Sprachliche Unterschiede im Osten/Westen

Sonstiges. Dänemarkbezogene Themen, die in keine andere Kategorie passen.
Berndt

Sprachliche Unterschiede im Osten/Westen

Beitrag von Berndt »

Hallo,
Ich bin ein Däne "im reifen Alter", habe in DK festen Wohnsitz, und wohnte vor vielen Jahren 3½ Jahre in Deutschland. Seit meiner Schulzeit bin ich an den deutsch-dänischen Beziehungen sehr interessiert und habe mit grossem Interesse im DK-Forum.de/Tysk.dk u.a. alle Beiträge der Diskussion: Deutsch-Dänische Vorurteile gelesen.
Eigentlich hat meine Frage nichts mit dem Thema zu tun. Aber beim Lesen der Einträge stelle ich fest, dass die deutschen Diskussionsteilnehmer sowohl aus dem Osten als aus dem Westen kommen. Genau wie sich die dänische Sprache seit 1950 nicht unwesentlich geändert hat (phonetisch, orthographisch usw) könnte man sich vorstellen, dass dieses Phänomen auch in den beiden Teilen Deutschlands der Fall ist, aber vielleicht eine Entwicklung in 2 verschieden Richtungen, u.a. wegen der politischen u. kulturellen Einwirkung in den dazwischenliegenden 40 Jahren, besonders unter den jungen Leuten.
Kurz und gut, ich hätte gerne gewusst: Kann eine Deutsche / ein Deutscher durch die Aussprache / Wortwahl zwischen einer Person aus dem östlichen Teil Deutschlands und einer aus dem westlichen Teil unterscheiden? (ich denke nicht an dialektische Unterschiede)
Hoffentlich kann man meine Frage verstehen und sie jemand beantworten. Besten Dank - Grüsse,
Berndt

Bearbeitet von (Redigeret af) - berndt am (den) 10.11.2004 00:56:14
Zuletzt geändert von Berndt am 17.02.2003, 13:27, insgesamt 1-mal geändert.
maybritt h
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Beitrag von maybritt h »

Hej Berndt!
Ist eine sehr interesannte Frage, die du da stellst!
Spontan ist mir eingefallen:
Ich habe in einigen Firmen gearbeitet, wo Ost-Deutsche arbeiteten. Dort habe ich zum ersten mal das Wort „Kaufhalle“ gehört und mich gewundert was das wohl sein mag? Nach einiger Zeit fand ich dann heraus, dass „Supermarkt“ damit gemeint war!
Sicherlich gibt’s auch andere sprachlich unterscheide.....die mir jetzt so nicht geläufig sind oder mir nicht auffallen.

Gruß
Maybritt
<font color=red>moderator</font id=red>
Zuletzt geändert von maybritt h am 17.02.2003, 14:20, insgesamt 1-mal geändert.
"Think twice before posting.
If you don't want your future boss to read it,
don't post it."
u.lay

Beitrag von u.lay »

aus is
Zuletzt geändert von u.lay am 17.02.2003, 14:30, insgesamt 2-mal geändert.
Christiane

Beitrag von Christiane »

Hej Berndt,

es gibt in der Tat einige, wenn auch kleine Unterschiede in der Wortwahl. Ich komme ursprünglich aus Magdeburg (Ostdeutschland) und lebe nun seit circa zehn Jahren in Braunschweig (Westdeutschland). Am Dialekt bin ich mittlerweile fast nich mehr als Ostdeutsche zu erkennen. Hin und wieder fällt man dann aber doch auf. Bei der Wortwahl... So sagen Ostdeutsche z.B. Zwei-Raum-Wohnung und nicht Zwei-Zimmer-Wohnung, es fallen Dinge auf die Erde und nicht auf den Boden. Eierkuchen sind Pfannkuchen, Pfannkuchen sind Berliner und Berliner gibt es nicht in der Bedeutung von Pfannkuchen... Ich weiß nicht ob es Gartensparten (Ansammlung von Schrebergärten) im Westen gibt, dann gibt es Kosmonauten, bei der Uhrzeit sagt man häufig es ist um eins. Im Westen läßt man das um weg. Und der berühmte Broiler (Hähnchen).
Mehr fällt mir spontan nicht ein... Ansonsten sind natürlich auch noch lokale Unterschiede vorhanden, wie eben zwischen Nord- und Süddeutschland.

Hilsen,

Christiane
Zuletzt geändert von Christiane am 17.02.2003, 16:38, insgesamt 1-mal geändert.
Rørviger

Re: Sprachliche Unterschiede im Osten/Westen

Beitrag von Rørviger »

Berndt hat geschrieben:Hallo,
Ich bin ein Däne "im reifen Alter", habe in DK festen Wohnsitz, und wohnte vor vielen Jahren 3½ Jahre in Deutschland. Seit meiner Schulzeit bin ich an den deutsch-dänischen Beziehungen sehr interessiert und habe mit grossem Interesse im DK-Forum.de/Tysk.dk u.a. alle Beiträge der Diskussion: Deutsch-Dänische Vorurteile gelesen.
Eigentlich hat meine Frage nichts mit dem Thema zu tun. Aber beim Lesen der Einträge stelle ich fest, dass die deutschen Diskussionsteilnehmer sowohl aus dem Osten als aus dem Westen kommen. Genau wie sich die dänische Sprache seit 1950 nicht unwesentlich geändert hat (phonetisch, orthographisch usw) könnte man sich vorstellen, dass dieses Phänomen auch in den beiden Teilen Deutschlands der Fall ist, aber vielleicht eine Entwicklung in 2 verschieden Richtungen, u.a. wegen der politischen u. kulturellen Einwirkung in den dazwischenliegenden 40 Jahren, besonders unter den jungen Leuten.
Kurz und gut, ich hätte gerne gewusst: Kann eine Deutsche / ein Deutscher durch die Aussprache / Wortwahl zwischen einer Person aus dem östlichen Teil Deutschlands und einer aus dem westlichen Teil unterscheiden? (ich denke nicht an dialektische Unterschiede)
Hoffentlich kann man meine Frage verstehen und sie jemand beantworten. Besten Dank - Grüsse,
Berndt

Bearbeitet von (Redigeret af) - berndt am (den) 10.11.2004 00:56:14
Entschuldigung, dass ich diesen interessanten thread "ausgrabe"...aber dieses Thema interessiert mich ganz ungemein :!:

@Berndt, Ja, es ist wirklich so, dass man immer noch (und zwar ganz schnell) sprachliche Unterschiede raushören und rausanalysieren kann, sogar in BERLIN spricht man immer noch zwar Berlinerisch in Ex-Ost- und Ex-WestBerlin, aber es gibt (immer noch) eine deutlichen Unterschied, ICH traue mir zu ihn raushören zu können ;)

Es ist ja wirklich so, dass die 2 Deutschlande sich weitgehend zu 2 verschiedenen Kulturen entwickelt hatten, dass das auf die Sprache abfärbt ist nur logisch, denn auch Kunst, Architektur, Musik, Technik, Sozial- und Schulwesen, Gesundheitswesen usw. waren ja unterschiedlich.

Und das sind nicht nur Worte und Begriffe, sondern auch Tonfall und Ausdruck.

Oben wird schon auf Wortunterschiede hingewiesen und u.a. Kaufhalle und Broiler erwähnt.

Es gibt noch viele andere Dinge:

Ich frag jetzt mal:

Was ist z.B. :

* Combine (Auch Kombine)

* Dispatcher

Weiss es Jemand ?

Auch die Uhrzeit wurde in der DDR "anders" formuliert, so sagte (und sagt man teilweise noch) "Viertel 9" für "Viertel nach 8".

Da ich West- UND Ost-wurzeln habe, finde ich diese linguistischen Unterschiede spannend.
Michael Duda

Beitrag von Michael Duda »

Der Dispatcher ist mit dem im Westen bekannten Disponenten zu vergleichen und war oft in den Bereichen Personen- und Güterverkehr zu finden, auch als Fuhrparkleiter o.ä.
DanMi

Beitrag von DanMi »

Hej
Der Dispatcher ist ja nun schon erklärt wurden. Bei Kombine fällt mir nur ein das wir immer gesagt haben Erntekombine. Also eine Maschine die mehrere Arbeitsgänge ausführt/kombiniert. Ich hoffe das war richtig.
Tschüß Michael
Berndt

Beitrag von Berndt »

Hej Rørviger.
Danke für deine Kommentare - ich hatte meinen 4 Jahre alten Beitrag glatt vergessen :wink: - Übrigens habe ich immer noch Probleme mit "drei Viertel neun" - Ist es 8:45 oder 9:45 Uhr?

Combine: Ich kenne das englische Wort "combiner" = ein Mähdrescher - auf dänisch "mejetærsker".

Es fällt mir eben ein: Die Schweizer haben in gewissen Zusammenhängen offenbar auch eine Vorliebe für ausländische Bezeichnungen: z.B. Güterexpedition statt Güterabfertigung.
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livogaard
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Beitrag von livogaard »

Hej Rørviger !
In der Tat gab es einige Unterschiede in der Wortwahl und im Gebrauch. Diese Unterschiede verschwinden aber langsam, oder sind zum Teil schon verschwunden.Der Gebrauch mit der Uhr , das viertel vor... ,der ist noch sehr geläufig. Das Wort Datsche zbs. für bebautes Wochenendgrundstück kann in einigen Regionen auch noch gebräuchlich sein.Ich glaube aber das die Wortwahl heute ziemlich angepasst ist. Man hört mehr die regulären mundartlichen Unterschiede raus . Was viele nicht Wissen ( oft Westdeutsche) das es eine Sorbische Minderheit in Sachsen sowie in Brandenburg gibt. Das ist eine Slawische Volksgruppe mit eigener Kultur /Sprache (dem tschechisch/polnischen verwand) und sehr Katolisch. Auch Ortszeichen oder Straßenschilder sind zweisprachig . Die Kinder gehen oft in Sorbische Schulen .Ihren Status kann man so ähnlich wie mit der dänischen Minderheit in Deutschland vergleichen.
Zuletzt geändert von livogaard am 24.03.2007, 11:34, insgesamt 1-mal geändert.
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Rørviger

Beitrag von Rørviger »

Berndt hat geschrieben:Hej Rørviger.
Danke für deine Kommentare - ich hatte meinen 4 Jahre alten Beitrag glatt vergessen :wink: - Übrigens habe ich immer noch Probleme mit "drei Viertel neun" - Ist es 8:45 oder 9:45 Uhr?

Combine: Ich kenne das englische Wort "combiner" = ein Mähdrescher - auf dänisch "mejetærsker".

Es fällt mir eben ein: Die Schweizer haben in gewissen Zusammenhängen offenbar auch eine Vorliebe für ausländische Bezeichnungen: z.B. Güterexpedition statt Güterabfertigung.
1) 8.45 :D 9.00 ist dann "ganz" 9 :wink:

2) Richtig, Mähdrescher !

3) Da ähneln die Schweizer den Dänen ;-) (Godsekspedition)
Rørviger

Beitrag von Rørviger »

livogaard hat geschrieben:Hej Rørviger !
In der Tat gab es einige Unterschiede in der Wortwahl und im Gebrauch. Diese Unterschiede verschwinden aber langsam, oder sind zum Teil schon verschwunden.Der Gebrauch mit der Uhr , das viertel vor... ,der ist noch sehr geläufig. Das Wort Datsche zbs. für bebautes Wochenendgrundstück kann in einigen Regionen auch noch gebräuchlich sein.Ich glaube aber das die Wortwahl heute ziemlich angepasst ist. Man hört mehr die regulären mundartlichen Unterschiede raus . Was viele nicht wissen ( oft Westdeutsche) das es eine Sorbische Minderheit in Sachsen sowie in Brandenburg gibt. Das ist eine Slawische Volksgruppe mit eigener Kultur /Sprache (dem tschechisch/polnischen verwand) und sehr Katolisch. Auch Ortszeichen oder Straßenschilder sind zweisprachig . Die Kinder gehen oft in Sorbische Schulen .Ihren Status kann man so ähnlich wie mit der dänischen Minderheit in Deutschland vergleichen.
Die Unterschiede veschwinden, wie Du schreibst, LANGSAM, sie sind aber immer noch da, ich find's gut, macht Sprache vielfältiger !

Natürlich kenne ich die sorbische Minderheit !

Überhaupt finde ich, dass Minderheiten in Europa ein SEHR interessantes Thema sind: Deutsche in DK, Dänen in D, Friesen in D und NL (in DK sind sie leider fast total eleminiert), Südtiroler, Belgiendeutsche, Kaschuben in Polen, Wenden in D, Samen in Nordskandinavien, Inuit in DK...Europa ist NOCH vielfältiger als man so denkt, multikulturell seit Jahrhunderten, und das ist gut so.

Wegen der sprachlichen Vielfalt heisst ja Frikadelle in Berlin Boulette ;-)
(Wegen der enormen Einwanderung von französischen Flüchtlingen nach Preussen....) und Bürgersteig Trottoir und Schirm Paraplu.
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livogaard
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Beitrag von livogaard »

Hej Rørviger !
Da hast Du natürlich Recht, das Minderheiten eine Bereicherung für Europa darstellen.
Mir fällt spontan noch das Wort Subbotnik ein, ist ein freiwilliger Arbeitseinsatz gewesen.
Oder Brigade /Kollektiv ,heute sagt man Team.
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Maryleen
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Uhrzeiten

Beitrag von Maryleen »

Hallo,

eine Anmerkung von mir zur Uhrzeit:
Ich glaube nicht, dass diese Thematik in Ost und West unterschiedlich gehandhabt wird - ich wohne in Hessen und wir sagen hier definitiv auch alle Viertel 9 oder Dreiviertel 9 usw.
Das bezieht sich auch auf mein Umfeld, ich arbeite in Baden-Württemberg und bin auch ab und zu in Rheinland-Pfalz unterwegs: Dort ist es auch so.

Das kommt meiner Ansicht nach also nicht unbedingt aus dem Osten.
Und ich kann auch nicht erkennen, dass diese Bezeichnungen aus dem Sprachgebrauch verschwinden.
Das wird permanent genutzt.

Grüße
Maryleen
Rørviger

Beitrag von Rørviger »

livogaard hat geschrieben:Hej Rørviger !
Da hast Du natürlich Recht, das Minderheiten eine Bereicherung für Europa darstellen.
Mir fällt spontan noch das Wort Subbotnik ein, ist ein freiwilliger Arbeitseinsatz gewesen.
Oder Brigade /Kollektiv ,heute sagt man Team.

Und Armee, wenn man im Westen "Bund" sagt.

Ausserdem, wer weiss im "Westen" schon, was Jugendweihe ist. :wink:

(Obwohl die ja garnicht DDR-typisch ist, die gabs schon in den 20er Jahren, eingeführt vom Deutschen Freidenkerverband)
Rørviger

Re: Uhrzeiten

Beitrag von Rørviger »

Maryleen hat geschrieben:Hallo,

eine Anmerkung von mir zur Uhrzeit:
Ich glaube nicht, dass diese Thematik in Ost und West unterschiedlich gehandhabt wird - ich wohne in Hessen und wir sagen hier definitiv auch alle Viertel 9 oder Dreiviertel 9 usw.
Das bezieht sich auch auf mein Umfeld, ich arbeite in Baden-Württemberg und bin auch ab und zu in Rheinland-Pfalz unterwegs: Dort ist es auch so.

Das kommt meiner Ansicht nach also nicht unbedingt aus dem Osten.
Und ich kann auch nicht erkennen, dass diese Bezeichnungen aus dem Sprachgebrauch verschwinden.
Das wird permanent genutzt.

Grüße
Maryleen
richtig, in einigen Gegenden der exBRD ist der Sprachgebrauch der Uhrzeit ähnlich.

Nur, er war so in der GANZEN exDDR.

In Mainfranken ist es auch so, sowohl auf der bayrischen als auch auf der baden-wüttenbergischen Seite.

(Doch ist wiederum das "viertel" selten....das "dreiviertel" häufig)
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