dänische Zufriedenheit. Richtig oder falsch?

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noral
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Beitrag von noral »

Lars, mit Deinem letzten Beitrag liegst Du meine ich völlig falsch!

Wenn ein Unternehmen 3 - 4 mal so viel zu tun hat, kann es sich Personal einkaufen! Das ist ein ganz normaler Vorgang im Wirtschaftsleben!

In der Sache ist es sogar noch leichter!!! Bauleitung kann sich jedes dänische Unternehmen mit äußerster Leichtigkeit in D. einkaufen!
Wenn es wollte.

Im Detail (sorry) war ich in dieser Firma und habe die Familie, die Chefs kennen gelernt! Diese (!) Firma hat an einer vernünftigen Bauleitung kein Interesse! Hat wie ich erfuhr, nie eines daran gehabt!
Die Firma schaut nur, wie einzelne Abschnitte fertig werden um dann Abschläge zu stellen! Mehr interessiert sie nicht!
Es könnte Wasserfälle durch das gedeckte Dach regnen! Wenn das Geld da ist, würden sie es Jahre lang nicht mitbekommen, wenn es ihnen niemand sagt. Moral und dänische Gemütlichkeit bilden hier eine
sonderbare Mischung! Ein Ergebnis ist auf jeden Fall kaos!
Im Büro und auf den Baustellen.
Gelebtes kaos. :wink:
noral
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Lars J. Helbo
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Beitrag von Lars J. Helbo »

noral hat geschrieben: Wenn ein Unternehmen 3 - 4 mal so viel zu tun hat, kann es sich Personal einkaufen! Das ist ein ganz normaler Vorgang im Wirtschaftsleben!

In der Sache ist es sogar noch leichter!!! Bauleitung kann sich jedes dänische Unternehmen mit äußerster Leichtigkeit in D. einkaufen!
Wenn es wollte.

Im Detail (sorry) war ich in dieser Firma und habe die Familie, die Chefs kennen gelernt! Diese (!) Firma hat an einer vernünftigen Bauleitung kein Interesse! Hat wie ich erfuhr, nie eines daran gehabt!
Aber das ist doch genau das, was ich sage :wink:

Ich bin allerdings der Meinung, daß die Ursache in aller Regel nicht die von Dir behauptete Bößwilligkeit oder Habgier ist, sondern einfach, daß sie nie gelernt oder verstanden haben, daß eine vernünftige Projektleitung sinnvoll sein kann und bei größere Sachen sogar notwendig ist.

Es geht ja z.B. um den Maurermeister, der seit vielen Jahren 2 - 5 Angestellte gehabt hat. Mit etwas Erfahrung kann man doch in so eine Firma gut alles im Kopf haben. Wenn dann aber alles plötzlich viel schneller geht und man 12 oder 15 Angestelte hat, dann geht das nicht mehr - das muß man aber erst begreifen.

Es gibt zwei Punkte im Leben einer Firma, die ganz schwierig sind. Erstens, wenn der erste Mitarbeiter eingestelt werden soll - das ist nämlich der einzige mal, wo der Mitarbeiterstab sich um 100% vergrößert. Zweitens wenn der erste Abteilungsleiter eingestelt werden soll. Dann muß der Chef nämlich lernen, daß er nicht über jede Detail Bescheid wissen kann.
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noral
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Beitrag von noral »

Böswilligkeit und Habgier habe ich nicht unterstellt!

Wenn irgendjemand gerne Autos einer bestimmten Marke fahren möchte, ist das noch keine habgier. Wenn jemand sich nicht mehr kümmert, weil er über 50% seines Gewinns im Sack hat, ist das auch keine Habgier.
Ob es Böswilligkeit ist? Nicht zwangsläufig! Vielleicht einfach nur
lige meget.

Ich habe nur kaos und lige meget unterstellt! Das ist andem.

noral
Ursel
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Beitrag von Ursel »

Hej Nora!

Also, langsam finde ichauch, wir gehen hier von zwei verschiedenen Begriffen und somit auch Tatsachen aus:

Das, was Du schilderst, ist Unfähigkeit, sich auf eine neue Wirtschaftslage, eine neue Nachfrage einzustellen.
Vielleicht ist es auch Unwillen,s ich zu vergrößern (auch damit kan nein kleiner Betrieb durchaus Recht haben: ich kenne kleine Familienbetriebe, die eigentlich gut zurechtkamen, solange es eben eine weiteren Angestellten gab. Einer ist sogar dran eingegangen, weil er sich zu schnell vergößert hatte! Wem ist dann damit gedient?)
Aber ob er echt hat oder nicht: Es ist seine eigene Entscheidung, ob er dies tut oder nicht, und man soltle die Gründe respektieren, selbst wenn es ihm dabei u mdie eigene Zufriedenheit ginge.

Wer allerdings Aufträge annimmt, nach Vorbezahlung nur halb ausfertigt und dann nicht weitermacht, handelt sträflich und hat sich im mildesten Fall verkalkuliert. Das ist einklagbar, denn er muß den Schaden irgendwann korrigieren.

Es hat aber eben nichts mit der "dänischen Zufriedenheit", die wir aus anderen beiträgen (Umfragen) her kennen und aeben hier im Forum mehrmals schon mit Staunen oder gar Mißgunst analysiert haben :D --- die ist etwas völlig anderes und baut überhaupt nicht darauf, daß es anderen schlechter geht / gehen soll.

Deshalb finde ich diese Assoziation, die D mit der Überschrift herstellst, auch irreführend für die ganze Diskussion.

Und genauso deshalb haben wir ja auch ganz verschiedene Gesichtspunkte eingeführt, was die Diskussion zu Deinem Thema letztendlich nicht weitergebracht hat.
Kann es aberauch nicht,denndazu ist eigentlich nicht mehr zu sagen als daß da einige Fälle unglücklich gelaufen sind, was verschiedene Ursachen haben kann - was aber alles nicht typisch ist.
Oder soll ich jetzt deutsche Beispiele bringen, wo Bauherren auch mittendrin hängengelassen oder von Anfang an nur vertröstet wurden?
Auch dies aus verschedenen Gründen, sicher aber auch nicht aus "deutscher Zufriedenheit".

Gruß Ursel, DK
""Den virkelige opdagelsesrejse går ikke ud på at finde nye lande,
men at se med nye øjne."

---------------------------------------------------------Marcel Proust
...
Pelzi
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Beitrag von Pelzi »

Lars J. Helbo hat geschrieben: Ich bin allerdings der Meinung, daß die Ursache in aller Regel nicht die von Dir behauptete Bößwilligkeit oder Habgier ist, sondern einfach, daß sie nie gelernt oder verstanden haben , daß eine vernünftige Projektleitung sinnvoll sein kann und bei größere Sachen sogar notwendig ist.
Ich glaube, genau DAS ist der Punkt, wo der Hase im Pfeffer liegt.
Für uns als fundiert ausgebildete Fachleute ist es erst mal verwunderlich, daß in Dänemark jeder, der eine Firma hat, auch ein "Mester" ist .
Okay, mit etlichen Jahren Berufserfahrung ist man ja auch ganz gut fachlich besohlt. Aber es gibt einen großen Unterschied zwischen einem guten Fachmann und einen guten Firmenchef (mal rein firmentechnisch und nicht menschlich betrachtet).

In Deutschland steckt man einen Haufen Zeit, Geld und Nerven in die Meisterausbildung, um einen Handwerksbetrieb führen zu können (zumindest für die Handwerkerrolle A). Da wird man eher weniger fachlich geschult, denn das kann man zu großen Teilen schon, aber dafür mehr theoretisch. Geht los mit Bauphysik und Stilkunde über Buchhaltung bis Pädagogik. Auch wenn´s der Meisterschüler in dem Moment nicht glauben mag - das alles ist wichtig zur Betriebsführung, je nach Betrieb das eine mehr, das andere weniger.
Ein Handwerksmeister muß seinen Leuten immer fachlich gewachsen sein, aber er muß auch seinen Betrieb und seine Kunden "im Griff" haben. Und er sollte in der Lage sein, seine Buchhaltung selbst zu führen (ob er das wirklich macht oder sich dabei helfen läßt, ist egal) und nicht am Monatsende einen Karton voll Zettel seinen Steuerberater in die Hand drücken. Und genauso muß er in der Lage sein, seine Arbeit für seine Leute, mit anderen Handwerkern, Architekten und für seine Kunden vernünftig zu koordinieren. Und dann wird - meistens - für alle auch ein Schuh draus :wink:
Seit es in Deutschland Gewerke gibt, wo der Meisterbrief nicht mehr zur Führung eines Betriebes notwendig ist, kann man gerade in diesen Bereichen haarsträubende Sachen erleben. Und die sind nicht immer fachlicher Natur. (Steigerungsform des Ganzen sind die Ich-AGs).

Ich denke, es ist zwingend notwendig, in den "theoretischen" Sachen sattelfest zu sein. Wenn das bisher nicht nötig war, muß ich mich halt noch mal hinsetzen und das lernen. Wenn ich das nicht will, muß ich bei der Form und der Anzahl Leute bleiben, die ich bis jetzt hatte. Und darf nicht neidisch auf die Firma aus dem Nachbarort gucken, die jetzt 25 Beschäftigte hat. Ob es denen besser geht? Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht. Und wie lange?

Noral, bei Deinen Beispielen geht mir auch der Hut hoch. Und man ist geneigt, die Firmenchefs am Kragen zu packen und ordentlich durchzubeuteln. Aber ob das "Zufriedenheit" ist? Oder "nur" Bequemlichkeit?
Wer gibt diesen Firmen die Aufträge?
Und warum immer wieder?????

Viele Grüße
Iris
Humor ist der Knopf, der verhindert, daß einem der Kragen platzt.
Joachim Ringelnatz
opa06

Beitrag von opa06 »

Hej,

ich muß Pelzi 100% recht geben!!!!

Ich habe selbst die alte Meisterprüfung abgelegt, mit all den Nebengebieten.
Das war und i s t sehr wichtig vor allem für die Kunden aber auch für die Mitarbeiter.
Aber in einer Zeit in der "Geiz geil" ist,in der 17 Schulministerien das
einstmal als vorbildlich angesehene Schul- u. Ausbildungssystem duch
Ignoranz und Rechthaberei abgewirtschaftet haben,darf man sich über Nichts mehr wundern.

Nur um Arbeitslosenststistik zu schönen (Zitat: Ihr müßt mich an den
Arbeitslosenzahlen messen)wurden unter anderem ohne Not die Bedingungen
der Meisterprüfungen ins Negative geändert, wurden I-AG`s propagiert.

Qualität wird kurzzeitigen Scheinerfolgen geopfert.
Wir passen uns den Nachzüglern an.

Wie schon einmal gesagt, so lange diese Politmaffia immer wieder gewählt
wird ändert sich nichts.

Was die dänische Komponente betrifft denke ich hat Lars recht.

trotzdem ich ärgere mich nicht, lieber verreck vor Zorn :mrgreen:

Opi- Bernd
Antworten