Fernseh-Diskussionen - Fehlende Disziplin

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Berndt

Fernseh-Diskussionen - Fehlende Disziplin

Beitrag von Berndt »

Ich stellte vor ein paar Tagen eine Frage betr. deutsche Fernseh-Diskussionen und die Schwierigkeiten, die ich habe, die Aussagen der Teilnehmer zu verstehen.
Ich habe allerdings die Moderatorin und den Titel des Programms genannt. Es sollte aber als eine generelle Frage betrachtet werden. Leider ist mein Beitrag inzwischen verschwunden :roll:

Ich verwies darauf, daß die Moderatorin der Sendung nicht verhindern konnte, daß der jeweilige Redner immer wieder unterbrochen wurde, und daß mehrere Personen mehrmals durcheinanderriefen.
Ich finde es irgendwie undemokratisch, daß man so was zuläßt, also daß nur die Person, die am lautesten schreit, gehört wird.
Da es öfter vorkommt, möchte ich fragen: Habt ihr darüber nachgedacht?

Die/der dänische Moderator(in) eines solchen Fernsehprogramms würde es nicht erlauben.
Vilmy
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Beitrag von Vilmy »

Hej Berndt,
nun habe ich deinen ersten Beitrag nicht gelsen, aber so wie ich es erlebe, ist das vor allem ein Phänomen der privaten Sender.

Gruss, vilmy
Dagmar P.
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Re: Fernseh-Diskussionen - Fehlende Disziplin

Beitrag von Dagmar P. »

Berndt hat geschrieben:?

Die/der dänische Moderator(in) eines solchen Fernsehprogramms würde es nicht erlauben.

Was würden denn die Konsequenzen sein, Rauswurf? Ich kenne leider zu wenig dänische Diskussionssendungen.
Die privaten Sender im deutschen Fernsehen lassen so etwas gerne zu, weil es die Quote steigert. Leider sind viele Zuschauer darauf aus, nur dann etwas zu sehen, wenn etwas passiert, nicht um ernsthafte Beiträge zu hören. Siehe nur die unsäglichen Talkshows im Nachmittagsprogramm.

Das lässt traurige Rückschlüsse auf das Sozialverhalten und Demokratieverständnis vieler deutscher Zuschauer zu. Ursachen? Da könnte man wohl den ganzen Sonntag diskutieren. :wink:

Gruß

Dagmar
...und überall liegt scheisse, man muss eigentlich schweben
jeder hat n hund aber keinen zum reden...
(Peter Fox-Schwarz zu Blau)
Rørviger

Beitrag von Rørviger »

Vilmy hat geschrieben:Hej Berndt,
nun habe ich deinen ersten Beitrag nicht gelsen, aber so wie ich es erlebe, ist das vor allem ein Phänomen der privaten Sender.

Gruss, vilmy
Ich empfinde das eher als ein typisches Phaenomen fehlender Diskussionskultur in Deutschland.

Wenn man Bundestag und Folketing vergleicht, ist es genauso.

In D wird (nieder)geschrieen, verleumdet, hasserfüllt mit Worten "geschossen"...in DK hat man hingegen eine gewachsene demokratische DiskussionsKULTUR.
Berndt

Beitrag von Berndt »

Ich finde, daß das Problem generell ist.
Es handelte sich in diesem Fall übrigens um keinen privaten Sender, sondern um eine Diskussion im ZDF - Moderatorin war Maybrit Illner.
Das Thema hieß: "Integriert oder Diskriminiert?" Teilnehmer: Schäuble - Künast - Mazyek - Rotter.

Der Verlauf dieser Sendung ist aber sehr bezeichnend für solche Fernsehdiskussionen. Es mag sein, daß es bei privaten Sendern noch schlimmer sein kann.
Gruß
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Lars J. Helbo
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Beitrag von Lars J. Helbo »

Ich habe so ein Gefühl, dass ich verstehe, was Du meinst :wink:

... kann es aber nicht so richtig an konkreten Beispielen belegen. Ich habe aber ein paar Sachen überlegt, die vielleicht damit zu tun haben.

Erstens leben wir in DK in der Tradition der Wikinger :wink: das bedeutet unter anderem, dass "Ruhe bewahren" der höchste Tugend ist. Dazu gehört, dass derjenige, der sich aus der Fassung bringen lässt, als Verlierer gilt. Das steckt ganz, ganz tief in uns. Wir versuchen immer wieder die Diskussionsgegner mit Ironie zu ärgern um ihn so aus der Fassung zu bringen (und den Halt verlieren). Laut werden ist dagegen ganz schlecht.

Zweitens gibt es in deutsche Diskussions- und Interview-Sendungen oft ein größere "Abstand" zwischen Journalist und Diskussions-Teilnehmer. Oder sagen wir, dass der Journalist vielleicht etwas mehr Respeckt vor den Interviewten hat. Das macht es vielleicht schwieriger Disziplin zu halten. Das hat letztendlich auch mit Jantelov zu tun. Selbst ein Minister soll bei uns nicht glauben, dass er was besonderes ist. Ein Politiker in DK kann z.B. auch kaum "Kein Kommentar" sagen. Dann gilt er sehr schnell als eingebildet.
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Berndt

Beitrag von Berndt »

@ Lars.
Ich habe mehrmals in solchen Debatten dieses Durcheinander erlebt, z.B. auch in "Hart aber Fair" mit Frank Plasberg.
Es könnte natürlich teilweise daran liegen, daß Deutsch nicht meine Muttersprache ist, aber das erklärt wohl nicht alles.

Deine philosophische Erklärung finde ich sehr gut und aufschlußreich.
Rørviger

Beitrag von Rørviger »

Zum ABSTAND:

Stimmt !

Schon alleine der in Deutschland immer noch gross rausgeputzte Unterschied zwischen SIE und DU bedeutet Abstand.

Auch die deutsche Titelsucht (so werden ja in Deutschland sogar akademische Titel in den Ausweis eingetragen) trägt dazu bei, auch die steife Schlips/Jacke-Uniform bei vielen Repräsentanten von Wirtschaft und Politik.

Und...in Deutschland gibt es viel mehr deutlich sichtbare Klassenunterschiede als in DK, auch im TV.
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