Kinderbetreuung in DK (Zeitungsartikel)

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Ursel
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Kinderbetreuung in DK (Zeitungsartikel)

Beitrag von Ursel »

Hej allesammen!
Die BRIGITTE hat mal wieder was über DK veröffentlicht:

http://www.brigitte.de/frau/familie/kinderbetreuung_vorbild_daenemark/index.html?nv=nl

Stimmt so gut wie alles, klingt aber alles auch ein bißchen schöner, kantenloser, stressfreier als es ist:

Von den Müttern, die auch hier entweder der Arbeit oder der Familie gegenüber ein schlechtes Gewisen haben, wird da nichts erzählt.

Von denen, die ob der Doppelbelastung ganz schön ins Schwitzen kommen (und manchmal ihre Arbeit nurt unterbrechen, um 25km nach Hause zu fahren, damit Kind zum Reiten kann oder zur Musikschule oder ... und die danach wieder - die Kinder zum inzwischen nach Hause gekommenen Vater abliefernd - 25km zurückfahren, um die Arbeit zu beenden (was wohl auch noch unter priviligiert zu verbuchen sein muß!) auch nicht.

Kinder, die auch in den meisten Ferien morgens um 7.00 in der Freizeitbetreung sind -- wie auch sonst unter der Woche - und oft erst gegen Schließung von KIGA/Freizeit wieder abgeholt werden, um dann noch in völlig überfüllten Supermärkten mit ihren müden Müttern schnell einkaufen zu fahren.

Von Kindern, die morgens um diese Jahreszeit ebenso auf dem Rücksitz des Fahrrades sitzen oder selber durch Schnee und Dunkelheit zum KIGA und zur Tagesmutter gebracht werden, lese ich da auch nichts.

Kinder, die nach der 3. Klasse keine Betreuung mehr erfahren können und somit doch allein zu sind; Eltern, die andere Arbeitszeiten haben und doch in Betreuungsnöte geraten; großeltern, de einspringen - naja, wenn die das können - die meisten aber sind selber noch beide in Brot und Lohn!
Und bei Krankheit der Kinder gibt es nur 1 Tag, an dem die gestreßte Mutter nicht etwa (nur) ihr Kind betreut, sondern vor allemdie weitere Krankenpflege organisiert, denn sie kann sich nicht wie in Dtld. eine gewisse Anzahl von Tagen krankschreiben lassen.

Die Liste läßt sich beliebig lang fortsetzen - Doppelbelastung gibt s hier wie in Dtld. trotz guter Kinderbetreuung, Zeit ist noch knapper als in Dtld. und die typischen Männerkrankheiten nehmen inzwischen bei den Frauen genauso rapide zu wie Familentrennungen (Stichwort Rekord bei Scheidungen)!

Es ist wie bei so vielem: Es wird nur die halbe Wahrheit erzählt, und dadurch ein Bild von DK gezeichnet, das wir dann hier nur schlecht geraderücken können: So möchte ja keiner dieses Land sehen weder hier noch in Dtld.

Trotzdem, bevor mich jemand wieder einmal als Miesmacher bezeichnet:
Die Kinderbetreuung ist für die, die sie (dringend) brauchen, wirklich gut!

gruß an alle - Ursel, DK - die jetzt kkkkkeine Diskussion über Haus- contra Karrierefrauen lostreten möchte!!! :)
Zuletzt geändert von Ursel am 07.12.2005, 11:48, insgesamt 1-mal geändert.
runesfar

Re: Kinderbetreuung in DK (Zeitungsartikel)

Beitrag von runesfar »

Ursel hat geschrieben: Von Kindern, die morgens um diese Jahreszeit ebenso auf dem Rücksitz des Fahrrades sitzen oder selber durch Schnee und Dunkelheit zum KIGA und zur Tagesmutter gebracht werden, lese ich da auch nichts.

Kan vi ikke gøre det lidt bedre???
Ursel
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Beitrag von Ursel »

Hej Runesfar!
Wie meinst Du?
Sicher werden viele auch mit dem Auto hingebracht (früh genug ist es dann immer noch!) - hier auf dem Land kenne ich aber viele, die es anders machen (müssen).
Die dänischen Autopreise kennst Du ja selbst.

Letztendlich ist die dänische Kinderbetreuung für Berufstätige besser als in Dtld., keine Frage - aber alles nur rosarot zeichnen und dann kritiklos übernehmen, weil es ja so toll gereglt ist - das ist dochwohl nicht die Lösun für Dtld.
(Das hatten wir in anderem Zusammenhang eben auch schon anderswo!)

Übrigens kann die gute Betreuung außer Haus wohl auch nicht genug Anreiz für einen neuen Kinderboom sein, denn gerade heute kam im TV, daß Dtld. 1,65 Kinder pro Familie durchschnittlich hat, die Dänen liegen irgendwo bei 1,7etwas.
Und Frankreich, wo es durch Ganztagsschulen und frühe Einschulung etc. ja auch viel Betreuung außer Haus gibt, mußte jetzt erst einen finanziellen Anreiz für das 3. Kind einführen.

Gruß Ursel, DK
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Lars J. Helbo
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Re: Kinderbetreuung in DK (Zeitungsartikel)

Beitrag von Lars J. Helbo »

runesfar hat geschrieben:Kan vi ikke gøre det lidt bedre???
Das war ein Zitat :wink: Es stammt von der Neujahrsansprache am 1.1.1998 vom damaligen Ministerpräsident Poul Nyrup Rasmussen. Die Rede kann hier nachgelesen werden:

[url=http://www.statsministeriet.dk/Index/dokumenter.asp?o=2&n=0&h=2&t=14&d=242&s=1]Neujahrsansprache[/url]

Hier hat er genau die Situation mit dem Kind hinten am Fahrrad beschrieben, und die Frage gestellt, "Kan vi ikke gøre det lidt bedre?"

Seine Antwort auf die Frage ist aber auch typisch für die Dänische SPD. Seine Antwort war nicht billigere Autos für Familien, oder mehr Teilzeitstellen oder längere Elternurlaub. All das wäre natürlich aus ideologischen Gründen für die SPD in DK unvorstelbar.

Stattdessen hat er vorgeschlagen, man solle doch die Schullkinder ein warmes Mahlzeit in die Schule anbieten. Ich denke viele haben sich durch diesen Vorschlag total veräppelt gefült, und das war vermutlich der Anfang vom Ende seiner Regierung.
[url=http://www.helbo.org]www.helbo.org[/url] - [url=http://www.sallnet.dk]www.sallnet.dk[/url] - [url=http://www.salldata.dk]www.salldata.dk[/url] - [url=http://friskole.netau.net]www.frijsendal.dk[/url]
Liv uden Bevægelse kan være godt nok for gulerødder og kålhoveder, som ikke er bedre vant. - N.F.S.Grundtvig
Ursel
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Beitrag von Ursel »

Aaaah - jo, an die warme Mahlzeit und die Diskussionen hierum kann ich mich erinnern - an das Zitat leider nicht, undskyld, Runesfar! (Sowas rauscht denn doch an mit vorbei und bleibt auf keinen Fall 7 Jahre lang haften...)
Spätestens dann sagte wohl die alte Moster in unserer Familie, daß früher die Kinder der Armen und Sozialschwachen den ganzen Tag in Institutionen untergebracht und abgespeist wurden, heute sind es die der Besserverdiendenden, Wohlsituierten.

Tja ... wenigstens hatte da jemand ein Auge auf das, was die BRIGITTE-Reporterin anscheinend glatt übersehen hat (vielleicht ist sie so früh in Dk nicht unterwegs gewesen, wenn es dunkel ist und schneit???)
Ironie-off, ich wollte es halt nur zu lesen geben und meine Anmerkungen dazu machen ... denn irgendwie bin ich nicht der Typ für Rosa, :wink:
(und das mit zwei Töchtern! :D )

Einen schönen Abend noch - Ursel, DK, die jetzt schnell den julekalender aufnehmen muß
runesfar

Beitrag von runesfar »

Okay, Ursel - vil det sige du heller ikke kan dronningens nytårstaler udenad?

Vi rejser jo meget tit fra Berlin til Nordjylland med tog. En ting står klart for mig efter at have taget den tur masser af gange. Danskerne ER væsentligt flinkere ved børn end tyskerne. Når min dreng i toget prøver at tale med de voksne - i de tyske tog - bliver han stort set ignoreret. (Ofte hilser de ikke en gang på ham).

I samme øjeblik vi kommer nord for Padborg skifter atmosfæren totalt og påfaldende. Han bliver taget alvorligt, får lov til at stå ved siden af lokoføreren, de voksne snakker med ham, ser på hans legetøj - hvad en tre-fire-årig nu ellers gerne vil vise frem. Hvis han laver noget han ikke må, klarer de voksne selv overhalingen - uden bare at sukke eller rulle med øjnene. (Min kæreste sagde det en gang sådan her: I Tyskland er han irriterende, i Danmark er han en del af stammen - jeg tror der er noget om det).
Ursel
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Beitrag von Ursel »

Guten Morgen, Runesfar!
nej - ich kann die Rede der Königin von 1999 oder 2004 oder anderen Jahren leider nicht auswendig --- aber auch nicht die des Bundespräsidenten oder Kanzlers - entschädigt das??? :wink:

Jo, Du hast Recht - und das ist ja auch EINER der Gründe, weshalb ich gerne hier lebe: Die Dänen sind freundlicher Kindern gegenüber als die Deutschen.
Obwohl ich ja meine noch in dänischen Augen recht autoritär und straff erziehe (die armen Kinder!! :) ), kommen sie mir bereits in Flensburg wild und ausgelassen vor, wenn wir dort mal bummeln sind! (Und wir ernten manchmal dementsprechende Blicke!)

(Böse Zungen behaupten natürlich, daß es auch leichter ist, nett zu -seinen- Kindern zu sein, wenn man sie tagsüber so gut wie nie sieht ... :P )

Aber egal warum, so profitieren meine Kinder ja auch von den guten Kindereinrichtungen, Freizeitmöglichkeiten eingeschlossen, und dem freundlichen Umfeld.

Was mich übrigens an dem Artikel auch ein wenig störte war, daß die eine Mutter sagte, sie gehe arbeiten, weil sie sonst ja nur den ganzen Tag ihre inder um sich habe; sie brauche auch Erwachsenenschnack.
Den brauche ich natürlich auch (aha, darum schreibt die hier soviel, haha), aber ärgern kann es einen doch ganz neutral mal, daß eine Tagesmutter ja auch den ganzen Tag Kinderschnack hat und keiner mal DARÜBER nachdenkt.
Jaja, die hat Supervision, die Eltern, die morgens und abends eilig ihe Kinder bringen und holen und andere Tagesmütter auf dem Spielplatz - aber DAS kann eine Mutter zuhause sich ja auch schaffen.
ist nicht einfach mit ganz DK auf Arbeit, aber es geht - es erfordert eben nur ein bißchen Initiative, Kontaktfreudigkeit und Flexibilität - alles positive Eigenschaften, wie ich finde.

Und wieviel Erwachsenenschnack hat eine Fabrikarbeiterin am Fließband nun wirklich???
(Man tut bei solchen Untersuchungen und Artikeln auch noch immer so, als ob alle Menschen gleich stark für ihre Arbeit brennen, aber es macht wohl bei manchen Berufen auch einen Unterschied - die einen sind eben mehr oder weniger Gelderwerb, die anderen Passion. Da gibt es eine in DK nicht gern gesehene, aber doch vorhandene Ungleichheit!)

Für mich eben auch wieder so eine Schönrederei von Gegebenheiten, die wir vielleicht nicht (mehr) ändern können - aber muß man deshalb alle Kritik oder auch nur ALLE Aspekte außer Acht lassen?

So unreflektiert darf man doch nicht andere Modelle verkaufen oder übernehmen!

Einen schönen Tag noch mit hoffentlich vielen freundlich gestimmten Menschen - Ursel, DK
Corinna

Beitrag von Corinna »

Hallo,
auch ich kann zustimmen, dass die Dänen Kindern gegenüber freundlicher und gelassener sind. Das fängt aber eigentlich schon im Norden D an.
Hier in DK ist es selbstverständlich, dass Kinder auch im dreckigen "flyverdragt" mit Einkaufen gehen, was in Teilen D z.B. undenkbar wäre. Da gleichen Kinder oft Modepuppen, wenn sie im Kindergarten ankommen.
Doch alles hat 2 Seiten und so finde ich, dass die Kinder hier wesentlich früher "erwachsen werden" und man weniger darauf achtet, was wirklich für Kinder ist. Ist jemandem schon mal aufgefallen, dass der neue Harry Potter Film in D erst ab 12 zugelassen ist, in DK schon ab 7 Jahren und trotzdem gibt es hier Probleme, weil Eltern noch viel jüngere Kinder mit ins Kino schmuggeln wollen?
Oft gibt es hier schon nach der 3. Klasse keine kontrollierte Nachmittagsbetreuung mehr und ich zweifle daran, wie ideal es ist, dass Kinder schon sehr früh auf sich alleine gestellt sind.
Alles hat Vor- und Nachteile, in dem Artikel ist DK mal wieder etwas zu rosarot dargestellt. Doch das ist ein unendliches Thema.....

Gruss,
Corinna
Juergen
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Beitrag von Juergen »

Meine Mädels sind 7 und 10 Jahre alt.
Wir wohnen in der Nähe eines Campingplatzes und gehen dann oft den Weg mit dem Hund.
Meine Kinder machen regelmäßig Tests mit den Autos und Fahrrädern, die an uns vorbeifahren.
Sie winken schon von weitem und wenn zurückgewinkt wird, sagen sie nur "Das sind Dänen", die die nicht winken sind leider meist Deutsche.
Das haben sie von ganz allein rausgefunden - eigentlich traurig für Deutschland, zumal die Deutschen, die wir hier treffen Urlaub haben.

Gruß Jürgen
Joke

Beitrag von Joke »

Hej,

hier in DK gibt es wenigstens bis zur dritten Klasse bzw. einschließlich dritter Klasse eine Betreuung.In D gab es gerade mal bis 13.00uhr. Was macht man denn wenn keine Oma und Opa in der Nähe sind? Wo sollte man denn einen Job finden von 8.30 bis 12.00, da man ja die Fahrtzeiten zur und von der Arbeit auch noch rechnen muss. Es gibt Ganztagskinderplätze( was die Regel ist anstatt die Ausnahme) genügend Tagesmütter.
Davon hätte ich in D nur geträumt. Wie weit man dieses Angebot ausreizt sollte man nach seinem eigenen Kind entscheiden.
Wo haben die Kindergartenkinder sonst die Möglichkeit so viele verschiedene Sachen mit so vielen Kindern zu spielen. Mein kleiner geht sehr gerne in den Kindern auch von morgens 9-16.
Ich finde das Kinder hier wesentlich naturverbundener aufwachsen als in D. Bestes Beispiel in D waren meine Kinder nur ein - zwei Std. am Tag im Kiga draußen, schlechtes Wetter na dann sagen wir die Tour eben ab.Hier werden die Kinder wetterfest angezogen und sie tapern los und das ist auch gut so meiner Meinung nach. Auch finde ich das die Kinder nicht schneller erwachsen werden eher im Gegenteil.Sie werden nur eher etwas selbstständiger erzogen und nicht das ihnen alles hinter her gekramt wird. Ich nehme mich da selber nicht aus, ich habe es in D auch nicht anders gemacht. Aber was ist daran so schlecht wenn die Kinder schneller lernen sich selber mal den Kühlschrank auf zu machen etc?!
So nun könnt ihr mich mal wieder in der Luft zerreißen.

Hilsen
Ulrike
Juergen
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Beitrag von Juergen »

Ich kann dir da nur zustimmen. Allein wenn man sieht, was die Kinder hier alles machen und was sie alles unternehmen. Ich kann mich daran erinnern, daß in D für jede Aktivität ne Unterschrift und ne Zuzahlung fällig war. Hier staunt man nur,wenn die Kinder erzählen, wo sie mit dem Bus oder dem Zug waren und was sie alles erlebt haben. Das könnte man ihnen zu Hause garnicht alles bieten, rein von der Zeit her.

Gruß Jürgen
Corinna

Beitrag von Corinna »

Hallo Ulrike,

warum sollten wir dich in der Luft zerreissen. Wir sind ja alle vielfach deiner Meinung! Viele Institutionen sind hier toll. Nur die Wahl ist aufgrund der Finanzen eben nicht so frei, wie man meint.
Übrigens sehe ich einen Unterschied zwischen "Erwachsen werden" und "Selbstständigkeit".
Kinder können hervorragend selbsständig sein, ohne desshalb im Guten wie im Schlechten erwachsen sein zu müssen!
semmel
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Beitrag von semmel »

Ich will mich jetzt auch mal dazu äußern.

Deutschland ist total Kinderfeindlich eingestellt. Das merkt man schon daran, daß Kindergärtenplätze gestrichen und die Öffnungszeiten gekürzt werden. Das liegt aber daran, weil der Staat, Kommune die Gelder kürzt und entsprechende Gesetze dafür verfasst.

Zum anderen wird man in Gaststätten, Parks etc. immer böse angeguckt, wenn man mit Kindern ankommt.
(Böse Zungen behaupten natürlich, daß es auch leichter ist, nett zu -seinen- Kindern zu sein, wenn man sie tagsüber so gut wie nie sieht ... )
das nennt sich Antiauthoritär, oder so... :mrgreen:
Also meine kinder kriegen auch mal den Hosenboden voll, wenn sie was richtig Schlimmes angestellt haben, oder den absoluten Zickenalarm durchführen. Das ist aber eher selten.. :mrgreen:
Hier staunt man nur,wenn die Kinder erzählen, wo sie mit dem Bus oder dem Zug waren und was sie alles erlebt haben. Das könnte man ihnen zu Hause garnicht alles bieten, rein von der Zeit her.
In dem Kindergarten meiner Kleinen ist zwar nicht alles Kostenlos, aber für alle erschwinglich. Für einen Theaterbesuch z.B. wollen sie von den Eltern meist 1- 2,- Euro.

In DK habe ich während meiner Urlaube keine bösen Blicke erhalten, weil ich mit zwei Kindern unterwegs bin. Im Gegenteil.

Um mal wieder auf den Thread von Ursel zurück zukommen.
Ich kann mir das aber auch gut vorstellen, daß bei vielen dänischen Familien diesbezüglich Streß aufkommt. Der Kiga hat ja auch nur bestimmte Öffnungszeiten.

So, nun hab ich mich ausgelassen...jetzt könnt ihr mich steinigen... :mrgreen:
Torsten
Ursel
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Beitrag von Ursel »

Hej allesammen!
O weia, hoffentlich bekommen wir jetzt doch nicht den fruchtlosen Streit über Mütter zuhause und bei-der-Außer-Haus-Arbeit -- und deren Kinder!!!
Nichts lag mir ferner!

Ulrike - wie Corinna schon schreibt (also bitte genau lesen!!!) und ich ja auch gleich im 1. Beitrag zum Artikel:
Das stimmt ja meistens, genau wie die rosaroten (nun zerreißt mich eben in der Luft, mal wieder!) Touristen- und Fernwehbilder der Deutschen von DK.
Stimmt doch so gut wie alles --- aber keiner macht sich die Mühe, mal hinter die Kulissen zu schauen und zu sagen:
"Ja, aber da gibt es nun auch ein paar Minuspunkte. Guck sie dir an und schau, wie wichtig die für dich sein können!"

Eure Pluspunkte sehen Corinna und ich ja durchaus, ich habe sogar geschrieben, wir profitieren ja auch davon bzw. unsere Kinder.
Für uns stand es mal zur Diskussion, in einem sehr inkompetent (um es mal milde zu sagen) durchgeführten bürokratischen Streit nach Dtld. zurückzuklehren, wo wir bessere Aussichten auf Erfolg gehabt hätten - aber langfristig hätte sich die Lage unserer Kinder wohl doch eher verschlechtert.
Wegen des Klimas, in dem Kinder hier aufwachsen dürfen, wegen des größeren Raumes, wegen weniger Leistungsdruck (trotz meiner Kritik auch daran) undundund sind wir geblieben.
Also: Ihr lauft mit Euren Argumenten offene Türen ein.

Ich bin nur dagegen, daß Modell so rosarot zu schildern, wie die BRIGITTE es gerade mal wieder tut.
Da lob ich doch mir fast schon die deutsche Ministerin, die mit ihren vielen Kindern, Kindermädchen und Haushaltshifle dennoch zugibt, auch mal ausgebrannt zu sein, auch mal ein schlechtes Gewissen zu haben, auch mal was nicht zu schaffen.
Das liegt doch nicht nur am Ministerjob, das liegt doch einfach daran, daß sie wie alle berufstätigen Müttter 2 oder 3 Jobs hat.
Und ebenso wenig, wie ich die Nachteile des Nur-Zuhause-Seins für Mütter doch kenne und auch ausspreche, ebenso muß es doch erlaubt sein, die Nachteile der Ganztagsbetreuung durch Institutionen bzw.außer Haus anzusprechen.

Mal abgesehen davon, daß ich einen KIGA, der vielleicht auch mal lieber die 3 Stunden, die er nur geöffnet hat, ganz drinnen verbingen will oder sogar muß, verstehe --- da haben die Eltern ja den Nachmittag, um mit dem Kind mal rauszugehen - geht das nicht?
So ein halber Tag muß dioch ganz anders strukturiert sein als in einem Ganztagskindergarten!!! Das kann man nun schlecht vergleichen!

Was habe ich denn auf die Beine gestellt, als meine Kinder 3-4 Jahre bei mir zuhause waren -- da habe ich doch genau das getan, was ansonsten die Tagesmutter unternimmt: es hängt ja dann in Dtld. bei einer Halbstagsbetreuung von den Müttern ab, ob die ihrem Kind die gewünschte Luft und Bewegung verschaffen.
Einer Mutter, die hier erst gegen 17.00 von der Arbeit und dem Einkaufen kommt, ist vor allem im Winter samt einem ebenso lange nicht zuhaus gewesenen Kind kaum zuzumuten, auch noch 1 Stunde draußen zu toben, oder?
Da muß die Tagesmutter, der KIGA eben viel von dem übernehmen, was bei einer gar-nicht- oder halbtags-Betreuung die Eltern noch leisten können und wollen.

Es geht überhaupt nicht darum, die hiesige Betreuung (nur) mieszumachen oder etwas gegen Eure Argumente zu sagen - schaut hin, lest ordentlich, dann seht Ihr, daß Ihr Recht bekommen habt sowohl von mir als auch von Corinna.
Aber es geht hier wie bei allen Dingen (wenn wir über Dk oder Dtld. odersonstwas reden) darum, nicht alles immer nur schönzureden, nur weil es in DK stattfindet.
Nur dann kan nämlich eine Gesellschaft wirklich ernsthaft prüfen und beurteilen, ob ein System für sie übertragbar und wünschenswert ist.

Die Dänen machen es übrigens manchmal genauso blauäugig: wie ich an anderer Stelle mal schrieb, geht das leg-og-läring-Modell mit nicht mehr so ernsthaft klassenabgrenzten Einschulungsklassen auf ein neuseeländisches Modell zurück, das sich vor Jahren einige befugte Dänen auch vor Ort angesehen haben.
Prima - sowas wollten sie auch in DK.
Dabei haben sie nur leider nicht bedacht, daß die neuseeländische Gesellschaft auch mehr ein Ein-Versorger-Prinzip hat und die Mütter in der Vielzahl nicht berufstätig sind, wenn die Kinder noch relativ klein sind.
Ergo hatten diese Mütter auch diese Zeit und Lust, im Unterricht mitzuhelfen, so daß kleinere, niveauaufgeteilte Gruppen entstehen konnten.
Hier kann man selten auf soviele Eltern zurückgreifen, die den Unterricht mitgestalten können --- Personal konnte man auch nicht beliebig viel einstellen --- tja ... so funktioniert dann ein Modell, das in einem Land prima ist, in einem leider nicht mehr so gut, schlichtweg weil jemand nur rosarot gesehen hat!

Selbständigkeit und Erwachsenwerden hat auch nicht viel miteinander zu tun, wie Corinna bereits schreibt.
Wieso Selbständigkeit als Privileg der Kinder angesehen wird, die außer Haus betreut werden, verstehe ich nicht - es hängt ja wohl vom eigenen Erziehungstil oder -ziel ab, wie man selbst seine Kinder (auch den ganzen Tag zuhause) erzieht!!!

Egal, für welches Modell man sich entscheidet, wird man immer Vorteile haben und Abstriche machen müssen ---- nur eins von beidem zu sehen, ist ein kurzsichtiger Fehler.
Und daß ich nun leider oft hier im Forum der advocatus diaboli sein muß, liegt ja nur daran, daß leider genug da sind, die die Augen vor den Minuspunkten bei was auch immer verschließen.

Es geht jetzt - um es noch einmal ganz deutlich zu machen - gar nicht um das Miesmachen von irgendwas, das Bestreiten von sichtbaren Vorteilen des dänischen Systems etc. -- es geht nur um die Vollständigkeit einer Darstellung und eben nicht um die Glorifizierung eines Systems um jeden Preis.
Nur mit 1 Seite sehe ich keine Grundlage für eine sachliche Diskussion und Abwägung. Dafür braucht man eben beides.
Und insofern hat die Reporterin der Sache eigentlich keinen guten Dienst erwiesen!

Einen schönen Tag noch - Ursel, DK
Ursel
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Beitrag von Ursel »

Hej Semmel!
Noch schnell zu Dir:
Den Kindern "den Hosenboden vollzuhauen" oder ähnliches ist hier per Gesetz allen verboten, also auch den Eltern --- und das ist auch ein Zeichen von Kinderfreundlichekit.
Vielleicht ein Denkanstoß für Dich, der Du in einer "kinderfeindlichen" Umgebung zu leben glaubst und evtl. auch dazu beiträgst?

Und ich kenne hier in unserer Kommune mindestens 1 KIGA, der zumindest als es für meine Kinder aktuell war absolut NICHTS auf die Beine stellte - weshalb ich dann auch diesen für uns besser erreichbaren KIGA nicht in die engere Wahl gezogen habe. Sowas gibt es also durchaus auch in DK.
Auch hier ist natürlich sehr viel vom Personal und guten Willen abhängig.
Nur Geld allein macht natürlich weder einen guten KIGA noch eine gute Schule. (Daß eine gute Ökonomie hilft, ist natürlich unbestritten!)

Einen schönen Nachmittag - Ursel, DK
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