit-um-Wolfsrisse-in-der-Prignitz-eskaliert
Tatsächlich ist in Brandenburg ein Streit entbrannt, bei dem verbal und politisch scharf geschossen wird.
Bauernbund fordert Abschuss der Wölfe
Schon 2015 forderte der Bauernbund-Geschäftsführer auf eine Frage der taz, wie mit dem Wolf umzugehen sei: "
Schießen! Sofort schießen!"
taz, 11.07.2015: Bauernbund über Wölfe auf der Weide: "Schießen! Sofort schießen!" http://www.taz.de/!5208996/
Die SVZ betitelte den Geschäftsführer des Bauernbunds 2017 als "Agrar-Lobbyisten" und "Meister der Attacke", der Pressemitteilungen verschicke, Interviews gebe oder sich "mit pointierten, zuweilen auch polemischen Attacken bei Konferenzen oder Anhörungen im Landtag zu Wort" melde.
SVZ, 22.02.2017: Agrar-Lobbyist Reinhard Jung: Meister der Attacke https://www.svz.de/regionales/brandenbu ... 72091.html
Im Januar 2018 kündigte der Geschäftsführer des Bauernbundes Kompromisslosigkeit bezüglich des Wolfes an:
Drohend hebt der Bauer den Finger: „Wir ziehen unsere Kompromissbereitschaft zurück und werden kompromisslos sein.“ [...] Es heißt, dass sich viele Bauern bereits eigenmächtig gegen den Wolf wehren. „Schießen, Schippen, Schweigen“ wird die Abwehr inoffiziell genannt.
BZ, 18.01.2018: Trotz neuer Verordnung - Angst vor Wölfen: Brandenburgs Bauern „schießen, schippen, schweigen“
https://www.bz-berlin.de/berlin/umland/ ... -schweigen
Erster Antrag auf Wolfsabschuss vom Landesumweltamt abgelehnt
Im März 2018 wurde der erste Antrag eines Viehhalters auf Abschuss des Dobbrikower Rudels nach der neuen Brandenburger Wolfsverordnung vom Landesumweltamt abgelehnt, weil die Tiere nicht ausreichend geschützt gewesen seien. Dies wäre aber Voraussetzung gewesen.
MOZ, 06.03.2018: Erster Antrag auf Wolfsabschuss abgelehnt https://www.moz.de/artikel-ansicht/dg/0/1/1643171/
Bauernbund: "Mit dem Nabu werden wir auch noch fertig"
Im Juni beklagte der Bauernbund-Geschäftsführer, dass die Bauern für "alle Übel verantwortlich gemacht" würden und dass er um ein "besseres Image der Landwirte" kämpfe - und polterte dann sogleich
Wir haben den Gen-Konzern Monsanto vom Land gejagt, wir haben den Kohle-Konzern Vattenfall vom Land gejagt und mit dem Naturschutzbund Nabu werden wir auch noch fertig.“
Berliner Morgenpost, 04.06.2018: Landwirt: "Wir werden für alle Übel verantwortlich gemacht" https://www.morgenpost.de/brandenburg/a ... macht.html
Juristische Schützenhilfe gegen den Wolf von der FDP
Zuletzt ließ der Bauernbund den Streit über den Abschuss von Problemwölfen eskalieren. [...]
In einem Gutachten bescheinigte der Rechtsanwalt und FDP-Bundestagsabgeordnete Wolfgang Kubicki den Landwirten eine Art Notwehrrecht im Umgang mit dem Wolf. Ein straffreier Abschuss zum Schutz besonders schützenswerter Tiere der Herde sei möglich, heißt es darin. Einen Aufruf zur Selbstjustiz sieht Jung darin nicht. Es sei längst ein offenes Geheimnis, dass es mittlerweile an der Tagesordnung sei, Wölfe, die die Weidetiere gefährden, illegal zu töten. „Schießen, schippen, schweigen“ nennen das die Landwirte.
Berliner Morgenpost, 04.06.2018: Landwirt: "Wir werden für alle Übel verantwortlich gemacht" https://www.morgenpost.de/brandenburg/a ... macht.html
Und da wundert sich der Geschäftsführer des Bauernbundes ernsthaft über das desolate Image der Landwirte?
Bauernbund will Musterprozess für Erschießen von Wölfen
Offenbar plant der Bauernbund einen Musterprozess unter Berufung auf das Rechtsgutachten des FDP-Politikers Wolfgang Kubicki:
Der Bauernbund [...] strebt nach eigenen Angaben einen Musterprozess an. Er stellte in Aussicht, dem ersten Landwirt oder Jäger, der angeklagt werden sollte, weil er einen Wolf in Notwehr tötete, die Prozesskosten zu bezahlen. [...] Bauernbund-Geschäftsführer Jung sagte, dass das Gutachten für den Widerstand gegen den Wolf eine zusätzliche Perspektive eröffne, neben dem „Bohren dicker Bretter“ in der Politik. Kubicki stellte in Aussicht, dass er bei einem möglichen Prozess die Verteidigung übernehmen würde.
MOZ.de, 19.05.2018: Aus Notwehr Wölfe töten - Bauernbund plant Musterprozess https://www.moz.de/nachrichten/brandenb ... 1/1657746/
Voraussetzungen für Wolfsabschuss erfüllt?
Da die Brandenburger Wolfsverordnung einen Abschuss in Aussicht stellt, wenn ein Wolf zum zweiten Mal den Vorgaben entsprechend geschützte Weidetiere reißt, wäre die nächste logische Folge auf der Leiter der Eskalationsstufen, dass genau dieses geschieht.
Im Juli erfolgte der erste Angriff auf die Schafe des oben beschriebenen Schäfers, der auf der Seite des Bauernbunds von einer "Bestie" spricht, der man "wehrlos ausgeliefert" sei. Der Bauernbund forderte einen "Stopp aller Herdenschutzprogramme" und "stattdessen eine Schutzjagd auf Wölfe nach dem skandinavischen Modell".
Bauernbund Brandenburg, 29.07.2018 Nach Wolfsangriff bei Lenzen: Bauernbund verlangt Stopp aller Herdenschutzprogramme
http://www.bauernbund-brandenburg.de/index.php/8-pressemitteilungen/194-nach-wolfsangriff-in-lenzen-bauernbund-verlangt-stopp-aller-herdenschutzprogramme
Am 13.08.2018 schrieben die Potsdamer Neuesten Nachrichten, dass die beiden aktuellen Risse in den geschützten Herden des Schäfers zum "Präzedenzfall" werden könnten, da ein Tier (sprich: Wolf) getötet werden könne, "wenn es nachweislich mindestens zweimal in eine gesicherte Anlage eingedrungen ist".
Die Angriffe auf Mennles Herde könnten zum Präzedenzfall werden. Zu beiden Rissen wurden Gutachten erstellt, eine Entscheidung im Ministerium steht noch aus. „Werden beide Attacken als Wolfsriss gewertet, werde ich den Abschuss beantragen“, sagt Mennle entschlossen.
Potsdamer Neueste Nachrichten, 13.08.2018: Die Angst des Schäfers vor dem Wolf https://www.pnn.de/brandenburg/besuch-i ... 07258.html
Verblüffende Wende: Gutachter zweifelt an Riss
Einen Tag später berichteten dann die Potsdamer Neuesten Nachrichten, dass der Gutachter Zweifel an einem der Risse habe:
Denn eines der beiden Gutachten, das den PNN exklusiv vorliegt, legt nahe, dass Mennle den Riss vorgetäuscht haben könnte. Es gebe keine blutigen Schleifspuren am Boden, der Übergriff sei spät gemeldet worden und vom Kadaver seien trotz der Anwesenheit vieler Herdenhunde große Teile genutzt worden, schreibt Gutachter Uwe Schanz. Seine Bilanz: „Es ist nicht auszuschließen, dass der Kadaver an der Stelle platziert wurde.“
Potsdamer Neueste Nachrichten, 14.08.2018: Schäfer erhebt schwere Vorwürfe gegen Rissgutachter des Umweltamts https://www.pnn.de/brandenburg/woelfe-i ... 16594.html
Oktober 2018: Nun Riss Nr. 3
Nun soll es also erneut einen Angriff auf die geschützte Herde des Schäfers gegeben haben. Die "Fehler", die der Wolf bei dem vorherigen Riss gemacht hat, welche den Gutachter zweifeln ließen, hat er dieses Mal vermieden. Der Chef des Bauernbundes (da ist er wieder) beschreibt die Situation wie folgt:
„Dass der Wolf die gefundenen Schafe nur schwer verletzen, sie aber nicht töten und fressen konnte, deutet darauf hin, dass die Herdenschutzhunde ihn diesmal aktiv bekämpft haben. Im Ergebnis ist der Schaden trotzdem da, das heißt,der vorgeschriebene Herdenschutz hat die Wolfsrisse an diesem Standort zum dritten Mal nacheinander nicht verhindern können“, so der Chef des Bauernbundes.
Märkische Allgemeine, 06.10.2018: Erneut Wolfsangriff auf Schafherde in der Prignitz http://www.maz-online.de/Lokales/Prignitz/Erneut-Wolfsangriff-auf-Schade-in-Lenzen
Wer irgendwie das Gefühl hat, den Namen des Schäfers schon einmal gehört oder gelesen zu haben, irrt nicht, denn eine gewisse Medienpräsenz lässt sich feststellen.
Am 11.07.2018 meldete Antenne Brandenburg, dass ein Teil seiner Schafe aufgrund der Dürre vorzeitig zum Schlachter müsste:
Schäfermeister Mark Mennle aus Pritzwalk (Prignitz) sagte am Mittwoch dem rbb, er habe bereits ein Drittel seiner 600 Mutterschafe und alle Lämmer verkaufen müssen: "Beim Futter sieht es ganz dramatisch aus, ich habe 90 Hektar im Grünland Totalausfall, da steht kein grüner Halm mehr", so Mennle im Gespräch mit Antenne Brandenburg.
Der Ertrag für seinen frühen Verkauf sei mager, denn die Tiere hätten lediglich die Hälfte des normalen Schlachtgewichts. Allein dieser Notverkauf seiner mageren Lämmer sorge bei ihm für Einbußen von etwa 18.000 Euro.
rbb24, 11.07.2018: Kein Futter auf ausgedorrten Weideflächen Trockenheit treibt Schafe frühzeitig zum Schlachter https://www.rbb24.de/wirtschaft/beitrag ... luste.html
Im Juli 2015 hat die SVZ berichtet, dass ein Radfahrer zusammen mit der Freiwilligen Feuerwehr 200-300 Tiere des Schäfers bei 30° C und ohne Schatten auf dem Elbdeich durch eine Wassergabe der Feuerwehr vor dem Verdursten gerettet habe.
SVZ, 07.07.2015: Schafe vor Verdursten gerettet - Radfahrer verhindert Tragödie https://www.svz.de/lokales/prignitz/rad ... 67086.html
Am 08.07.2015 meldete sich der Schäfer zu Wort und wies "auf Ungereimtheiten" hin. Er habe die Tiere morgens getränkt und vermutete, dass entweder die Schafe "die Kübel umgekippt" hätten oder "bösartige Menschen". Er äußerte zudem Zweifel, "dass Passanten, die Feuerwehr oder Pressevertreter den Gesundheitszustand von Tieren fachlich richtig einschätzen können."
SVZ, 08.07.2015: Schäfer weist Vorwürfe von sich - 3000 Liter für die Herde https://www.svz.de/lokales/prignitz/300 ... 75766.html
Man darf gespannt sein, wie es weitergeht...