Hej Ursel,
das ist ja ein Zufall, dass mir heute auch genau dieser Werbespot mit dem Mieter und seinen Missgeschicken Anlass zum Nachdenken war, aber ich sah es eher wieder einmal als Beitrag zum Thema "Kinder sind ein Problem" statt "Kinder sind was Schönes".
Irgendwie geht´s dann aber doch auch wieder in die Richtung, die du bei den Deutschen gehäuft feststellst: Es eignet sich fast alles, um daraus ein beklagenswertes Problem zu machen und wer das am besten kann, der ist "Weltmeister des Jammerns".
Der Däne scheint dagegen zu sagen: "Oh, ein Problem, da kann man doch was draus machen!"
Diese Einstellung hinsichtlich Problemen vermisse ich übrigens schon bei Kindern.
Aber ich will nicht abschweifen...
Vor der WM 2006 hätte sich ins Fettnäpfchen gesetzt, wer dermaßen schwarz-rot-gold geschmückt aufgetreten wäre, wie wir es dann am 9. Juli alle waren. Oh Mann, ich selbst bin auch mit Flagge am Auto gefahren!
Heute ist das aufgrund der Meldungen zum erstarkenden Rechtsradikalismus schon wieder etwas mit Vorsicht zu genießen. Noch entschuldigt der Status "Fan" und es ist mit Sport assoziiert. Aber ich kann mir durchaus vorstellen, dass dieser Ausdruck von Nationalstolz mal wieder unter die Kategorie "Tabu" fällt, auch wenns schade wär.
Es sagt sich zwar gut, dass besser nichts tabuisiert sein sollte. Aber war da nicht mal was mit Sigmund Freud und seiner Auffassung, dass Tabus dem Erhalt der Kultur dienen?
Womit es einen Sinn für die Gemeinschaft und Kultur z.B. der Dänen hätte, wenn dieses oder jenes "sich nicht schickt" oder "Fettnäpfchen" genannt wird.
Wir Deutschen haben aber noch ein zusätzliches Problem: Für uns scheint es (noch) nicht so klar zu sein, was heute die Kultur unserer Nation ausmacht. Und dabei denke ich, dass Kultur so etwas ist wie eine Schatzkiste voll mit Ausdrucksformen von Empfindungen, die eine Bedeutung haben für die Mitglieder und den Fortbestand der Kultur.
Es gibt hier nicht so sicher (sicher wie im Dänischen Königreich) Antwort auf die Fragen:
Wie sollen die Gefühle, die der Krieg auslöste, in der Kultur aufbewahrt werden? Was wird aus den Gefühlen, die durch die Wiedervereinigung entstanden? Welche sind "akzeptabel" und welche sind es weniger? Welche sind überhaupt wichtig für den Fortbestand einer Kultur, die immer noch nachzuweisen hat, dass aus ihr nie wieder etwas wächst wie in den 30ern. Das führt scheinbar dazu, dass sich Deutschland auch nicht sicher ist, ob wir jetzt einen Aufschwung haben oder nicht.
Problem: Viele Menschen sehnen sich nach Sicherheit und wer da mit den richtigen Parolen kommt, gewinnt...
Womit ich jetzt sogar kurz vorm philosophischen Exzess

die Kurve gekriegt habe:
Die von dir genannten Werbespots thematisierten VerSICHERungen!
Gruß
(ich schalt jetzt um auf TV und Werbung

)