Vorurteile

Sonstiges. Dänemarkbezogene Themen, die in keine andere Kategorie passen.
lillebaek

Beitrag von lillebaek »

Vilmy hat geschrieben:In dieser Woche stand in einer namhaften dänischen Tageszeitung eine Richtigstellung zu einem Leitartikel, der in derselben Zeitung wenige Tage zuvor gestanden hatte. Dort wurde berichtigt, dass die deutsche Armee ja "Bundeswehr" hieße und nicht mehr "Wehrmacht", wie der Leitartikel angab.

Vorurteile?

Ansonsten kann ich mich Ursel nur anschliessen, auch wenn ich nicht so viel auf die Mentalität schieben würde. Vorurteile sind auch eine menschliche Verhaltensweise, die Welt überschaubarer zu machen (Blondinen sind dumm, Männer mit grossen Autos haben, Dänen sind gemütlich, Dänemark ist das Paradies... usw.).

Gruss, vilmy
Interessanter Thread. Ich glaube aber in diesem Beispiel handelt es sich nicht um Vorurteile der dänischer Zeitung sonder um reines Unwissen. Viele Dänen meinen ja auch immer noch, dass die deutsche Nationalhymne "Deutschland über alles heißt" - wenn die Wehrmacht und die NS-Nationalhymne erwähnt wird ist es keine Anspielung auf Nazismus oder der deutshcen Vergangenheit - einfach pures Unwissen.

Es ist für ein deutsches Kind schlimm mit Nazisprüche beschimpft zu werden, aber für einen dänischen Jungen mag das nichts anderes als " du bist dick oder du hast ein hässlichen Frisur" heißen.

Das es so ist liegt - wie auch im Forum berichtet - an dem Medienbild in Dänmark. Es gibt kaum Sendungen oder Nachrichten aus dem heutigen Deutschland aber vieles aus der NS-Zeit. Wann wird sich das endlich mal ändern? :?
Ursel
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Beitrag von Ursel »

Hej lillebäk!
Es ist für ein deutsches Kind schlimm mit Nazisprüche beschimpft zu werden, aber für einen dänischen Jungen mag das nichts anderes als " du bist dick oder du hast ein hässlichen Frisur" heißen.
Haargenau!!!!
So ist es bei uns passiert - und bringt mich sehr auf die Palme.
Meine Tochter wurde in der 0. oder 1. Kl. quasi von den anderen Kindern gelobt, sie sei so gut i mTurnen, weil sie ja Deutsche sei.
Meine Tochter war sehr gekränkt darüber, denn sie war gut, weil sie sie so war wie sie war, weil sie eben gut war - wie andere auch oder wie andere schlecht sind.
Die sind ja auch nicht gut oder schlecht i mTurnen, weil sie Dänen sind.

Ich habe (fast) nichts dagegen, wenn ein anderes Kind meine Kinder blöd oder dumm findet - passiert mir selbst sogar manchmal :wink: - aber wenn das durch Naziparolen ausgedrückt wird, stehe ich auf der Matte.

Gruß Ursel, DK
""Den virkelige opdagelsesrejse går ikke ud på at finde nye lande,
men at se med nye øjne."

---------------------------------------------------------Marcel Proust
...
Vilmy
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Beitrag von Vilmy »

Hej Lillebæk,
und nun stellt sich die Frage: was ist der Unterscheid zwischen Vorurteil und Unwissen? Wenn man mehr über einen Menschen weiss, hat man auch weniger Vorurteile, oder?

Gruss, vilmy
Urmel

Beitrag von Urmel »

Hej,
die Sprüche von wegen Nazi-Kind ect. gibt es hier in D leider auch und derzeit haben wir selber das Problem im eigenen Haus. Unser mittlerer Sohn wird heir von einer Gruppe Jugendlicher regelrecht gemoppt . Mit Schlägen, verbalen Angriffen ect. Das ganze eskalierte in der vergangenen Woche, als er sich vor lauter Angst vor der Gruppe mit einem Taschenmesser bewaffnetet und als er angeriffen wurde , dieses zur Verteidigung eingesetzt hat. Zum Glück ist nichts passiert,doch ich bin geschockt, angesichts dieser Endwicklung bei bereits Kids im Alter von 12-15 Jahren :shock:


Hilsen Ute
lillebaek

Beitrag von lillebaek »

Vilmy hat geschrieben:Hej Lillebæk,
und nun stellt sich die Frage: was ist der Unterscheid zwischen Vorurteil und Unwissen? Wenn man mehr über einen Menschen weiss, hat man auch weniger Vorurteile, oder?

Gruss, vilmy
Eben! Wenn die Dänen aber mehr über die Deutschen wüssten, würden sie wohl kaum ein kleines Kind mit Nazi beschimpfen, weil die dann wüssten, dass das Kind damit nichts zu tun hat. Ich hoffe das es irgendwie Sinn macht? :wink:
Joe-HH
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Beitrag von Joe-HH »

lillebaek hat geschrieben:
Eben! Wenn die Dänen aber mehr über die Deutschen wüssten, würden sie wohl kaum ein kleines Kind mit Nazi beschimpfen, weil die dann wüssten, dass das Kind damit nichts zu tun hat. Ich hoffe das es irgendwie Sinn macht? :wink:
Es ist aber nun einmal so das sich Menschen immer einen Schwächeren als Opfer raus suchen, und keinen gleichwertigen als Gegner. Ich weiss das auch wenn ich Freunde in DK besuche hin und wieder dumme Sprüche über mich (bzw meinem Geburtsland) gemacht werden, nur traut es sich niemand mir diese ins Gesicht zu sagen, warum wohl, weil sie damit rechnen das dem Klischee entsprochen wird und der Böse Germane über sie her fällt. Ich kenne das selbe Verhalten auch aus den Niederlanden, und dort ist es ausgeprägter.
Ich sage nur dann meinen Freunden in DK und in NL das wenn wieder mal jemand so einen dummen Spruch bringt das ich nichts für den Besuch der Deutschen während des letzten Weltkrieges kann, hilft zwar nicht bei jedem aber die die genug Hirn haben um zu begreifen das Deutschland sich geändert hat fangen zumindest an nachzudenken!
Jeder sollte sich selber fragen ob es richtig ist einen Menschen nur aufgrund seiner Herkunft zu verurteilen, jeder ist irgendwo Ausländer!

"]
Vilmy hat geschrieben:Hej Lillebæk,
und nun stellt sich die Frage: was ist der Unterscheid zwischen Vorurteil und Unwissen? Wenn man mehr über einen Menschen weiss, hat man auch weniger Vorurteile, oder?

Gruss, vilmy
Das würde aber im Gegenzug bedeuten das man einsieht selber nicht fehlerfrei zu sein, und wer mag das schon gerne zugeben. Ich bin mir bewusst das es genügend Touristen gib die dem Schema entsprechen und mit konservativen Äußerungen auch den Dänen auf den Schlips treten.
Ich verstehe die Dänen die nichts über Deutschland und ihre Bewohner wissen oder nur das negative aus dem dritten Reich, das wäre aber genau so wenn wir sagen würden die Dänen fahren in Drachenbooten über die Meere und plündern Siedlungen, hat es sicher gegeben aber entspricht nicht mehr den Tatsachen! Wir leben alle im 21 Jahrhundert in einem Europa und sollten Tolleranz nicht nur befürworten, sondern auch betreiben!
mjolner
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Beitrag von mjolner »

Ferienhausvermittler hat geschrieben:Nun wo wir von den Vorurteilen der Dänen sind:

Neulich habe ich in der Zeitung Politiken gelesen ein Schwede sei in Nyhavn festgenommen worden weil er ohne eine Bierflasche in der Hand rumlief. Der Polizist meinte er müsste neulich die Flasche auf jemand geworfen haben oder irgendwo hinterlassen haben. Also entweder Körperverletzung oder Umweltverschmutzung.
hehe -dass ist doch humor 100%, lache immer noch.. (wahren Sie mahl in Nyhavn Samstag abend..) Jeder aus Copenhagen weiss dass Die Schweden meistens unglaublich langweilich und regelrecht sind. Daherr ist es FUNNY stuff die Sweden ein bischen auf den arm zu nehmen.

:D
Allan
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Lars J. Helbo
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Beitrag von Lars J. Helbo »

lillebaek hat geschrieben: Interessanter Thread. Ich glaube aber in diesem Beispiel handelt es sich nicht um Vorurteile der dänischer Zeitung sonder um reines Unwissen. Viele Dänen meinen ja auch immer noch, dass die deutsche Nationalhymne "Deutschland über alles heißt" - wenn die Wehrmacht und die NS-Nationalhymne erwähnt wird ist es keine Anspielung auf Nazismus oder der deutshcen Vergangenheit - einfach pures Unwissen.
Hier kommt aber auch etwas drittes rein, und zwar, daß wir in DK ein entspanntes Verhältnis zu unsere Vergangenhait haben und deshalb erwarten, daß andere das auch haben.

Die Nationalhymne ist dabei ein gutes Beispiel. Nach meiner Meinung glauben nicht nur viele Dänen, sondern fast alle, die deutsche Nationalhymne hieße "Deutschland über alles". In Grundschule und Gymnasium in den 60'er und 70'er haben wir das auch so gelernt. D.h. wir haben diesen Text auch in Deutsch- und Musikunterricht gesungen.

Wir haben dann natürlich auch über den Text gesprochen und ich weis noch, daß einer der Lehrer uns erklärt haben, es gäbe die Meinung der Text sei national-chauvenistisch. Wir haben dann aber den Text richtig analysiert und sind zu der Meinung gekommen, dies sei völliger Unsinn. Es geht ja überhaupt nicht darum, Deutschland über andere zu stellen, sondern einfach darum, daß die Liebe zum eigenen Land größer ist als zu jede anderes Land - was ja für uns etwas vollkommen natürliches war.

Wir wären nie im Leben auf die Idee gekommen, daß jemanden ein Lied verbieten könnte, nur weil jemand anderes eine offensichtlich falsche Interpretation dieses Liedes vorgetragen habe. Dieser Gedanke ist aus DK Sicht einfach zu abwegig.
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Liv uden Bevægelse kan være godt nok for gulerødder og kålhoveder, som ikke er bedre vant. - N.F.S.Grundtvig
Martin Hofer

Beitrag von Martin Hofer »

Hej Lars,

genau so war der Text auch gemeint, als Fallersleben sein "Lied der Deutschen" 1841 gedichtet hat (zu einer Zeit, als deutscher Nationalstolz eine fortschrittliche Idee war, weil es ein Deutschland als nationale Einheit noch gar nicht gab).
[url]http://de.wikipedia.org/wiki/Lied_der_Deutschen[/url]

Allerdings haben die Nazis nur die besagte erste Strophe gesungen (gefolgt vom Horst-Wessel-Lied) und sie natürlich in ihrem nationalistischen Sinne gedeutet. Daraufhin wurde diese nach dem ersten Krieg verboten und dadurch natürlich erst recht die falsche Interpretation zementiert. Schade, aber ging wohl nicht anders.

-- Martin
Vilmy
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Beitrag von Vilmy »

Lars J. Helbo hat geschrieben: Wir wären nie im Leben auf die Idee gekommen, daß jemanden ein Lied verbieten könnte, nur weil jemand anderes eine offensichtlich falsche Interpretation dieses Liedes vorgetragen habe. Dieser Gedanke ist aus DK Sicht einfach zu abwegig.
Lars, ich glaube, man kann sich nicht vorstellen, in welcher Situation die deutsche Regierung, der Bundestag und das Volk waren, als die erste Strophe verboten wurde. Ein Signal war erwünscht und gegeben, damit Aus- und Inland den Bruch zur Hitlerzeit erkennen konnten.

Ohne den 2. Weltkrieg und Mord an Millionen von Menschen, wären die Deutschen wohl auch nie im Leben auf die Idee gekommen. Was ich meine, ist, dass der Vergleich, dass die Dänen nie auf diese Idee gekommen wären, nicht hält.

Gruss, vilmy
galaxina
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Beitrag von galaxina »

"Lars, ich glaube, man kann sich nicht vorstellen, in welcher Situation die deutsche Regierung, der Bundestag und das Volk waren, als die erste Strophe verboten wurde. Ein Signal war erwünscht und gegeben, damit Aus- und Inland den Bruch zur Hitlerzeit erkennen konnten. "

lars meinte wohl, dass man nie auf den gedanken kommen wuerde, zu versuchen, die gesinnung per verbot zu beeinflussen.
Vilmy
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Beitrag von Vilmy »

Und genau da war damals auf Deutschland ein Druck, der nciht mit unserem deutschen oder dänischen Alltag 2007 zu vergleichen ist.

Übrigens solltet Ihr aus Deutschland dann vielleicht mal die Morten Messerschmidt Sache auf dr.dk durchlesen. Der hat sein Folketingsmandat verloren, nachdem er angeblich die besagte erste Strophe in einer Kneipe gesungen hat (letzte Woche).

Und da will man Gesinnung nicht verbieten? Das soll keine Anspieluing auf eigene Gesinnung sein, denn die geht niemanden etwas an; aber eines will ich sagen: weniger DF = mehr Lebensqualität.

Gruss, vilmy
Danebod

Beitrag von Danebod »

Morten Messerschmidt hat sein Folketingsmandat nicht verloren, nur Fandens Dolkeparti hat ihn rausgeschmissen, weil er nicht genug Alkohol verträgt.
Vilmy
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Beitrag von Vilmy »

Dass DF ihn rausgeschmissen hat, ist mir, klar, aber das Mandat ist futsch für ihn. Ich habe nicht geschrieben, dass der Folketing ihn rausgeschmissen hat.

Gruss, vilmy
Danebod

Beitrag von Danebod »

Also, die WAZ meldet heute, dass er sein Folketingsmandat behalten will.
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