Sprachliche Unterschiede im Osten/Westen

Pelzi · Beitrag von **Pelzi** » 24.03.2007, 12:47

Hallo,

der Subbotnik war ein "freiwilliger" Arbeitseinsatz am Sonnabend

Und berühmtestes Beispiel ist die "Kaufhalle".

Ansonsten fällt mir nur ganz gravierend die Uhrzeit ein. Und das ist doch eigentlich ganz einfach: dreiviertel 8 (7:45) ist ein Dreiviertel von 8 und viertel 9 (8:15) ist ein Viertel von 9

(Da find ich Zahlenreihe ab 50 im Dänischen bedeutend komplizierter und es hat schon ne Weile gedauert, bis ich das verinnerlicht hatte

)

Es gibt auch noch ein paar Redewendungen, die typisch "Ost" sind ("Das wird aufgerissen wie ein Westpaket" z.B.), aber im Rahmen der "Völkervermischung" verliert sich das bzw. wird anderwärts auch gebraucht.

Alles andere ist eher mundartlich regional bedingt. Fahrt mal durch Deutschland und kauft Brötchen: das geht mit Rrrrundstücken los, über Schrippen, Semmeln .... und hört irgendwo bei Wecken auf

Noch verrückter wird´s, wenn man bis nach Österreich guckt. Da heißt heut immer noch der Schrank "Kasten" und eine bessere Besenkammer ist ein Kabinet. Von Marillen (besonders lecker in flüssiger Form), Obers, Karviol... reden wir mal gleich gar nicht

Und in der Schweiz heißt eine Auto-Werkstatt "Garage"....
Als Fan der deutschen Sprache find ich sowas interresant und sehr lustig, vor allen Dingen, wenn man da mal auf "Ursachenforschung" geht.

Wenn man das Dänische global betrachtet´, kommen auch viele Worte aus dem (Platt)Deutschen, Französischen und Englischen - auch wenn man da manchmal um 3 Ecken denken muß. Und das ist in jeder anderen Sprache genauso

Viele Grüße
Iris

Tom-OH · Beitrag von **Tom-OH** » 24.03.2007, 12:57

Hallo,

ganz deutlich hört man aber auch, ob jemand aus dem Osten kommt, wenn er von "Plaste" (Plastetüte) spricht. Im Westen heißt das ganz einfach nur "Plastiktüte"

LG

Tom

pipeline · Beitrag von **pipeline** » 24.03.2007, 13:14

Eine andere ostdeutsche Form der Kaufhalle ist uebrigens der Konsum - meistens ganz klein und doerflich.

Und nicht vergessen "Und da haben wir nun 40 Jahre lang..." - oh wie ich diese Wortschoepfung hasse!
Der Trabi hiess kurz SSG (fuer Schlaglochsuchgeraet) und der Skoda BMSR "boehmisch-Maehrischer Schnellroster"

Die Kettwurst hatten wir auch mal eine Weile - eigentlich nur ein ostdeutscher Hotdog! Ich glaube auch das "Softeis" ist was ostdeutsches - fast so wie das Eis bei McD, aber viel mehr Wasser drin - war lecker!
Kombinate, Genossenschaft...
Und die Russen waren nicht unsere Freunde, sondern unsere Brueder, denn Freunde kann man sich aussuchen!

Ach ich denke gerne mal zurueck...

Pelzi · Beitrag von **Pelzi** » 24.03.2007, 14:25

pipeline hat geschrieben:Eine andere ostdeutsche Form der Kaufhalle ist uebrigens der Konsum - meistens ganz klein und doerflich.

EINSPRUCH !!!

Der Konsum ist keine ostdeutsche Erfindung - den gab´s nämlich schon lange vorher. Und nicht nur in Deutschland. Ich hab bei einem Urlaub am Dachstein (Ö) auch den Konsum entdeckt. Die Einkaufstüte von dort hüt ich wie meinen Augapfel

Allerdings weiß ich nicht, ob es dort auch Konsummarken oder aber andere Vergünstigungen für evtl. Mitglieder gab.

Eine wirklich ostdeutsche Form ist der (die, das???) HO.
Gleicher Laden, gleiche Preise wie Konsum, nur keine Mitglieder und dementsprechend keine "Gewinnausschüttung".

... und dann gab es noch PGH, LPG, BHG... was alles Genossenschhaftscharakter hatte. BGL gab´s auch, aber das ist wieder was anderes

Rørviger · Beitrag von **Rørviger** » 24.03.2007, 14:42

Pelzi hat geschrieben:
pipeline hat geschrieben:Eine andere ostdeutsche Form der Kaufhalle ist uebrigens der Konsum - meistens ganz klein und doerflich.
EINSPRUCH !!!

Der Konsum ist keine ostdeutsche Erfindung - den gab´s nämlich schon lange vorher. Und nicht nur in Deutschland.

richtig, auch in der BRD gab es die Konsumgenossenschaften, die dann in der Coop aufgingen. Die deutsche Coop wurde jedoch aufgrund von Machenschaften gewisser Bonzen total in den Keller gefahren, heute gibt es nur noch Reste in SH und BW:

http://www.coop.de/coop/start/neustart07/index.html

Früher war "Der Konsum" auch in Westdeutschland der grösste Lebensmitteleinzelhändler, bis in die 6oer Jahre !

In Schweden heissen Coop's Geschäfte immer noch KONSUM.

http://www.coop.se/

In DK heissen sie Brugsen, Superbrugsen, Qickly, Lokalbrugsen, FAKTA oder JRMA, wobei die erstan 4 auf Mitgleidschaft basieren und Dividende auszahlen.

http://coop.dk/show_page.aspx?iMappeID=23&sSideNavn=Forsiden

ausserdem:

http://coop.no/ncms.aspx?name=coop_front

In Italien ist der "Konsum" = Coop ganz gross, gibt's faktisch in jedem kleinsten Kaff noch.

pipeline · Beitrag von **pipeline** » 24.03.2007, 16:28

Also ich hab in vielen Jahren die ich "im Westen" wohnte keinen Konsum kennengelernt. Coops aber schon - aber halt nicht den Ausdruck "Ich gehe in den Konsum", wenn ich mal eben schnell Milch holen will! Bei uns (bzw bei meinen Eltern - ich sag da immer noch "bei uns") im Dorf hat es den Ausdruck aber noch immer nicht killen koennen! Geht ja nicht um die "Konsumgesellschaft" sondern wirklich um den Ausdruck "In den Konsum gehen" Wird auch nicht Konsum mit Betonung auf das U und gleiches langgezogen gesprochen, sondern gan z kurz "Konnsumm" und Betonung auf dem O. Hab ich weder in Hessen (Taunus) noch in NRW (Dortmund, Kamen) gehoert.
(Dafuer haben die Ruhpoetter das Monopol auf das "Wort": HÖMMA!!!

Ralph · Beitrag von **Ralph** » 24.03.2007, 16:40

Meiner Meinung nach, gab es im Westen auch eine Kaufhalle.
Ich finde auch den Unterschied Ost-/ Westsprache nicht so groß, wie Den, zwischen den verschiedenen Dialekten bundesweit. Natürlich gab es reine "Zonenbegriffe" und Wortneuschöpfungen, aber jede Dialekt- Region hat mindestens genausoviel "Eigenartiges" zu bieten...
Ansonsten hier noch ein Link zu einer sehr ausführlichen Betrachtung
des eigentlichen Themas:

[url]http://archiv.tagesspiegel.de/archiv/08.07.2006/2644763.asp[/url]

Gruß Ralph, dem sein norddeutscher "Fischkopp"- Dialekt beim Dänischlernen
oft geholfen hat

Ralph · Beitrag von **Ralph** » 24.03.2007, 16:51

Na, da ist sie doch, die Kaufhalle d. Westens

[url]http://de.wikipedia.org/wiki/Kaufhalle_AG[/url]

Sooo verschieden waren Ost und West wohl doch nicht

Rørviger · Beitrag von **Rørviger** » 24.03.2007, 17:11

Biggi hat geschrieben:
Wer kennt sie noch? Die DSF (Deutsch Sowjetische Freundschaft).

Kannste Dich erinnern ?

Tanja ? "Gestern kam Tanja am Ostbahnhof an....".....und sie hatte vergessen DSF zu bezahlen, die Flage zu hissen und sonstige Riten.....

Privatgesellschaft DSL, Deutsch Sowjetische Liebe....

Oktoberklub, wundervoller Text von Reinhold Andert.

Rørviger · Beitrag von **Rørviger** » 24.03.2007, 17:18

Biggi hat geschrieben:J
@Dänen-Peter: "Broiler" gibts auch heute noch bei mir, z. B. zu Weihnachten.

DDR-Broiler schmeckten KLASSE ! Viel besser als Wessi-Papphähnchen

Hab mir 1964 davon in Ostberlin auf einer Klassenfahrt nach Westberlin

den Magen von vollgehauen, susammen mit Schultheiss Ost....welches dann wohl später Deutsches Pilsener hiess.

Apropos:

Zum Schultheiss Spezialausschank, Preisstufe II
Berliner Straße 80
Speisekarte aus dem Jahr 1968 (da hiess es schon nicht mehr Schultheiss)

da steht WIRKLICH:

GullPopo, Rotkohl, Kartoffeln, 2.85....

(Gullpopo ist Gullasch auf Berlinerisch)

http://www.ansichtskarten-pankow.de/ddr/ddrkarte.jpg

andreas ok · Beitrag von **andreas ok** » 24.03.2007, 17:24

Hallo

Kombine war die Bezeichnung für Vollerntemaschinen, nicht nur für Mähdrescher.
Die Förderbrücken

im Kohletagebau wurden woh auch so bezeichnet, klaube ich.

Rørviger · Beitrag von **Rørviger** » 24.03.2007, 17:29

Biggi hat geschrieben:@Peter

Tusind tak for kortet!!!!!!!! Die ist ja echt cool! Muss ich mir gleich ausdrucken.

Schultheiss Ost....welches dann wohl später Deutsches Pilsener hiess.
Pfui Teufel! So 'ne Plärre hast du getrunken? Da haben wir uns unser "Radi" vorgezogen, auch wenn es das nur unter Ladentisch gab oder rationiert "Bitte nur 10 Flaschen entnehmen!".

Also 1964 hiess das Schultheiss, war saubillig, und wir haben und so damit vollgehauen, dass wir zu spät zur Ausreise kamen

Und es schmeckte klasse, nicht anderes als WestPlørre.

(Man musste bis...ich glaube 1.00 Uhr "draussen" sein....wir (2 Klassenkameraden und ich) habens nicht geschafft.

Rate mal, Was passierte ....

livogaard · Beitrag von **livogaard** » 24.03.2007, 17:44

Hej !
Noch Mal zurück auf den Konsum zukommen. Konsum gibt es in Dresden immer noch ,ist zwar etwas teuerer als Aldi,Lidl und Co aber dafür vieles von der Qualität besser. Auch die Warenpräsentation ist anspruchsvoller.Man kann dort auch immer noch Mitglied sein oder werden (eingetragene Genossenschaft). Bei uns in der SZ stand vor kurzem ,das Konsum Dresden eine Filiale in Erlangen/ Franken noch in diesem Jahr eröffnen will. Mal sehen ob der Kosum von der Erlangener Bevölkerung angenommen wird. http://www.konsum.de/

Kanelstang · Beitrag von **Kanelstang** » 24.03.2007, 18:51

An sprachlicher Besonderheit hat meine Freundin (Magdeburgerin) beigesteuert: "Ich habe im Wohnzimmer noch eine Obstschale zu stehen."

Das habe ich noch in keiner anderen Region gehört, man möge mich korrigieren, wenn es das noch woanders gibt.

Tatzelwurm__1 · Beitrag von **Tatzelwurm__1** » 24.03.2007, 20:07

Hej,
mir fällt so spontan ein.
Wenn über die Autobahn bach Berlin gefahren bin,
die Elaste und Plaste, das gab es im Westen nicht.

Konsum, als Laden gab´s im Westen wie im Osten.

Broiler kenn ich auch von unseren Freunden in(West)Berlin und
die hatten, nicht rüber gemacht..

Die Sache mit der Uhrzeit kenn ich aus dem Süden und dem Osten,
also das hatte nichts mit der Staatgrenze (West), bei und bekannt als Zonengrenze, zu tun.

Ich geh dann mal auf Fussball.

Detlef