Schulbesuch in DK

Fragen und Tipps: Bürokratie, dänisches Recht, usw.
Berndt

Beitrag von Berndt »

Ich habe in den letzten Tagen versucht, den Inhalt eurer langen Beiträge mitzubekommen.
Da wir keine Kinder bekamen, interessiert mich das Thema nur insofern, daß ich dadurch einen gewissen Eindruck der Schulsysteme der beiden Länder und der Einstellungen der deutschen und dän. Eltern bekomme.

Ich muß hier wegen Rørvigers Äusserung:
Die "Superbegabten" meiner Jugendzeit, aus meinem Bekanntenkreis, Was ist aus denen geworden, soll ich mal berichten ?
und wegen des oben erwähnten Begriffs "Klogeskoler" eine Erklärung widergeben, die ich interessant finde:
”Erfolgreiche Menschen sind "Ich kann"-Denker. Sie verfügen meist über keine besondere Intelligenz oder Begabung. Sie sind ganz normale Menschen, die sich von den Erfolglosen nur dadurch unterscheiden, dass sie ihre Fähigkeiten nutzen und sich nicht - wie die Erfolglosen - einreden, sie seien zu unbegabt”.
Wenn ich genauer darüber nachdenke, kann ich 2 Beispiele von meiner eigenen frühen Jugend erwähnen, die in verschiedener Weise die obige Behauptung bestätigen.
Ich kann natürlich keine Namen nennen.

Ein Mitschüler meines Jahrgangs bekam bei der Abiturprüfung so schlechte Noten, daß er es beinahe nicht geschafft hatte. Er hat heute im dänischen Wirtschaftsleben einen der wichtigsten Posten.
Einer meiner ersten Kollegen (im öffentlichen Dienst) war ein höflicher, ziemlich bescheidener und sehr intelligenter Mensch, den man im Alltag kaum bemerkte. - Viele Jahre später konnte man monatelang - jahrelang von seinen unglaublichen Tätigkeiten lesen. Ich dachte: wie konnte es so weit kommen :roll: :|

Ursel schrieb:
Da setzt meine Kritik am dänischen Schulwesen ein - was die Menschlichkeit, die Phantasie und die Lust am Lernen angeht, kann ich prinzipiell nicht klagen und höre aus Dtld,. doch wesentlich mehr Negatives - Leistungsdruck bis ins Familienleben gibt es hier so gut wie nie!
Nach meiner Meinung wird man nie voraussehen können, welches System das bessere ist, denn die Freude am Leben und der Erfolg im Leben haben anscheinend mit ganz anderen Faktoren zu tun.
Zuletzt geändert von Berndt am 16.08.2007, 13:42, insgesamt 1-mal geändert.
Ursel
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Beitrag von Ursel »

Hej Ute und alle!

Ich finde, jetzt schert Ihr aber auch ganz schön über einen Kamm und lest überhaupt nichr mehr differenziert!
ALLE haben hier gar nicht so geschrieben.
Und die allerwenigsten, wenn überhaupt jemand, hat sich darüber negativ geäußert, daß Hochbegabte, ADHS-Kinder und andere "Mode-diagnostiziert" sind.
Aber Einer von Euch erzählt selbst von den Müttern, die sich an die eigene berechtigte Daignose gehängt haben; eine schätzt selbst, ein wirklich Hochbegabter würde sich nie so outenwie der Vater samt Kind in Susannes Büro -- und nur darüber, über die ganz offensichtlichen Modeerscheinungen, haben wir hier - meinetwegen sogar: abgelästert.
Denn die können einen durchaus nerven - dieses Streben nach Leistung, nach Bildung o.ä. unter völlig verdrehtem Vorzeichen!
Das ist eben diese Modererscheinung - Englischstunde im KIGA, Hochbegabtentest bereits vor der Geburt, Klasse überspringen jedes 2. Schuljahr :wink: :roll:

Und eins weiß ich aus der Erfahrung: Solche Sprüche wie "Das Kind muß mal richtig erzogen werden; die Eltern haben wohl keine Ahnung etc." kannst Du hier in DK durchaus auch hören, wenn jemand nicht weiß, daß Dein Kind ADHS hat oder DAMP oder sonstwas.

Und mal ganz ehrlich: So sehr das Euch verletzen mag, so darf ich, obwohl ich mich eben genau aus Kenntnis im Bekanntenkreis mehr mit dem Wundern über manche Erziehungsstile zurückhalte, vielleicht doch mal auch auf die Seite der anderen schauen, die einfach nur selbst ab und nervige Kinder aben und dann mit Euren konfrontiert werden und eben nicht wissen, daß diese Kinder a) ADHS (DAMP o.ä.) haben
und b) deshalb ganz anders behandelt werden müssen!
Wohlgemerkt, ich verstehe Eure Gefühle dabei sehr gut, aber Hand auf´s Herz - in anderen Situationen (ver-)urteilt Ihr vermutlich auch mal schnell, weil Ihr die Hintergründe nicht kennt.

Beinahe jeder Mensch hat eine Archillesferse, einen wunden Punkt - seid Ihr so sicher, daß Ihr den jedesmal erkennt und meidet?
Es gibt immer wieder Situationen, wo sowas aus Unwissenheit geschieht und es gibt überall auf der Welt aber auch unsensible Menschen.

So, nun aber zurück zum Thema, sonst brennen hier alle Hutschnüre - äh Sicherungen durch :wink:

Gruß Ursel, DK
""Den virkelige opdagelsesrejse går ikke ud på at finde nye lande,
men at se med nye øjne."

---------------------------------------------------------Marcel Proust
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Ursel
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Beitrag von Ursel »

Hej Berndt!
Nach meiner Meinung wird man nie voraussehen können, welches System das bessere ist, denn die Freude am Leben und der Erfolg im Leben haben anscheinend mit ganz anderen Faktoren zu tun.
Das stimmt.
Und zu all dem kommt ja auch, daß das eigene Glücksgefühl sehr von den eigenen Prioritäten abhängt und ob man diese erreicht oder nicht.

Aber daß die Kinder fröhlich zur Schule gehen, ohne Angst und Leistungsdruck, ist ein sehr schönes Element in der dänischen Schule.
da klingt es dann beinahe wie ein Widerspruch, wenn ich trotzdem nach einem gewissen leistungsdruck schreie, weil ich ebenweiß, daß ich, aber auch meine Töchter, sehr gern dazu bereit sind, mehr uz leisten (aber eben nicht quantitativ, wie es ja oft endete,wenn wir um "mehr Herausforderung" baten: sie bekamen einfach einen Bogen mehr zu schreiben - tja, das war aber genauso langweilig wie daer erste Bogen!), sondern qualitativ.
Es war wie eine Offenbarung für meine Große, als sie - zunächst durchaus verärgert, daß die eue Lehrerin ihren Aufsatz, der das Klassenniveau locker erreicht hatte, beanstandete und mehr verlangte.
Sieverlangte jedoch nicht 2 Seiten mehr oder 5, sondern mehr Tiefe, mehr Aussage, mehr Interpretation etc.
Als meine Tochter das kapiert hatte, machte das Arbeiten Spaß, Aufsätze und Buchbesprechungen etc. wurden ganz anders agegangen,waren keine Pflichterfüllung, die schnell abgehakt werden konnte, sondern eine Herausforderung - ebenso wie für die anderen, die bei dem ersten Niveau blieben ... und die Lehrerin fand sogar für schwachen Schpüler genau den Punkt, wosie die Latte ziehen mußte, damit die weterkamen, aber nicht dauernd entmutigt waren!

SO stelle ich mir eben auch Freude am Lernen, Freude an der eigenen Weiterentwickliung vor.
Und ich denke, dieses an-die-Grenzen-stißen muß ein Kind i mpyhsishen wie intellektuellen Bereich immer wieder mal merken - mag sein, die schwächeren Schüler merken es zu oft, die durchschnittlichen öfter - wer aber "nie Hausaufgaben" hat, weil der Kram in er schule neenbei erledigt werden kann, fühlt diese Grenze (und das Glück, sie erreicht, überschritten? ) zu haben, nie oder doch zu selten.

Das Lernen, die Begegnung mit dem Schüler auf dessen Niveau ist so langsam immerhin ein angestrebtes Ziel - leider sind viele Lehrer eben noch nicht in der Lage oder gar gewillt, das zu leisten.
Und deshalb habe ichauch ein paar Zweifel an der neu gegründeten Friskole für begabtere Schüler: da braucht man die wenigen Lehrer, die das schon leisten können und wollen.
Die äußeren Rahmen dafür sind in DK wesentlich besser auch inder Folkeskole, wo die Klassenstärke ja nicht so groß sein darf und der Personalschlüssel ein ganz anderer - nun muß nur noch so einiges umgesetzt werden, vor allem wohl in den Köpfen der Erwachsenen (auch wieder Stichwort Janetlov).

Gruß Ursel, DK
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