Hej allesammen!
Bei mir regte sich auch Widerspruch, als ich Annikas Worte las.
Meine Erfahrung - nicht nur persönliche, sondernauch im Umgang mit Auswanderern, u.a. als ehem. IDA-Kontakt - ist, daß man sich sehr vergaloppiert, wenn man sich nicht klar darüber ist, daß man wirklich auswandert, d.h. in ein Land auswandert.
Denn wenn man dies nicht tut, dann erwartet man irgendwie, daß alles "zwar anders, aber doch wie zuhause ist" -- und erlebt die merkwürdigsten Überraschungen.
Wie sagte doch mein kluger Mann zu mir, als wir anfangs nach der ersten blinden Verliebtheit auf die großen Unterschiede stießen (menthal), diese aber zunächst nicht so recht als national-kurlturell-bedingt erkannten?
"Wäre ich aus Timbuktu, dann würdest du sogar akzeptieren, daß ich Regenwürmer äße --- naja, das macht man dort eben so, würdest du denken. Nun komme ich eben von nicht so weit her, aber es gibt eben dennoch Unterschiede."
Von da an ging es besser.
Und was für eine binationale Bezihung gilt, gilt ganz sicher auch auch für den Umzug in ein anderes Land.
Ich halte es daher für eine der gefährlichsten Fallen zu sagen: Ach, die sind doch fast wie wir, mindestens wie die Norddeutschen - das ist doch eigentlich gar kein Auswandern!
Allein die Tatsache, sich täglich in einer anderen als der Muttersprache bewegen zu müssen, ist für manche ein großes Gewicht, das sie unterschätzen. Es geht nicht darum, daß man eine Sprache gut lernt (das ist ja doch relativ schnell gemacht), sondern daß man nicht spontan das sagt, was man vielleicht noch lang Zeit auf deutsch denkt - und richtig verstanden wird.
Von Sprachnuancen, die wir bei der Psychologie im anderen Thread angesprochen haben, rede ich jetzt gar nicht.
Denkt an die andere Einstellung der Dänen beim Hauskauf, denkt an die dadurch auch viel größere und erwartete Flexibilität, denkt an die Ganztagsbetreuung der Kinder und was sie menthal bedeutet, denkt an ....
Viele Äußerlichkeiten, die erstmal leicht zu schlucken scheinen, haben Ursprung in der und Konsequenzen für die menthale Einstellung eines Volkes.
Und meine Erfahrung und Vergleiche zeigen auch, daß man sich natürlich umso mehr seiner alten heimat verbunden fühlt, je älter man ist - i nder Regel jedenfalls.
meine Cousine, die in jungen Jahren nach England auswanderte und niemals vorher einen eigenenHausstand hatte, gewöhnte sich gleich an alles im selbständigen Leben auf die englische Art. Sie lebt nzwischen mehr jahre dort als sie in Dtl.d zugberacht hat - und sie ist zwar onch keine Engländerin, hat aber wesentlich mehr bereiche in ihem Leben,die sie nur auf englisch kennt als ich, die ich doch vielErwachsenenleben auch in Dtld. erlebt habe.
ich kam fast Jahre älter nach Dk und habe sehr lange schon selbständig in Dtld. gelebt, bevor ich hier einiges umdenken mußte ... Das macht bei aller Bereitschaft, sich auf Neues einzulassen, auch einen Unterschied.
Im positiven wie negativen.
Doch - auch nach DK umziehen ist eben nicht nur ein Umzug wie von Nord- nach Süddeutschland - ich weiß wovon ich rede, denn auch das habe ich schon praktiziert - sondern AUSWANDERN!
Vilmy und Stefan haben da absolut Recht!
(Vilmy, die Episoden mit dem erstaunten "Wie, du bist noch keine Dänin" kenne ich auch zuhauf

)
Gruß Ursel, DK