Entlassungen in DK

Sonstiges. Dänemarkbezogene Themen, die in keine andere Kategorie passen.
Antworten
Benutzeravatar
Lars J. Helbo
Mitglied
Beiträge: 7370
Registriert: 23.06.2002, 22:08
Wohnort: Sall
Kontaktdaten:

Entlassungen in DK

Beitrag von Lars J. Helbo »

Vielleicht könnte es ja jemanden interessieren, daß es in DK auch Globalisierung, Verlegung von Produktion in Billiglohnländer und daraus folgende Entlassungen gibt. Neuestes beispiel ist die Kühlschrankfabrik Vestfrost in Esbjerg, die letzte Mitwoch mitgeteilt hat, daß ein Teil der Produktion in die Türkei verlegt wird und daß 174 Mitarbeiter deshalb entlassen werden.

Ich glaube kaum, daß jemanden im Ausland das mitbekommen hat? In den DK Medien gab es dazu ganz kurze Mitteilungen wie diese hier:

http://www.dr.dk/Regioner/Syd/Nyheder/Esbjerg/2006/09/27/114429.htm

und jetzt 5 Tage später ist die Sache fast vergessen.

Gemessen an der Landesgröße entspricht die Zahl von 174 Entlassungen allerdings ziemlich genau der Fall BenQ.
[url=http://www.helbo.org]www.helbo.org[/url] - [url=http://www.sallnet.dk]www.sallnet.dk[/url] - [url=http://www.salldata.dk]www.salldata.dk[/url] - [url=http://friskole.netau.net]www.frijsendal.dk[/url]
Liv uden Bevægelse kan være godt nok for gulerødder og kålhoveder, som ikke er bedre vant. - N.F.S.Grundtvig
reimund1012

Beitrag von reimund1012 »

Hej,

das man es in Dänemark recht gelassen sieht wenn plötzlich174 Mitarbeiter ihren Job verlieren, dass liegt aber auch an den ungleich besseren Aussichten dort einen neuen Job zu bekommen.

Fachkräfte sind in DK doch derzeit stark gefragt, da werden die Leute von Vestfrost wohl schnell einen neuen Job finden.

In Deutschland sieht es da sehr viel düsterer aus.
Auch wenn es in etlichen Branchen derzeit konjunkturell mächtig "brummt" , so werden trotzdem kaum neue Leute eingestellt.
Warum auch?
Die Mitarbeiter stehen dermassen unter Druck das sie eben Überstunden machen um die Auftragsspitzen abzuarbeiten.
Wer sich weigert muss damit rechnen bei der nächsten Flaute als erster auf der Strasse zu stehen.

Übrigens sind nicht Siemens, BenQ, AEG oder die anderen großen Firmen das Problem.
Wenn da ein Werk geschlossen wird und 3000 Leute stehen (per Sozialplan "abgefedert " ) auf der Strasse, dann gibt es immer ein Riesengeschrei und die Politiker versuchen aus der Situation noch Profit zu ziehen.

Viel schlimmer ist der schleichende Arbeitsplatzabbau bei den kleinen und mittelständischen Firmen.
Wenn eine Firma mit 30 Angestellten den Bach runtergeht, dann kräht kein Hahn danach.
Sozialpläne, Beschäftigungsgesellschaften und Ersatzarbeitsplätze in anderen Werken gibt es nicht.
Wen interessieren denn schon 20 oder 50 Arbeitlose mehr.
Aber da 90 Prozent der produktiv beschäftigten Mitarbeiter in Deutschland nun einmal bei kleinen und mittleren Firmen arbeiten kannst Du Dir ja ausrechnen woher die 4.5 Miliionen Arbeitslosen kommen.

Gruß

Reimund
thorbinoxx

Re: Entlassungen in DK

Beitrag von thorbinoxx »

Lars J. Helbo hat geschrieben:Vielleicht könnte es ja jemanden interessieren, daß es in DK auch Globalisierung, Verlegung von Produktion in Billiglohnländer und daraus folgende Entlassungen gibt. Neuestes beispiel ist die Kühlschrankfabrik Vestfrost in Esbjerg, die letzte Mitwoch mitgeteilt hat, daß ein Teil der Produktion in die Türkei verlegt wird und daß 174 Mitarbeiter deshalb entlassen werden.

Ich glaube kaum, daß jemanden im Ausland das mitbekommen hat? In den DK Medien gab es dazu ganz kurze Mitteilungen wie diese hier:

http://www.dr.dk/Regioner/Syd/Nyheder/Esbjerg/2006/09/27/114429.htm

und jetzt 5 Tage später ist die Sache fast vergessen.

Gemessen an der Landesgröße entspricht die Zahl von 174 Entlassungen allerdings ziemlich genau der Fall BenQ.

sehe das genauso wie reimund. anderes beispiel ist mærsk containerbau in Tinglev- wie das bekannt wurde, haben ca. 50 UN nachgefragt, ob sie die Mitarbeiter von Mærsk uebernehmen koennen.
muldvarp
Mitglied
Beiträge: 295
Registriert: 05.02.2006, 14:19
Wohnort: ved fjorden nordpå

Beitrag von muldvarp »

Und wie sieht's mit der Lebenseinstellung der Dänen aus? (Visitkarte extralarge - wenn man alle Jobs/Berufssparten auf einer Karte unterbringen müsste) :wink:
Es wundert mich immer wieder, wieviele Deutsche wieviele Ressourcen mit Lebenslauf- und Bewerbungenschreiben verplempern müssen, Lichtbilder u. Co. eingeschlossen.
In DK lebt man einfach weiter [img]http://tjekmig.dk/smileys/27/266.gif[/img] ; macht was "Neues", was "Anderes" - das scheint erwünscht, erstrebt und erwartet zu sein. In Deutschland kommt's mir immer so vor, ähnlich wie bei den Italienern, ohne Jammer&Geschrei / abgrundtiefes Spekulieren&Resignation kann's nicht "richtig" sein. Als gehöre eine Fülle von Reaktionsmustern, die erst mal gelebt werden wollen, dazu - ehe man sich auf das "Andere" "Neue" konzentrieren kann.

Jemand ähnliche Gedanken?

Gruß
Muldvarp
Simba
Mitglied
Beiträge: 619
Registriert: 15.02.2006, 22:57

Beitrag von Simba »

Ja, aber die sach ich nicht laut 8) :P

LG Simba
Nullermand
Mitglied
Beiträge: 1326
Registriert: 11.09.2006, 21:35
Wohnort: Hamburg/Lohals

Beitrag von Nullermand »

Hej-

habe vor einiger Zeit im dänischen Fernsehen eine Reportage gesehen, wo ein Schlachtbetrieb in das Billiglohnland Deutschland verlegt werden sollte (mit polnischen Arbeitskräften dort, versteht sich). Als die entlassenen Arbeiter interviewt wurden dachte ich: Ok, was jetzt kommt kennst du schon....

Ich wurde eines Besseren belehrt. Die Arbeiter äusserten sich vorwiegend in dem Tenor „...Schweine zu zerteilen war ja nun auch nicht so spannend auf die Dauer. Jetzt mache ich erstmal eine berufliche Fortbildung und dann suche ich mir mal einen interessanteren Job.“

Aber das lässt sich so auf D eben nicht übertragen, und das ist m.E. leider nicht nur eine Sache der persönlichen Einstellung. Klar hilft es, wenn man statt zu jammern einfach mal sein Spektrum erweitert, Chancen sucht wo man vorher nicht daran gedacht hat. Aber es ist doch auch ein ganz anderes System, der ganze Arbeitsmarkt funktioniert anders. Wenn ich in dänischen Jobanzeigen lese: „Erfahrung in der Branche von Vorteil, aber keine Bedingung. Wir bringen Dir alles bei“, dann sagt das eben auch etwas über flexible Arbeitgeber, die verstehen, dass wer will auch kann - und lernen kann.

Deutsche Arbeitgeber überbieten sich bei den Stellenanzeigen ja geradezu im Auflisten von Anforderungen. Das geht ja manchmal bis ins Absurde (du hast mit Auszeichnung studiert, danach Zusatzstudium, mindestens zehn Jahre Erfahrung und bist nicht über dreissig) Hallo???

Also go with the flow ist eine gute Sache, aber in D macht es sich im Lebenslauf halt nicht gut, wenn man viele verschiedene Sachen gemacht hat. Das ist hier nämlich dann nicht „vielseitig interessiert und flexibel“ sondern „weiss nicht was er will und hat kein Durchhaltevermögen“.

Aber das Umdenken wird wohl kommen, schließlich ändert sich der Arbeitsmarkt schneller, als der Staat seine „geregelten Ausbildungsgänge“ auf die Reihe bekommt.

Hoffe ich doch zumindest.

LG
Nullermand
Benutzeravatar
Lars J. Helbo
Mitglied
Beiträge: 7370
Registriert: 23.06.2002, 22:08
Wohnort: Sall
Kontaktdaten:

Beitrag von Lars J. Helbo »

Nullermand hat geschrieben:Wenn ich in dänischen Jobanzeigen lese: „Erfahrung in der Branche von Vorteil, aber keine Bedingung. Wir bringen Dir alles bei“, dann sagt das eben auch etwas über flexible Arbeitgeber, die verstehen, dass wer will auch kann - und lernen kann.
Gerade gestern habe ich mit einigen Nachbarn gesprochen. Die Rede kam dann auf Betriebsjubiläen, und die meinten alle übereinstimmend, daß 25 jähriges Jubiläum inzwischen etwas ganz seltenes wäre.

Einer meinte dann, man sähe das ja auch bei Bewerbungen. Wenn jemanden sich für eine Stelle bewirbt und dabei angibt er habe 15 Jahre lang in die selbe Firma gearbeitet - dann werden die meisten Arbeitgeber hier, dies als ein deutlicher Nachteil ansehen, weil es auf zu wenig Flexibilität und Ambitionen hinweist.

Wer sich hier bewirbt und in der Bewerbung schreiben muß, daß er so lange in der selbe Firma gewesen ist, der sollte daher versuchen zu zeigen, daß er zwar in nur eine Firma gewesen ist, aber daß er in viele verschiedene Bereichen und Tätigkeiten gewesen ist.
[url=http://www.helbo.org]www.helbo.org[/url] - [url=http://www.sallnet.dk]www.sallnet.dk[/url] - [url=http://www.salldata.dk]www.salldata.dk[/url] - [url=http://friskole.netau.net]www.frijsendal.dk[/url]
Liv uden Bevægelse kan være godt nok for gulerødder og kålhoveder, som ikke er bedre vant. - N.F.S.Grundtvig
ScoobieDoo
Mitglied
Beiträge: 302
Registriert: 20.05.2005, 09:00
Wohnort: Sønderborg, DK
Kontaktdaten:

Beitrag von ScoobieDoo »

Nullermand hat geschrieben:Also go with the flow ist eine gute Sache, aber in D macht es sich im Lebenslauf halt nicht gut, wenn man viele verschiedene Sachen gemacht hat. Das ist hier nämlich dann nicht „vielseitig interessiert und flexibel“ sondern „weiss nicht was er will und hat kein Durchhaltevermögen“.

Aber das Umdenken wird wohl kommen, schließlich ändert sich der Arbeitsmarkt schneller, als der Staat seine „geregelten Ausbildungsgänge“ auf die Reihe bekommt.

Ich glaube auch, dass bereits ein Umdenken in Deutschland eingesetzt hat und dass mehrere Arbeitsstellen im Lebenslauf mittlerweile als Mobilität und flexibel angesehen werden. Dies hat mir auch eine Freundin bestätigt, die in der Personalleitung eines großen Zeitungsverlages in HH sitzt. Aber wie in Deutschland so häufig dauert das Umdenken immer ein bißchen länger als woanders.

Gruß

Peter
Erfolg steigt erst dann zu Kopfe, wenn der dazu benötigte Hohlraum vorhanden ist [img]http://www.dobro-wolfgang-reimer.de/gruntgrinani.gif[/img]
-Karl Kraus-
muldvarp
Mitglied
Beiträge: 295
Registriert: 05.02.2006, 14:19
Wohnort: ved fjorden nordpå

Beitrag von muldvarp »

ScoobieDoo hat geschrieben: Ich glaube auch, dass bereits ein Umdenken in Deutschland eingesetzt hat und dass mehrere Arbeitsstellen im Lebenslauf mittlerweile als Mobilität und flexibel angesehen werden. Dies hat mir auch eine Freundin bestätigt, die in der Personalleitung eines großen Zeitungsverlages in HH sitzt. Aber wie in Deutschland so häufig dauert das Umdenken immer ein bißchen länger als woanders.
Freut mich zu lesen

Gruß muldvarp
Antworten