Dänen und Deutsche im/nach dem 2. Weltkrieg

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Ursel
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Dänen und Deutsche im/nach dem 2. Weltkrieg

Beitrag von Ursel »

Hej allesammen!
Diesen Artikel im heutigen Kristeligt Dagblad will ich Euch nicht vorenthalten, nachdem doch einige Male über die deutsch-dänische Geschichte im 2. Weltkrieg diskutiert wurde, zumal sich am 9.4. der Besatzungstag jährt, der hier immer mit Beflaggung markiert wird.

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Danmark
Danmark ofrede tyske flygtninge
UMIDDELBART EFTER, at Danmark i 1945 var blevet befriet for tysk besættelse, gjorde danske myndigheder sig skyldig i umenneskelig behandling af de 200.000 tyske flygtninge, som kom hertil ved Det Tredje Riges sammenbrud. Blandt andet besluttede Lægeforeningen, at syge flygtninge skulle nægtes lægehjælp, hvilket kostede mange menneskeliv. Det fremgår af en ny ph.d.-afhandling, som lægen og historikeren Kirsten Lylloff forsvarer i morgen på Københavns Universitet. Hun har i en lang årrække forsket i ikke mindst de 10.000 uledsagede tyske flygtningebørns skæbne og har i arkiverne fundet oplysninger, som tegner et væsentligt anderledes billede af Flygtningeadministrationen end tidligere historiske værker om perioden.

Lest mehr hier:
http://www.kristeligt-dagblad.dk/artikel:aid=248484

Einen schönen Tag für alle - Ursel, DK
Nobert
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Beitrag von Nobert »

Deutsche Flüchtlinge sind auch vor der Besetzung DK nicht gut behandelt worden.
Es waren die Menschen, die vor der Naziherrschaft flohen. Sie wurden aufgegriffen und von den dänischen Behörden ausgeliefert.

Die Haltung der Dänen während des Krieges zu den Deutschen in DK kann man auf folgenden Link ersehen:

http://www.aage-staffe.dk/Tema%202/images/t%202.6.jpg
Lukas

Beitrag von Lukas »

9.4.2005...

Eigentlich ist es egal, an welchen Tagen man sich an die Vergangenheit erinnert, Hauptsache –man ist sich dieser bewusst , aber gestern war ein besonderer Tag ...

Nachdenkliche Grüße

Lukas
Tatzelwurm__1

Beitrag von Tatzelwurm__1 »

oder mal hier schauen


http://www.webarchiv-server.de/pin/archiv02/4502ob25.htm
http://www.vvn-bda.de/bremen/b34.htm

Detlef
Nobert
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Beitrag von Nobert »

Nyheder fra dr. Nyheder Online:

http://www.dr.dk/nyheder/indland/article.jhtml?articleID=246267
Lukas

Beitrag von Lukas »

Hej,


vielleicht ist der folgende Artikel interessant, der die Debatte über Lylloffs Forschungsergebnisse thematisiert:

http://www.handelsblatt.com/pshb?fn=tt&sfn=go&id=1022889


Viele Grüße

Lukas
Bischoff30
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Getteilte Meinungen

Beitrag von Bischoff30 »

Über das was geschehen ist kann man sprechen, doch die Dimension niemals begreifen, die es hatte.

Die bewegendsten Momente zum Thema 2. Weltkrieg, waren 3 Besuche:

1. Besuch des KZ Sachsenhausen bei Berlin

2. Soldatenfriedhöfe in Frankreich

3. Das größte Flüchtlingslager auf dänischem Boden (Oxbøl)

Zu Punkt 3:
Als die russische Armee in das damalige Preussen und Schlesien einmarschierte man viele über den Seeweg nach Dänemark gebracht. Lange konnten sie nicht "geschützt" werden, da man die Soldaten plötzlich in der Normandie benötigte, wo die westlichen Truppen einmarschierten (Omaha Beach = D-Day). Somit brachte man zum Kriegsende viele Flüchtlinge in Lagern unter. Diese Lager unterstanden der dänischen Polizei späterhin den Kommunen. Es gab in den Lagern eigene Schulen, Ordnungshüter und eine gesonderte richterliche Hoheit unter eigenem Gesetzt. Bedrückt hat mich bei dem Beusch des Friedhofs, das es meistens Kinder waren die sehr früh starben. Als Familienvater von 3 Kindern, berührt mich dieses Thema immer wieder.
Eine Ausstellung darüber gibt es im Heimatmuseuum in Oxböl.

Dennoch sei von meiner Seite eines gesagt:

Krieg ist etwas was man nicht erklären kann.
Krieg ist so grausam das man nicht darüber sprechen kann.

Gerade der 2. Weltkrieg hatte eine Dimension, die unerklärlich ist. Die "Rache" gegenüber dem deutschem Volke in der damaligen Zeit ist daher nicht verwunderlich gewesen. Meine Familie kommt selber aus Schlesien und wir haben viele Familienmitglieder (Siehe Homepage meines Bruders www.family-Bischoff.de ) verloren, sei es im Gefecht, Kriegsgefangen-Lager, KZ, Bombardierung, Unterernährung, auf der Flucht und durch Krankheit. Die Regierung hatte das Leid gebracht !
Ursel
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Beitrag von Ursel »

Hej Bischoff30!
Das ist ein sehr sensibles Thema, ich weiß, es ist eben Leid auf beiden Seiten geschehen.
Und die Tragik, wenn man so will, des deutschen Volkes, der Kriegsgeneration, ist, daß man ihr Leid lange Zeit verschwiegen hat, verweigen mußte.
ich habe selbst erlebt, wie eine alte Frau aus Kiew in den 80ern von einem jungen (deutschen!) Arzt quasi zum Schweigen gebracht wurde, als sie von Flucht und Vergewaltigung vor den Russen erzählte: Sie dürfe nicht vergessen, was die Deutschen getan hätten, wir seien ja selber schuld.
Welcher deutsche Flüchtling hat sich da getraut, von den Greueltaten zu berichten, denen er ausgesetzt war?
Er war ja selber schuld.

Ich selbst habe den Lehrer meiner Tochter mal gefragt, wo er den Unterschied sähe zwischen dem irakischen Volk, das die Dänen mit Mr. Bush zusammen vom Diktator befreiten, und dem deutschen Volk unter Hitler.
Wieso sind die Iraki die bedauernswerten Unterdrückten, denen geholfen werden mußte, während die Deutschen alle die Bösen sind?

Ich will ÜBERHAUPT NICHTS beschönigen, ich setze mich sehr gegen Neonazismus etc. ein, aber es ist eben auch eine Tatsache, daß das Leid der deutschen Bevölkerung auch hier in DK kaum bekannt war (und ist).
Es ist mir sehr verständlich, daß deutsche Flüchtlinge zunächst gar nicht begeistert aufgenommen wurden.
Wie meine (liebe!) Schwiegermutter es mal sagte: Das war der Feind, die Besetzer, dachte sie damals, wieso sollten sie denen helfen? Ich kann das gut verstehen.

Aber heute, mit mehr als 60 Jahren Abstand, sollte jeder in der Lage sein, die Geschichte, auch die eigene, kritisch zu betrachten und nicht nur schwarz-weiß zu malen.
Daß die eigene "Nazi-vergangenheit" jetzt mehr publik gemacht wird, ist ein Schritt in die richtige Richtung.
Die Erkenntnis, daß man selber vielleicht ähnlich gut oder ebenso schlecht wie "der Deutsche" war und ist, mag helfen, beide in einem neuen, mehr einverständlichen Licht zu sehen.

Auch so etwas ist Völkerverständigung (und Abbau der alten Feindbilder) - Ursel, DK
runesfar

Beitrag von runesfar »

Per Knudsen hatte ein sehr gute kommentar in Politiken sonntag:
http://politiken.dk/visartikel.asp?TemplateID=679&PageID=374063
Tinko

Re: Dänen und Deutsche im/nach dem 2. Weltkrieg

Beitrag von Tinko »

Ursel hat geschrieben:Hej allesammen!
Diesen Artikel im heutigen Kristeligt Dagblad will ich Euch nicht vorenthalten, nachdem doch einige Male über die deutsch-dänische Geschichte im 2. Weltkrieg diskutiert wurde, zumal sich am 9.4. der Besatzungstag jährt, der hier immer mit Beflaggung markiert wird.

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Danmark
Danmark ofrede tyske flygtninge
UMIDDELBART EFTER, at Danmark i 1945 var blevet befriet for tysk besættelse, gjorde danske myndigheder sig skyldig i umenneskelig behandling af de 200.000 tyske flygtninge, som kom hertil ved Det Tredje Riges sammenbrud. Blandt andet besluttede Lægeforeningen, at syge flygtninge skulle nægtes lægehjælp, hvilket kostede mange menneskeliv. Det fremgår af en ny ph.d.-afhandling, som lægen og historikeren Kirsten Lylloff forsvarer i morgen på Københavns Universitet. Hun har i en lang årrække forsket i ikke mindst de 10.000 uledsagede tyske flygtningebørns skæbne og har i arkiverne fundet oplysninger, som tegner et væsentligt anderledes billede af Flygtningeadministrationen end tidligere historiske værker om perioden.

Lest mehr hier:
http://www.kristeligt-dagblad.dk/artikel:aid=248484

Einen schönen Tag für alle - Ursel, DK

Ganz Europa, auch natürlich das besetzte Dänemark, befand sich damals in einem einzigen Taumel von Hass, Terror und Gegenterror.

In Hitlers Heeren dienten auch etwa 8.000 Dänen -hauptsächlich in der Waffen-SS- von denen 3.980 gefallen und etwa 400 vermißt sind.

Ab etwa 1943 begann der aktive dänische Widerstand gegen die deutschen Besatzer und er steigerte sich von Monat zu Monat bis zum 4./5. Mai 45. Bis auf die wenigen Freiwilligen, gemessen an der Gesamtbevölkerung Dänemarks, und ihre Angehörigen, standen die Dänen den deutschen Besatzern ablehnend bis feindselig gegenüber (Stichwort: Kolde Skulder).

All das muß man, bin ich der Meinung, bei dem Thema berücksichtigen.

Die Behandlung der deutschen Flüchtlingswaisenkinder als auch der sogenannten "Deutschenkinder", also der Kinder deutscher Soldaten mit dänischen Müttern durch die Dänen ist gewiß kein Ruhmesblatt des Dänentums, aber ist es an uns Deutschen, darüber zu rechten und richten?

Ich denke, nein!

Habe mir während eines Urlaubs in Blavand vor Jahren sowohl den Soldatenfreidhof als auch das kleine Museum in Oksböl angesehen und war erschrocken über die vielen Kleinkinder, die dort auf dem Friedhof begraben liegen.

Quelle:
Hans Werner Neulen:
An deutscher Seite
München 1992

Grüße an Euch alle;
fahre morgen mit meiner Frau in Urlaub nach Dänemark.
Freue mich riesig auf den Urlaub.
Ursel
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Beitrag von Ursel »

Hej Tinko!
Hier will keiner richten - das steht keinem zu, aber öffentlich machen dürfen wir doch hier genauso wie das Kristeligt Dagblad und andere Zeitungen und die dänischen TV-Sender es bereits im Lande DK tun, nicht wahr?
Es muß doch "nur" einmal deutlich werden, daß nicht alle Dänen Opfer waren und nicht alle Deutschen Täter, daß alle auch in der jeweils anderen Rolle steckten, weil eine grausame Geschichte Ausnahmezustand schrieb.

Ich denke, nicht mehr und nicht weniger Anspruch dürfen alle erheben, die damals gelebt haben, gestorben sind und auch alle diejenigen, die an den Taten und Untaten ihrer Vorfahren gemessen werden.

Einen schönen Urlaub - hoffentlich habt Ihr warme Jacken mit eingepackt, es friert manchmal nachts noch heftig... Ursel, DK
MiFa
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Beitrag von MiFa »

Hallo Ursel,

ich bin ganz Deiner Meinung. Ich bin knapp 40 Jahre alt und mein Leben lang laufe ich mit einer Schuld herum, die ich nicht mir zuzuschreiben habe. Aber es wird erwartet, dass man diese Schuld mit sich trägt.
Ich finde auch, dass das, was im Dritten Reich geschehen ist, eine ganz furchtbare Sache war, aber ich glaube auch, dass es in der Weltgeschichte auch viele andere furchtbare Ereignisse gegeben hat. Wir , die wir heute leben, können nur versuchen, dafür zu sorgen, dass die Welt etwas besser wird, als sie bisher war. Und ich denke, dass ist schon schwer genug.

Michaela
tuppi

Beitrag von tuppi »

... genau, an der Vergangenheit können wir (leider) nichts mehr ändern. Aber die Möglichkeit des Bessermachens in der Zukunft - die haben wir. Und sollten sie auch nutzen.
Ein Beispiel, das mich sehr beeindruckt hat, war der Dokumentarfilm "Min morfars morder", über den ich ja in der Literaturecke schon geschrieben habe. Verdrängen und Vergessen ist nicht die Lösung, aber ein bewußter Schnitt, um mit freiem Blick neu anzufangen, wie es der Regisseur und Akteur des Films getan hat, das wäre auch mein Anliegen.

Einen schönen Sonn(en)tag euch allen!
Uta.
Ursel
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"DK var en flödeskumsfront"

Beitrag von Ursel »

... so haben deutsche Soldaten DK empfunden.

Guten Morgen allesammen, ich habe in der Sonntagszeitung, die es neuerdings gratis gibt, zum Thema u.a. folgendes gefunden:

DR 2 sendet bis zum 8. Mai hin Dokumentarprogramme und Filme, Augenzeugenberichte und Schicksalserzählungen.
Die Chefin des Senders, Mette Davidsen-Nielsen, unterstreicht, daß man eine andere Geschichte über den 2. Weltkrieg erzählen möchte, nämlich, wie sie deutsche Soldaten und Zivile sie erlebt haben.
Man ist sich klar darüber, daß "Set med tyske öjne", also "mit deutschen gesehen", unter den Zuschauern viele Gefühle hervorrufen kann.
Deshalb gibt es interessanterweise auch eine Website (dr.dk/medtyskeoejne), wo man kommentieren, erzählen und diskutieren kann.
Immerhin gebe es eine neue Tendenz sowohl in Dtld. wie auch im restlichen Europa, daß man offener über den Krieg und darüber spricht, wie die deutsche Bevölkerung davon betroffen und beinflußt war.

Soweit der Artikel mit Hinweis auf viele Sendezeiten zu diesem Thema.
(u.a. die Blechtrommel, Schlöndorffs Film nach Günter Grass´ gleichnamigem Roman, am heutigen Montag um 19.40 auf DR 2)

Vielleicht ein Weg, alte Feindbilder abzuschaffen und Verständnis für eine Zeit und Menschen im Ausnahmezustand zu vermitteln - ich hoffe es sehr!

Ursel, DK
Nobert
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Beitrag von Nobert »

Für alle die dänisch lesen können.

Dänen sehen auch kritisch auf ihre Vergangenheit.
http://www.dr.dk/befrielsen

Und:
Skolebøger fortæller den halve sandhed om 2. Verdenskrig
4. maj 2005 11:38 Indland
De danske skoleelever får et forvrænget billede af besættelsen, fordi
de bliver undervist efter 20 år gamle og forældede skolebøger. Det
mener både lærere og elever. Undervisningsministeren afviser at blande
sig.
Læs mere
http://www.dr.dk/nyheder/indland/article.jhtml?articleID=251954

Venlige hilsen Nobert
Antworten