kalki hat geschrieben:Man schau sich mal die Hartz4-Gesetze an,allein die Freibeträge die solchen Menschen "belassen" werden sind doch der Hohn überhaupt.
Naja, das sehe ich ein wenig anders. Die Deutschen können sich wirklich glücklich schätzen, dass es überhaupt einen Freibetrag gibt. Das ist ziemlich einmalig. In anderen Ländern darf man überhaupt nichts mehr haben, bis die Wohlfahrt dran ist.
Dass es aber mehr oder weniger verhindert wird, dass man sich etwas aufbauen kann, das stimmt schon. Die systematische Verarmung breiter Bevölkerungskreise ist ja nicht mehr zu übersehen. Sie sind zwar nicht am Verhungern aber wenn man bedenkt, dass Deutschland eines der reichsten Länder ist, dann ist es schon sehr beschämend. Diese systematische Verarmung hat auch einen ganz üblen Langzeiteffekt. Wer nichts in der Tasche hat, der gibt natürlich auch nichts aus. Das schwächt wiederum den Handel und die Produzenten und macht dort Arbeitsplätze immer billiger oder vernichtet sie gar und so ist das ein ewiger Kreislauf. Mittlerweile ist ja schon der früher doch sehr gut gestellte Mittelstand, der lange Zeit den größte Teil der Bevölkerung ausmachte, längst mit im Sog nach unten.
An eine Stärkung des Binnenmarktes und Abkommen von der starken Abhängigkeit vom Export, ist auch nicht zu denken. Damit würde man auch etwas mehr Stabilität in die Wirtschaft und die Arbeitsplätze hinein bekommen. Die ganze Entwicklung hat nun den Effekt, dass immer weniger Qualität eingekauft wird, stattdessen Geiz ist geil der Trend ist, also der Konsum von minderwertiger, kurzlebiger Ware. Das wird sogar noch durch entsprechende Trends gefördert. Was dieses Jahr in ist, ist nächstes Jahr sowieso out, also wozu noch auf Qualität achten? Dass aber billig unterm Strich teuer ist, wird dabei großzügig übersehen. Aber alles kein Problem. Man kann ohne Probleme billig leben. Haben ja schon einige Politiker mittels Kurzeitselbstversuch nachgewiesen. Dass man eine Weile auch mit Einkommen auf Hartz IV-Niveau auskommen kann, das bestreitet wohl kaum jemand, nur haben diese Rechenkünstler ihre Feldversuche keine 6-7 Jahre durchgehalten. Viele Familien leben aber mit oder ohne Arbeit durchaus viel länger auf diesem Einkommensniveau. Irgendwann muss aber die Wohnung nunmal renoviert werden und irgendwann ist die Billigjeans auch verschlissen und wenn man immer nur Billigschuhe trägt, passt man irgendwann eben nicht mehr in chinesische Billiggurken und hat einen kaputten Bewegungsapparat usw. Ist aber auch nicht weiter schlimm. Das ist ja dann nicht mehr Sache des Sozial- sondern des Gesundheitsbereichs. Das sind wieder andere Töpfe, die dann unsinniger Weise gemolken werden müssen.
Trotz allem geht es den Menschen in Deutschland noch recht gut aber ich frage mich wirklich manchmal, warum so viele bei ihrem eigenem sozialen Abstieg so geduldig zuschauen. Es sind doch mittlerweile wirklich schon so viele, dass sie, wenn sie wie damals die Leute in Leipzig auf die Straße gehen oder gar solche Sklavenfirmen boykottieren würden, zumindest erreichen, dass man sie überhaupt mal etwas ernster nimmt.
@cimberia
Kommst Du Dir da nicht wie ein Exot vor

?
@astoria
Ja, das stimmt schon aber auffällig ist schon, dass vor allem diejenigen Aktionen viele Leute auf die Straße treiben, bei denen es sich im engeren oder weiten Sinne um Umweltpolitik handelt. Was den Bereich Arbeit und Menschenwürde betrifft, ist Deutschland noch weit davon entfernt. Ich kann mich noch bestens erinnern, wie vor wenigen Jahren in Berlin ein Werk bestreikt wurde. Das war eine absolut fernsehtaugliche Geschichte. Die "Streikenden" wurden aus Niedersachsen nach Berlin gekarrt und im Werk arbeiten die Leute fleißig weiter

Als das Fernsehteam das mitbekam, verschafften sie sich Zugang zu den Arbeitern und fragten sie, warum sie nicht für ihre Interessen selbst auf die Straße gehen, sondern das ihren Kollegen aus Niedersachsen überlassen. Fast einhellige Antwort: Wir wissen ja, dass wir besch..... werden und sind auch froh über die Niedersachsen aber wir sind auf die Arbeitsplätze hier angewiesen. Leider kein Einzelfall.
Hilsen Hina