Reformen in D bzw. DK

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Ursel
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Beitrag von Ursel »

Hej Michael!
da sind wir ja ganz einig, ich schrieb ja auch, daß ich wirklich nicht sehe, wieso weniger Arbeitslose auf 1 Sachbearbeiter (oder umgekehrt. Mehr Sachbearbeiter auf weniger Arbeitslose?) wirkungsvoller Arbeit vermitteln können,wenn es diese nicht gibt.
Und woher die kommen soll, wenn gleichzeitig die Kaufkraft schwindet und in (Aus-)Bildung gekürzt wird, sehe ich ebenso wenig.
Also alles sehr verfahren, da stimme ich Dir zu!

Einen schönen Feierabend, trotz des Regenwetters - Ursel, DK
Zuletzt geändert von Ursel am 19.08.2004, 17:57, insgesamt 1-mal geändert.
""Den virkelige opdagelsesrejse går ikke ud på at finde nye lande,
men at se med nye øjne."

---------------------------------------------------------Marcel Proust
...
Lou_Cyfer

Beitrag von Lou_Cyfer »

in D hätte schon vor 20 Jahren was passieren müssen, das System ist verantwortungslos und die Politiker sowohl als auch die Gesellschaft haben sich einfach nur ausgeruht....alle haben sich die Taschen und Bäuche vollgestopft und sich schön in Sicherheit gesehen, keiner weiß wo das ganze Geld geblieben ist
Diejenigen die auf Veränderung gewartet haben sind inzwischen ausgewandert (kenn ich einige)oder zugrunde gegangen weil sie ausgelacht wurden
Mir dauert das alles zu lange, ausserdem kann ich mir das Genörgel nich mehr anhören.
Es wird Zeit daß etwas passiert, als Erstes müßten alle die nicht zur Wahl gehen höher besteuert werden *oha* das wär lustig, überfüllte Wahllokale seit 40 Jahren hihi


Und Ursel, Kommune Bov hat mich angezogen, direkt zwischen Kruså og Padborg hab ich mir ein kleines Haus gekauft, nur 15 Minuten mit m Fahrrad zur Arbeit nach FL

Michael schreibt daß die Dänen mehr arbeiten als alle anderen EU-Borger.......aber in DK werden soweit ich informiert bin die Pausen auch durchbezahlt, und ruhiger nehmen sie es in DK, deswegen sind wir Deutschen auch nicht unbedingt beliebt weil es immer zu langsam ist....Im Strassenverkehr, beim Einkaufen o.s.v.
Zuletzt geändert von Lou_Cyfer am 19.08.2004, 23:50, insgesamt 1-mal geändert.
Ursel
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Beitrag von Ursel »

Hej Lou Cyfer und allesammen!
Stimmt - DAS ist nämlich genau der Punkt: jegliche reform in Dtld. kommt eigentlich zu spät - zum einen ganz sicher rein wirtschaftlich (so lange konnte man sich solchen Wohlstand eben eigentlich gar nicht leisten, nur hat das keiner gesehen odersehen wollen), zum andern auch rein menschlich, denn es ist immer schwerer, auf etwas zu verzichten, was man jahrelang wie selbstverständlich in Anspruch nahm als etwas erstmal gar nicht zu haben.
Genau daher, denke ich, kommt eben das meiste Gemecker, was ich nicht mit berechtigter kritik verwechselt haben möchte.
Aberwenn ich mit den Deutschenspreche, die ich kenne, so sind ja nicht alle arbeitslos, es geht nicht allen so shclecht wie den sozialen Not- und Härtefällen, dennoch höre ich ein Klagelied nachd em anderen - und staune,denn was da sauer aufstößt, ist eben alles, was hier gar nicht erst exisitiert.
Also vermißt es hier kaum jemand, also sind die Menschen auch nicht so unzufrieden.

Lou Cyfer, ich wünsche Dir einen guten Beginn in DK, die dänische Arbeitswelt wirst Du ja nur von außen kennenlernen,wenn Du noch in FL arbeitest, aber so ein Grenzgängerleben hat eben auch seine Reize; vielleicht findest Du so am besten heraus, wie Du beide Kulturen oder auch nur Lebensweisen miteinander vereinen kannst.
Viel Glück dabei --- Ursel, DK
Zuletzt geändert von Ursel am 20.08.2004, 08:59, insgesamt 1-mal geändert.
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Lou_Cyfer

Beitrag von Lou_Cyfer »

Vielen Dank Ursel,
bei der Integration werden garantiert keine Probleme auftreten, schliesslich lebe ich beide Kulturen seit über 30 Jahren, die Sprache spreche ich fast fliessend durch regelmässige Besuche und einige freundschaftliche dänische Kontakte hab ich im Lauf der Zeit auch schon gehabt.......

Mange hilsener fra det våde Flensborg
Zuletzt geändert von Lou_Cyfer am 20.08.2004, 22:12, insgesamt 1-mal geändert.
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Lars J. Helbo
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Beitrag von Lars J. Helbo »

Habe gerade zwei Artikel zum Thema Hartz IV gefunden, die nach meiner Meinung ganz aufschlußreich sind:

http://www.daserste.de/plusminus/beitrag.asp?iid=229
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,315048,00.html

Es sind natürlich nur Beispiele. Ich denke aber, die Zeigen einige Unterschiede in der Mentalität zwischen D und DK. Hier ist der Besitzt eines Eigenheimes (oder schlicht eines "Hauses", wie man hier sagt) kein Grund eine Stelle woanders abzulehnen. Dann wird einfach verkauft und ein anderes gekauft. Genau so, wer nichts in dem gelernten Beruf findet, wird einfach etwas anderes machen. Ich denke, die in den Artikeln vorgestellten Arbeitslosen zeigen Haltungen, die sich D nicht mehr leisten kann.
Zuletzt geändert von Lars J. Helbo am 25.08.2004, 18:22, insgesamt 1-mal geändert.
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MichaelD
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Beitrag von MichaelD »

Hallo Lars und ihr andere.

Gute Links, die allerdings auch die Probleme der Zweidrittelgesellschaft aufzeigen: Die erwerbstätigen Journalisten verstehen die Probleme nur halb, weil sie zu den Glücklicheren gehören. Auf der einen Seite kein Zweifel, dass es hunderttausende von Fällen wie aus der Polemik des Spiegels gibt. Die Reform bringt einen gewissen zwischenzeitlichen Wohlstandsverlust der Familie, aber dafür die Eigeninteressen der arbeitslosen Familie wieder in Gleichklang mit dem gesellschaftlichen Wohl. So die Theorie. Nur: Die volkswirtschaftlichen Verhältnisse und damit der Arbeitsmarkt sind nicht so, wie die Beispiele voraussetzen. Die Zahl der offenen Stellen beträgt ein paar Hunderttausend, die der Arbeitslosen 5 Millionen. Vielleicht finden nun 100-200.000 Menschen eine Arbeit. Aber für 2 Millionen stürzt das Einkommen ab, und für weitere Millionen von Dauersarbeitslosigkeit bedrohte sinkt die Sicherheit. Es ist einfach zu primitiv zu behaupten, mit Hartz 4 hätte der Betreffende eine Vermittlungschance von 70% (weil er dann bundesweit suchen muss). Denn wenn dies alle tun müssen, ist die Vermittlungschance wieder ganz unten.

Die Reform setzt meiner Meinung nach Bewegung in Gang, die nötig ist. Aber ohne Reformen in der Bureaukratie, der Steuerstruktur, der Sozialversicherungen, der Flächentarifverträge und Kündigungsfristen setzt man nicht das Wachstum in Gang, das allein den Nutzen der Reform offenbar macht. Denn der Vorteil der Reform kommt nur langfristig zum Tragen, und zwar bei Wachstum.

Nun kann man hiergegen halten und sagen, irgendwo muss man ja anfangen mit den Reformen. Stimmt. Aber die Regierung hat Begleitmassnahmen nicht nur "verschoben", sondern die Bedingungen teilweise im Vorfeld verschlimmert, zum Beispiel bei Immobilienhändeln: Die damit einhergehenden Kosten sind in D wesentlich höher als in DK. Die gegenwärtige Regierung hat die Situation noch verschärft, indem sie die Grunderwerbsteuer sprunghaft erhöhte. Das erklärt einen erheblichen Teil des Widerstandes gegen bundesweite Jobvermittlung.

Zur Einkommensteuerreform habe mich schon anderweitig geäussert. Und Basel II hat das Wachstum erst recht abgewürgt.

Lange Rede kurzer Sinn: Ich meine es ist unangemessen, hier das Gejammer und Gestreite anzuprangern. Es gibt Gründe für Unzufriedenheit. Damit nicht gesagt, dass man auf die Reform verzichten sollte.

Gruss Michael
Zuletzt geändert von MichaelD am 26.08.2004, 11:01, insgesamt 1-mal geändert.
Grüsse
Michael
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Lars J. Helbo
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Beitrag von Lars J. Helbo »

Und noch ein Artikel zum Thema:

http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID3532348_REF1_NAVSPM2~3532344,00.html

(Korrespondent von Dänischer Rundfunk wird von der ARD zum Thema interviewt).
Zuletzt geändert von Lars J. Helbo am 26.08.2004, 15:16, insgesamt 1-mal geändert.
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Berndt

Beitrag von Berndt »

Lars führt oben verschiedene Beträge an, und schreibt u.a.:

”Also ein Arbeitsloser bekommt in D am Anfang 67% von bis zu 5150 €, in DK maximal 1815 € - brutto! Also in D max 3450 €, in DK max 1100 € (beides netto).
Später bekommt er in DK brutto 1100 €, d.h. netto rund 650 € - In D bekommt er rund die Hälfte, aber zusätzlich dann noch Geld für Wohnung und Heizung. Insgesamt dürfte das ja wohl dann in der Regel mehr als 650 € werden, oder?”

Ich hätte in diesem Zusammenhang gerne gewußt, wie man die Beträge für Wohnung und Heizung berechnet. Ist es egal, ob man in einer Mietwohnung oder im eigenen Haus wohnt? Um welche Beträge handelt es sich eigentlich?
Gruß - Berndt
Zuletzt geändert von Berndt am 28.08.2004, 19:13, insgesamt 1-mal geändert.
Martin H.

Beitrag von Martin H. »

Noch ein Artikel zum Thema
www.zeit.de/2004/41/D_8anemark
(Keiner ist faul im Staate Dänemark
Mit unorthodoxen Mitteln hat das Nachbarland die Arbeitslosigkeit halbiert. Was kann Deutschland lernen?)
Zuletzt geändert von Martin H. am 24.10.2004, 01:42, insgesamt 1-mal geändert.
joe100
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Beitrag von joe100 »

Hej,

es wäredoch so enfach.
Reformen = Beitrag aller Gesellschaftszweige.
1.) Beitrag des Funtionärswesen zur Kostenreduzierung
- Verringerung von 16 auf max. 8-10 Bundesländern mit entsprechender Verringerúng Verwaltungskosten
- gleichermaßen Verringerung der Verwaltung in anderen "Funtionärsbereichen" (z.B. öffentlicher Rundfunk)
2.) Beitrag der Arbeitnehmer
zur Senkung der Arbeitskosten
- sind 30 Tag Urlaub plus Feiertage notwendig ?
- können wir nicht wieder 40 Stunden ohne
Überstundenzuschläge arbeiten ?
3.) Beitrag der Arbeitgeber
Besinnung auf Ursprünge unternehmerischer Aufgabe (z.B. Innovationn/Entwicklungen)

Aber wir sehen eben Reformen nur in den Bereichen erforderlich, in denen man selber nicht tätig ist.

Wir schaffen es ja nicht einmal (übrigen wie ja DK) einen Arbeitnehmer zu "zwingen" ein paar Hundert Kilometer entfernt eine Arbeit anzunehmen.
Zuletzt geändert von joe100 am 24.10.2004, 06:38, insgesamt 1-mal geändert.
runesfar

Beitrag von runesfar »

Sonntag abend: Noch einmal Sabine Christiansen!!! Ich halte es nicht mehr aus - diese ständige konfrontation quer durch gesellschaft. Die CDU schiebt alle schuld weiter an die Rot-Grünen (die NIE was ordentliches machen) und umgekehrt. Eine schuss Konsensus und respekt für die Gegner wäre nicht imme schlecht.

Laut Helmuth Schmidt gibt es seit vielleicht 20 jahren eine Rede die - leider - hier nie gehalten wurde. Von "Blood, sweat and tears". Ich denke er hat recht.

Eine satz kommt öfter und öfter in meine erinnerung, wenn Ich die zeitungen hier lese: "Wenn du in einen Loch bist.....hör auf zu graben".
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