Sorry, aber leider helfen solche Einzelfallschilderungen herzlich wenig weiter.
Meine individuelle Erfahrung war leider völlig konträr und desaströs:
An einem Sonntagabend hatte ich einen schweren Radunfall, da mir ein Reh direkt vor das Fahrrad gesprungen war. Meine Geschwindigkeit war bei ca. 20-25km/h, da ich mit dem Gesichtsschädel auf den Asphalt prallte, half auch der Helm nur mäßig. Brille kaputt, viel Blut überall, Zähne kaputt, Schock...
Ok, in Deutschland wäre nun der Rettungsdienst gekommen - das wollte ich nicht, war eh keine Menschenseele rundherum, also aus eigener Kraft die 2km zum Ferienhaus. Im Badezimmer die Wunden gewaschen, muss mindestens genäht werden --> Eisbeutel und Geschirrhandtuch geschnappt und ich habe mich ins KHS in Rønne fahren lassen.
Geduldig die Formulare ausgefüllt und im Wartebereich gewartet. Irgendwann kam eine wenig empathische junge diensthabende Ärztin, die sich das ziemlich entstellte Gesicht ansah und mir zustimmte, dass dort einiges genäht werden müsste. Ich bat darauf hin um ein Röntgen des Gesichtsschädels in Anbetracht des Traumas. Die Kollegin meinte, da ich ja den Mund bewegen könnte, wäre da nichts kaputt. Ich erwähnte, dass ich ärztlicher Kollege wäre und ein Rö als wirklich als sinnvoll erachten würde. Sie lehnte abermals ab. Höflich bat ich, dass sie doch bitte mit dem diensthabenden Hintergrund Rücksprache halten sollten. Ob sie das gemacht hatte? Keine Ahnung, nach der wenig kosmetisch schmeichelhaften Naht sagte sie, dass ein Rö nicht erforderlich wäre und die Behandlung war beendet. Nein, es gab auch keine Frage nach Tetanussschutz, Schmerzmittel hatte ich zum Glück selbst.
Da mir nebenbei zwei Zähne fehlten, konnte ich über eine dänische Freundin einen kurzfristigen Termin bei einer Zahnärztin bekommen. Die schaute sich das Desaster an, meinte: "die Zähne sind nicht das Problem, aber wenn Sie nicht ordentlich beißen können, dann ist der Kiefer kaputt..." - und machte als erstes ein Röntgenbild: Ergebnis: Dreifache Unterkieferfraktur... Hier muss ich sagen, dass sie mir tatsächlich einen Termin zur OP in Kopenhagen vermitteln wollte, und sie war entsetzt über die Behandlung m Krankenhaus....
(Op dann in Deutschland, die Naht der Chirurgin wurde in dem Rahmen auch nochmal "optimiert".)
Da ich selbst regelmäßig im Rettungsdienst in meinem Beruf tätig bin, ist ein solches Vorgehen in Deutschland sehr unwahrscheinlich. Hier wäre ich bei dem Verletzungsmuster komplett mit CCT und Co. untersucht worden.
Ein Einzelfall des qualitiativ mangelhaften Krankenhauses auf Bornholm? Nur Pech mit der diensthabenden Ärztin? Oder ein typisches Beispiel für das Gesundheitssystem in Dänemark? Für mich ist es meine persönliche Erfahrung, die ich nicht verallgemeinern möchte. Auf jeden Fall ist das Anspruchsdenken in Deutschland auf einem ganz anderen Niveau, was ich in Unterhaltungen mit dänischen Ärzten und Zahnärzten bestätigt bekam.
Loriot