Jep, und ich bin auch wieder da...
Ich hatte das mit dem Vorstellen im Jahr 2006 (als ich mich hier registriert habe) leider verpennt und moechte es gerne nachholen, war ja auch leider lange Zeit abwesend...
Also, ich bin Monique, 31 Jahre alt, Deutsche (auf dem Papier), habe mich in meinem "Heimatland" nie zuhause gefuehlt und heute schreibe ich nicht mehr aus Italien (wie in 2006), sondern aus Daenemark.
In der Zwischenzeit ist naemlich viel passiert
Ich hatte ja im Jahr 2002, ohne auf die Vorgeschichte einzugehen, meine Zelte in Koeln abgebrochen, Wohnung und Job gekuendigt und bin dann im Spaetsommer mit einem Koffer, nicht erwaehnenswerten Ersparnissen und einem one-way-ticket in den Zug nach Mailand gestiegen. Nach etwa 3 Wochen hat es mich dann (wie geplant war, aber nicht so...) nach Rom verschlagen.
Ich kann nur sagen, dass diese 4 Jahre in Rom ein einziger K(r)ampf waren. Italien war damals mein sogenanntes Traumland, aber ich wurde eines besseren belehrt, aber gruendlich! Ich bin in den 4 Jahren ungelogen 13 Mal umgezogen (alleine innerhalb von Rom), nicht etwa in Wohnungen (unbezahlbar), sondern immer nur in Zimmer in Wohnungen, die man sich dann fuer ein Heidengeld mit anderen teilen musste. Dabei bin ich dann von einer Katastrophe in die naechste gerutscht, von Kerlen die meinten, nachts in mein Zimmer kommen zu muessen bis hin zu Frauen, bei denen ich meine Waesche nur in die Waschmaschine stecken durfte, ohne diese zu beruehren. Den Rest mit Waschmittel usw wollten sie dann lieber selber erledigen, es koennte ja was kaputt gehen.

Hatte auch eine Bleibe, bei der man nach 22 Uhr nicht mehr die Klospuelung betaetigen durfte und nur haargenau 1 Stunde Fernsehen pro Tag (wohlgemerkt im eigenen Zimmer mit eigenem Fernseher) gestattet war, und das fuer knapp 500 Euro monatliche Miete
Ich habe in diesen 4 Jahren des oeftern und wortwoertlich am Hungertuch genagt. Es hat mehr als 7 Monate gedauert, bis ich einen Vollzeitjob bei einem "Incoming Tour Opertator" (eine Art Reisebuero) bekommen habe. Mein damaliger Chef war notorisch schlecht gelaunt und das habe ich nicht nur einmal zu spueren bekommen. Fuer Ueberstunden (und davon hatte ich zahlreiche) wurde weder gedankt noch bezahlt. Auch meine umfangreiche CD Sammlung ist Monat fuer Monat geschrumpft, da ich mich von so einigen Stuecken zwecks Verkaufs trennen musste, um mir eine Woche vor dem naechsten Lohn wenigsten eine Kleinigkeit zu essen kaufen zu koennen. Und ich habe sicherlich nicht auf "grossem Fuss" gelebt! Ein gerade erhaltener Vorschuss wurde mir in der Tram (Strassenbahn) an einem Freitag abend auf dem Heimweg trotz aller Vorsicht von Zigeunern geklaut, das Wochenende sah natuerlich mau aus...
Aber im Enddeffekt war die Zeit in Rom wirklich eine richtig gute Lehrstunde. Ich bin keinesfalls der Typ, der sich so einfach kampflos geschlagen gibt. Und es hat lange Zeit gedauert, bis ich endlich eingesehen habe, dass es fuer mich in Rom keine Zukunft geben wird. Jedenfalls keine, so wie ich sie mir wuensche. Nun stand ich also vor einem Problem. Ich wollte weg aus Rom, aber auch nicht zurueck nach Deutschland. Ich bin ein "musikverrueckter" Mensch, schreibe selber Musik und Texte und spiele Klavier und Gitarre. Ein paar Monate zuvor hatte ich zufaellig von einer Band namens SAYBIA erfahren und mich Hals ueber Kopf in sie verliebt, also, in deren Musik, alle 5 Jungs stammen aus Nyborg, mit Ausnahme des norwegischen Gitarristen Sebastian Sandstrøm... Waehrend des ganzen ersten Halbjahres 2005 hab ich mir das Wasser vom Mund abgespart, weil ich im Juni nach Kopenhagen wollte, um die Band in Tivoli spielen zu sehen...Das ist mir gelungen. An einem Donnerstag nachmittag kam ich in Kopenhagen an, am Freitag abend (Fredagsrock) war das Konzert und schon Sonntag nachmittag musste ich wieder nach Rom. Sicherlich ein kurzer Aufenthalt, aber richtungsweisend war er, und wie! Ich hatte nicht viel von Kopenhagen oder Daenemark ueberhaupt gesehen, aber das ganze hat mich "gepackt" und voran getrieben.

Danach folgten weitere Besuche in Daenemark, wo ich auch mehr ueber Land, Leute und Lebensweise erfahren habe. Kurz darauf hab ich mich auf die Suche begeben nach einer Daenisch-Lehrerin in Rom. Kaum vorstellbar...aber unter den zahlreichen Sprachakademien oder Schulen in Rom war nur eine einzige, die auch Daenisch angeboten hat! Mir wurde dort gesagt, dass es ca. 7 Tage dauern wuerde, bis ich nach Vertragsunterzeichnung meinen Unterricht beginnen konnte. Hmm...gedauert hat es dann schliesslich mehr als 5 Monate....bis ich anfangen konnte, mit einer wirklich netten Lehrerin aus Århus, die auch wirklich Lehrerin war, vor ihrer Pensions-Zeit, und heute noch immer in Rom wohnt. Wir stehen immer noch in Kontakt. Nach dem halbjaehrigen Kurs haben wir den Spiess umgedreht und uns privat getroffen. Der Unterricht lief ja weitestgehend nur in Englisch/Daenisch ab, weil ihre Italienischkenntnisse quasi gleich null waren. Also haben wir und einmal die Woche bei ihr getroffen fuer 2 Stunden. Die erste Stunde hat sie mir mit dem Daenischen weitergeholfen, in der zweiten Stunde hab ich ihr Unterricht im Italienischen gegeben.
Naja, spaetestens ab Oktober 2006 wurde es dann ernst... Ich hab meinen Job und mein Zimmer gekuendigt, meine Ersparnisse gezaehlt und ueber Internet eine lokale Zeitung ausfindig gemacht. Fuer mich war klar, dass ich nicht nach Kopenhagen wollte. Das war fuer den Anfang einfach viel zu teuer und ich brauchte wirklich "Ruhe" um mich herum....so hatte ich Fyn im Blick...insbesondere Nyborg. Hatte dort auch Weihnachten zuvor zugebracht, bei einer Freundin (ebenfalls Saybia fan) und ihrer Familie, die ich online kennengelernt hatte. Auf Anhieb hatte ich mich in diese ueberschaubare, nette und schoene "Kleinstadt" verliebt und natuerlich waren auch die Spuren von Saybia nicht vergessen... Online im "Lokalavisen Nyborg" fand ich eine Annonce ueber ein Zimmer zur Vermietung, und als mein Chef zur Mittagspause ging, hab ich dort mit damals noch holprigem Daenisch angerufen. Er meinte nur "Wenn du so wahnsinnig bist, von einer Stadt wie Rom hier herauf nach Nyborg ziehen zu wollen, und es wirklich ernst meinst, dann ist dieses Zimmer fuer dich".
Am 31. Oktober sass ich dann - mal wieder mit einem one-way Ticket und einem Koffer bewaffnet - im Flieger von Roma-Ciampino nach Kopenhagen. Nach Ankunft in Kastrup fuehrte mich meine Reise weiter nach Odense, wo ich die erste Nacht in einer Jugendherberge zubrachte, weil ich mein Zimmer in Nyborg erst am naechsten Tag beziehen konnte.
Natuerlich war das Ganze mit einer Menge Angst und Befuerchtungen verbunden. Schliesslich hatte ich schon einmal versagt und auch diesmal beliefen sich meine Ersparnisse grade mal auf knapp 4000 kr, wovon die Haelfte sofort fuer die erste Miete drauf ging. Aber dann ging alles ganz schnell. Habe in Odense alle Zeitarbeitsfirmen abgeklappert und bei Adecco hatte ich Erfolg. Die wollten mich im Kundenservice bei Daloon in Nyborg einsetzen. Haben mir mit dem ganzen Papier- und Behoerdenkram geholfen. Mich zu SKAT und zum Statsamt geschickt, ja sogar zuvor telefonisch angekuendigt!!! Knapp eine Woche spaeter hatte ich meine "Aufenthaltserlaubnis" im Briefkasten, eine Steuerkarte auch und die so wichtige CPR-Nummer bekam ich voellig unproblematisch und unbuerokratisch knapp 2 Wochen spaeter.
Leider klappte es aufgrund von Umstrukturierungen nicht mit dem Buerojob bei Daloon, puenktlich 2 Tage vor Weihnachtsurlaub hat mein Vorgesetzter mich darueber in Kenntnis gesetzt. Frohe Weihnachten....und Existenzaengste! Ich habe dann mehr oder weniger aus Spass und schwarzem Humor gefragt, ob die nicht jemanden in der Produktion gebrauchen koennten. Und JAAA, das konnten sie!!!
Lange Rede, kurzer Sinn... seit Ende Januar 2006 arbeite ich in der Verpackungsabteilung bei Daloon, auf fester Spaetschicht (bin eher ne Nachteule...). Natuerlich ist die Arbeit hart und besonders physisch anstrengend, permanenter Laerm und kiloweise Kisten schleppen...aber da sind auch Vorteile...habe seitdem gut 10 kg abgenommen (lag wirklich gut im Futter...) und meine Kollegen sind der echte Hammer!!! Es ist natuerlich trotz allem nicht mein Traumjob, wuerde also schon gerne wo anders arbeiten, weg von der Fabrik. Aber das ist nicht so einfach...sonst waere es ja auch langweilig...Es ist eben nicht alles nur glaenzend und schoen...
Habe mich auf einige Stellenanzeigen bei Hotels beworben. Gefragt waren Branchenkenntnisse (hab ich!) und Sprachkenntnisse (spreche fliessend deutsch, daenisch, englisch, italienisch, ein bisschen faeroeisch und ein bisschen franzoesisch...) und keiner von denen hat es je in Betracht gezogen, mich auch nur fuer ein Gespraech einzuladen! Habe meine Bewerbungen und Lebenslaeufe einigen von meinen (daenischen) Freundinnen vorgelegt, und selbst die haben gesagt, dass sie selber sowas nie so gut schreiben koennten... Da fragt man sich doch...hmm..offentsichtlich ist es in bestimmten Berufssparten immer noch schwer fuer Auslaender, dort Fuss zu fassen...
Nun noch kurz zu meiner Wohnsituation... ich hatte ja in Nyborg im November 2006 angefangen mit einem Zimmer...schon im April 2007 hab ich mir eine 2 Zimmer Wohnung gemietet, was in Rom absolut undenkbar gewesen waere. Sie ist gut gelegen, man braucht nur 5 Fahrradminuten zu ueberall hin. Egal, ob Arbeit, Innenstadt, Waldstueck oder Strand. Ein positiver Beigeschmack ist seit neuestem auch mein neuer Nachbar... Nachdem Saybia offiziell eine "Pause auf unbestimmte Zeit halten", und mittlerweile alle bis auf den norwegischen Gitarristen Sebastian und Keyboardspieler Jess (er studiert Grafikdesign in Kopenhagen) zurueck in ihre Heimatstadt Nyborg gezogen sind, ist der Bassist (Jeppe) in die Wohnung schraeg ueber mir gezogen!!!
Sorry...ich sehe grade, dass meine "Vorstellung" doch mehr zu einer Art Lebensgeschichte ausgeufert ist! War nicht so geplant und ich hoffe, Ihr nehmt es mir nicht uebel!!
Liebe Gruesse aus Nyborg
Monique