Urlaub in DK: Deutsche vor Krankenhaus in DK gestorben

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Lars J. Helbo
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Beitrag von Lars J. Helbo »

reimund1012 hat geschrieben: Sicher die gut verdienenden Freiberufler, die von der Versicherungspflicht befreit sind, leisten keine Beiträge zu den gesetzlichen Sozialversicherungen.
Aber das ist meiner Meinung nach auch gerechtfertigt, da sie auch keinerlei Leistungen aus den Sozialversicherungen beziehen.
Und genau hier haben wir der zentrale Unterschied. Das DE System baut auf der Annahme, dass ein Zusammenhang zwischen Beiträge und Leistungen besteht. Wenn man Beiträge bezahlt, erwirbt man dadurch ein Recht auf Leistungen.

Das DK System ist im Gegensatz dazu ein Solidargemeinschaft. D.h. alle haben ein Recht auf die notwendige Leistungen und alle müssen dafür solidarisch bezahlen.

Natürlich kann man auch hier extra Leistungen bekommen, wenn man dafür bezahlt. Man kann sich aber nicht aus der Solidargemeinschaft verabschieden.
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Anton
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Beitrag von Anton »

Hallo,

ich weiß, mein Kommentar ist extrem daneben, aber wir in D. zahlen hier sogar Solidaritätsbeitrag. :wink: Davon kann man sich gar nicht verabschieden.


Anton
reimund1012

Beitrag von reimund1012 »

Hej @ Lars,

ich glaube da könnten wir jetzt seitenlang über Vor- und Nachteile eines steuer- bzw. beitragsfinanziertem Systems diskutieren.

Ich persönlich habe durchaus Verständnis dafür das man als "Besserverdiener" das Risiko von Krankheit und Altersvorsorge selber tragen darf.
Da habe ich überhaupt keinen Sozialneid, und kann auch ehrlich gesagt nicht erkennen wie die breite Masse davon profitieren könnte.
Da wäre es wesentlich effektiver und sozial gerechter, erst einmal das deutsche Steuerssytem mal gründlich auszumisten und die zigtausend Schlupflöcher zu schliessen.

Gruß

Reimund
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Lars J. Helbo
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Beitrag von Lars J. Helbo »

Der Punkt ist nur, dass das DE System auch nicht richtig Beitragsfinanziert ist - und mit gutem Grund. Wenn man nämlich nur das System auf Beiträge bauen würde, dann müsste man ja auch akzeptieren, dass es Menschen gibt, die keine Beiträge bezahlen können, und deshalb keine Leistungen bekommen - wie in den USA.

Das ist mit ein Europäisches Denken nicht vereinbar. Daher hat man in DE das System mit sehr viele Sonderregeln für gering Verdiener ergänzt. Das ist ja auch gut und schön. Dadurch wird das System aber sehr komplex und undurchsichtig - und teuer in der Verwaltung.

Gleichzeitig gibt es ein Finanzierungsproblem, weil man eine Art Solidarität anstrebt, aber von vorn herein schon diejenige aus dieser Solidargemeinschaft entlassen hat, die wirklich etwas zum Gemeinschaft beitragen könnten.

Es geht also nicht so sehr um die Vor- und Nachteile der beiden Modelle, sondern eher darum sich zwischen alle Stühle zu setzen.
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reimund1012

Beitrag von reimund1012 »

Hej @ Lars,

also wenn die dänische Variante die einzige Alternative zum maroden deutschen System ist, dann bleibe ich lieber unserem "falschen System".

Zumindest kann ich hier in JEDER Klinik davon ausgehen das mir dort im Notfall sofort geholfen wird.
Und den Arzt meines Vertrauens suche ich mir lieber selber aus, anstatt mir einen vom Staat "zuteilen" zu lassen.

Gruß

Reimund
teddy93

Beitrag von teddy93 »

Sorry Reimund, aber Lars hat doch Recht. Hier in D bezahlen die, die "wenig" haben für die anderen, die ebenfalls "wenig" haben (Stichwort: Solidargemeinschaft). Die sogenannten Besserverdiener klinken sich aus und sorgen für sich selber, zeigen sich also als nicht solidar. Besonders deutlich wird die Ungerechtigkeit dieses Systems, wenn ein Wechsel stattfindet. Ein z.B. 50-jähriger, der in die finanzielle Lage kommt sich "privat" zu versichern, der zahlt einen wesentlich höheren Beitrag als jemand der schon 20 Jahre so versichert ist. Begründung ist die gestiegene Krankheitsanfälligkeit, für die man nicht vorgesorgt hat. Macht ja auch Sinn. Im umgekehrten Fall, wenn man von der privaten in die gesetzliche Versicherung wechseln muß, dann zahlt man keine höheren Beiträge wie die Leute, die ihr Leben lang auf diese Art versichert waren. Das "Risiko" der erhöhten Krankheitanfälligkeit trägt die "Solidargemeinschaft". Ist in meinen Augen arg ungerecht.

Was mir noch so auffällt, fast alle beklagen, das das Krankenhaus in Ringköbing keine Notaufnahme hat. Wenn ich das richtig sehe, dann hat Ringköbing ca. 20.000 Einwohner. Städte mit dieser Einwohnerzahl haben in D überhaupt kein Krankenhaus, sollte man vielleicht auch mal bedenken.
Claudia48
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Beitrag von Claudia48 »

Das stimmt nicht! Wir haben in Großburgwedel ein Kreiskrankenhaus und in unserem Ort ca. 10 000 Einwohner :D . Desweiteren gibt es zusätzlich einen Ärztlichen Notdienst sowie einen zahnärztlichen orgarniesierten Notdienst.
Zahlreiiche Hausärzte sowie Spezialärzte haben sich hier auch niedergeassen. Da haben wir es doch wirklich gut getroffen. Reimund muss ich in allen Punkten recht geben, ich möchte mir keinen Arzt verschreiben lassen von der Kasse - das empfinde ich als Diktatur - auch können wir ins Krankenhaus fahren zur Notaufnahme und werden sofort behandelt sollte es mal nötig sein. Wie krank ist das denn wenn im Krankenhaus jemand wie in Ringköbing die Frau nicht sofort ansieht??

Auch 112 nutzt nicht viel wenn, wie schon gesagt, der Wunsch nach Hilfe 2x ignoriert wird und man nach dem 3. Anruf erstochen wird.

Was ich wirklich bewundere an den Dänen ist ihre Leidensfähigkeit was Ärzte betrifft. Auch der Tochter von Lars wurde mit starker Augenentzündung erst nach Wochen geholfen - das würde mich als Vater sehr aufregen.
Mit freundlichem Gruss
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Lars J. Helbo
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Beitrag von Lars J. Helbo »

Ja klar ist die Versorgung in DE 1A. Das bestreitet ja lediglich einige, die in DE wohnen und kein Vergleich haben :wink:

Die Frage ist nur, wie lange man sich ein solches Luxus-System leisten kann, wenn man gleichseitig erlaubt, dass diejenige, die das meiste Geld haben, an der Finanzierung nicht teilnehmen müssen.

Von dem was ich so im Fernsehen mitbekomme, gibt es doch schon einige Probleme an den Ecken. Für mich sieht es auch so aus, als würden diese Probleme durch die Ungleichheit verstärkt. Kürzlich gab es in eine Sendung ein Vergleich zwischen zwei Vierteln in Hamburg. Hier wurde gezeigt, dass in den reichen Vierteln, die Zahl der Patienten pro praktisierender Arzt VIEL niedriger sind als in den ärmeren Vierteln. In den reichen Vierteln gibt es eben viel mehr privat Versicherte und deshalb gehen die Ärzte lieber dort hin.

Das ist verständlich. Bei einer ungleiche Verteilung der Leistungen - und wenn man auch in den ärmeren bzw. ländliche, abgelegene Gebieten die Versorgung aufrecht erhalten will, dann wird das System aber insgesamt extrem teuer. Man kann natürlich immer die Beitragssätze erhöhen, aber irgendwo gibt es dort wohl auch eine Schmerzgrenze?

Das hier soll bitte nicht als Kritik verstanden werden - eher als Verwunderung. Man hört immer wieder, dass die Kassen in DE leer sind, dass das System in Zukunft nicht finanzierbar ist, dass in manche Gebieten die Ärztepraxen leer stehen (weil kein Arzt dort arbeiten will) etc.

Wenn das tatsächlich so schlimm ist, warum versucht man dann nicht den vorhandenen (knappen) Ressourcen etwas gerechter zu verteilen, und warum zieht man nicht diejenige, die sich das am besten leisten könnten, in der Finanzierung mit ein?
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Dänemarkfans
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Beitrag von Dänemarkfans »

Hallo!

Heisse Diskussion hier. Aber was ist definitiv anders in DK als in D?

Zb.Wenn ich akut krank geworden bin, dann kann ich doch jeder Zeit zum Arzt gehen und/oder werde weiterüberwesen(wenn nötig).Bekomme da einen Termin(abgesehen wann), gehe dahin und werde behandelt.

Zahnarzt bekomme ich Termin und gehe hin, werde behandelt.

Das ist doch in DK auch so oder :?:

.........und Wartezeiten sind hier auch echt lange. Hätte mit meiner Tochter 2 Monate auf einen, in dem Moment wichtigen, Termin warten müssen. Habe dann nach vielen Kämpfen woanders einen, relativ früheren, Termin bekommen.

Gruss

dänemarkfans
Claudia48
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Beitrag von Claudia48 »

Leider ist dies nicht so das man sofort einen Termin bekommt wenn man etwas akutes hat, da sind wir verwöhnt in D. War etwas geschockt als ich in den 3 Jahren über die dänischen Freunde erfahren habe wie lange man warten muss, in der 3. Welt erwartet man sowas aber in DK?
Mit freundlichem Gruss
udo66

Zweischneidiges Schwert

Beitrag von udo66 »

Das ganze ist richtig beschrieben - in DE kann man sich aber die Luxusmedizin nicht mehr leisten - 2x soviel Roentgenbilder und private Zusatzleistungen ,die zuviel gemacht werden, weil der Herr Prof. oder Oberarzt durch Handschlag und gutes Zureden eben nochmal 200 Euro netto daran verdient - und nicht zu sprechen von den vielen "Darmspiegelungen und extraLabors, die nichts bringen.


Der Trend zu (gewinntraechtigen!) Privat-Krankenhaeusern in Dk ist ungebrochen und schon wieder sind 1 Oberartz hier weg und einer hat schon ne kleine Privatklinik.
Der Streik hier in DK hat auch noch eine Welle an Patienten geschaffen - die nun gerne an die Privaten abgeben werden.
Nun schoepfen die Privaten den Rahm ab - waehrend die staatlichen Krankenhaeuser die schwerer kranken Patienten bekommen und
n i c h t! einer Ausbildungspflicht unterstehen.

Wartezeit fuer ein Knie: 10 wochen
Privat: 1 Woche mit Zusatzversicherung

Es sind nicht mehr alle gleich und waren es auch nie.
Aber sollte das System nicht "zu unsozial" werden lassen.
Die Grundbehandlungen sind meiner Meinung nach ueberall gleich.
Teilweise in DK schneller und besser.
Mhv
Udo
Dänemarkfans
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Beitrag von Dänemarkfans »

Hallo Udo!

Ich bin nur neugierig, wie es in DK ist, wenn das eintritt,was ich beschrieben hatte.
Also scheint es ja bei euch in DK genauso zu sein, der Werdegang.Mal ganz abzusehen von den Wartezeiten!

hilsen

dänemarkfans
teddy93

Beitrag von teddy93 »

Claudia48 hat geschrieben:Leider ist dies nicht so das man sofort einen Termin bekommt wenn man etwas akutes hat, da sind wir verwöhnt in D. War etwas geschockt als ich in den 3 Jahren über die dänischen Freunde erfahren habe wie lange man warten muss, in der 3. Welt erwartet man sowas aber in DK?
Vorausgesetzt du bist gesetzlich versichert scheinst du in deinem Burgwedel ja das Paradies gefunden zu haben, zumindest was die ärtzliche Versorgung angeht. Wenn du hier in Ostwestfalen (Bielefeld, Detmold, Paderborn) einen Augenarzt brauchst ca. 6 Monate Wartezeit, beim Kardiologen 3 Monate, vom Knochendoktor will ich überhaupt nicht reden.
Gilt für akute Sachen, natürlich nicht für Notfälle, aber dafür sind ja doch meist die Notaufnahmen der Krankenhäuser und der Rettungsdienst zuständig.
Außerdem wird das deutsche System nicht dadurch besser, das das dänische evtl. noch schlechter ist.
udo66

Beitrag von udo66 »

Uebrigens wird man seit ein paar Jahren in der Aerztepraxis auch nur noch abgefertigt, weil die Aerzte moeglichst viele Patienten durchbringen muessen bei geringem Personalaufwand.
In DK aehnlich aber die Aerzte haben hier ein sicheres Einkommen, da so viele Patienten fest an die prakt. læger gebunden sind, und nochmal 1000 pro Jahr dazu kommen, weil es keinen Nachwuchs bein den daenischen Aerzten mehr gibt.
Pro Pt. 10 min sagt man - max 20 min - meist fuer deutsche Touristen.
Alles wird minutioes geplant und es gibt Krankenschwestern in den praxen, die die diabetespatienten behandeln und die astmapatienten.

Also DK hat nicht soviele Kunden zu verlieren und der Lohn ist sehrgut.
Jeder Tourist bringt dazu noch ordentlich was ein!
..
U.
Saskia
Mitglied
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Registriert: 01.08.2008, 19:59

Beitrag von Saskia »

Fuchs hat geschrieben: Der dänische Arzt wiegte jedoch seinen Kopf, sagte weise "kommt von allein - geht von allein" und entließ mich ohne jede weitere Behandlung
Ist zwar oft nicht für die Patienten nachvollziehbar, aber genauso ist es hier in D auch Usus - zumindest an der Uniklinik, in der ich gearbeitet habe.
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