Wenn Du (noch) glaubst, daß Hausfrauen "dumm zuhause rumsitzen", dann allerdings bist Du vermutlich noch im Jahre 1900, um hier mal jemand anderen in der Diskussion zu zitieren.
Was jemand aus seinem Beruf und sich selbst macht - sei es als Schweißer, Arzt, Müllmann, Lehrer, Kassiererin oder Hausfrau, liegt an einem selber.
Und wer das noch nicht erkannt hat, ist meines Erachtens der oder die Dumme.
Aber ich will nicht in eine emanzipatorische Selbstfindediskussion einsteigen.
Und Dtld. in den Himmel gelobt hat auch keiner.
Ihr vergeßt, daß wir alle irgendwann aus diesem Land ausgewandert sind, aus den unterschiedlichsten Gründen, zu unterschiedlichsten Zeiten, aber wir alle haben noch starke Bindungen an das Land, bekommen deutsche Nachrichten u.a. zu sehen und halten engen Kontakt.
Die meisten (nicht alle) leben quasi in 2 Welten (oder mehr).
Wer von all denen, die in Dtld. leben und hierher schielen, kann das umgekehrt genauso intensiv von sich behaupten?
Wohl eher nur ein kleiner Teil.
Uns daher zu unterstellen, wir könnten die Schwierigkeiten nicht sehen, mit denen Dtld. derzeit kämpft, ist ein wenig kurzsichtig (gelinde gesagt).
Viele unserer Freunde oder gar Verwandten stecken ja mittendrin - sei es Arbeitslosigkeit, Kürzung bei Renten oder Krankenversorgung oder Schulproblemen, um nur einige Dinge zu nennen.
Und das Gejammer und Gestöhne ist in Dtld. groß genug, um es nicht zu überhören (in DK eben nicht, da liegt eindeutig ein Menthalitätsunterschied vor!).
Wer auswandert, hat bei allen Nachteilen, die ihn persönlich treffen mögen, immer einen Vorteil:
Er lernt nicht nur sein Zielland, sondern auch sich und sein Herkunftsland besser kennen, anders kennen.
Und alle, die ich bislang kennengelernt habe - und das sind viele! - haben zugegeben, daß doch einiges anders war und manche bottere Pille auch zu schlucken - und daß die Beiträge hier nicht immer ganz verkehrt sind.
Daß dann jeder natürlich diese Dinge unterschiedlich bewertet, steht auf einem anderen Blatt - darauf wiesen wir ja oft genug in unseren Beiträgen hin, die keinen vergraulen wollen, die Dtld. nicht rosa färben wollen, die DK nicht schwarz malen wollen - sondern die einfach ein bißchen auspendeln möchten.
Die, die hier leben, fühlen immer wieder, daß sie daran erinnern müssen, daß es neben den vielbesungenen "angeblichen" Sozialleistungen in DK (oder Skandinavien), die man im Ausland fast ausschließlich sieht, auch Kehrseiten gibt, über die keiner spricht.
Schlagworte wie "3 Jahre Arbeitslosengeld", "Grundrente für alle", "Ganztagskinderbetreuung", "Krankenversicherung quasi "gratis" oder sozusagen mitlaufend, da über Steuer bezahlt" etc. beleuchten ja immer nur die eine Seite - nicht die Kehrseite der Medaille.
Das Arbeitslosengeld gibt es eben nur so lange, wie man auch Bereitschaft zur Arbeit zeigt. Da wird der Arbeitslsoe auf Kurse geschickt (und nein, nicht immer sieht man gleich ein, wie die der Weiterbildung oder besserenVermittlung dienen! Man ist manchmal durchaus geneigt, an Beschäftigungstherapie zu denken... selbst die Betroffenen geben das zu), und es wird auch erwartet, gerinmgere Arbeit oder lange Fahrstrecken in Kauf zu nehmen, dies natürlich bei hohen Autoabgaben und auch teurem Benzin etc.
Daß von der Grundrente kaum jemand existieren kann, wird auch verschwiegen - und es gibt keine Witwenrente mehr.
Undundund...
Da treffen wir dann allenfalls auf lapidare Äußerungen wie: Naja, aber hier sind wir arbeitslos."
Kehrt die Frage doch mal um:
Warum ist denn die Konjunktur so schlecht?
Ich bin weder Unternehmerkind noch reich noch rechts orientiert, rede also nicht für deren Interessen, aber ich sehe von hier aus, und ich sehe, daß die Skandinavier einen Einsatz dafür leisten, daß es ihnen "so gut" geht.
Der Einsatz heißt: Schon immer verzichten auf das, was in Dtld. wie selbstverständlich erwartet wird.
Der Einsatz heißt: Auch für´s Geld arbeiten gehen (über den Satz muß ich mich doch arg wundern!)
Der Einsatz heißt: Zupacken und nicht jammern (man lebe anno 1900 zum Beispiel) und vor allem nicht dauernd nach anderen schielen, denen es (nur angeblich soviel) besser geht.
Und diese Erkenntnis habe ich nicht nur, weil ich in DK wohne, sondern bemerke ich immer wieder an Menschen, die ausgewandert sind - egal wohin.
Als neulich unter diesen Menschen mal die Sozialsystem und Krankenversicherungen samt Leitung verglichen wurden, schnitt Dtld. nicht so schlecht ab wie man glauben müßte, wenn man nur hier lesen würde.
Natürlich geht es nicht gut in Dtld. - aber es geht eben anderswo auch nicht so gut, wie es sich Deutsche manchmal erträumen.
Veränderungen zum Besseren wollen alle - aber etwas tun nur die wenigsten... denn da geht es nun mal an`s Eingemachte.
Die Diskussion allerdings hatten wir ja auch schon anderswo.
Und hören will das schon mal gar keiner.
Stellt Euch nur mal vor, daß auch hier wieder gewaltig von Reformen gesprochen wird - und ja, Reformen heißt auch hier Streichungen einiger sozialer "Errungenschaften" (z.B. war und ist die vorgezogene Rente arg in der Diskussion, Krankenhausstellen (Arztstellen) werden gestrichen, die dauer des Arbeitslosengeldes soll gekürzt werden undundund).
Da wird aber nicht von dem hohen deutschen Niveau aus "reformiert", sondern von dem, auf das Dtld. sich gerade einpendeln will --- (leben die Dänen dann 1800???)
Nochmal zum Thema zurück: Doppelverdienen:
Es stimmt, daß es in der früheren DDR wohl anders war - ich habe ja auch anfangs die Verhältnisse hier oft mit der DDR verglichen.
Bin ich nun rückständig oder fortschrittlich, wenn ich als "Emanze" der 70er Jahre die Gleichberechtigung auch in der DDR/DK für gescheitert ansehe, solange es keine wirkliche Wahlmöglichkeiten gibt?
Solange man in dem einen System gezwungen ist, als Hausfrau zuhause zu bleiben, obwohl man lieber arbeiten gehen möchte, und solange man im anderen arbeiten gehen muß, obwohl man lieber zuhause bliebe.
Selbst wenn man sich das eine wie das andere finanzielle leisten kann, kommt ja noch die gesellschaftliche Komponente hinzu - und da hapert es eben auch noch gewaltig - leider wohl überall, wie Pittis Beitrag deutlich macht.
So, und ich glaube, hier klinke ich mich dann aus, hier weihnachtet es so heftig, daß ich mich dem nun verstärkt widmen muß

Ich wünsche allen einen nicht zu stressigen Endspurt und ein frohes Fest!
Ursel, DK