Sollys hat geschrieben:
Hier kriegt man aber keine Bratwurst für 2,80 Euro. Die sind hier teurer.
Man kann Urlaub und leben in einem Land nicht vergleichen.
Geniesst Dänemark lieber weiterhin als schönes Urlaubsland.

Einige Diskussionsbeiträge sind typisch für die dänische Tourismusbranche. Das meine ich ganz wertfrei, nicht negativ. Wenn man da oben mal mit Insidern über die Entwicklung des DK-Tourismus diskutiert, hört man oft dieselben Argumente, die eher Zweckoptimusmus verbreiten sollen.
Ich habe diesen Thread auch nur überflogen, aber letztlich geht es hier ja um die Preise. Preise in DK werden vielfach grundsätzlich als gegeben betrachtest. Warum eigentlich? Und wenn ich den eingans zitierten Artikel richtig interpretiere, geht es der Branche in DK auch weniger um günstigere Preise, als vielmehr um neue Strategien zwecks Bekämpfung der beklagten Stagnation. Logisch, wer rüttelt schon freiwillig an den eigenen Umsätzen?
Auf jeden Fall sollte man aber einmal ganz speziell die Entwicklung der Preise (Mieten) und die Berechtigung dieser Entwicklung hinterfragen. Der einzige Beitrag, der sich damit in einem richtigen Ansatz befasst, ist übrigens der von Avocet, Hannover. Sein Fazit: Kleinere Vermittlungsbüros mit günstigeren Preisen suchen.
Ich habe folgende persönliche Erfahrung gemacht: Voriges Jahr erwischte ich durch einen Zufall für 2 Wochen Hauptsaison auf der privaten Schiene in Haurvig ein schönes 8 Personen-Haus (gehobener Standard, kein Pool). Durch irgendeinen organisatorischen Fehler war das Haus versehentlich nicht oder nicht rechtzeitig im Angebot des beauftragten Vermittlungsunternehmens gelandet. Dadurch hatte sich dort eine Buchungslücke ergeben. Und jetzt kommt`s: Wir haben für das Haus privat etwas weniger als die Hälfte des Katalogpreises bezahlt (ganz grob 400 statt 900 pro Woche). Der aus Varde stammende Vermieter zeigte sich klug und besonnen. Er kritisierte ausdrücklich die Vermittlungsindustrie, deren Preispolitik er als tickende Zeitbombe bezeichnete. So würden das viele der Hausbesitzer sehen, sagte er uns.
Das Problem scheint also zu sein, dass die Lobby der Vermittlungsindustrie in DK (ungeahndete Verstöße im Sinne deutschen Kartellrechts zu Lasten der Verbraucher scheinen dort übrigens an der Tagesordnung zu sein) im Rahmen der Zielsetzung und Wirtschaftlichkeit ihrer Unternehmen noch immer von jährlichen Steigerungsraten ausgeht. Das ist legitim, aber für die Preise tödlich. (Ich selbst habe noch Zeiten miterlebt, da gab es so gut wie keine professionellen Vermittler. Da machte das noch der Köbmand vor Ort. Und die Preise waren noch realistisch. Bei der Expansion der Vermittlungsbranche in den letzten 20-30 Jahren kann man sich nur an den Kopf fassen. Natürlich zahlt das alles der bedauernswerte Urlauber).
Die Vermittlungen schlagen also etwa 100 % oder gar mehr auf den Mietpreis drauf, den der Besitzer beansprucht. Das kann man nur als Wucher und Preistreiberei bezeichnen! Man hofft wohl aber vergeblich, dass dieser Schuss irgendwann mal nach hinten losgeht. Die Nachfrage scheint in der Hauptsaison nämlich immer noch so groß zu sein, dass die Branche sich das leisten kann.
Mich wundert, dass nicht schon längst Konkurrenz zu den Etablierten entstanden ist, die kleinere Brötchen backt und den Job für einen Vermittlungskurs von 50-100 € pro Haus macht. Auf diese Weise käme man wieder zu vernünftigen Preisen.
Im Übrigen: Angaben der Branche über die Auslastung sind größtenteils Wunschdenken. Ich habe keine Zahlen, aber man muss nur die Augen aufmachen. Ich schätze, in der Hauptsaison beträgt diese maximal im Schnitt 80 % (eher weniger) und ist regional ganz unterschiedlich. Im Raum Henne, Vejers und Blavand ist natürlich mehr los. Speziell da schieben sich die Vermittlungen in der Spitze wahrscheinlich auch die Leute gegenseitig zu. Das ist aber keinesfalls allgemein so.
Außerdem wird so getan, als gebe es zu den deutschen Touris und deren Konsumverhalten in DK Alternativen. Auch das ist Wunschdenken. Wer behauptet, Holländer, Norweger, Schweden oder gar Polen und Russen könnten Defizite durch den Ausfall von Deutschen ausgleichen, leidet unter Realitätsverlust. Ich schätze diesen Anteil in Summe auf unter 10 %. Das heißt: Wenn die Deutschen tatsächlich mehr und mehr wegbleiben, gehen beim DK-Tourismus irgendwann die Lampen aus!
Dass auch die Preise für Brötchen, Süßigkeiten, Eis, Eintritt und dergleichen (also Touri-Bedarf) in DK derart hoch sind, ist mit nichts als mit Gier zu begründen und lässt eben den Schluss zu, dass die Anbieter den Hals nicht voll kriegen.
Fazit: DK ist unverhältnismäßig (!) teuer. Und man muss sich einfach fragen, ob man soviel Geld für einen DK-Urlaub investieren will. Wer das wissentlich tut, sollte sich dann auch nicht beklagen. Es wird ja keiner gezwungen, und Alternativen gibt es mittlerweile mehr als reichlich.