Dänemark ist mittendrin und doch außen vor
Verfasst: 07.01.2005, 09:26
Hej !
Hier hab ich schon wieder einen Knaller gefunden, was haltet ihr denn von diesem Artikel ?
Hilsen
TOM
Dänemark ist mittendrin und doch außen vor
Seit Neujahr hat Dänemark einen Sitz im Gremium der Vereinten Nationen. Wird dort allerdings die Politik der EU umgesetzt, steht das Land im Abseits.
VON HANNES GAMILLSCHEG (KOPENHAGEN)
Als die EU am 1. Dezember 2004 die Leitung der UN-Mission in Bosnien übernahm, packten die dänischen Soldaten ihre Koffer und reisten heim. Unter Nato-Flagge hatten sie Dienst tun können, doch als die Friedenssicherung in die Agenda der EU überging, mussten sie passen.
Die militärische Zusammenarbeit zählt zu den Bereichen, in denen sich Dänemark von der EU-Politik abgekoppelt hat: Läuft ein Militäreinsatz unter EU-Regie, ist er für die Dänen tabu. Dies ist eine Spätfolge des Maastricht-Nein von 1992. Um den Vertrag damals ratifizieren zu können, gestanden die europäischen Partner ihnen Ausnahmeregelungen bei Euro, Justiz und Militärpolitik zu.
"Paradox" nennt der konservative Außenminister Per Stig Møller die Politik, die er zu verfechten hat: "Da machen wir uns im Sicherheitsrat für militärisches Eingreifen stark, und wenn es darum geht, wer Truppen schickt, müssen wir sagen: wir nicht." Dabei will Møller das Konfliktmanagement während seiner zweijährigen Amtszeit als Sicherheitsratsmitglied besonders angehen. "Wir müssen besser werden, Krisen in den Griff zu bekommen und zu verhindern, dass Konflikte wieder aufflammen", sagt er und nennt ein Beispiel: "In Liberia hat man 40000 junge Männer entwaffnet. Wenn diese jetzt keinen Job und keine Ausbildung bekommen, was werden sie dann wohl in ein bis zwei Jahren tun?"
Die Hilfe für solche Regionen müsse vielseitig sein, sagt der Außenminister, außer Entwicklungs- und Wiederaufbauhilfe sei die Entsendung internationaler Truppen ein Instrument zur Stabilisierung. Dies habe sich auch im Balkan bewährt. Doch dass die EU dabei nun eine führende Rolle übernimmt, drängt Dänemark ins Abseits. Nicht nur in Europa, auch in Afrika möchte Frankreich EU-Truppen für die Friedenssicherung heranziehen. Zur Aufstellung dieser Einheiten werden ehemals neutrale Länder wie Schweden und Finnland ebenso beitragen wie das Nicht-EU-Mitglied Norwegen. Dänemark hingegen, Skandinaviens einziges EU- und Nato-Land, bleibt außen vor.
Diese Außenseiterrolle kann, da sie einst durch ein Referendum festgeschrieben wurde, nur durch einen neuen Volksentscheid geändert werden. Doch dies steht vorerst nicht an. Erst steht eine Abstimmung über die EU-Verfassung an, die wohl nicht vor 2006 geben wird. Von Plänen, das Verfassungsreferendum mit einem Votum über die EU-Vorbehalte zu einem großen Plebiszit "Ja oder Nein zur EU" zusammenzuziehen, ist der liberale Ministerpräsident Anders Fogh Rasmussen wieder abgerückt. Dies würde die Debatte nur verwirren, sagt der Premier, was im Klartext bedeutet: Das ist ihm zu riskant. Die Dänen könnten mit Nein stimmen.
So bleiben die Vorbehalte weiterhin ein Klotz am Bein der dänischen Europapolitik. Der erste Versuch, damit aufzuräumen, scheiterte vor vier Jahren mit der Ablehnung des Euro durch die Wähler. In der Justizpolitik hat sich die Regierung Handlungsfreiheit verschafft, als sie den EU-Partnern Regeln abluchste: Beim Kampf gegen Terror und grenzüberschreitende Kriminalität spielt Kopenhagen den solidarischen Europäer; bei Asyl- und Zuwanderungspolitik aber gelten Bestimmungen, die strenger als die EU-Norm sind. In der Militärpolitik bekommt Dänemark seine Außenseiterrolle nun voll zu spüren.
Hier hab ich schon wieder einen Knaller gefunden, was haltet ihr denn von diesem Artikel ?
Hilsen
TOM
Dänemark ist mittendrin und doch außen vor
Seit Neujahr hat Dänemark einen Sitz im Gremium der Vereinten Nationen. Wird dort allerdings die Politik der EU umgesetzt, steht das Land im Abseits.
VON HANNES GAMILLSCHEG (KOPENHAGEN)
Als die EU am 1. Dezember 2004 die Leitung der UN-Mission in Bosnien übernahm, packten die dänischen Soldaten ihre Koffer und reisten heim. Unter Nato-Flagge hatten sie Dienst tun können, doch als die Friedenssicherung in die Agenda der EU überging, mussten sie passen.
Die militärische Zusammenarbeit zählt zu den Bereichen, in denen sich Dänemark von der EU-Politik abgekoppelt hat: Läuft ein Militäreinsatz unter EU-Regie, ist er für die Dänen tabu. Dies ist eine Spätfolge des Maastricht-Nein von 1992. Um den Vertrag damals ratifizieren zu können, gestanden die europäischen Partner ihnen Ausnahmeregelungen bei Euro, Justiz und Militärpolitik zu.
"Paradox" nennt der konservative Außenminister Per Stig Møller die Politik, die er zu verfechten hat: "Da machen wir uns im Sicherheitsrat für militärisches Eingreifen stark, und wenn es darum geht, wer Truppen schickt, müssen wir sagen: wir nicht." Dabei will Møller das Konfliktmanagement während seiner zweijährigen Amtszeit als Sicherheitsratsmitglied besonders angehen. "Wir müssen besser werden, Krisen in den Griff zu bekommen und zu verhindern, dass Konflikte wieder aufflammen", sagt er und nennt ein Beispiel: "In Liberia hat man 40000 junge Männer entwaffnet. Wenn diese jetzt keinen Job und keine Ausbildung bekommen, was werden sie dann wohl in ein bis zwei Jahren tun?"
Die Hilfe für solche Regionen müsse vielseitig sein, sagt der Außenminister, außer Entwicklungs- und Wiederaufbauhilfe sei die Entsendung internationaler Truppen ein Instrument zur Stabilisierung. Dies habe sich auch im Balkan bewährt. Doch dass die EU dabei nun eine führende Rolle übernimmt, drängt Dänemark ins Abseits. Nicht nur in Europa, auch in Afrika möchte Frankreich EU-Truppen für die Friedenssicherung heranziehen. Zur Aufstellung dieser Einheiten werden ehemals neutrale Länder wie Schweden und Finnland ebenso beitragen wie das Nicht-EU-Mitglied Norwegen. Dänemark hingegen, Skandinaviens einziges EU- und Nato-Land, bleibt außen vor.
Diese Außenseiterrolle kann, da sie einst durch ein Referendum festgeschrieben wurde, nur durch einen neuen Volksentscheid geändert werden. Doch dies steht vorerst nicht an. Erst steht eine Abstimmung über die EU-Verfassung an, die wohl nicht vor 2006 geben wird. Von Plänen, das Verfassungsreferendum mit einem Votum über die EU-Vorbehalte zu einem großen Plebiszit "Ja oder Nein zur EU" zusammenzuziehen, ist der liberale Ministerpräsident Anders Fogh Rasmussen wieder abgerückt. Dies würde die Debatte nur verwirren, sagt der Premier, was im Klartext bedeutet: Das ist ihm zu riskant. Die Dänen könnten mit Nein stimmen.
So bleiben die Vorbehalte weiterhin ein Klotz am Bein der dänischen Europapolitik. Der erste Versuch, damit aufzuräumen, scheiterte vor vier Jahren mit der Ablehnung des Euro durch die Wähler. In der Justizpolitik hat sich die Regierung Handlungsfreiheit verschafft, als sie den EU-Partnern Regeln abluchste: Beim Kampf gegen Terror und grenzüberschreitende Kriminalität spielt Kopenhagen den solidarischen Europäer; bei Asyl- und Zuwanderungspolitik aber gelten Bestimmungen, die strenger als die EU-Norm sind. In der Militärpolitik bekommt Dänemark seine Außenseiterrolle nun voll zu spüren.