Ist DK nur was für deutsche Handwerker und Hilfsarbeiter ?

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Simba
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Beitrag von Simba »

Z.B. hat Lidl in Kolding einen Projektleiter (!) gesucht. Die haben mich als "popligen" Bauzeichner 2 x eingeladen. In D wäre da unter einem Dipl.-Ing. nix gelaufen.
Das liegt mit daran, weil man einfach zu wenig Ingenieure hat und so das Nächstbeste nehmen muss. Immer noch besser als gar nichts. Aber man darf getrost davon ausgehen, so wie Ursel schon schrieb, sobald der Arbeitsmarkt gesättigt ist, werden auch die Anforderungen wieder hochgeschraubt.

LG Simba
Peter

Beitrag von Peter »

seit geraumer Zeit entwickelt sich auch daß
Pädagogenhelfer die Arbeit der Padagogen machen,
die Pädagogen die Aufgaben der mindestens 1 bis 2 Stufen höher Ausgebildeten ausführen.........usw
In technisch wichtigen Berufen Ungelernte genommen werden oder solche mit einer anderen Qualifikation als die erforderliche.

Das ist ganz deutlich bei den öffentlichen Stelllen ausgeprägt damit die Kommunen dann erheblich geringere Lohnkosten haben, weil ja die Ausbildung einen Einfluss auf die Lohnstufe hat und man erst nach 6 Jahren einen Anspruch auf die entsprechende Lohnstufe erworben hat
reimund1012

Beitrag von reimund1012 »

Hej,

als "Insider" gehe ich einmal davon aus bis zur "Sättigung" des dänischen (und auch des deutschen Arbeitsmarktes) mit technischen Fachkräften noch mindestens 10 Jahre vergehen werden.
Falls dieser Zustand überhaupt noch einmal erreicht werden kann, da ja seit Jahrzehnten die Geburtenzahlen in ganz Europa dramatisch zurückgehen.
(Wie es erst gestern wieder im TV drastisch am Beispiel Spaniens dokumentiert wurde)

Das technische Fachkräfte, vom Maschinenbediener bis zum Ingenieur, mittlerweile immer knapper werden, wundert mich jedenfalls nicht.
Sowohl in DE als auch in DK fehlt ja praktisch der Nachwuchs einer ganzen Generation.
Ich bin Jahrgang 58 und musste bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz nehmen was zu bekommen war, aber 5 Jahre später machte sich dann der "Pillenknick" bemerkbar und die Schulabgänger Ende der 70er-Jahre konnten sich die Lehrstellen praktisch "aussuchen".
We wundert´s da das die jungen Leute die unattraktiven, "schmutzigen", schlechter bezahlten und wenig prestigeträchtigen "Blaumann-Berufe" mieden wie die Pest.
Wer konnte lernte lieber einen "sauberen" und angesehenen Beruf im Büro, in der Verwaltung oder im Gesundheitswesen.
Wer Beziehungen hatte , der wurde Banker oder Beamter, und der potenzielle Ingenieursnachwuchs entdeckte die boomende IT-Branche als willkommene Möglichkeit (anfangs notfalls auch ohne abgeschlossenes Studium) sich schon in jungen Jahren eine "goldene Nase" zu verdienen.
(Und als dann die tüchtigen Software-Entwickler so gute Programme entwickelt hatten das sie sich selbst "wegrationalisiert" hatten, stürzten sich die Abiturienten doch lieber auf den boomenden Zweig BWL anstatt ein mühsames, schweineschweres Ingenieurstudium zu beginnen)

Fatalerweise fiel es in den produzierenden Betrieben zunächst gar nicht auf das sich mittelfristig ein Nachwuchsmangel am Horizont abzeichnete.
Durch die zunehmende Automatisierung wurden ja sogar noch etliche konventionelle Stellen für Facharbeiter, technische Zeichner etc. überflüssig und besonders von den großen Konzernen "kostenneutral" (d.h auf Kosten der Sozialsysteme und der Steuerzahler) in die Frühverrentung oder massenhafte Umschulung in "sichere Berufe" (wie z.B. Altenpfleger) "entsorgt".
Arbeitsintensive Tätigkeiten die sich nicht automatisieren liessen wurden eben in europäische Billiglohnländer "outgesourced".
Und da die verbliebenen Mitarbeiter aus Angst um ihren Job bereit waren für weniger Geld länger zu arbeiten, bekam man so natürlich wunderbar retable Betriebe mit "lean-production" und gerade noch so eben ausreichender "Personaldecke".

Das Dumme ist halt nur das sich (allen Unkenrufen zum Trotz) die Weltkonjunktur dauerhaft erholt hat und Nachfrage und Umsätze wieder steigen.
Und da der Automatisierungsgrad in Deutschland kaum noch steigerungsfähig ist, und auch in den ehemaligen Ostblockländern die Lohnkosten überpropotional gegenüber dem Produktivitätszuwachs steigen, fehlen jetzt in vielen europäischen Industrieregionen plötzlich überall technische Fachräfte.
Dumm gelaufen, könnte man sagen.

Hier im Sauerland versucht man derzeit vielerorts den Fachkräftemangel mittels hastiger Qualifizierungsmaßnahmen in den Griff zu bekommen, indem Hilfsarbeiter und geeignete Langzeitarbeitslose zu Teilezurichtern, Werzeugmechanikern usw. umschult.
Fragt sich nur wieviele "wegrationalisierte" Banker, Kaufleute, Krankenpfleger oder Sozialpädagogen zu solch einem "sozialen Abstieg" bereit sind.
(Komischerweise zieht es diese Klientel derzeit offensichtlich eher nach DK, wo sie mangels Sprachkentnissen bereit sind auch niedrig qualifizierte Jobs anzunehmen)

Wie auch immer, in spätestens 2 Jahren (eine halbwegs stabile Kinjunktur vorausgesetzt) werden sich wohl Deutsche, Dänen, Holländer Franzosen etc. um die wenigen verbliebenen Fachkräfte balgen.
Da hilft es auch nichts das die Politiker endlich aus ihrem jahrelagen Tiefschlaf aufgeschreckt wurden, und Abhilfe versprechen.
Selbst wenn alle plötzlich wieder fleissig Kinder produzieren, bis der Nachwuchs auf dem Arbeitsmarkt "ankommt", gehen 20 verlorene Jahre ins Land.
Mal abgesehen davon das es schon heute kaum noch Lehrer für naturwissenschaftliche Fächer gibt, die den Nacwuchs an Schulen und Fachhochschulen ausbilden können.
(Das Lehrerzimmer am Gymnasium meiner Töchter könnte man glatt mit einem Seniorenheim verwechseln)

Also, was tun ?
Mehr Lehrstellen für technische Berufe schaffen und Studierwillige zur Aufnahme eines Ingenieurstudiums überreden ?
Theoretisch hört sich das vielleicht plausibel an, aber wenn die Firmen heute zu wenig Lehrstellen anbieten, dann liegt es zum großen Teil auch daran das es ohnehin viel zu wenig geeignete Kandidaten gibt.
Ich habe etliche Azubis mitbetreut, und was mit da " geballtem Unwissen" untergekommen ist, lässt mich vermuten das sogar die mieseste Pisa-Studie noch "geschönt" wird.
(Schon einmal versucht einem "Zehntklässler" eine mathematische Formel beizubringen, wenn für diesen schon eine simple Dreisatz-Aufgabe ein Buch mit sieben Siegeln ist? )
In der Hauptschule kann man ja vielleicht noch der "Überfremdung" durch "bildungsunwillige Migranten" die Schuld in die Schuhe schieben, aber gilt das auch für die weiterführenden Schulen ?

Klar, es gibt auch Jugendliche die nicht der "null-bock-no-future-Fraktion" angehören, aber so einen zu "ergattern" ist eine ziemliche Glücksache.
Und wenn dieser Glücksfall dann mit der Lehre fertig ist, packt ihn in der Regel der Ehrgeiz, er bildet sich weiter und steht dann seinem Ausbildungsbetieb in der Regel nicht mehr zur Verfügung.
Und der Rest wird dann vom Wettbewerber abgeworben, der sich ja das Geld für die Ausbildung spart und daher besser bezahlen kann.

In nächster Zukunft wird es da wohl eine Art von "globaler Fachkräftewanderung" geben.
Und das nicht nur für Techniker, sondern zunehmend auch in den Lehrberufen.
Jeden zieht es dann wohl dorthin wo er besser verdient als im eigenen Land.
Möglicherweise dreht sich dann das Rad wieder einmal in die andere Richtung und zur Abwechslung kommen dann mal wieder vermehrt dänische "Steuerflüchtlinge" nach Deutschland.
(Hat es vor gar nicht sooo langer Zeit nämlich auch schon mal gegeben)

Nachdenkliche Grüße

Reimund
(der gleich noch zum Sport muss um für die anstrengende Zukunft fit zu bleiben :wink: )
Ulli S

Beitrag von Ulli S »

Simba hat geschrieben:
Z.B. hat Lidl in Kolding einen Projektleiter (!) gesucht. Die haben mich als "popligen" Bauzeichner 2 x eingeladen. In D wäre da unter einem Dipl.-Ing. nix gelaufen.
Das liegt mit daran, weil man einfach zu wenig Ingenieure hat und so das Nächstbeste nehmen muss. Immer noch besser als gar nichts. Aber man darf getrost davon ausgehen, so wie Ursel schon schrieb, sobald der Arbeitsmarkt gesättigt ist, werden auch die Anforderungen wieder hochgeschraubt.

LG Simba
Nö, das liegt wohl eher daran, das ich bislang ca. 180 Lidl-Märkte geplant und 35 bei der Bauausführung begleitet habe habe. :wink:
Hils
Ulli
Greendayboy
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Beitrag von Greendayboy »

Also als Medizinischer Bademeister und Masseur hab ich leider noch nichts gefunden.
udo66

Beitrag von udo66 »

Dann schreib mal Krankenhaeuser, Schwimmbaeder, und Touristenhotels per e-mail an - oder fahr hoch und frage. Wenn du Basis daenisch kannst bekommst du bestimmt Tipps wo du suchen kannst. Frag bei EURES ob deine Ausbildung anerkannt wird und wie dein Berufsbild hier aussieht.
Schoen vorher Daenisch lernen waere glaub ich von Vorteil!
D.
susonne
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Beitrag von susonne »

hallo ulli,

wie ist deine geschichte denn jetzt weiter gegangen? vermute mal, du hast den job bekommen, da du jetzt in dk wohnst :D
ich wollte auch nochmal meinen senf dazu geben :wink:
ich habe letztes jahr auch einen job als architektin gesucht, und habe auch reichlich an bewerbungen verschickt. man muss nur durchhalten, irgendwann klappt es, auch wenn es ganz schön an meinen nerven und meinem selbstbewußtsein gezerrt hat.

liebe grüße
susonne
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