Guten Morgen, Ralf!
Nein, so geht es mir nicht - nicht wie Du meinst

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Und doch, so geht es mir - und warum
Weil ich in Dtld. nach zu BESUCH fahre, weil hier in DK inzwischen, nach 15 Jahren, meine Familie, meine gewohnte Umgebung, mein Zuhause, meine Sachen, und ja, sogar endlich ein paar Freunde sind - und auch wenn andere (und sogar gerade Ausgewanderte) es anders meinen: Ich bin nicht die einzige, die es sehr schwierig findet, in tieferen Kontakt mit "den Dänen" zu kommen.
Ich bin weder kontaktscheu noch konnte ich die Sprache nicht, als ich herkam noch bin ich unfreundlich (wie oft inirekt unterstellt wird, wenn auswanderungswillige Touristen lapidar meinen, man bekäme nur das zurück, was man in den Wald hineinruft - also müsse man nur freundlich sein, bumm - schon wird wird man freundlich behandelt. NATÜRLICH sind wir freundlich, von Anfang an gewesen --- welcher neue Bewohner in DK lauft herum und blafft die Dänen an???
Und NATÜRLICH werden wir freundlich behandelt.
Die Dänen sind nämlich ein sehr höfliches, freundliches Völkchen.
Aber zwischen dieser smalltalk-Freundlichkeit, dem Plausch über den Gartenzaun und dem wirklichen Gefühl dazuzugehören, liegen doch Welten!
Und ich habe einige Umzugserfahrungen - auch innerhalb Deutschlands von Bundesland zu Bundesland, von Norden nach Süden (oder umgekehrt) hinter mir.
Und es liegt nicht NUR am Alter.
Aber das habe ich schon hundertmal geschrieben, diese Erfahrung muß jeder für sich machen - und siesoll auch keinen abschrecken auszuwandern: Jeder, der den Plan hat, soltle dies nur wissen, drauf vorbereitet sein ... und die erste Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft nicht unbedingt mit Freundschaft verwechseln bzw. in ein Loch allen,w enn ihm aufgeht, daß es das eben von der Dänenseite noch lange nicht war.
Eine rotweiß-eingerichtet Wohnugn ist für mich jedenfalls nicht unbedingt eine gute Grundlage auszuwandern, lächel - ich habe in einem anderen Thread dieser Art mal geschrieben, daß es okay ist, wenn man als Tourist sich in ein Land verliebt.
Wir alle kennen Verliebtheit - sie macht wirklich etws blind, sie idealisiert und sieht meist erstmal nur die guten Seiten im Gegenüber.
Das ist nötig, sonst gäbe es keinen Grund, sich näher mit dem "Objekt der Verliebtheit" zu befassen. Da übertreibt man dann, schwebt auf Wolke 7 und findet alles wunderbar, was der andere tut - und tut selber vieles, was man vorher nie getan hätte, nur um dem anderen zu gefallen, nur um ihm innerlich nahe zu sein.
Aber das ist Verliebtheit, wunderschön, doch wie ein Rausch --- wenn dann Liebe daraus wird, hat man bereits viel Zeit und Gefühle investiert und muß ein tieferes Gefühl entwickeln, das auch die Ent-Täuschungen verkraftet.
Ent-Täuschung bedeutet ja letztendlich nur, daß man sich selbst getäuscht hat und nun das verkehrte Bild korrigiert wird.
Und da erwarten einen oft Überraschungen anEcken und Kanten, wo man gar nicht damit rechnete.
Ein Tourist darf immerin diesem Zustand der Verliebtheit bleiben - ein Auswanderer darf und kann es auch gar nicht.
Aber alles das steht im Thread auswandern schon hunderttausendmal besonders von denen geschrieben, die hier schon lange wohnen.
Noch rein praktisch: ich finde immer, daß die Sprache überbewertet wird.
Sie ist erstens nicht soooo schwer zu lernen, vor allem nicht,wenn man im Lande lebt und sich wirklich bemüht.
Es gibt ja auch Hilfen.
Es ist selbstverständlich nötig, sie zu lernen, aber wie gesagt, DAS löst NICHT ALLE Probleme, und beileibe nicht immer die schwierigsten.
Es klingt manchmal hierim Forum,als ob mit dem Erlernen der Sprache alles geregelt ist - ich finde imgegenteil, daß damit dann oft probleme deutlich werden, an die man eben nicht dachte.
Daß sich MIT der Sprache alle praktischen Probleme leichter regeln lassen, ist klar, und ich sage nochmal deutlich: Nötig ist es NATÜRLICH, dänisch zu lernen, aber das schafft man.
Nochmal zum Schluß:
Du mußt wirklich mehr differenzieren beiden Erfahrungen der Menschen.
Meine Gründe nach DK auszuwandern waren ganz andere als Eure: Ich hatte einen dänischen Mann.
Ich hatte damals wederden brennenden Wunsch auszuwandernaus Dtld., noch hatte ich eine brennende iebe für DK - sondern eben zu einem bestmmten Menschen - und wen der nun woanders hergekommenwäre, wäre mein leben anders geworden.
Das läßt sich ÜBERHAUPT nicht mit Eurer Motivation vergleichen.
Da hast Du ganz offensichtlich noch nicht ganz verstanden, wo derUnterschied liegt.
Nartürlich mag ich DK, aber ich würde auch NL oder Spanien so mögen, wenn ich dort leben müßte - diese Sympathie für das Land war nämlicht MEIN Grund, hierzukommen und hier zu leben.
Ich mag auch immer noch Dtld., es ist nämlich trotz allem auch meine Heimat --- trotzdem ist dies allein auch kein Auswanderungsgrund zurck für mich.
Aber momentan ist meine Welt eben hier, meine Kinder gehen hier zur Schule und bei einer Rückkehr nach Dtld. müßte ich mir ja nicht nur, aber auch sehr wg. meiner Familie überlegen, was da auf uns zukommt, wobei wir zwar keine Sprachprobleme hätten, dafür aber immer 1 Ausländer in der Familie
Deshalb paßt einfach gar nicht, was Du mir an Gefühlen fragend unterstellst.
Ja, was ich über die Kinderfreundlichkeit schrieb, ist bei allen negativen Auswüchsen und Varianten durchaus ein Pluspunkt - trotzdem ist die Kinderfamilie hier auch nicht gerade auf Rosen gebettet.
Denn in derRegel arbeiten beide Elternteile, die Kinder sind meist nur bis zur 3. Klasse nachmittags betreut und derAusflug ans Meer oder zu anderen spontanen Freizeitaktivitäten eher eingeschränkt.
Auch hier muß man wohl die "richtige" Freizeitaktivität wählen, um in eine Clique zu kommen, Anderssein ist noch verpönter als in Dtld. (wer eine Weile hier gelebt hat und das Jantelov in seinen Auswirkungen kennt, weiß, was ich meine, und lernt auch manches diesbzeüglich in Dtld. zu schätzen) und der fehlende Leistungsdruck bzw. die fehlende frühe Qualifizierung für Gymnasium kann ein Vorteil, aber auch ein gravierender Nachteil sein.
Aber da es leider (noch) keine Kombination der beiden Modelle, die ja beide ihre Vor- und Nachteiel haben, gibt, und da es mich aus erwähnten Gründen nach Dk verschlagen hat, suche ich die Vorteile und versuche, die Nachteile zu lindern.
Erstmal viele Grüße aus einem heute sehr grauen und herbstlich-windigen DK --- ich verweise nochmal mit Nachdruck auf die teilweise wirklich guten Diskussionen hier im Forum i nden letztenjahren, da ist nicht allzu viel unaktuell geworden - Ursel, gerne, aber nicht unkritisch in DK