Niels Gade

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Martin Hofer

Niels Gade

Beitrag von Martin Hofer »

Hallo alle!

Wenn man jemanden nach dänischen Komponisten fragt, wird man wahrscheinlich als erstes den Namen Niels Gade hören. Ich habe mir inzwischen ein paar Sachen von ihm angehört, aber irgenwie will der Funke nicht überspringen. Sicher, "Efterklange af Ossian" ist nett, aber sonst ... ich habe mir eine CD mit der zweiten und siebten Symphonie zugelegt und jetzt einige Male gehört, aber ich kann den Eindruck nicht abschütteln, dass das alles doch recht kleinmeisterlich klingt. Es klingt ja nicht schlecht und ist handwerklich sicher in Ordnung, aber es ist nichts, was beeindruckt und hängen bleibt.

Ganz im Gegensatz zu seinem Kollegen (und Schwiegervater) JPE Hartmann, dessen "Guldhornene" in mir beim zufälligen, teilweisen Hören im Radio sofort den Wunsch weckten, seine Musik näher kennen zu lernen. Er ist jedoch anscheinend selbst in Dänemark weitgehend vergessen.

Gibt es dafür nachvollziehbare Gründe? Habe nur ich so einen seltsamen Geschmack oder hat Gade seinen Status durch andere Leistungen als rein musikalische erarbeitet? Oder habe ich einfach noch nicht die richtigen Sachen von ihm gehört?

-- Martin
Sonny

Beitrag von Sonny »

Hej Martin!

Sicher ist es immer Geschmackssache - Niels Gade ist in meinen Augen genauso langweilig wie Karl Nielsen, der ja auch als dänischer Komponist hoch gelobt wird. "Guldhornene" (wenn wir denn beide das selbe Stück meinen) ist aber auch ein Einzelfall: Nämlich die recht nationale (sønderjyske) Hymne zu dem Fund der goldenen Hörner, die in der Nähe von Møgeltønder ausgegraben wurden (ich glaube, sie waren aus der Wikingerzeit). Also fast eine Fanfare, die auch heute noch gesungen wird (zumindest habe ich sie als Kind während meiner Schulzeit lernen müssen und auch sehr gemocht).

Ähnlich verhält es sich doch auch mit anderen nordischen Komponisten, z. B. finde ich den Unterschied zwischen Sibelius und Edvard Grieg gravierend, obwohl es in ihrer Musik oft um die selbe Thematik ging.

Leider kann ich dir keine anderen dänischen Komponisten empfehlen - etwas wirklich Herausragendes kenne ich jedenfalls nicht - und ich bin mit dänischer Kultur aufgewachsen. Solltest du etwas Hörenswertes finden, lass es mich doch kurz wissen.

Hilsen Sonny
Martin Hofer

Beitrag von Martin Hofer »

Von Nielsen habe ich auch noch nichts richtig überzeugendes gefunden, aber da habe ich auch noch nicht so intensiv gesucht. Der ist für den nächsten Besuch in München eingeplant. (Klassikabteilung im Ludwig Beck am Rathausplatz!)

Von Hartmann gefällt mir längst nicht nur "Guldhornene", auch wenn ich darüber auf ihn gestoßen bin. Ich habe auch noch zwei Symphonien und eine CD mit Klavierwerken von ihm, die ich ebenfalls sehr mag.

Grieg ist in meinen Augen schon eine Klasse besser als Sibelius. Sibelius hat ein paar recht eingängige Sachen komponiert, aber mit "Peer Gynt" kann er nicht mithalten, finde ich.

Vor 2 Jahren hatten wir zu den dänischen Komponisten mal einen Thread: [url=http://www.dk-forum.de/forum/ftopic1693.html]Klick[/url]. In Sachen von Holmboe und Lumbye habe ich inzwischen mal reingehört, hat mich aber nicht so angesprochen. Holmboe war mir zu "modern" (d.h. zu unmelodisch), Lumbyes "Tivoli" zu platt.

-- Martin
Christian
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Beitrag von Christian »

Hallo Martin,

Nielsen ist manchmal schwer verdauliche Kost. Bei "Beck am Eck" habe ich mir übrigens "Maskerade" gekauft. Eine rühmliche Ausnahme seiner sonst eher beschaulich-ruhigen Musik. Das Textheft ist auf dänisch, deutsch, englisch und französisch, so dass man der Handlung ganz gut folgen kann.

In der dänischen Musikliteratur gibt es noch einen anderen Gade, nämlich Jacob. Er schrieb wie sein Kollege H.C.Lumbye Musikstücke für den Tivoli.
Von Gade weltbekannt ist "Jalousi" (Eifersucht), von Lumbye "Drømmebilleder", "Columbine" oder der ja allseits bekannte "Champagne Galop". (Zu finden auf der CD "Danske klassiske favoritter", Naxos 850995)

Auch D.F. Kuhlau (ursprünglich Deutscher) gehört vor allem mit der Musik zu "Elverhøj“ zu den dänischen Klassikern. Die Musik ist aber ähnlich wie die von Niels W. Gade.
In der 1. Sinfonie reitet Gade das Thema eines eigentlich hübschen und sehr typischen dänischen Volksliedes fast zu Tode, es stimmt, es ist wenig Spannung drin. andererseits ist es typisch skandinavische Musik, die für uns mit ihren Melodiesprüngen und ungewohnten Tonfolgen fremd erscheint. Hast ddu mal versucht, ein dänisches Volkslied mitzusingen? Im Anfang klappt das gar nicht, erst wenn man die Besonderheiten verinnerlicht hat, fällt es leicht.

christian
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