dina hat geschrieben:Unabhängig von wirtschaftlicher Situation und Krise habe ich auch von einigen Paaren/Familien gehört, dass der Rückkehrgrund Heimweh, besonders der Frau, war.
Vor allem, wenn Sie Hausfrau ist und keinen Anschluss findet oder einen Job hat, der weit unter ihrer Qualifikation liegt.
So ein Entschluss muss zu 100% von beiden Partnern getragen werden, und wenn Kinder ab einem gewissen Alter dabei sind, eben auch von denen.
LG Tina
Hallo Tina,
das kommt nicht selten vor und nicht nur bei Auswanderern, die nach DK gezogen sind, sondern das ist sehr typisch für Auswanderungen. Nur ein Teil der Leute wird wirklich glücklich. Die meisten von denen sind Leute, die ihre Heimat auch nicht aus Frust verlassen haben, sondern weil sie offen für alles sind. Viele gehen aber aus wirtschaftlichen Gründen und weil sie etwas in der Heimat nicht mehr "ertragen" können. Keine guten Voraussetzungen für diesen Schritt. Ein wenig zeigt das auch auf, wie schlecht sich viele auf ihre Auswanderung vorbereiten. Natürlich kann man Heimweh nicht "vorausplanen". Ein starkes Heimwehgefühl hat aber auch damit zu tun, dass viele so stark mit ihrer Heimat, ihren Freunden und ihrer Familie dort verbunden sind, dass sich in der Fremde, wo sie wohl oder übel doch eine ganze Weile Fremde bleiben, das Heimischwerden einfach nicht einstellen will. Erst recht nicht bei Menschen, die sich von ihrem Partner erst überreden lassen mussten. Dass es vielen sehr schwer fällt, liegt meist auch an den falschen Vorstellungen, die sie vom Leben im Ausland haben. Das Heiweh stellt sich vor allem ein, weil viele nur sehr wenige Kontakte, vor allem private haben und recht bald festestellen, dass die Sprache eine der Grundvoraussetzungen ist, in dem Land ihrer Träume überhaupt anzukommen. Wer die Sprache nicht beherrscht, ist nunmal zwangsläufig isoliert. Die Sprache ist nicht nur für die Arbeit wichtig. Das Leben besteht nicht nur aus Arbeit, sondern auch aus sozialen Kontakten. Viele merken auch erst, wenn sie im Ausland angekommen sind, dass es viel schwieriger ist, sich in einer fremden Sprache mit all seinen Emotionen so zu artikulieren, dass man auch authentisch ist, sich flüssig austauschen kann und nicht nach jedem Wort ringen muss und nicht gar missverstanden wird. Wer ganz fleißig Dänisch lernt, wird merken, dass er erst nach ca. 2 Jahren so weit sein wird, auch mit den Nuancen der Sprache halbwegs umgehen zu können. Vorher ist die Kommunikation der meisten doch noch recht statisch.
Der Grund der Auswanderung ist für viele der Wunsch, sich zu verbessern. Dieser Schritt geht aber aus vielerlei Gründen nicht selten einher mit einer anfänglichen Verschlechterung, was aber schlicht und einfach nicht mit "eingeplant" wird. Die meisten meinen, wenn sie im Ausland ankommen, geht es nur noch bergauf in jeder Hinsicht. Das ist ein Trugschluss und wer das nicht vorher weiß und mit auf seiner Planung hat, hat einige Zeit mit sich und seiner Entscheidung zu kämpfen. Die einen geben auf, die anderen halten durch. Bei uns an der Sprachschule wurden wir nach ca. 1,5 Jahren gefragt, wer sich innerhalb der ersten beiden Jahren, die er in Dänemark lebte, rundum verbessert hat - beruflich, finanziell und sozial. Es war nicht einer dabei, bei dem alles gleich perfekt war. Alle haben ersteinmal an irgendeiner Stelle Abstriche machen müssen, einige sogar in allen diesen drei Punkten. Da ich nicht die erste Auswanderin in meiner Familie bin, wusste ich zum Glück über diese Tücken und war darauf eingestellt. Zudem habe ich hier familiäre Bindung und ein soziales Umfeld. Der berufliche "Abstieg" war eingeplant, da ich mich sowieso für den beruflichen Ausstieg entschieden hatte. Bei mir läuft alles "nach Plan" und ich fühle mich rundum wohl, ungestresst und glücklich in meiner neuen Heimat. Wer aber mit hohen Erwartungen gekommen ist und keine Ausdauer hat, für den kann das Projekt Auswanderung zu einer sehr herben Enttäuschung werden.
Das einzige, was ich allerdings so gar nicht nachvollziehen kann ist, dass manche hier keinen Anschluss finden. Das kann meiner Ansicht nach nur daran liegen, dass sie vielleicht noch nicht die Sprache vernünftig beherrschen oder sich im Grunde selbst verschließen. Ich kenne ehrlich gesagt kaum ein Land, in dem es so vielschichtige Möglichkeiten gibt, Anschluss zu finden. Wer Anschluss sucht, meint die Gemeinschaft mit anderen Menschen und wenn man sich DK anguckt, dann wimmelt es doch nur so von Vereinen, Interessengemeinschaften, Chören, Sportgruppen, Lesezirkeln, Kulturenthusiasten usw. Man muss aber auch bereit sein, sich selbst einzubringen. Gerade in dieser Hinsicht, hatte ich hier von Anfang an keinerlei Probleme gehabt, nicht einmal in der Zeit, in der meine Sprache noch sehr rudimentär war. Wer aber mit Anschluss Freunde meint, der kann durchaus sehr enttäuscht werden. Derjenige sollte sich aber dann gerechter weise auch mal fragen, wieviele Einwanderer er in Deutschland unter seinen Freunden hat und warum das so ist.
Hilsen Hina