Hej,
erst einmal herzlichen Glückwunsch zur bestandenen Prüfung !
Aber warum willst Du schon einen Monat nach Beendigung der Ausbildung gleich die Flinte ins Korn werfen, und trägst Dich mit dem Gedanken an eine Umschulung oder ans Auswandern.
Ich weiss ja nicht wie es arbeitsmässig in Diner Gegend aussieht, aber KFZ-Mechatroniker sind zumindest in meiner Umgebung durchaus gefragte Leute, und daher sind etliche mir bekannten "klassische Kfz-Mechaniker" gerade dabei sich in dieser Richtung weiterzuqualifizieren.
Aus dem gleichen Grund sind Umschulungsmaßnahmen für gelernte KFZ-Mechatroniker wohl eher die absolute Ausnahme.
(Mal abgesehen davon das die AA ohnehin etwas befremdlich auf einen Antrag auf Umschulung reagieren wird, wenn die letze Ausbildung gerade erst beendet wurde. Die versuchen nämlich zuerst diejenigen umzuschulen die in ihrem erlernten Beruf keine Chance auf dem Arbeitsmarkt haben und schon länger arbeitslos waren)
Den Gedanken an eine eigene Firma solltest Du zumindest solange verschieben bis Du ein bisschen tiefer in das Berufsleben eingestiegen bist. Um ein Geschäft erfolgreich zu führen ist etwas mehr erforderlich als gute Fachkenntnisse.
(Buchhaltung, Kalkulation, Steuerrecht und alles was sonst noch zur Führung eines Betriebes gehört sind nervtötende, unangenehme und dazu noch unbezahlte Tätigkeiten, an denen schon viele Selbstständige verzweifelt sind)
Also wenn Du über ausbaufähige Sprachkenntnisse verfügst und Dir darüber klar bist das es ein gewaltiger Unterschied ist ob man ein Land aus der relaxten Besucherperspektive oder aus dem (auch jenseits der Grenze oft grauem) Alltagsleben her betrachtet, dann spricht im Grunde nichts dagegen das Du Dein Glück im kleinen Königreich versuchst.
So einfach wie es sich manche Leute vorstellen ist nämlich nicht.
Schon ein Umzug innerhalb Deutschlands kann schon einen kleinen "Kulturschock" mit sich bringen, aber ein fremdes Land ist nun einmal ein "anderes Land", und wo man in Deutschland wenigstens noch eine einheitliche Sprache und Bürokratie hat, da benötigt man im Ausland meist einen erfahrenen "Tutor" der einem durch den Weg durch den Alltagsdschungel zeigt.
Die Entscheidung pro oder contra Auswanderung kann Dir ohnehin niemand abnehmen.
Ich kann Dir nur sagen wie ICH es an Deiner Stelle machen würde.
Also zunächst würde ich mich intensiv um einen Job im erlernten Beruf bemühen, zunächst im näheren Umkreis, und wenn das nicht klappt dann eben notfalls in einem anderen Bundesland.
In Deinem Alter und ohne Anhang ist es ja noch relativ einfach sich etwas Neues aufzubauen.
Wenn es wider Erwarten nicht mit einem neuen Job klappt, dann würde ich zumindest versuchen einen Arbeitsplatz in einem artverwandten Beruf zu bekommen.
Als KFZ-Mechatroniker könntest Du es u.U. vielleicht im CNC-Bereich versuchen. Dort sind Mechatroniker derzeit gefragt wie nie und wenn Du dort einen Arbeitsplatz in Aussicht hast, kannst Du (aufgrund Fürspache der Firma) durchaus mit Förderung seitens der AA rechnen.
Eine andere Möglichkeit ist es sein Glück bei einer seriösen Zeitarbeitsfirma zu versuchen.
Der Bezahlung dort ist zwar oft recht dürftig, aber eine bessere Chance sich bei möglichst vielen Firmen als potenzieller Mitarbeiter zu profilieren gibt es sonst nirgendwo.
Auf jeden Fall ist es wichtig zunächst möglichst viel Berufspraxis zu erwerben.
Der "ideale Mitarbeiter" in Deutschland ist ja bekanntlich 25 Jahre alt, verfügt über mindestens 20 Jahre Berufserfahrung und arbeitet für 7 Euro die Stunde, aber in Dänemark sind die Chefs da etwas realistischer und stellen am liebsten Leute mit Berufserfahrung und möglichst mit Familie ein.
Auf möglichst niedrige Lohnkosten schaut man dort nicht so sehr, eher auf potenzielle Zuverlässigkeit.
(Zumindest ist mir das so erklärt worden als ich vor derselben Entscheidung stand)
Nebenbei würde ich dann auch noch meine Sprachkenntnisse verbessern, möglichst oft ins Land meiner Träume reisen und dort so viele private Kontakte knüpfen wie möglich.
Etwas Startkapital anzusparen kann auf gar keinen Fall schaden.
Zum einen um sich dort eine Bleibe einzurichten als auch um einen Notgroschen zu haben.
So leicht wie man in DK einen Job ergattern kann, genauso leicht ist man ihn aber unter Umständen auch wieder los, da der Kündigungsschutz wesentlich lockerer gehandhabt wird.
Mit dauernder Arbeitslosigkeit wie in Deutschland muss man in DK ja nicht unbedingt rechnen, aber 2-3 Monatseinkommen sollten doch lieber auf der hohen Kante liegen.
Grob geschätzt würde ich 2 bis 3 Jahre für diese gründlichen Vorbereitungen ansetzen.
Möglicherweise hat sich die wirtschaftliche Lage in Deutschland bis dahin so stabilisiert, dass Du vielleicht doch lieber hier bleiben willst, oder es geht in die andere Richtung und die Entscheidung bezüglich Auswanderung oder nicht fällt Dir dann wesentlich leichter.
Wie gesagt, es bleibt einzig und allein Deine Entscheidung, aber über das Knie brechen würde ich etwas mit einer derartigen Tragweite auf keinen Fall.
Viel Glück.
Gruß
Reimund