warum dänemark?

Fragen und Tipps: Bürokratie, dänisches Recht, usw.
de.grass

warum dänemark?

Beitrag von de.grass »

hallo allerseits

also zum thema auswandern nach dänemark: einfach machen, alles andere findet sich schon...
ich bin jetzt seit august 2003 hier, war eigentlich reiner zufall, wurde in DE arbeitslos, hab mich bundes- und weltweit beworben, und eine kleine firma in dänemark war die die schnellste beim beantworten meiner bewerbungen. ich sprach kein wort dänisch, und dass einzige, was ich über dänemark wusste, war, dass die olsenbande aus dänemark kommt :) mittlerweile spreche ich ziemlich gut dänisch, und eigentlich ist das leben hier genauso wie in DE, bis auf die Preise, da haut es mich jedesmal wieder vom hocker.
aber ich muss doch mal die frage in den raum stellen: warum nach dänemark auswandern? was hat euch so bewogen, hierher zu kommen? oder hierher zu wollen. ich meine, freundin oder freund in dänemark, das verstehe ich, aber warum sonst?
ich habe meine entscheidung schon sehr oft bereut, habe es mir einfacher vorgestellt.
auch liegt bei mir langsam die entscheidung an, mein auto in dänemark anzumelden, aber wenn ich für meinen 14 jahre alten golf so um die 30.000 dkr einfuhrgebühr bezahlen soll, mache ich mir doch schon gedanken, ob ich nicht doch irgendwohin anders auswandern soll. das grenzt für mich schon so ein bißchen an wegelagerei..
falls einer eine idee hat, die einfuhrgebühr zu umgehen, lasst es mich wissen.
Zuletzt geändert von de.grass am 24.03.2004, 20:49, insgesamt 1-mal geändert.
Petra~

Beitrag von Petra~ »

hallo de.grass,

was mich interessieren würde... wie funktioniert das... einen Job in DK antreten ohne nur ansatzweise die Landessprache zu beherrschen?

Gruß
Petra
Zuletzt geändert von Petra~ am 25.03.2004, 00:35, insgesamt 1-mal geändert.
MichaelD
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Beitrag von MichaelD »

Auch für mich waren Lebensgefährtin und berufliche Perspektiven entscheidend. Ich sah allerdings noch zwei andere Aspekte:

Zum einen halte ich, wie ich an verschiedenen Stellen in diesem Forum schon erläutert und verteidigt habe, dass dänische Familienmodell bzw. die Rahmenbedingungen für Familien für attraktiver. Ich wollte Kinder, ein Haus für die Familie und eine Frau, die mehr zu erzählen hat als von Haushalt, Kaffeeklatsch und den Kindern.

Zum anderen sehe ich die Zukunftsperspektiven für Deutschland wesentlich schlechter als für Dänemark. Das hat unter anderem damit zu tun, dass die dänische Leidensfähigkeit (Steuersystem) wesentlich höher ist als die deutsche, und -damit zusammenhängend- dass das Gefühl, mit den hohen Beiträgen auch ein gutes System zu unterhalten, sehr viel verbreiteter ist als in D. Das politische und rechtliche System lässt in grösserem Masse Experimente zu, und ist daher wandlungsfähiger. Auf dem Gebiet der Renten hat man in DK einen zukunftsfähigen Ausgangspunkt. Die Bedeutung der Bildung spiegelt sich im Ressourceneinsatz. Die natürliche Bevölkerungsentwicklung ist wesentlich besser. Der Arbeitsfähigkeit von Arbeitslosen wird hohe Priorität eingeräumt. Die öffentliche Verschuldung wird abgebaut.
Mir fiele wahrscheinlich noch mehr ein, aber jetzt muss ich mal Schluss machen.
Zuletzt geändert von MichaelD am 25.03.2004, 10:11, insgesamt 1-mal geändert.
Grüsse
Michael
raidsch

Beitrag von raidsch »

Moin,

Ich wohne auch seit August 2003 hier und bereue es in keiner Sekunde. Das hört sich doch bei dir ganz positiv an, aber dann sagst du, du bereust es? Oder verstehe ich das falsch?

Klar, Preise und besonders Autoeinfuhr sind schon extrem, aber irgendeinen Haken muss es ja geben. In Sachen Preisen kann man ja selbst noch einigermaßen schauen, wo man was einkauft.

Mit meinem Studium hier bin im auch zufrieden. Dennoch werde ich in etwas mehr als einem Jahr wohl in England studieren, da ich hier fertig bin.
Mit dem Leben im Allgemeinen bin ich sehr zufrieden, ich habe eine Menge Freunde gefunden, kann hier meinem Hobby dem Radfahren nachgehen und vieles mehr.

Also DK ist schon keine schlecht Wahl :)
Zuletzt geändert von raidsch am 25.03.2004, 10:17, insgesamt 1-mal geändert.
sharany
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Beitrag von sharany »

Hallo de.grass

als erstes möchte ich mich Petra's Frage anschließen, wie man ohne Sprachkenntnisse einen Job bekommt ...

als zweites möchte ich (als Deutscher) mich den Ausführungen von Michael anschließen. Wir kennen Dänemark seit nunmehr fast 15 Jahren, wenn auch "nur" als Urlaubsland. Aber es war von uns immer von Interesse, wie das Gesellschaftssystem funktioniert.

Sicherlich ist das Leben in Dänemark nicht einfacher, finanziell betrachtet sicherlich schwieriger, wenn man auf "gewissen" Luxus bedacht ist.

Dennoch könnte ich mir durchaus vorstellen, im Falle einer Arbeitslosigkeit in D ebenfalls auszuwandern. Michael beschreibt ja auch die sog. "soziale Hängematte", die wesentlich solider ist als die deutsche, aber in der Regel von den Dänen auch weniger ausgenutzt wird als vergleichsweise von den Deutschen in Deutschland.

Dies ist eine persönliche Einschätzung vom mir ! Das beruht nicht auf irgendwelchen gesicherten Erkenntnissen ! Bitte berichtigt mich, wenn ihr anderer Ansicht seid.

Viele Grüße
Sharany

Bearbeitet von - Sharany am 25.03.2004 20:49:28
Zuletzt geändert von sharany am 25.03.2004, 20:47, insgesamt 1-mal geändert.
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iri

Beitrag von iri »

Der Grund, dass ich, die bereits in ihr Lieblingsland Schweden ausgewandert war, nach Dänemark zog, war die Liebe zu meinem Mann, der im Gegensatz zu mir, die keine Familie mehr hat, seine Leute hier in Dänemark hat und einst seine Heimat liebte.

Diesen Schritt haben wir 2 Individualisten bitter bereut.

Es mag, ich kann es als kinderlose nicht beurteilen, für kinderreiche Familien vorteilhafter sein in Dänemark zu leben, falls man die Genehmigung zum Leben auch 7 oder in Einzelfällen auch erst nach 9 Jahren erhält.

Diese doch recht lange Zeit über herrscht Ungewissheit und alles was während dieser Zeit mühevoll und mit herzblut aufgebaut wird kann umsonst gewesen sein.
Zuletzt geändert von iri am 25.03.2004, 22:56, insgesamt 1-mal geändert.
Ursel
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Beitrag von Ursel »

Hej Sharany!
"Dennoch könnte ich mir durchaus vorstellen, im Falle einer Arbeitslosigkeit in D ebenfalls auszuwandern. Michael beschreibt ja auch die sog. "soziale Hängematte", die wesentlich solider ist als die deutsche, aber in der Regel von den Dänen auch weniger ausgenutzt wird als vergleichsweise von den Deutschen in Deutschland.
Dies ist eine persönliche Einschätzung vom mir ! Das beruht nicht auf irgendwelchen gesicherten Erkenntnissen ! Bitte berichtigt mich, wenn ihr anderer Ansicht seid."

Ich glaube, da überschätzt Du die Dänen gewaltig:
Nicht umsonst möchte die Regierung ja auch eine Art Bespitzelung/Anmelderei unter Nachbarn und Kollegen einführen,wenn irgendwelche Sachen an der Steuer etc. vorbei erledigt werden.
Mir persönlich ist kein Däne bekannt, der über Arbeitslosigkeit unglücklich war, immer wurde die Mehr-Zeit begrüßt - notfalls stiegen viele der um die 40-Jährigen aus, um eine neue Berufsausbildung anzufangen.
Wohlgemerkt gutsituierte Menschen und niemand,den ich als Drückeberger tituliert haben möchte!
Daß die Dänen sich weniger gegen etwas auflehnen als vielmehr Schleichwege zur Umgehung von Steuern, hohen Preisen oder auch Arbeitsstreß suchen und finde,wurde hier an anderer Stelle auch schon mal angemerkt ---einerseits eine durchaus liebenswerte Eigenschaft, andererseits
eben oft nicht dem "Allgemeingut" dienlich.

Merke: Auch die Dänen versuchen, das Beste aus ihrem System herauszuholen. Wieso sollten sie da anders als andere sein?

Einen schönen Tag noch - Ursel, DK
Zuletzt geändert von Ursel am 26.03.2004, 08:29, insgesamt 1-mal geändert.
""Den virkelige opdagelsesrejse går ikke ud på at finde nye lande,
men at se med nye øjne."

---------------------------------------------------------Marcel Proust
...
MichaelD
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Beitrag von MichaelD »

Hallo Sharany.

Deine Vorstellung, die Dänen würden das System nicht ausnutzen, ja nach Möglichkeit missbrauchen, kann ich genauso wenig wie Ursel teilen. Gerade da man/die Eltern so hohe Steuern bezahlen/bezahlt haben, holt man umgekehrt so viel raus, wie irgend möglich.

Und ja, Schwarzarbeit, Autofahren mit Heizöl, Spirituosen- und Bierkaufen in Deutschland usw. ist Volkssport.

Der Unterschied zeigt sich eher bei Umfragen: Lieber hohe Steuern und viele soziale Leistungen, als weniger von beidem. Und im Zweifelsfall am liebsten für alle das Gleiche.

Dazu kommt die Haltung, dass der Datenschutz nicht im Verhältnis zum Staat gilt: Eine konsequente Kontrolle von allem und jedem, damit auch alle ihren Beitrag leisten.

Hier weht ein anderer Wind als in D.

Übrigens ist Dänemark rigoros diskriminierend/abweisend, wenn Ausländer auf der sozialen Matte Platz nehmen wollen. Aber das hast du ja sicher schon aufgeschnappt.

Gruss Michael
Zuletzt geändert von MichaelD am 26.03.2004, 11:04, insgesamt 1-mal geändert.
Grüsse
Michael
de.grass

Beitrag von de.grass »

hallo, biggi, nur ganz kurz, das mit dem auswandern ohne die sprache zu beherrschen, glaub mir, in DK echt kein thema, so weit ich es bisher mitbekommen habe, sprechen hier fast alle deutsch, sie lernen es ja auch in der schule. und fahren nach DE oder A in den urlaub. udn du wohnst in dresden? klasse sache: ich komme aus Leipzsch :)
Zuletzt geändert von de.grass am 26.03.2004, 14:41, insgesamt 1-mal geändert.
Petra~

Beitrag von Petra~ »

hi de.grass,

leider hast du mir noch nicht beantwortet wie das so ohne sprachkenntnisse beruflich klappen konnte.

Petra
Zuletzt geändert von Petra~ am 26.03.2004, 15:35, insgesamt 1-mal geändert.
;O)scar

Beitrag von ;O)scar »

Hej Petra,

anstelle von Sven kann ich vielleicht auch antworten, weil es ging ja sicherlich vielen von uns Einwanderer gleich.

- Arbeitssuche international, sprich man bewirbt sich bei den ehemaligen Konkurrenten des letzten Arbeitgeber, weil irgendwo muss die Arbeit ja sein.

- Irgendwann findet man die Nadel im Heuhaufen und dann ist es eigentlich ganz einfach, der eine Partner sucht Arbeit, der andere hat diese zu bieten.

- entweder startet man dann auf Zeit (bei mir waren es erst einmal 2 Monate) oder man beginnt gleich richtig, auch in DK gibt es ein 1/2 Jahr Probezeit.

- wenn man sich danach noch leiden kann geht es gleich weiter, weil es ist ja noch genügend Arbeit da.

- SPRACHE ist erst einmal Englisch,im Laufe des ersten Jahres wechselt man zur Landessprache, übrigens hier haben wir uns Deutsche als sehr anpassungsfähig bewiesen, ein Kollege aus England hat drei Jahre sich nur in Englisch verständigt auch als er Dänisch verstand, aber auch dieses ist kein Problem weil alle Dänen es lieben ihr eigenes Englisch zu üben.

In den besten Zeiten hatte man so eine Abteilung aus 50% Dänen und 50% Ausländern, aber die guten Zeiten sind nun auch hier so langsam vorbei, die nächste Generation sollte sich schon mal in den asiatischen Sprachen üben, aber dieses wäre schon wieder am Thema vorbei.

... ach übrigens, das mit dem Auto ist uns allen so ergangen, aber es lohnt sich selbst (oder erst recht) für einen 14 Jahre alten Golf, weil in der Regel der Wiederverkaufswert höher ist als was man für den Verkaufswert in D und der registreringsafgift bezahlt.

Grüsse aus dem kühlen Kopenhagen
Olaf
Zuletzt geändert von ;O)scar am 26.03.2004, 21:31, insgesamt 1-mal geändert.
iri

Beitrag von iri »

Das mit der Nadel im Heuhaufen ist dann wohl eher ein Glücksfall.

Wer hat schon ehemalige dänische Firmen als Konkurrenz bei seinem letzten Arbeitgeber?

Wie weit ich gerade z.B. bei Versicherungen mit meinen perfekten Englischkenntnissen komme habe ich genau bemerkt als die Antwort: wir sprechen nicht mit dir wenn du nicht richtig dänisch kannst, kam.

Im allgemeinen habe ich festgestellt, dass es sehr gern gesehen wird wenn man in der Landessprache kommunizieren kann und ich finde es nicht mehr als richtig und fair dem Volk gegenüber, bei dem ich zu Gast bin, dies auch zu tun.

Schönen Abend noch
Gruss
Ingrid
Zuletzt geändert von iri am 26.03.2004, 21:43, insgesamt 1-mal geändert.
sharany
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Beitrag von sharany »

Hej Iri,

grundsätzlich muß ich dir an dieser Stelle vollkommen Recht geben.

Das beherrschen der Landessprache ist ein nicht zu unterschätzendes Element bei der Arbeitssuche in DK. In der absoluten Mehrheit der Fälle wird nur mit guten Dänischkenntnissen ein Arbeitsverhältnis zustande kommen.

Alles andere sehe ich als die berühmte Ausnahme, und nicht als die Regel ! Es darf nicht der Eindruck entstehen, als sei es ohne gute Kenntnisse der dänische Sprache möglich, einen guten Job in DK zu bekommen !

Dies ist zumindest der Eindruck, den ich aus den vielen Themen hier im Forum gewonnen habe.

Viele Grüße
Sharany
Zuletzt geändert von sharany am 26.03.2004, 22:01, insgesamt 1-mal geändert.
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Ursel
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Beitrag von Ursel »

Hej allesammen!
Ich weiß sehr wohl,daß es gewisse Branchen gibt, die so wie Olaf beschriebt Deutsche, Engländer etc. arbeiten haben, die auch nach langer Zeit kein Dänisch können - es kam auch mal was in den Nachrichten darüber, daß manchen Arbeitnehmern dies sogar leidtat.

Nur gebe ich Euch mal zu bedenken, daß nicht jeder in der Hightech-Branche oder so arbeitet, ich als Bibliothekarin hätte da dumm ausgesehen, auch Krankenschwestern, Pädagogen, Lehrer, Verkäuferinnen, Altenpfleger, Friseur, Busfahrer ... bräuchten doch ein bißchen mehr Sprache.
Ich halte es also für ehrlich gesagt recht snobistisch (pardon), solche Ratschläge weiterzugeben - klar, Ihr habt die Erfahrung anscheinend gemacht, aber übertragbar ist sie wohl - wenn überhaupt - nur in Eurem kleinen Bereich - sie also allen so weiterzugeben, als sei die Sprache gar kein Problem und auch eins, mit dessen Angehen man sich gern Zeit lassen könne, finde ich ja doch etwas ... naja.
Ja, ich bin die, die Auswanderungen, die gerade vor der Sprache soviel Bammel hatten und die andererseits dann glaubten, damit DK in der Tasche zu haben, gewarnt hat, daß Sprache das kleinste Übel ist und danach die Probleme oft erst anfangen - aber das war, wie ich an anderer Stelle dann auch ausgiebig erläutert habe, anders gemeint.
Wie jemand in ein Land einwandert, ohne die Sprache zu lernen oder gar lernen zu wollen, ist mir ehrlich unbegreiflich.

Nix für ungut und schönes Wochenende - Ursel, "Nur-Hausfrau" und dennoch fließend dänisch.
Zuletzt geändert von Ursel am 26.03.2004, 22:12, insgesamt 1-mal geändert.
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sharany
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Beitrag von sharany »

Hej Ursel,

du hast meine Gedanken noch weiter vervollständigt. Das Problem sehe ich genauso. Die Sprache ist das wichtigste und man darf es nicht nur auf einzelne Randbereiche beziehen ...

Liebe Grüße
Sharany
Zuletzt geändert von sharany am 26.03.2004, 22:18, insgesamt 1-mal geändert.
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