Flucht oder Entwicklungshilfe

Fragen und Tipps: Bürokratie, dänisches Recht, usw.
Ralph
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Re: Flucht oder Entwicklungshilfe

Beitrag von Ralph »

Sagenhaft, wieviele rosarote Brillen in diesem thread wieder verteilt werden, vorzugsweise von Leuten, denen ganz offensichtlich der Durchblick für die tatsächlichen Verhältnisse in Deutschland verlorengegangen ist. Da fragt sich zB. Sollys im Eingangsposting:... oft, was ist eigentlich so schlecht in Deutschland?
Oder Reimunds naiver Lösungsansatz, daß alle Arbeitslosen doch bei ihm in der Region Arbeit und berufliche Anerkennung finden könnten.
Dazu kommen noch ein paar selbsternannte "Ostexperten" und schon haben wir die alte demagogische Mär von selbstverschuldeter Arbeitslosigkeit, mangelnder Flexibilität, Sozialschmarotzertum usw.
Das Ganze in Verbindung gebracht, mit hier nach Hilfe und Rat suchenden Leuten... :(
Mir ist in den Forums-Diskussionen d. letzten Wochen niemand aufgefallen,
der offensichtlich von Dänemark "Geschenke" erwartete.
Tatsächlich möchten die Leute doch nur arbeiten und, wie dina ganz richtig bemerkte, ihren Lebensunterhalt verdienen. Letztendlich ist eine, wie auch immer geartete, Aufenthaltsgenemigung in DK eng an die Vorraussetzung, sich selbst versorgen zu können, gebunden.
Mit welchen Dänischkenntnissen das die jeweilige Person bewerkstelligt, spielt doch gar keine Rolle und sollte auch niemandem sooo große Kopfschmerzen bereiten.
Wer nicht zurecht kommt geht doch sowieso zurück.


Gruß
Ralph,
nach Reimunds Lesart zu den "Loosern" zählend :roll:
reimund1012

Beitrag von reimund1012 »

Hej,

es ist immer wieder verblüffend das sich ausgerechnet immer diejenigen Auswanderer (und Auswanderungswilligen) angesprochen fühlen die Sollys (und auch ich) nun gerade NICHT gemeint haben. :roll:

Vilmy, Froscho und einge andere sind ja mittlerweile fest in DK etabliert und wissen am besten wie der Hase dort läuft.
Andere haben sich diesen Schritt sehr gründlich überlegt, und werden ihr neues Leben in DK gut vorbereitet beginnen und somit sicherlich erfolgreich meistern.

Aber um diese Auswanderer geht es ja auch gar nicht, sondern um die Träumer und ewig Unzufriedenen, die der Meinung sind in Dänemark ist ALLES besser und in Deutschland ist ALLES schlecht.
Wenn ich mir manche Postings durchlese, dann kann man wirklich nur noch den Kopf schütteln.
Da gibt es wohl etliche Leute die die Schuld für ihr eigenes Versagen einfach nur beim deutschen Staat und der Gesellschaft suchen.
Wobei einige noch nicht einmal in Lage sind diese Vorwürfe zu konkretisieren, sondern nur mit abgedroschenen Floskeln und Stammtischparolen argumentieren.
(Und das manchmal in einem so schlechtem Deutsch, das es wohl auf der Hand liegt WARUM diese Spezies in Deutschland keinen Fuss an die Erde bekommt)

Wie auch immer, bei einigen Auswanderungswilligen scheint sich wirklich um Auswanderungsflüchtlinge zu handeln, die allen Ernstes glauben das sie mit dem Verlassen des deutschen Staatsgebietes auch alle ihre Probleme einfach zurücklassen können.
Nach dem Motto:
"In Deutschland kann ich nichts werden, aber das liegt ja nicht an meiner eigenen Unvollkommenheit sondern am System, also wandere ich einfach mal aus ins kleine Königreich.
Ich spreche zwar die Sprache nicht und mein Beruf ist auch nicht unbedingt das was dort gerade gesucht wird, aber die Dänen sind ja SOOOO nett, da werden sie mir schon helfen."

Das mag ein bisschen überspitzt sein, aber bei manchen Postings zum Thema Auswandern kommt dies genau so rüber ! :?

Und genau um diese Klientel geht es in diesem Thread.
Diejenigen die in DK leben sehen das wohl genauso.
Das Land sucht fähige, fleissige Leute die bereit sind durch harte Arbeit die dänische Wirtschaft zu unterstützen.
Am Import deutscher Problemfälle, die glauben jenseits des "Pølseräquators" wäre alles viel leichter und lockerer, ist man in DK wohl kaum interessiert.

Was das angeblich stärker ausgeprägte Gemeinschaftsgefühl der Dänen untereinander angeht, so habe ich nicht unbedingt den Eindruck das alle Dänen damit so richtig glücklich sind.
Einige wünschen sich sicher ein bisschen mehr Distanz zu Ihrer Umwelt, aber wer sich nicht ausgrenzen will, der muss halt überall mitmachen.
(Ich stamme aus einem norddeutschen Dorf, da kann das Leben in einer Gemeinschaft, wo jeder jeden kennt, auch schon mal recht anstrengend
sein)
Und wo wir schon mal dabei sind:
War es in der DDR wirklich so toll mit dem Zusammenhalt ?
Oder ist das nicht auch eine leicht verklärte Form von Ostalgie ?
Wer wusste denn schon ob sein netter Nachbar von Haus aus freundlich war, oder als IM nur an brisanten Informationen interessiert war ?

Wie ich schon mehrfach erwähnt habe, tut es mir leid um jeden tüchtigen Auswanderer der unser Land verlässt.
Einfach weil ich der Meinung bin, dass genau es genau diese Leute sind, die in Deutschland wirklich etwas bewirken könnten.
Auf die andere Sorte Auswanderer könnte ich da schon eher verzichten, aber die kommen erfahrungsgemäß irgendwann wie ein Bumerang ja doch wieder zurück.

Liebe Grüße

Reimund
dina
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Beitrag von dina »

Hallo Reimund, ich kenne einige der von dir zu Problemfällen degradierten Menschen,deren" Unvolkommenheit"nur in ihrem Alter,dem falschen Wohnort(viele können aufgrund familiärer Verbindungen und sonstiger Verpflichtungen nicht einfach nach Süddeutschland ziehen) oder sogar ihrer Überqualifizierung begründet ist. Für mich spielen aber nicht nur wirtschaftliche überlegungen eine Rolle,sondern auch der Faktor Lebensqualität,die ja für jeden etwas anderes bedeutet:!: Für mich ist z.B."friluftsliv"wichtig,wandern und radeln,auf den "primitive overnatningspladser"zelten und vielleicht sogar mal ein saisonplads på Tranum Klit Camping :),lesen und "afhygge".Für andere wieder wäre es ein Traum hier in Berlin zu leben,das kulturelle Angebot zu nutzen,schick essen zu gehen und zu shoppen. Statussymbole sind für mich unwichtig,und ich bin auch in der Lage meine Ansprüche weit herunterzudrehen,d.h.ich weiss,dass mir nirgends etwas in den Schoss fällt,viele bekommen leider nur nicht die Chance hier ihren Beitrag zu leisten :( god nat! Tina,die morgen ihren Beitrag leisten "darf",und morgen,und übermorgen... :roll:
Ralph
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Beitrag von Ralph »

@Reimund
Zitat: "es ist immer wieder verblüffend das sich ausgerechnet immer diejenigen Auswanderer (und Auswanderungswilligen) angesprochen fühlen die Sollys (und auch ich) nun gerade NICHT gemeint haben"

Ich finde, das ist kein Wunder, bei zum Teil recht pauschalisierenden Bemerkungen eurerseits.
Entscheidend ist nicht so sehr wie eine Sache gemeint ist, sondern vor allem, wie sie `rüberkommt`. Ganz klar, daß bei schriftlichen Äußerungen mal ein Mißverständnis aufkommt...

Dennoch gibt es bei euch den Grundtenor; gute, wertvolle Auswanderer kontra Auswanderer/ Arbeitsuchende 2. Klasse, zu hören. Und gerade die 2. Gruppe sollte sich am besten in Luft auflösen, da ihr sie weder in DK noch in Deutschland sehen möchtet.

Zu deiner Frage, nach dem Zusammenhalt in der DDR antworte ich dir gern in einem anderen thread,
verstehe nicht, warum die Diskussion hier permanent in Richtung Osten abschweift.
apropos Osten- diese Woche auf dr TV- avisen hab ich einen Beitrag gesehen, in dem eine Zahl von 20000 neuen Arbeitskräften, überwiegend aus Osteuropa, auf dem dän. Arbeitsmarkt für 2006 genannt wurde.
Ganz offensichtlich gibt es doch einen Bedarf für Leute ohne großartige Sprachkenntnisse und Ausbildungen.
Übrigens, die Gewerkschaften sehen diese Entwicklung mit reichlich Skepsis, während die Industrie `jubelt`.
Und unabhängig davon, wie ich zu "Osteuropäern" stehe- Verständniss für ihre Lage habe ich durchaus.

Gruß
Ralph,
der jetzt aber auch nicht so verbissen rüberkommen möchte :wink:
Akina
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Beitrag von Akina »

@all

ich finde es toll, wie ihr euch mit den Problemen der Auswanderer nach DK beschäftigt.

Aber glaubt ihr ernsthaft, dass eure Beiträge jemanden davon abhalten werden, seinen "Traum in DK" zu erfüllen ?

Also möge doch jeder in DK sein Glück versuchen und schlechtenfalls auf die eigene Nase fallen !

Und nach 5 Jahren in Japan und 3 Jahren in Australien bin ich froh wieder in dem (Schei...)-D leben zu können. Seine Heimat lernt man erst in der Ferne zu schätzen, das wurde hier ja auch schon mehrfach angesprochen.
Gruß,

Akina

Es scheint mir, dass der Versuch der Natur, auf dieser Erde ein denkendes Wesen hervorzubringen, gescheitert ist. (M.Born)
Sollys
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Beitrag von Sollys »

Hallo,

ich wollte hier niemandem auf den Schlips treten. Aber....... :wink:
Ja, du hast recht, ich unterscheide die Auswanderer, das ist durchaus richtig rübergekommen. In die Meckerer und stets und überall unzufriedenen Forderer und in diejenigen, die sich entweder einen Traum erfüllen oder hier qualifizierte Arbeit leisten. Letztere sind hier wirklich willkommen.
Mag sich hart anhören, aber so ist es. Und ich kann auch reinen Gewissens sagen, ich werte und urteile.
Ja, auch das tue ich. Und irgendwie steht das doch jedem Menschen auch zu.

Darüber hinaus habe ich eingangs geschrieben, ´verkauft euch nicht unter Preis´......

Was ich damit meinte liegt doch wohl auf der Hand. Natürlich sucht ein Land wie Dänemark Arbeitskräfte und natürlich sind auch Leute ohne Sprachkenntnisse willkommen, aber die Arbeit die von diesen Leuten geleistet wird ist absolut unterbezahlt und teilweise wirklich entwürdigend.

Viele Arbeitnehmer aus den osteuropäischen Ländern leben zusammengepfercht in engen Wohnungen oder drittklassigen Sommerhäusern, teilweise vier erwachsene Männer in einem Zimmer mit zwei wackeligen Etagenbetten, für das sie mehrere tausend Kronen pro Monat bezahlen. Kein Einzelfall......

Das kann doch nicht im Sinne des Erfinders sein, oder?

Also, noch einmal meine nicht böse, aber ernst gemeinte Warnung: Überlegt es euch gut und immer und immer wieder, ehe ihr den Schritt geht einfach auszuwandern, weil ihr woanders das grosse Glück erwartet.

Ganz liebe Grüsse
Susanne :wink:
Dagmar P.
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Beitrag von Dagmar P. »

off topic-
Ich sehe gerade, ich bin noch nicht mal in der Lage, einen Beitrag gescheit abzusenden :oops:
Vielleicht sollte ich doch besser von Auswanderungsplänen Abstand nehmen :mrgreen:

Na, ja hat sich jetzt auch erledigt, nachdem Susanne so schön formuliert hat! :D

Liebe Grüße

Dagmar
Brandmand Florian
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Das tut weh!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

Beitrag von Brandmand Florian »

Hallöle, oder eiNfach Hej!
Jetzt bin ich auch animiert dazu, meinen Senf abzugeben!
Weisst Du eigentlich, wie gut es Dir im Vergleich in Danmark geht, um über die Deutschen sagen zu können, dass sie nur am Jammern sind?!
Ich behaupte jetzt ganz frech, Nein! Nej, nej og Nej!
Ich kann natürlich auch daneben liegen, das räume ich ein, aber meine Erfahrungen haben mich sowohl in DK, alsauch in D, sehr geprägt! und ich habe mir dabei mein Ansinnen, dass ich ab Feb. 2007 fest in Dk wohne von allen Seiten gründlich beleuchtet!
Sind wir ehrlich, in D erlebt meine Generation (bin JG 1979), den Niedergang vom Guten, was unsere Eltern aufgebaut haben, ins Schlechte, was die Politik im Land betreibt! Zwei Beispiele: in D wird wegen der kommenden Mehrwertsteuererhöhung gejammert- was im Steuersatz nach dänischen Verhältnissen immer noch Pippifax ist!
Aber ich versteh das! Weil hier wird man doppelt, dreifach, wenn nicht gar mehrfach geschröpft! Angefangen bei den Lohnabzügen über Streichungen von Leistungen/ Freibeträgen bis hin zu unmöglichen Zuzahlungen, ob im Gesundheitssektor, Altersvorsorge o.a! Deutschland ist absolut familienfeindlich! Wer nicht gerade einen sehr hohen Posten innehat, muss sich wahrhaft überlegen, ob er das "Verbrechen" begeht, mehr als ein Kind in die Welt zu setzen! Das ist kein Witz! Ja, die Deutschen jammern auf hohem Niveau! Aber die Kluft zwischen Arm und Reich wird immer Grösser, und die eine Wirtschaft tragende Mittelschicht immer kleiner! da ich nie zu den Grossen gehören werde, möchte ich wohin, wo ich meinen Lebensstandart halten kann! ich habe einen Arbeitsvertrag in DK unterzeichnet, wo ich das 2,8 fache Nettogehalt als in D erhalte! Soviel zur Ausbeutung des Volkes im guten alten Deutschland. Der treudoofe Deutsche Michel lässt das halt bis zu seinem Untergang oder einem riesen Fiasko (NS-Zeit) mit sich machen! Ich bin der Meinung, das D leider wieder auf so etwas zusteuert!
Das zweite Bsp.: welches der beiden Länder nennt sich rein Demokratie?
Und jetzt die Gegenfrage: welches Volk wurde z.B. zu EURO-Einführung gefragt?
Alles Gründe von vielen, die einen Deutschen wie mich, dazu bewegen können, sich mit seiner Art, seinem beruflichen Können u.a. in das Leben miteinzubringen!!!

Florian
reimund1012

Beitrag von reimund1012 »

Hej @ Dina,

so ganz kann ich Deiner Argumentation nicht folgen.

Wieso ist es denn offensichtlich einfacher nach DK auszuwanden als nach Süddeutschland zu ziehen ?
Das gewohnte Umfeld und den Freundeskreis muss man so oder so zurücklassen.

Übrigens bin ich dann auch ein "Problemfall".
Als 48-jähriger, überqualifizierter und damit eigentlich viel zu teurer Greis dürfte ich doch in Deutschland eigentlich gar keine Chancen mehr auf dem Arbeitsmarkt haben, oder ?
Habe es daher diesen Sommer mal einfach mal ausprobiert und probehalber 3 Bewerbungen losgeschickt.
1 x Absage, weil das Stellenprofil in der Anzeige ziemlich schwammig beschrieben war, und absolut nicht zu meiner Qualifikation passte.
1 x Vorstellungsgespräch, recht vielversprechend, aber die Stelle wurde dann doch firmenintern vergeben.
1 x aufgrund eines Tipps einfach bei einer Firma angerufen, und nach einem Vorstellungsgespräch hätte ich auf der Stelle dort anfangen können.
Übrigens für das gleiche Gehalt wie bei meinem derzeitigen Job !
(Sieht ganz so aus als gebe es auch in Deutschland Arbeitgeber bei denen Eigeninitiative gut ankommt)

Kein schlechtes Ergebnis in einem Land, in dem es ja offensichtlich wirtschaftlich nur noch bergab geht.

Was Deine Überlegungen zur besseren Lebensqualität angeht, so scheint mir Deine Argumentation doch recht "touristenlastig" geprägt zu sein.
Friluftsliv in Tranum Klit gehört für den Durchschnittsdänen nicht unbedingt zur Tagesordnung.
Die Mehrheit arbeitet nun einmal in den größeren Städten und hat nach der Arbeit auch noch so ein paar Kleinigkeiten wie Haushalt, Einkauf, Kinder, Behörden etc. zu erledigen.
Und da das Leben in DK nicht gerade billig ist, sind Samstagsarbeit oder kleine Nebenjobs für viele Dänen nicht unattraktiv.

Ergo bleibt da recht wenig Zeit um die Natur zu geniessen, auch wenn es bis zum Meer nicht so weit ist wie bei uns.
(Jedenfalls sehen das einige dänischen Privatvermieter so, die sich immer darüber beklagen das sie in eigenes Ferienhaus so selten nutzen können)

So betrachtet finde ich die Lebensqualität in Deutschland gar nicht so schlecht.
Aber das kann auch daran liegen das ich in einer Gegend wohne, die für unsere holländischen Nachbarn als Urlaubgebiet genauso attraktiv ist, wie die Nordseeküste für mich. :mrgreen:
(Und wenn ich mal Bock auf shoppen habe, bin ich in 20 Minuten in Dortmund)

LG

Reimund
( der vor 12 Jahren auch schon mal vor der Entscheidung stand nach DK zu ziehen, es aber nicht bereut hat hier geblieben zu sein)
Vilmy
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Beitrag von Vilmy »

Hej,

bislang habe ich mich nur zum Wahlrecht geäussert, aber jetzt kann ich den Mund nicht mehr halten.

Susanne, das versteh ich nicht, dass du meinst, du müsstest Asuwanderer wilkommen heissen. Ist doch nicht deine Sache.

Mich hat die Liebe nach DK verschlagen; meine ganz persönlichen Grüsse, nicht in D zu leben, gehen hier niemanden etwas an. Kurz gefasst: mir war schon viele Jahre vorher klar, dass meine Zukunft irgenwo anders lag als in D.

Langer Rede kurzer Sinn: mir war klar, dass ich irgendwo als Ausländer leben würde. Ob mein Nachbar Däne, Deutscher, Ost oder West, Engländer, Franzose, Japaner oder Libanese ist, hat mich im Grunde nie interessiert. Monokulturen langweilen mich eher :wink: ; daher maße ich mir überhaupt nicht an, hier im Forum oder anderswo zu werten, wer in DK leben soll und wer nicht. Wer Lust & Mut hat, soll doch hinziehen, wo er will. Wenn ich helfen kann, gut, wenn nicht, auch gut.

Gruss, vilmy
Sollys
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Beitrag von Sollys »

Hallo Florian,

Gegenfrage? Du fragst ob ich weiss wie gut es mir geht?

Dann erzähl doch mal etwas von den Sozialleistungen und Lebensqualitäten die hier geboten werden.

Ich kenne Deutschland, habe dort fast dreissig Jahre lang gelebt und pflege einen guten Kontakt zu Familie und Freunden.
Seit fast 15 Jahren wohne ich in Dänemark und erlebe hautnah wie es hier ist.
Damit habe ich die Weissheit natürlich nicht persönlich gepachtet, aber doch zumindest einen gewissen Durchblick erlangt, der mich in solchen Foren wie diesem überzeugt schreiben lässt. Ich denke schon, dass ich weiss wovon ich rede.

Hallo Vilmy,

das mit dem Wahlrecht habe ich in dieser Form nicht gewusst und ich finde es toll dass du es richtig gestellt hast. Ich wusste nicht, dass man in seinem alten Land noch wählen durfte. Hätte ich vielleicht damals nicht in Anspruch genommen, heute nach so vielen Jahren möchte ich es mir nicht anmassen.
Dennoch möchte ich behaupten, dass Wahlrecht ist im Gegensatz zu ´normalen Bürgern´ eingeschränkt.
Ich meine nicht, ich müsste Auswanderer willkommen heissen. Das ist tatsächlich nicht meine Sache. Aber ich möchte doch einige Leute vor diesem Schritt warnen. Und nicht jeden verschlägt die Liebe nach Dänemark.
Diejenigen die aus innerer Verzweiflung über ihr Herkunftsland getrieben diesen Schritt gehen, diejenigen möchte ich warnen nicht zu blauäugig an die Sache heranzugehen.

Liebe Grüsse
Susanne :wink:
DanMi

Beitrag von DanMi »

Hej
Hallo Sollys. Du lebst seit 15 Jahren nichtmehr in Deutschland. Ich lebe seit beinahe der gleichen Zeit hier. Vorher war ein anderes Land was nicht wieder kommt. Wieso glaubst du das sich in Deutschland nichts geändert hat was dem kleinen Mann der arbeiten und überleben will das Leben erschwert. Ich dachte auch nie das ich davon betroffen sein könnte und will das hier auch nicht ausführen. Das geht zu weit und passt nicht in das Forum. Aber ich möchte das du auch mal siehst das auch in D. nicht alles gold ist. Ich behaupte auch nicht das Dänemark das Eldorado ist. Ich glaube nur das man in Dänemark durch qualifizierte und harte Arbeit noch was erreichen kann. Hier sehe ich das im Geldbeutel immer weniger bleibt obwohl ich mehr arbeite. Weisst Du was mir z.B. Angst macht? Mein Kind will mal studieren. Wie soll ich Studiengebühren bezahlen mit einem Gehalt von 1000 Euro als Karosseriebauer? Soll ich meinem Kind sagen du kannst kein Architekt werden weil dein Vater ein einfacher Arbeiter ist?Das ist nur ein Beispiel.Ich arbeite doch um zu leben und nicht um beim Staat die Hand auf zu halten.
Hallo Reimund. Ich habe es vorher schonmal gesagt. Wieso soll ich, wenn ich gezwungen bin wegen der Arbeit, in einem Land umziehen und meinem Lebensmittelpunkt ändern, das mich nicht will. Jetzt mag wieder der Einwurf kommen" Frag nicht was dein Land" und so. Weisst du ,das mag nur mein Gefühl sein aber ich fühle mich manchmal in Deutschland nicht willkommen. Nicht jedem ist es gegeben jemanden unumschränkt zu lieben wenn die Liebe nicht erwiedert wird. Bin ich daran Schuld das dies Gefühl bei mir nicht aufkommt? Ich gebe auch Dir ein Beispiel. Meine Mutter wurde im Krieg vertrieben aus Schlesien und hat hier Deutschland mit aufgebaut als Lehrerin. Sie hat in einer Sonderschule gearbeitet und das ist wirklich nicht leicht. Weisst du was sie nach der Wende nachweisen sollte? Das sie überhaupt Deutsche ist! Sie könnte ja Polin sein oder sonstetwas. Was soll das? Soll ich dieses Land ohne Fragen lieben? Da mag mir doch eine gewisse Skepsis erlaubt sein. Da drängt sich doch regelrecht der Gedanke auf es in einem Land zu versuchen ,wo ich vielleicht auch nicht gern gesehen bin doch meine Arbeitskraft mehr geschätzt wird.
Wie gesagt ich arbeite mit meiner Lehre seit 22 Jahren und seit 17 Jahren im gleichen Handwerksbetrieb. Was ich tun würde wenn ich arbeitslos werden sollte weiss ich aber auch. Ich würde Dänemark in die engere Wahl nehmen.
Was ich Sollys gesagt habe sage ich auch dir. Bitte hört auf Deutschland anzupreisen als wäre es das Goldland.Das ist es genausowenig wie Dänemark.
Ein schönes Wochenende. Michael
Sollys
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Beitrag von Sollys »

Guten Morgen Michael,

ich glaube du hast mich falsch verstanden. Ich habe Deutschland nicht als das goldene gelobte Land dargestellt. Ich habe lediglich darauf hingewiesen, dass Dänemark es auch nicht ist.
Natürlich hat sich in Deutschland viel verändert aber auch in Dänemark fliegen einem die gebratenen Tauben nicht in den Mund.
Auch hier in Dänemark wird gekürzt und gekürzt wo sie nur können.
Die Studenten müssen hier wie dort nebenbei arbeiten um ihr Studium zu finanzieren.
So war es für mich damals in Deutschland und so ist es für die jungen Leute hier.
Ich kenne in Deutschland viele Studenten, Kinder meiner Freunde, die studieren und nebenbei in Callcentern, in Krankenhäusern, in Kiosken etc. arbeiten.
So ist es auch hier.
Es tut mir leid, dass du in Deutschland nicht glücklich bist, aus deinen Worten höre ich eine gewisse Bitterkeit und Verzweiflung heraus, aber wenn ich mich hier mit vielen Deutschen unterhalte die nach Dänemark gegangen sind, so ist das nicht anders. Auch hier muss man jede Krone drei mal umdrehen, wenn man nicht zu denjenigen zählt, die Haus und Hof geerbt haben.

Wünsche allen einen schönen Tag
Susanne :wink:
Vilmy
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Wohnort: Sønderjylland, DK

Beitrag von Vilmy »

Guten Morgen, Susanne,

aha, Unklarheiten beseitigt. Sicher, das Wahlrecht in DK ist eingeschränkt, aber das ist ja auch die eigene Wahl, wenn man wählt, die Staatsbürgerschaft nicht zu beantragen. Einen kleine Seitenbemerkung: Auslandsdänen sind schlechter gestellt als Auslandsdeutsche, denn Auslandsdänen dürfen nicht an der Wahl zum Folketing teilnehmen.

Nun verstehe ich deine Bemerkungen zum Auswandern besser. Blauäugigkeit und Negativität sind zwei sehr schlechte Faktoren, da stimme ich mit dir überein.

Ich habe mich bislang nicht an der Diskussion beteiligt, da ich mich nicht als Teil der Zielgruppe dieser Diskussion sehe. Hätte ich mich in einen Mann aus einem anderen Land verliebt, wäre ich da hin gezogen. Wäre ich allein gegangen (war ursprünglich mein Plan), dann wäre ich jetzt nicht in Dänemark, denn ich hatte schon eine Stelle in einem Drittland. So, wie es lief, bekam ich noch bevor ich Deutschland verliess Arbeit in Dänemark (Varde :wink: ).

Feier schön morgen Abend!

Gruss, vilmy
Ursel
Mitglied
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Beitrag von Ursel »

Hej allesammen!

Ich bin immer wieder erstaunt darüber, wie uns Auslandsdeutschen die Kompetenz, Dtld. doch mindestens ein wenig zu kennen, absolut und uneingeschränkt abgesprochen wird.

Da denke ich an dieselben, die Reimund bechrieben hat und an die Sollys sich wendet. (Und deshalb können sich die anderen nun bequem und gelassen zurücklehnen :wink: )

Sie kommen als Touristen hierher, verstehen die Landessprache bis auf ein paar rudimentäre Ausdrücke nicht, haben keinen Einblick in die jahresüblichen Bräuche, in das Alltagsleben der Dänen, in Schul-, Sozial-, Gesundheitssystem etc. --- aber sie WISSEN: Das ist das goldene Land, dort möchte ich leben, da ist es schöner als in Dtld.
(Tourist, was heißt das?
Touristen leben fernab von dänischem Alltag meist in Ferienhaussiedlungen, treffen auf urlaubmachende andere Touristen, ja, auch Dänen, die dann eben Zeit und Lust haben, ein bißchen der großen weiten Welt, die sie nun mal in den 3 Wochen nicht wie andere dänische Urlauber via Flugzeug erorbern, durch diese ausländischen Touristen kennenzulernen,
oder sie treffen auf Geschäftsleute, die vom Tourismus leben, sprich davon, daß der - ausländische - Urlauber möglichst viel Geld für alles Mögliche ausgibt, das Land liebt und deshalb gern wiederkommt - und dafür muß der einheimische Geschäftsmann diesen Touristen zuvorkommend behandeln.)

So, und diese Leute schreiben dann hier, daß wir, die wir schon etwas länger hier leben, ja nichts mehr von Dtld. kennen.

Ich komme MINDESTENS so oft nach Dtld. wie ein Deutscher als Tourist hierher.
ABER: ich bin dort kein Tourist im üblichen Sinne, denn ich gehe nicht Kerzenziehen, am Strand Sandburgen bauen oder besichtige Museen und Freizeitparks am laufenden Meter, sondern ich lebe mit meiner Familie bei Freunden, in Familie, reise rund und lasse mir von allen auch über das Jahr verteilt durch Briefe und Telefonate erzählen, wie es ihnen persönlich geht.
Ich kaufe ein - nein, keinen Touristennippes, sondern alles, was es hier nur sehr teuer oder gar nicht (oder erst Jahre später) zu kaufen gibt - von kleinen Geschenken für die vielen Klassengeburtstage meiner Kinder angefangen bis zu Umweltschutzbriefpapier, Lebensmittel und technische Fortschritte.
Ich sehe täglich hier in DK dt. Fernsehen und kann über das Internet dt. Zeitungen und Zeitschriften lesen. Ich beherrsche nämlich die Landessprache (Deutsch). Welcher Tourist kann dies umgekehrt genauso behaupten?

Ich denke doch, mit diesem Hintergrund bin ich besser in der Lage, Dtld. zu beurteilen als ein dt. Tourist geeignet ist, mir zu erzählen, wie herrlich es hier in DK ist.
Wohlgemerkt: Das klingt evtl. überheblich, so meine ich es nicht - ich bin es nur leid, daß Menschen, die hier 3 Wochen Ferien machen, uns erzählen, wie es hier ist und gleichzeitig Kompetenzen in Bezug auf Dtld. absprechen, die uns durchaus noch erhalten sind und die wir auch um der Erziehung unserer Kinder willen oft fördern.
Wenn schon, dann ent- oder weder, gleiches Recht für alle - obwohl die Voraussetzungen in den meisten Fällen doch eher sehr verschieden sind.

Und merke: Niemand von uns hier hat gesagt, DK sei grauenvoll.
Niemand von uns hat gesagt, Dtld. sei wunderschön.
Beides wäre ja nur die platte Umkehrung dessen, was wir genau NICHT wollen.

Wenn ich aber sehe, mit welchen eigenartigen Argumenten die Glaubhaftigkeit unserer Darstellungen angezweifelt wird --- von "behandelt die Leute doch nur richtig, dann tun sie das auch mit euch!" über "bei uns ist das alles ganz anders, das haben wir ja nie erlebt" bis hin zu "ihr kennt Dtld. ja nicht mehr" oder "dt. Patriotismus steht euch gar nicht mehr zu, wenn ihr dort nicht mehr lebt" - dann kann ich das eigentlich gar nicht mehr ernstnehmen. Argumente sind DAS doch wohl eher nicht!
DAS nenne ich Überheblichkeit.

Vilmy - ich bin vor vielen Jahren genauso wie Du hierhergekommen, nachdem mein dänischer Mann auch eine ganze Zeit in Dtld. gelebt hat und durchaus imstande ist, auch dt. Menthalität besser als mancher Däne einzuschätzen.
Für mich ist es auch so: Wäre er Pole gewesen, wäre ich jetzt vielleicht in Polen, wäre er Niederländer, hätte ich irgendwann in Nl gelebt usw.
Vielleicht aber befähigt uns dies gerade, ein gutes Verhältnis zu dem Land aufzubauen, in dem wir leben - weil wir es pragmatisch angenommen und nicht wegen irgendwelcher fabulösen Gerüchte ausgewählt haben.
Ich würde vermutlich auch in Dtld. an den Mißständen arbeiten, in dem ich sie aufzeigte und mich engagierte, um etwas zu ändern.
Das gehört für mich zu einer guten Staatsbürgerin dazu - ob ich nun die Staatsbürgerschaft habe oder nicht.
ich lebe hier, also muß ich mich einbringen - nicht nur passiv genießen/leiden.

Über eins habe ich jedoch geschmunzelt: Es wäre für Dich auf jeden Fall Ausland geworden, weil Du Monukultur nicht so magst.
Da bist Du ausgerechnet in DK ja nicht so glücklich gelandet --- New York oder London wären wohl eher keine Monokulturen :wink:

Und nun an alle friedfertige Grüße - Ursel im wettermäßig äußerst trüben DK
Zuletzt geändert von Ursel am 30.12.2006, 16:26, insgesamt 1-mal geändert.
""Den virkelige opdagelsesrejse går ikke ud på at finde nye lande,
men at se med nye øjne."

---------------------------------------------------------Marcel Proust
...
Antworten